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Ritter Wigbert im Orient – Teil 01

VORBEMERKUNG:

Die Geschichte IM ORIENT habe ich im Rahmen eines Wettbewerbes zum Thema „Mittelalter“ geschrieben. Dabei bin ich bewusst das Risiko eingegangen, von diversen Experten wegen abenteuerlicher Missachtung geographischer, religiöser, kultureller, fremdsprachlicher oder historischer Fakten virtuell hingerichtet zu werden. Nur unterhalten wollte ich, nicht mehr und nicht weniger.

Natürlich kann man sich vorstellen, dass die Geschichte weitergeht und vielleicht wird sogar einmal eine Familiensaga draus …

Und nun: Viel Spaß!

Helios53

Ritter Wigbert im Orient

©Helios53 VII/2010

Brütende Hitze lag über dem staubigen Tal.

Graugelbe Felsen und dazwischen vereinzelte, stachelige, verkrüppelte Bäume. Langsam schleppten die Pferde ihre schweren, weil schwer bewaffneten Reiter dahin, die in den Sätteln dösten und von der gottgefälligen Erfüllung ihrer Mission träumten. Ein Kreuzzug war wieder einmal unterwegs, um die Ungläubigen von den Heiligen Stätten in Jerusalem zu verjagen. Die Hauptmacht war schon weit voraus, aber die Mannen Wigbert von Rammsburgs hatten nicht widerstehen können, einige Abstecher zu unternehmen, um Ansiedelungen links und rechts des Weges zu plündern.

Wigbert selbst hatte dafür zwar wenig Verständnis, aber er war kein reicher Burgherr und seine bunt zusammengewürfelte Truppe hatte ihm unmissverständlich klar gemacht, dass er alleine gegen die Ungläubigen kämpfen konnte, wenn er weder angemessenen Sold zahlen, noch Schändung und Plünderung gewähren wollte. Daher drängte es ihn, das große Heer einzuholen, sich einem Fürsten anzuschließen, der die ritterlichen Tugenden hoch hielt und dafür sein verkommenes Häuflein von Strauchdieben und liederlichen Söldnern zum Teufel zu jagen.

Während Wigbert also düsteren Gedanken nachhing, erhob sich mit einem Male Kriegsgeschrei von beiden Seiten, Pfeile prasselten auf die überraschten Männer nieder und hinter großen Felsblöcken stürmten Schwerter schwingende Reiter und lanzenbewehrte Fußsoldaten hervor. Es entwickelte sich ein wüstes Getümmel, denn den Soldaten unter dem Banner des Kreuzes war keine Zeit geblieben, sich zu sammeln. Wigbert gab seinem Braunen die Sporen und ritt den erstbesten Feind über den Haufen, spaltete dessen Schädel im Vorbeistürmen und stürzte sich sofort auf den nächsten.

Dieser schwang ein Krummschwert, aber Wigbert konnte den Hieb mit seinem Schild abwehren und schon bohrte sich sein langes Schwert in Feindesbrust.

Da wandten sich die Feinde zur Flucht und schon wollte ihnen Wigbert nachsetzen, da brach sein treues Pferd unter ihm zusammen. Ein Fußsoldat hatte es mit seiner Lanze aufgespießt. Wütend sprang Wigbert zu Boden und rannte Zähne fletschend hinter den Flüchtigen her. Links und rechts sanken von seinem Schwert tödlich getroffene Kämpfer zu Boden.

„Mir nach!“, brüllte er, „schickt diese ungläubigen Hunde zur Hölle! Auf sie, mit Gebrüll!“ Entsetzt wichen die Feinde vor dem rasenden Ritter und so brach er ungehindert durch niedriges Strauchwerk, wo er sich unversehens vor einem reich geschmückten Zelt wiederfand, das von mehreren martialischen Kriegern und einer kleinwüchsigen Gestalt in einer kostbaren Rüstung bewacht wurde.

Wie ein Berserker stürzte sich Wigbert auf den ersten Mann und spaltete ihm mit einem wuchtigen Hieb den Schild, rammte ihm das Schwert in die Brust und nahm sich den nächsten vor.

Getroffen sank auch der zu Boden und so stand er auf einmal vor dem Kleinen, der mit schrillem Schrei seinen Säbel schwang und auf Wigbert eindrang. Der konnte die schnellen Hiebe vorerst nur abwehren, ehe er endlich zu einer Angriffsmöglichkeit kam. Sein heftiger Schlag, zerschmetterte nicht nur des Gegners Schild, sondern traf auch noch dessen Kopf, sodass der Helm in weitem Bogen davon flog. Soeben holte Wigbert zum tödlichen Schwertstreich aus, da erstarrte er.

Sein Gegner war kein Mann, sondern eine Frau, ein Mädchen, so wunderschön, wie er noch keines je gesehen hatte. Wie gebannt starrte Wigbert in das trotzig blickende Gesicht, rammte sein Schwert in den Boden und sank auf ein Knie, da …

Mühsam schlug Wigbert die Augen auf. Sein Schädel schmerzte höllisch und dröhnte wie eine Kesselpauke. Es war dunkel und kühl. Ächzend rappelte er sich auf und stellte fest, dass er bis auf sein Hemd völlig nackt war.

Schwindel übermannte ihn und so torkelte er ein paar Schritte, ehe er an eine felsige Wand stieß. Wo war er? Und wie kam er hierher?

Langsam setzte die Erinnerung ein. Der Kreuzzug, die Plünderungen, der Überfall, der Kampf. Die Frau! Und dann? Aus seinen Kopfschmerzen schloss er, dass er niedergeschlagen worden war, vermutlich mit einer Keule oder einem Morgenstern. Dass er überhaupt noch lebte, verdankte er wahrscheinlich dem wohlgeschmiedeten Helm, den er von seinem Vater geerbt hatte.

Wo war der Helm? Wigbert kroch auf dem Boden herum, fand weder Helm, noch Waffen, noch seine Sachen, dafür nur harte Wände und eine steinerne Treppe, die an einer festen Holztür endete. Er war gefangen!

Nach und nach begann sein Verstand wieder zu arbeiten und er fragte sich, warum sie ihn gefangen genommen und nicht gleich getötet hatten. Und natürlich, in wessen Gewalt er sich wohl befand. Versuchte man etwa, Lösegeld für ihn zu fordern? Ha! Wer würde schon etwas zahlen für einen armen Ritter? Entmutigt sank er zu Boden ergab sich vorläufig in sein Schicksal.

