Der Pornograf IV – 08
Veröffentlicht am 19.11.2024 in der Kategorie AllgemeinGeschätzte Lesezeit: 71 Minuten, 57 Sekunden
Auszug aus Band 4 (Der Boss)
Fortsetzung:
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Ausklang auf Hawaii
Auf Hawaii brach langsam die Hochsaison an. Die Nächte wurden lauter, die Strände überfüllt. Ich schickte Mom und Pop am Dienstag auf einen Tagesausflug nach Kauai. Miro hat das für mich organisiert. Pop sollte den Grand Canyon des Pazifik sehen, dieses urgewaltige Naturspektakel. Ein Fahrer wird sie am Flughafen erwarten und dorthin bringen.
Er wird einen Picknickkorb dabei haben, mit allem, was man für ein romantisches Picknick zu zweit braucht. So etwas zu organisieren, ist in den USA ein Klacks.
Für unsere Eulen hatte ich einen Tagesausflug nach Big Island buchen lassen. Die Urlaubsfreunde waren zwar weg, aber sie können so etwas sehr wohl auch in der eigenen Gemeinschaft genießen. Die Vier sind ja nicht nur Kolleginnen, sondern echte Freundinnen.
Sara und Saya bekamen je 100 Dollar Taschengeld und einen Ausflug nach Maui, wo die Eulen ja schon waren.
Auch diese beiden können sich gut alleine vergnügen. Nun sollten sie von den Sandwichinseln halt auch noch etwas sehen.
Gerlinde hatte zu nichts Lust. Sie wollte ausschlafen, dann reichlich einkaufen und auf die Wohnung aufpassen. Sie bräuchte dringend eine Auszeit, nach der Hektik. Ich bin sicher, sie musste auch noch ihre Gefühle zu James in den Griff bekommen. Ich konnte es ihr gut nachfühlen – die erste Trennung vom Geliebten.
Dass es eine echte Liebe ist, hatte sie Kim, der besonderen Freundin, längst gestanden.
Kikki hatte einen Berg Faxe zu erledigen. Dann war noch so einiges zu organisieren. Schon vor ein paar Tagen hatte sich herausgestellt, dass sie vor einem ganz üblen Problem saß: Mitzi.
Mitzi war nun schon ewig nicht mehr in der Heimat und wurde sehr vom Heimweh geplagt. Japan ist, in mancher Beziehung, halt doch die kalte fremde Welt, mit teils unbegreiflichen Verhaltensweisen.
Kikki hatte mit Mom eine Lösung gefunden: Mizzi würde nach Hawaii kommen, dann mit uns, im Jumbo, nach Deutschland fliegen. Dort kann sie zwei, drei Wochen bei den Freundinnen in Rottweil sein. Ein Zimmer war kein Problem, zu was hatten wir Renate. Von dort aus kann sie auch Prinzessin Rama besuchen und eine Einladung, zu uns nach Stuttgart, hatte Mom auch schon ausgesprochen.
Kikki würde mit dem Ticket von Mizzi zurück nach Japan fliegen und Mizzi, irgendwann im Januar, über die Polroute mit dem Ticket von Kikki, wieder nach Japan zurückkehren.
Sie liebt ihre neue Arbeit dort, nun war halt der Druck zu groß.
***
Abbi nahm uns die Kinder ab, denn ich hatte für Lis, Kim und mich, eine Segeljacht gechartert. Wir wollten mal raus aufs Meer, Hawaii vom Wasser aus erleben. So hatte ich mit meinen zwei Frauen einen wunderschönen faulen Tag. Unser Skipper ließ uns einfach in Ruhe, als wir ihn darum baten. Er saß am Ruder und schipperte übers Meer.
Zur Mittagszeit wurde eine kalte Platte, mit Champagner, serviert. Im Übrigen brauchten wir nur in der Kombüse zugreifen.
Was meine Frauen an Kleidung trugen, das verdiente nicht einmal den Namen. Auf der anderen Seite war ich aber überrascht, dass sie damit Rücksicht auf den Skipper nahmen. Die Amerikaner sind da teilweise sehr Prüde. Nun jedenfalls, aalten sie sich auf weichen Matratzen, naschten hin und wieder an der kalten Platte oder schlürften am Sektglas.
Nur unterbrochen von Ah’s und Oh’s, wenn eine Schule Tümmler neben der Jacht herjagte. In der Mittagshitze steuerte der Skipper eine einsame Bucht an. Hier kannten meine Damen keinen Pardon mehr, sie wollten ihre neuesten Bikinis nicht nass machen.
Tom, der Skipper, tat als sähe er nichts. Später tranken wir ein Bier zusammen und kamen ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass er Australier ist, und mit seiner Jacht auf Hawaii hängen blieb.
Die Touristen, also wir, geben genug Geld aus, um ihn damit über Wasser zu halten. Als ich ihm erzählte, ich sei Fotograf und hätte gerade erfolgreich ein Seminar für Fotoschüler geleitet, fragte er mich nach meinem vollen Namen. Beim Chartern wollte er nur den Vornamen und eine Vorauszahlung.
Ich weiß nicht, wie es kommt, er kannte mich. Marry Me! war ihm in die Hände gefallen. Eine Gruppe junger Amerikaner hatten das Magazin an Bord vergessen.
„Ich hatte nichts anderes, da blätterte ich halt am Abend darin. Bevor ich es so richtig begriff, hatte ich mich in drei der Mädchen verguckt“, erzählte er. Er lächelte und sah Kim an. „In dich könnte ich mich auch vergucken, bist du verheiratet?“
„Ich bin leider vergeben, als Seemannsbraut auch nicht so recht geeignet“, lächelte sie zurück.
„Schade, im Übrigen stehe ich noch im Briefwechsel mit einem der Girls.