Zwei Tage kümmerte sich niemand um den Gefangenen, weder Speise noch Trank erhielt er, Hunger und Durst quälten, die Dunkelheit zermürbte ihn. Endlich rasselte es an der Tür und zwei bärtige Riesen in wallenden weißen Gewändern, gefolgt von Fackelträgern und weiteren Bewaffneten erschienen in Wigberts Verlies. Der blinzelte ein wenig verstört in die flackernden Flammen. Schon packten ihn die Schergen links und rechts, erstickten seinen schwachen Widerstand im Ansatz und schleiften ihn die Treppe hinauf, durch die Türe und verwinkelte Gänge.

Eine Türe öffnete sich wie von Geisterhand zu einem sonnenhellen Saal, der vollständig mit kostbaren Teppichen ausgelegt war. Dort warfen ihn seine Wärter mit dem Gesicht voraus auf den Boden.

Nach einigen Augenblicken atemloser Stille donnerte eine Stimme gebieterisch. Wigbert verstand kein Wort, doch dann hörte er von hinten: „Der Emir von Marallah gebietet dir, ungläubiger Hund, aufzustehen!“ Zugleich zerrten ihn die beiden Riesen auf die Beine. „Ich bin Bertram aus Wien.

Der Emir hat mich vor acht Jahren von einem Sklavenhändler gekauft. Ich war Begleiter eines reichen Kaufmannes, der vor Rhodos von Piraten überfallen, getötet und ausgeraubt wurde. Weil ich ein wenig von der Heilkunde verstehe, sagte ich, ich wäre Arzt und da bei dem Überfall auch etliche Piraten verletzt worden waren, ließen sie mich leben. Allerdings als Sklaven. Als wertvollen Sklaven, denn in diesen kriegerischen Zeiten sind Heilkundige sehr gefragt. So kam ich hierher und nun werde ich für euch übersetzen.

Erstaunt sah sich Wigbert um. Etwa zehn Schritte vor ihm lag auf einem mit Polstern und seidenen Decken ausgestatteten Podest ein großer, dicker Mann mit wallendem, schwarzen Bart, der ihn grimmig musterte. Auf dem Kopf hatte er dafür gar keine Haare mehr. Ehe Wigbert noch eine Frage stellen konnte, fing der Emir wieder an, mit lauter Stimme zu sprechen und Bertram übersetzte: „Ungläubiger! Du bist in unser Land gekommen, um zu plündern, zu rauben und zu morden.

Du hast dein Leben verwirkt. Aber du hast meine Lieblingsfrau verschont und daher schenke ich dir dein armseliges Leben. Dennoch kommst du nicht ungestraft davon. Bis ans Ende deiner Tage gehörst du mir. Der Hakim wird dir deine Männlichkeit nehmen. Sobald du dich davon erholt hast, wirst du die niedrigsten Dienste als Eunuch tun – als Sklave meiner Frauen. Du wirst den Harem nie wieder verlassen. Tag für Tag werden die herrlichsten Frauen um dich, aber du wirst kein Mann mehr sein.

Das soll deine Strafe werden. Schafft ihn weg!“

Wieder packten die kräftigen Männer zu, führte Wigbert unverzüglich hinaus und erneut durch endlose Gänge, ehe sie ihn in einem Raum, ganz im entlegensten Winkel eines Palastes oder einer Burg rücklings auf einen Tisch legten und mit weit gespreizten Beinen festbanden. Zum Abschied warfen sie ihm noch grimmige Blicke zu, dann blieb er allein, allein mit der Angst und der Ungewissheit. Verwundet war er schon oft, mit solchen Schmerzen kannte er sich aus, aber kastriert worden war er natürlich noch nie, da fehlte ihm die Erfahrung.

Auf diese hätte er selbstverständlich gerne verzichtet, doch das Schicksal schien es nicht gut mit ihm zu meinen.

Nach endlosen Minuten erschien endlich Bertram, der Hakim. „Nun, mein Freund, hört mir gut zu. Wir haben nur wenig Zeit. Ihr wollt hier raus, ich will hier raus. Allein schaffe ich es nicht, denn ich bin kein Mann des Kampfes und ohne Geld und Waffen kommt man von hier nicht zurück in die Heimat.

Ich gehe ein hohes Risiko ein — und ihr auch — aber ich bin bereit, euch den Schwanz nicht abzuschneiden, den Emir zu täuschen und euch zu helfen, von hier zu fliehen, wenn ihr versprecht, mich mitzunehmen, mich und Saafira. Sagt ja, oder …“

Wigbert atmete auf. Es gab doch noch Hoffnung. „Ja, natürlich!“, rief er erfreut. „Ich tue alles, um hier heil heraus zu kommen, doch wer ist Saafira?“

„Ich erkläre euch alles später.

Wir werden genug Zeit haben, während ihr euch hier in Fieberphantasien wälzt und eure furchtbare Verletzung auskuriert. Zumindest wird es so aussehen, keine Angst, ihr werdet nicht viel zu leiden haben“, fügte er rasch hinzu, als Wigbert unruhig an seinen Fesseln zerrte, „aber es muss schon so aussehen, als hätte ich euch Schwanz und Eier abgeschnitten. „

Mit diesen Worten schlug Bertram Wigberts Hemd zurück. „Die liebe Güte! Was wäre das für eine Verschwendung“, rief er, als er der prachtvollen Organe ansichtig wurde.

„Und jetzt schreit so laut ihr könnt, schreiet vor Schmerz und Entsetzen und heulet, winselt, kreischet, was das Zeug hält, denn jetzt schneide ich euch euren Riesenschwanz ab. “ Mit diesen Worten schnitt Bertram einmal links und einmal rechts in Wigberts Oberschenkel, dass das Blut spritzte. Der Hakim warf Verbandsstoff auf die Wunden, tränkte sie mit Blut, warf sie in die Ecke und fuhr damit fort, bis die Blutung zum Stillstand kam.

Wigbert hatte beim ersten Schnitt überrascht scharf die Luft eingesogen, sich dann aber besonnen und wie ein Wahnsinniger gebrüllt und gekreischt, geflennt wie ein Säugling und gewinselt wie ein Welpe.

„Sehr gut, mein Freund, das macht ihr ganz wunderbar“, lobte Bertram und legte einen dicken Verband an, der die wirklichen Wunden zwar nur knapp bedeckte, aber so aussah, als umhülle er eine furchtbare Wunde am Unterleib. „Ich gebe euch jetzt ein Betäubungsmittel, dann schlaft ihr bis morgen und hernach erzähle ich euch beim Verbandswechsel, was ihr wissen müsst und wissen wollt. „

Damit reichte er ihm einen Trinkschlauch. Endlich konnte er seinen Durst ein wenig stillen, doch es war nur wenig Flüssigkeit und sehr bald fiel er auch in einen tiefen Schlaf.

Als er wieder erwachte, fühlte er sich zwar ausgeruht, aber unendlich hungrig, durstig und alle Knochen taten ihm weh, denn er war immer noch auf dem Tisch festgebunden. Bertram saß neben ihm und lächelte zuversichtlich. „Ich habe inzwischen den Verband gewechselt, denn ich musste noch einmal schneiden. Ich brauchte mehr Blut, denn einerseits hört so eine Wunde, wie ihr sie haben müsstet, nicht so schnell auf zu bluten, andererseits musste ich dem Emir euer blutiges Gemächt auf einem Silberteller vorlegen.

Ich weiß schon, was ihr fragen wollt, hört einfach zu, ich erzähle euch alles, was wichtig ist. Beim Kampf vor vier Tagen habt ihr einen Mann so schwer verletzt, dass er vorgestern starb. Da hatte der Emir aber bereits entschieden, wie er euch zu bestrafen gedachte. Also habe ich den Toten entmannt, diese Teile in einem Krug aufbewahrt und in Quellwasser gekühlt. Gestern Abend habe ich dem Emir diese, bespritzt mit eurem Blut vorgelegt und bei meinem Augenlicht geschworen, dass das euer Blut sei.

Der Tote war da schon verscharrt. „

Wigbert war schwer beeindruckt von Bertrams Schläue und dankte ihm von Herzen. „Aber wie geht es nun weiter? Und sagt mir, was es mit Saafira auf sich hat!“

„Noch nicht! Erst einmal sei euch gesagt, dass gleich zwei kräftige Sklaven kommen werden, die euch von diesem Tisch weg tragen und nebenan in ein Bett legen werden. Das muss wieder sehr schmerzhaft wirken, also stöhnt und jammert ordentlich.

Sie sollen euch ruhig für einen Schwächling halten, umso weniger werden sie euch beachten. Das gibt uns bessere Möglichkeiten zur Flucht. Ich habe schon vorgebaut und dem Emir erklärt, dass ich in der weiteren Umgebung nach Heilkräutern forschen möchte. Hoffentlich gelingt es mir, dabei geheime Depots anzulegen für die Ausrüstung, die wir brauchen werden. “ Wigbert nickte ehrfürchtig. Mit diesem umsichtigen und gerissenen Bertram schien die Freiheit nicht mehr fern.

Da kamen auch schon die Sklaven.

Wigbert wurde losgebunden und achtlos im Nebenraum auf eine Art Diwan geworfen. Einer stieß eine Flut gutturaler Laute aus und Bertram nickte. „Er sagt, dass diese Türe immer versperrt sein muss und ich für euch verantwortlich bin. Er kommt aber gleich wieder, wird euch eine eiserne Fußfessel anlegen und diese mit einer Kette verbinden, die dort an der Wand in einem Ring enden soll. Keine Bange, es ist nur für ein paar Tage“, übersetzte und erläuterte Bertram.

Als das geschehen war, versperrte er die Türe von innen. „So, nun sind wir unter uns. Aber sprich leise, hier sind überall Lauscher. Was mit Saafira ist, wolltest du wissen? Nun, Saafira ist die Frau, die ich liebe. Leider liebt sie der Emir auch, sogar ganz besonders. Es ist die kämpferische Dame, die ihr verschontet, seine derzeitige Lieblingsfrau. Vor knapp einem Jahr hat er die junge Berberin einem ägyptischen Sklavenhändler abgekauft, weil er ihr unverschleiertes Gesicht erblickt hatte und sofort unsterblich verliebt war.

Ihr Gewicht in Silber musste er berappen, aber dazu ist er reich genug. Berberfrauen tragen keine Schleier und bei manchen Stämmen lernen die Mädchen nicht nur kochen, weben oder Stoffe zu färben, sondern auch das Kriegshandwerk. Saafira stammt aus so einer Gruppe. Eigentlich hätte sie da draußen nichts zu suchen gehabt, aber in ihren Adern fließt statt Blut feurige Lava und sie hat dem Emir in den letzten Nächten so zugesetzt, dass er ihr erlaubte, auf diesem Streifzug mitzureiten.

Den Rest wisst ihr ja. „

„So ganz weiß ich es nicht, aber ich kann es mir denken. Als ich dieses wunderschöne Mädchen sah, vergaß ich meine Umgebung und da hat mir wohl einer ihrer Wächter mit einer Keule den Schädel eingeschlagen. „

„Suliman mit einem Morgenstern war es, aber eingeschlagen ist doch wohl kaum richtig, soweit ich sehen kann, ist euer Schädel noch ganz und ihr seid schon auf dem Weg der Besserung.

“ Bertram winkte beruhigend mit der Hand. „Ich weiß schon, was ihr fragen wollt. Vor etlichen Monaten erkrankte Saafira ernsthaft und musste aus dem Harem zu mir gebracht werden. Natürlich war immer eine Aufpasserin dabei, meist in der Gestalt der alten Mutter des Emirs. Glücklicherweise schläft sie immer bald ein und als es Saafira etwas besser ging, konnten wir uns ausgiebig unterhalten. Dabei haben wir uns ineinander verliebt und wollen gemeinsam unser Leben aufs Spiel setzen für eine Flucht und die Freiheit.

Natürlich muss sie einstweilen dem Emir noch zu Willen sein, jeden zweiten Sonntag, denn der Emir hat seine festen Gewohnheiten und zwölf Haremsdamen, die in immer der gleichen Reihenfolge mit ihm sein Lager zu teilen die Ehre haben. Am Freitag hingegen übt er sich in Enthaltsamkeit.

Übrigens scheinen die Bemühungen des Emirs nicht zu fruchten, denn bisher hat ihm noch keine ein Kind geschenkt. Selbstverständlich liegt es nicht an ihm, sondern sind die Frauen daran schuld.

Auch um diese Unfruchtbarkeiten zu beheben, muss ich seltene Kräuter sammeln. “ Bertram grinste durchtrieben.

Zehn Tage später wurde Wigbert in seine neuen Aufgaben als Eunuch eingewiesen. Er bekam im Harem einen Verschlag zugeteilt und die notwendige Kleidung, weite Hosen, bunte Oberkleider und weiche Pantoffeln. Sein Kopf wurde kahl geschoren, auch sein rotblonder Bart musste daran glauben. Seine Aufgabe bestand schlicht und einfach darin, den zwölf Haremsdamen, die der Emir aus den entlegensten Gebieten gekauft hatte, alle Wünsche zu erfüllen, nach Möglichkeit bereits, bevor sie sie äußerten.

Als erstes wurde er zu einer blonden Walküre gebracht, welche ihn abschätzig musterte und dann verkündete: „Mein Name ist Swanhild und ich komme aus Brabant. Weil ich deine Sprache spreche, werde ich dir vorübergehend alles übersetzen, aber gib gut Acht, denn du musst auf jeden Fall die Sprache des Emirs, also Arabisch lernen und beherrschen. Hier werde ich Sanila genannt. Ich werde dir nun die Damen dieses Harems vorstellen. Du hast alle Befehle, die dir von einer von uns gegeben werden, unverzüglich zu befolgen.

Der Harem war in einem eigenen Trakt des Burgpalastes eingerichtet. Ein annähernd quadratischer Saal von ungefähr siebzig Schritten Seitenlänge war durch schlanke Säulenreihen geometrisch exakt unterteilt, wobei auf jeweils vier Säulen eine halbrunde Kuppel ruhte, die prächtig mit Ornamenten aus Mosaiksteinen geschmückt waren. Die Wände waren mit blauen, grünen oder gelben glasierten Kacheln verkleidet, der Fußboden bestand aus poliertem, prokonnesischem Marmor, fast weiß, mit dekorativen grauen Streifen. Darauf lag eine Vielzahl kostbarer Knüpfteppiche, an den Wänden hingen fein gewirkte Kelims.

In der Mitte aber erhob sich ein achteckiger Turm. Im Inneren befanden sich vier ebenfalls achteckige Räume übereinander, die durch flache, in die dicke Mauer eingebaute Wendeltreppen, miteinander verbunden waren. Die unteren drei Räume zeigten nur schmale Fensterschlitze, ganz oben aber waren großzügige Spitzbögen angeordnet, drei an jeder der acht Seiten und darüber ein hohes Holzdach. So war dieser Platz gut beschattet und gut belüftet.

Zu drei Seiten des Turmes erblickte Wigbert in den Boden eingelassene Becken, in denen fette Karpfen schwammen, aber auch zwei nackte, junge Frauen tummelten sich kichernd im Wasser.

Swanhild führte ihn überall herum, zuletzt an die Außenwände des großen Saales. Dort waren auf drei Seiten jeweils sechs tiefe, gewölbeartige und durch bunte Vorhänge abgetrennte Räumlichkeiten, in denen die Haremsdamen ihre Privatgemächer hatten.

Die Hauptfrau war Aishe, eine nicht mehr ganz junge Frau, Tochter eines Emirs, dessen Gebiet an Marallah grenzte. Sie war recht üppig gebaut, was eine ganze Reihe halb durchsichtiger Schleier nicht verbergen konnte. Das war auch gar nicht der Sinn der Sache, denn jeder Mann im Orient zeigte gerne, dass er seine Frauen gut ernähren konnte.

Gut gepolstert zeigten sich auch Sirah aus Byzanz und Halima aus Marokko, die erste und zweite Nebenfrau. Alle drei protzten mit Silberschmuck, waren auffällig geschminkt und straften Wigbert mit gelangweilter Verachtung. Saafira, die in jeglicher Hinsicht jüngste Nebenfrau und derzeitige Favoritin des Herrschers, dankte Wigbert jedoch herzlich, dass er sie verschont hatte. Der so Gelobte errötete zart und verbeugte sich tief. Diese vier privilegierten, weil offiziellen Gemahlinnen bewohnten die Gemächer nebeneinander an der nach Mekka ausgerichteten Seite, während die nicht offiziellen Frauen, die den Status von Mätressen hatten, die beiden anschließenden Seiten belegten.

An der vierten Wand hingegen gab es nur eine große, aus schweren Holzbohlen gefertigte Tür, die außen stets von zwei Wächtern gesichert war, sowie eine schmale Pforte, die zum Behandlungsraum des Hakims führte.

Ganz im Gegensatz zu den drei erstgenannten Haupt- und Nebenfrauen schenkten die anderen neun Frauen, Swanhild aus Brabant, Marie-Claire aus Burgund, die Mara gerufen wurde, Miriam aus Jerusalem, Suleika aus Alexandrien, Tirza aus Shiraz, die Andalusierin Isabella, Rosanna aus Taormina, die Armenierin Tamar und eben Bertrams geheime Verlobte Saafira, Wigbert sehr viel Beachtung, allerdings hauptsächlich in der Form, dass sie ihn den lieben, langen Tag auf Trab hielten.

Mal wollte die eine einen Erfrischungstrunk, mal die andere frische Trauben. Eines Tages rief ihn Sanila in ihre Ecke. Dort lag sie bäuchlings nackt auf einem breiten Diwan und winkte ihn zu sich. Bei diesem Anblick machte Wigberts Schwanz einen gewaltigen Ausfallschritt, und zwar so heftig, dass es schmerzte, da Bertram in weiser Voraussicht einen so engen Verband angelegt hatte, dass von außen nichts zu sehen war. Zögerlich näherte er sich, zu sehr brachte ihn ihre aufreizende Nacktheit in Unruhe.

Sie war wahrhaft prächtig anzusehen, eine groß gewachsene, kräftige junge Frau mit wallendem Blondhaar und feiner, heller Haut. Ihre Brüste schienen von beachtlicher Größe, denn sie quollen seitlich ein wenig hervor. Besonders angetan war Wigbert aber von den prallen, köstlich gerundeten Po-Backen, die ihn geradezu anzulächeln schienen.

„Reibe mich mit diesem duftenden Öl ein!“, forderte sie und wies mit ausgestrecktem Arm auf ein Fläschchen, das auf einem Mauersims stand, wobei sie sich ein wenig aufrichtete und kurz die volle Pracht ihres Busens aufblitzen ließ.

Ohne den Blick von ihr zu wenden, griff Wigbert nach dem Öl und kniete sich neben den Diwan.

„Euer Wunsch sei mein Vergnügen, edle Frau“, sprach Wigbert, wobei er mannhaft die Pein des geknebelten Freudenspenders ertrug und träufelte ein paar Tropfen des sicherlich sehr kostbaren Balsams auf ihren Rücken, sah zu, wie die seimige Flüssigkeit sich langsam entlang der Wirbelsäule ausbreitete. So zart er es vermochte, begann er, das Öl in die samtige Haut einzumassieren.

Swanhild schnurrte genießerisch und erinnerte Wigbert damit an den alten Kater Theodebald, den sein Kinderfräulein einst besessen und, wenn er auf ihren Knien lag, am Bauch gekrault hatte. Je mehr sie schnurrte, desto kühner wurde Wigbert und scheute sich schließlich nicht, auch ihre prallen Hinterbacken zart-kräftig zu walken. Und je kühner er zugriff, desto mehr schien es ihr zu gefallen.

Eingebettet in die beiden köstlichen Backen entdeckte er aber nun das noch nie Erblickte.

Was ihn da rund und rosig, leicht runzelig, doch verführerisch wie eine Malvenblüte anlachte, musste wohl das Arschloch sein. Schon oft hatte er sich gefragt, wie es genau aussah. Sein eigenes entzog sich ja verständlicherweise seinen neugierigen Augen und ein forschender Blick auf eines seiner Kumpane, zum Beispiel beim Baden im Fluss, verbot sich von selbst. Das tat man nicht. Auch die Dirnen in Spelunken und Badhäusern lüfteten meist nur ihre Röcke. Außerdem war Wigbert bei solchen Gelegenheiten sehr auf andere Körperteile konzentriert.

Leider war er zudem noch unbeweibt, da er als armer Ritter noch keinen Vater einer hübschen Tochter edlen Standes von seinen Qualitäten hatte überzeugen können. Aber nun bot sich die Gelegenheit, das Objekt seiner Begierde unverdächtig in Augenschein zu nehmen.

Als er sich, dabei stets reibend und streichelnd, endlich satt gesehen hatte, war damit seine Wissbegierde noch lange nicht befriedigt. Wie fühlte es sich wohl an? Wigbert träufelte einige Tropfen Öl in die Po-Spalte und tat so, als wollte er sie auffangen, wobei er aber mit seinem Zeigefinger zielgenau ins Schwarze, oder besser, ins Rosafarbene traf.

Erstaunlicherweise schien dies Sanila gar nicht zu stören, sondern sogar besonders zu gefallen: „Jaa!“, rief sie gedämpft und fügte zu Wigberts Verblüffung murmelnd hinzu: „Ja! Steck ihn mir rein, steck den Finger rein! Und dann fick mich, Eunuch!“

Diesem Wunsch kam er natürlich sofort nach. Schließlich war er ja nachdrücklich darauf hingewiesen worden, dass er alle, wirklich alle Wünsche der Haremsdamen ohne Widerrede zu erfüllen hatte. Bald war er mit richtiger Begeisterung bei der Sache, entlockte er der starken Swanhild damit doch vielerlei Töne der Glückseligkeit.

Dem nicht genug, schob Sanila ihre rechte Hand unter ihren Bauch und begann, im lichten Wald blonden Kraushaares zu schürfen, wobei sie schon bald eine Ader purer Lust zu Tage förderte.

Die Äußerungen erregten Wohlbehagens wurden immer intensiver, lauter, häufiger. Plötzlich nahm Wigbert eine Bewegung wahr. Rosanna war es, die leise hinzu trat, flugs alle Kleider und Schleier von sich warf und ihren jungen, zierlichen Körper vor Wigberts Nase platzierte.

„Lecco mi!“, forderte sie entschlossen und als er kurz zögerte, packte sie ihn im Nacken und presste sein Gesicht auf ihre Scham. „Lecco mi!“, wiederholte Rosanna in einem Ton, der jede Widerrede ausschloss.

In dieser Situation war sogar dem diesbezüglich unerfahrenen Wigbert klar, was von ihm erwartet wurde und er versuchte sein Bestes. Rosannas unverzüglich einsetzendem, wollüstigem Stöhnen nach zu schließen, machte er seine Sache gut. So gut, dass nach einer Serie heller, spitzer Schreie, die Swanhild und Rosanna im Duett hervor brachten, auch noch Isabella und Marie-Claire, beide schon nackt, da sie offensichtlich wieder einmal gemeinsam im Karpfenteich gespielt hatten, auftauchten und gestenreich ebenfalls verlangten, dass Wigbert Hand an sie legte.

Dies scheiterte zunächst aber daran, dass er keine Hand mehr frei hatte und mit den Füßen in dieser Hinsicht außerordentlich ungeübt war. Doch bald waren seine ans Artistische grenzenden Bemühungen — mit drei Fingern seiner Rechten penetrierte er Sanilas Hintereingang, abgesehen vom Daumen steckte seine Linke völlig in ihrer Schmuckdose und zusätzlich, eine Meisterleistung der Motorik, leckte er hingebungsvoll Rosannas geile Spalte — von unüberhörbarem Erfolg gekrönt. Mit tierischen Stöhnen und Grunzen erbebte Swanhild und sackte erschöpft zusammen.

Schwer atmend richtete sie sich nach kurzer Erholung auf und küsste Wigbert dankbar. „Wisset, Ritter Wigbert“, sprach sie dann, „Rosanna, Isabella, Marie-Claire und ich werden nicht ohne Grund Das Kleeblatt genannt. Wir halten bedingungslos zusammen und teilen alles, alle Freuden, alle Sorgen. Wir haben gemeinsam, dass wir nicht nur nicht freiwillig in diesen Harem gekommen sind, sondern uns auch nicht damit abfinden wollen. Wenn wir nur die geringste Möglichkeit sähen, wieder zurück in unsere Heimat zu kommen, würden wir dafür unsere Leben aufs Spiel setzen.

Sogar mit Freuden. Nun hast du mir auch sehr große Freuden bereitet, doch erfüllt es mich mit Trübsal, wenn ich meiner Blutschwestern traurige Augen sehen muss, weil sie nicht deiner Gunst teilhaftig werden können. „

„Nun, edle Frau“, erwiderte Wigbert, „eure Freude sein mein Begehr, ich werde tun, was ich mit meinen bescheidenen Möglichkeiten ausrichten kann. Doch bin ich in derlei Künsten noch recht wenig bewandert, weswegen ich euch um gefällige Anleitung bitten muss.

“ Inzwischen hatten sich Rosanna, Marie-Claire und Isabella nebeneinander auf den Diwan gesetzt, auf weichen Polstern zurück gelehnt und die Beine gespreizt. Wigbert konnte seine Augen nicht von den gebotenen Herrlichkeiten wenden, auch wenn er versucht war, sich vor Schmerzen zu krümmen, da sein straff an den Körper gebundener Schwanz wild gegen die Fesselung rebellierte und wie rasend pulsierte. Doch er lächelte tapfer, kniete sich auf Swanhilds Geheiß zwischen die Beine der in der Mitte platzierten Rosanna und setzte fort, was er begonnen hatte: Er leckte ihre Scham mit Inbrunst.

„Baise moi!“, forderte, nein, flehte beinahe die rotblonde Mara, während Isabella einfach seine Linke erfasste und an ihre glühenden Spalte führte. Wigbert tat seine Pflicht und er tat sie mit Leidenschaft. Dabei kreisten seine Gedanken darum, ob es nicht möglicherweise gelänge, auch das Kleeblatt mitzunehmen, wenn er mit Bertram, und Saafira die Flucht wagte.

„Es ist eine furchtbare Tragödie“, stieß Swanhild plötzlich hervor, „dass du deinen Schwanz eingebüßt hast.

Es ist wirklich schade, denn sonst könntest du uns alle vier gleichzeitig bis zur Raserei beglücken, ja sogar lieben, denn du scheinst ein sehr angenehmer und den Freuden und Frauen geneigter Geselle zu sein. Wirklich sehr, sehr schade!“

Du hast ja gar keine Vorstellung, wie schade es ist, dass ich euch nicht alle vier mit meinem Rammler stoßen kann, aber noch ist es mir zu gefährlich, mich euch zu offenbaren, dachte Wigbert und konzentrierte sich wieder auf die drei köstlichen Feigen, rötlichblond belockt die eine, nachtschwarz behaart die zweite und kahl geschoren die dritte.

Nachdem die drei Kleeblätter wohlig dahin gewelkt waren und nach kurzem Verschnaufen wieder putzmunter um Wigbert herumturnten, ihn abküssten und, wiederholt sein schweres Schicksal bedauerten — es schien ihm aber so, als gälte das Bedauern mehr ihrem eigenen Lustentgang als seinem — hob Swanhild mahnend die Hand. „Heute sind wir wohl höchlichst erfreut worden und ich halte es für erstrebenswert, derartige Erquickung auch fürderhin zu erlangen. Dazu müsst ihr aber gegenüber den anderen völliges Stillschweigen bewahren, denn sonst müssen wir den edlen Ritter Wigbert mit acht weiteren lüsternen Damen teilen.

Wollt ihr das? Nein! Sicher nicht. Darum also, hütet eure Zungen!“

Wigbert räusperte sich. „Gerne bin ich euch auch künftig behilflich, doch glaubt ihr nicht, dass die anderen schon jetzt Bescheid wissen? Ihr habt eure Freude doch mehr als deutlich kundgetan. Die müssen alles gehört haben. „

„Da mache dir bloß keine Sorgen. Die anderen sind das gewöhnt und verachten uns dafür, denn wir verschaffen uns sonst allabendlich selbst gegenseitig Erleichterung.

Auch das ist dann deutlich zu vernehmen. Die anderen halten das für Teufelswerk von uns Ungläubigen. Nur Saafira scheint eher geneigt, bei uns mitzumachen als uns dafür zu meiden, aber wir sind uns nicht sicher, ob wir sie in unseren Bund aufnehmen sollen. „

Saafira war also auch von diesem Schlage? Damit schien die Aussicht, das geile Kleeblatt auch zu befreien und mit auf die Flucht zu nehmen mit einem Male gestiegen.

Wigbert malte sich schon aus, wie er mit vier Frauen in seiner kleinen, aber festen Burg hauste und tolldreiste Nächte verbrachte. Ein Lotterbett wollte er sich anschaffen, hundert Söhne wollte er zeugen … Zunächst aber musste die Flucht gelingen! Er hatte dringend mit Bertram zu reden.

„Was wollt ihr? Vier Frauen wollt ihr mitnehmen? Seid ihr des Teufels verruchte Beute?“ Bertram war außer sich, als ihn Wigbert am nächsten Morgen anlässlich des täglichen Verbandwechsels mit der neuen Lage vertraut machen wollte.

Dann aber legte der Hakim sein Gesicht in nachdenkliche Falten und brummelte vor sich hin. Wigbert verschaffte sich in der Zwischenzeit schon zum dritten Mal Erleichterung, denn abends, dessen war er sich gewiss, wartete wieder die vierfältige Versuchung auf seine begabte Zunge und seine kräftigen Finger. Was für eine elende Verschwendung!, dachte er zum wiederholten Male bei sich, aber bald, hoffentlich bald, gibt es auch für dich, mein Kleiner, wieder eine Schlacht zu schlagen!

„Ich glaube, ich habe da einen aussichtsreichen Gedanken!“, meldete sich Bertram wieder zu Wort.

„Allerdings muss es dann rasch gehen. Morgen sage ich euch Bescheid!“ Damit ließ er Wigbert wieder in den Harem sperren und suchte beim Emir um Urlaub an. Er müsse in den Schluchten des nahen Gebirges Heilkräuter sammeln. Der Emir wisse schon, welcher Art! Bertram zwinkerte verschwörerisch. Die kommenden Nächte seien dafür besonders geeignet. Erfreut stimmte der Emir zu und gab Bertram eine Eskorte von sechs Kriegern mit auf den Weg.

Der Ritt auf den schnellen Kamelen dauerte gar nicht lange und schon am frühen Nachmittag war das Lager aufgeschlagen.

Das hatten die Krieger erledigt, während Bertram die nähere Umgebung erforschte. Doch die gesuchten Kräuter waren nicht zu finden, was auch gar nicht zu erwarten gewesen war, denn diese wuchsen nur in wesentlich höher gelegenen Gebieten, eine Tatsache, die Bertram den Kriegern wohlweislich verschwieg. Dafür fand er aber in einem kleinen Dorf, wie erhofft, den verschwiegenen Alisan Bey, der ihm noch einen großen Gefallen schuldig war, hatte Bertram doch vor knapp einem Jahr dessen ältesten Sohn vor dem sicher scheinenden Tod errettet.

Die Unterredung selbst dauerte nur kurz, doch die Zeremonien mit belanglosen Gesprächen, erfrischenden Getränken und köstlichen Speisen nahmen viel Zeit in Anspruch. Traditionen aber waren hoch zu halten, daran führte kein Weg vorbei, schon gar nicht in der Einsamkeit der Wüste.

Am Ende aber hatte Bertram alles, was er für sein Vorhaben brauchte, ausgehandelt. Als er ins Lager zurückkehrte, waren seine sechs Krieger schon sehr in Sorge und er hatte Mühe, sie zu beruhigen.

Er habe sich doch nur ein wenig verirrt und sei daher auf dem Rückweg am Lager vorbei gelaufen, schwindelte er geschickt.

Am nächsten Morgen schützte er vor, er müsse dringend zurück in den Palast, da er Wigberts Verband wechseln müsse. Fünf seiner Wächter schickte er aus, die Gegend nach Kräutern abzusuchen und benannte solche, die hier ganz gewiss nicht oder nur höchst selten zu finden waren. Er selbst ritt mit dem sechsten Mann im Eiltempo zurück und ließ den Gefangenen bringen.

Während Wigbert sich neuerlich Entspannung verschaffte und danach wieder mannhaft die Knebelung seiner Männlichkeit ertrug, setzte Bertram in ins Bild: „Ich habe alles vorbereitet. Redet mit den Frauen. In der dritten Nacht von heute ist Vollmond, dann beginnen wir die Flucht. Hier“, damit überreichte er ein kleines, versiegeltes Tongefäß, „gebe ich euch ein starkes Schlafmittel. Schüttet es in den Wein, den die Frauen so gern trinken, oder lasst das eine von euren Fluchtgefährtinnen tun, aber schärft ihnen ein, dass sie ja nichts davon trinken dürfen.

Sie brauchen einen klaren Kopf! Halte euch bereit, wenn der Schatten des Haremsturmes genau auf die Zisterne fällt. Dann werde ich euch holen. „

„Was denn für ein Wein?“, wunderte sich Wigbert, „ich dachte, die Anhänger Mohammeds dürfen keinen Wein trinken?“

„Ha!“, rief Bertram. „Wie heißt es noch? Du sollst nicht töten! Und wer hält sich schon daran? Natürlich dürften sie nicht, aber sie tun es trotzdem. Allerdings keltern sie ihren Wein nicht aus Trauben, sondern aus anderen Früchten, Feigen, Datteln, Granatäpfeln und so weiter.

Aishe höchstselbst ist die Kellermeisterin. „

„Ganz erstaunlich!“, versetzte Wigbert, „ebenso erstaunlich, wie die Tatsache, dass der Emir ein Dutzend Frauen hat, was anscheinend niemanden hier stört. Wie kommt das?“

„Oh! Das ist einfach“, meinte Bertram. „Mohammed hat seinen Anhängern bis zu vier Frauen zugestanden. Das ist gar nicht so dumm, denn das Leben für die Männer immer gefährlich ist und viele in Kriegen, bei Raubzügen oder Zweikämpfen ums Leben kommen, gibt es stets viel mehr Frauen als Männer.

Wenn also jeder Mann vier Frauen heiratet und erhält, bleiben weniger unversorgt und mehr Kinder kommen auch zur Welt, womit der Kriegernachwuchs gesichert wird. Ihr seht, dass Religion oft mehr mit weltlichen Dingen zu tun hat, als man gemeinhin glaubt. „

„Schön, vier Frauen, er aber hat zwölf!“

Bertram lachte. „Bedenket, sein Name ist Omar Ibn Achmad Ibn Dawuhd Ibn … und so weiter und so fort. Ibn bedeutet soviel wie Sohn von.

Nach seiner Auslegung hat er vier Frauen für Omar, vier für Achmad, vier für Dawuhd. So gesehen könnte er mehr als zwanzig Frauen in seinen Harem sperren. Und vielleicht noch vier für Emir. „

„Aber wie kann er sie denn heiraten? Was sagt da der Priester? Der kann doch wohl noch bis vier zählen, oder?“

Auch dieser Einwand erheiterte Bertram sehr. „Das Heiraten ist hier keine Sache von Priestern.

Priester in unserem Sinne gibt es keine, auch keine Gottesdienste. Es wird nur gemeinsam gebetet, mindestens fünfmal am Tag. Dabei gibt es einen Vorbeter, der auch Ansprachen hält. Eheschließungen erfolgen nicht in der Moschee. Es genügt hierzulande, wenn der Mann in Anwesenheit einer Amtsperson sagt Hiermit nehme ich dich zu meiner Ehefrau — und keiner dagegen auftritt. Dies ist Gesetz und gilt für alle Ehen, die im Herrschaftsgebiet des Emirs geschlossen werden. Der Emir ist eine Amtsperson und auch zwangsläufig anwesend, wenn er den Eheschließungssatz sagt.

Umgekehrt wird er eine missliebige Frau auch leicht wieder los. Dazu muss er nur dreimal Ich verstoße dich! ausrufen und die Ehe ist geschieden. Seit ich hier bin, hat der Emir fünfzehn Mal geheiratet und zwanzig Frauen wieder verstoßen. Du kannst nachrechnen und wirst sehen, dass er früher sogar mehr Frauen hatte als jetzt. „

Wigbert schwieg, aber ein Gedanke hatte sich in ihm festgesetzt und der nagte an ihm, versteckte sich unter einem Gehirnlappen, blieb aber da und wuchs.

Nachdem alles Notwendige besprochen war, beschwor ihn Bertram, höchste Vorsicht walten zu lassen. Ein falsches Wort und alle wären wohl bald einen Kopf kürzer. Wigbert aber wandelte nachdenklich durch die schmale Pforte zurück in den Harem. Bertram aber ritt in Windeseile zurück zum Lager. Die dritte Nacht würde alles entscheiden!

Schon am nächsten Tag forderte das Kleeblatt wiederum Wigberts vollen Einsatz. Vorsichtig erkundete er, wie ernsthaft die Damen eine Flucht in Erwägung zogen und ob sie sich der Gefahren eines solchen Vorhabens bewusst waren.

Er gelangte zur Überzeugung, dass die vier mit allen Fasern ihrer begnadeten Körper zu so einem Abenteuer bereit waren und so zog er sie leise flüsternd ins Vertrauen. Glühend vor Aufregung lauschten sie seinen Anweisungen. Isabella erklärte sich bereit, den Wein zu vergiften, Swanhild selbst wollte sich um Saafira kümmern. Um keinen Verdacht zu erwecken, brach sie einen Streit vom Zaun, trieb die darob wütende Berberin in eine abgelegene Ecke, wo sie sich alsbald kreischend am Boden wälzten und offenbar versuchten, sich gegenseitig zu erwürgen.

Soeben zückte die körperlich doch unterlegene Saafira einen versteckt getragenen Dolch, als ihr Swanhild ins Ohr biss und ihr dabei hastig den geheimen Plan zuflüsterte. Geistesgegenwärtig fiel Saafira in Ohnmacht, was ihrer Kontrahentin die Gelegenheit verschaffte, ihr die letzten Details zuzuraunen.

Sanila stapfte triumphierend davon, während sich die Besiegte mühsam ächzend aufrappelte. Doch Saafiras schwarze Augen glühten vor Begeisterung und ungeduldiger Erwartung.

Die dritte Nacht brach herein.

Isabella mischte das Schlafmittel in den Wein und tatsächlich fielen sieben Haremsdamen schon bald in einen tiefen, traumlosen Schlummer. Bertram verabreichte seinen sechs Kriegern ebenfalls eine hohe Dosis im Tee, und als alle schnarchten, sattelte er alle sieben Kamele, warf sich auf seines, band die anderen sechs Tiere an einer langen Leine dahinter an und ritt so schnell es ging zum Palast. Freudestrahlend verkündete er lauthals, er habe ein wunderbares Kraut gefunden, das von noch großartigerer Wirkung sei als jenes, nach dem er eigentlich gesucht habe.

Frauen würden fruchtbar, auch wenn sie schon über die Zeit waren, Männer könnten ein Dutzend Frauen in einer Nacht beglücken und dabei ein Dutzend Söhne, nur Söhne zeugen und sogar bei Eunuchen zeige sich alsbald Wirkung, wie die verlorenen Körperteile nachwüchsen und zwar größer und stärker als sie einst gewesen waren.

Daher, so Bertram, sei dafür Sorge zu tragen, dass die Eunuchen des Trankes, den er zubereiten wollte, auf gar keinen Fall habhaft werden könnten.

Der Emir erließ sofort ein diesbezügliches Verbot, was naturgemäß nur dazu führte, dass die Eunuchen ihre Anstrengungen verdoppeln würden. Und Bertram sorgte dafür, dass sie Erfolg hatten. So kam es, dass schon eine Stunde vor Mitternacht im ganzen Palast nur noch acht Personen nicht im Tiefschlaf lagen: Bertram, Wigbert, die fünf fluchtwilligen Haremsdamen und die alte Mutter des Emirs. Diese war ein wenig schwerhörig und hatte nicht ganz verstanden, was der Trunk alles bewirken konnte, oder sie hatte einfach nicht die Absicht, in ihrem fortgeschrittenen Alter noch einmal fruchtbar zu werden.

Glücklicherweise schlief sie aber, nachdem der übliche Lärm im Palast zu Ende gegangen war, wie gewohnt von selbst ein.
Bertram eilte in seine Räumlichkeiten, packte schnell Medizin und sonstige Mittel in einen Lederbeutel und führte dann die aufgeregte Flüchtlingsschar an allen schlafenden Männern, Frauen und Eunuchen vorbei nach draußen und weiter zu den Kamelen, die er tausend Schritte vor dem Burgtor angebunden hatte. Sie stiegen auf und schon ging es im Eilschritt dahin.

Wigbert wurde wüst durchgeschüttelt, denn auf so einer Ausgeburt der Hölle war er noch nie geritten. Erst als sie schon in der Wüste waren, brachen sie in lauten Jubel aus, doch Bertram mahnte zur Vorsicht. Noch war die Flucht nicht endgültig gelungen. Er führte seine Fluchtgefährten zu einer versteckten, winzigen Oase, wo die von Alisan Bey besorgte Ausrüstung bereit stand: Zehn Maultiere, Zelte, Waffen, Wasservorräte und Proviant, sowie andere Kleidung.

Bertram entfachte ein Lagerfeuer.

„Verbrennt eure Kleider und zieht diese hier an. Es sind welche von verachtenswerten Huren und ihren schäbigen Besitzern. Wir werden als wanderndes Wüstenbordell reisen. Ich muss jetzt die Kamele ins Lager zurück bringen und die Männer in die falsche Richtung schicken. Der Morgen dämmert schon. “ Als sich unter den Frauen Widerstand regte, denn keine mochte als Hure gelten, schnitt er ihnen das Wort ab: „Keine Widerrede, es ist der beste Weg. Wir werden schon eine Möglichkeit finden, dass es nicht dazu kommt, dass Männer über euch herfallen…“

„Wenn einer aber gut gebaut wäre …“, murmelte Swanhild, riss aber dann die Augen weit auf, denn Wigbert hatte schon alle seine Kleider ausgezogen und ins Feuer geworfen, den straffen Verband gleich mit.

„Allmächtiger!“, ächzte sie, als sie sein hoch gerecktes Schwert erblickte. „Du bist ja gar kein Eunuch!“ Auch Isabella, Rosanna, Marie-Claire und Saafira standen wie erstarrt.

Bertram grinste breit. „Ich muss jetzt reiten und bin bald zurück. Nützet die Zeit!“ Damit schwang er sich in den Sattel und brauste davon.

Swanhild stakste fasziniert auf Wigbert zu, während sie sich die Kleider vom Leib riss. Dann nützen sie die Zeit.

Eng umschlungen lagen sie im Wüstensand. „Willst du meine Frau werden?“, fragte Wigbert und als sie stumm nickte, sprach er feierlich: „Hiermit nehme ich dich, Swanhild aus Brabant zu meiner Ehefrau. “ Und ehe die ersten Sonnenstrahlen auf seinen nackten Hintern trafen, war er mit vier der bezauberndsten Frauen dieser Welt verheiratet.

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