Es waren mal drei. Eine schrieb, leider sei ich zu spät dran, sie hätte sich bereits entschieden. Eine Andere schrieb zweimal, dann kam auch von ihr eine Absage. Ihr werdet es nicht glauben, jetzt erst, am Samstagmorgen, vor dem Auslaufen mit meinen Tagesgästen, besuchte sie mich. Frisch verheiratet. Der Kumpel hatte wirklich ein tolles Glück. Sie sind hier auf einer geschenkten Hochzeitsreise. “
„Wie heißt sie denn?“ Wurde Lis aufmerksam.
„Ahm – Maria Hansen, frühere Bugatti, wie das Auto.
“
„Oh, die sind gestern Nacht, mit elf anderen Paaren, wieder zurück nach L. A. “, lachte ich. Dann erzählten wir ihm die ganze Geschichte. An die übrig gebliebene Flamme konnte ich mich nur noch schwach erinnern. Gerlinde hatte sie unter den Fittichen. Lis hatte die glorreiche Idee, ich solle Tom doch eine meiner Visitenkarten geben und einen Gruß darauf an Sofia, das bewusste Mädchen, übermitteln. Meine zwei unterschrieben auch noch.
Lis brauchte ein Blatt aus dem Bordbuch, um ihr in Kurzfassung von der Massenhochzeit zu berichten und natürlich auch von Tom, dem Skipper.
„Wenn das womöglich was wird, ich habe hier schon ein paar Dollar gespart und auch was auf dem Sparbuch. Mumy und Pop sind nicht ganz arm, und ich der zweite, überflüssige Sohn – aber keine Angst, ich hab’ mich gut dran gewöhnt – wenn es womöglich klappt mit Sofia, dann schippern wir nach Italien.
“
„Um das Kap?“, fragte ich verblüfft.
„Durch den Panama, im Schlepp. Das ist um Monate schneller, wenn auch nicht so romantisch. Bei weitem aber viel ungefährlicher. “
„Das zeugt zumindest von Vernunft“, erkannte Kim.
Dann luden wir ihn, im Sommer, in die Villa ein, wenn er mit der Jacht in die Gegend käme. Auch diese Adresse wechselte den Besitzer.
Leider hörten wir nie wieder von ihm. Als wir zurück in Italien waren, war Sofia weg. Nach Hawaii, soviel konnten wir noch recherchieren. Damals vergaßen wir ihn, jetzt, wo das Buch geschrieben wird, fanden wir keine Quellen mehr für weitere Information.
Wir waren um Halbsieben im Hotel. Abbi, mit den Zwillingen, war schon da. PH unterrichtete mich, dass er einen Fisch gefangen hätte. Abbi erklärte, der sei zufällig in ein von ihm gebuddeltes großes Loch im Sand geschwemmt worden.
Sie hätte dem Fisch gerade noch das Leben retten können. PH wollte ihn mit Haut und Haar verspeisen. Pele hatte einen leichten Sonnebrand, an einer recht unglücklichen Stelle. Natürlich war sie eingecremt, aber das Wasser hat halt eine reinigende Wirkung. Schlimm war es nicht, es war rot und Pele musste sich oft dort kratzen. Saya, sie kam mit Sara um Acht, nahm sich der Schlingel gleich an.
Wir sahen die Kinder an diesem Abend nicht mehr, sie waren wohl froh, nach dem Essen, ins Bett zu kommen.
Als Nächstes trafen Mom und Pop ein. Wie ein frisch verliebtes Ehepaar platzten sie auf die Terrasse. Beide quollen über vor Freude über den gelungenen Tag. Mom gab mir die kleine Kamera, die ich ihr mitgab. Pop hatte seinen Skizzenblock voll; den Canyon in den leuchtenden, glühenden Farben, wie Lis und ich es auch erlebt hatten. Da waren auch zwei Skizzen von Mom. Viel hatte sie darauf nicht an, eher nichts.
Das brachte sie allerdings nicht in Verlegenheit, im Gegenteil, sie schien stolz darauf zu sein, noch das künstlerische Interesse von Pop gefunden zu haben. Im Übrigen sind Aktaufnahmen in unserem Haus ja auch eher die Regel als die Ausnahme. Skizzen fallen da genauso wenig ins Gewicht. Kikki auf alle Fälle war von der Farbenpracht des Canyons begeistert. Da wolle sie das nächste Mal auch hin.
Die Eulen stürmten als Letztes die Terrasse.
Das Buffet war bereits aufgebaut und wir waren hungrig am futtern. Die Tischgesellschaft wurde von ihren Abenteuern unterrichtet. Die Gruppe im Bus verließen sie schon kurz hinter Kona. Sie umrundeten die Insel mit drei jungen Amerikanern, Einheimische, die einen Pick-up hatten. Sie arbeiten auf der Parkerranch und hatten heute frei. Die Mädchen sahen mehr von der Insel, als wir es sahen. Sie bestaunten natürlich die Caldera, dann tummelten sie sich, mit dem Pick-up, in den Tälern des alten Vulkans; sie wunderten sich über die Ausmaße der Parker Ranch und erreichten in letzter Minute das Flugzeug.
„Bei vier Personen fiel es halt doch auf, vor allem, da wir ja nur Tagestickets hatten“, schloss Doris ihren Bericht ab.
„Und? Ihr seid unbeschädigt?“, gab ich meiner Sorge für ihr Wohl kund. „So völlig der Willkür ausgesetzt?“
„Aber Paul“, erhielt ich einen Verweis. „Wir sind zu viert und in Selbstverteidigung geübt. Die Jungs waren eher schüchtern. In der Beziehung sind die meisten Amis besser zu haben als junge Italiener.
Wir hatten den totalen Fun, wenn auch wir für das Mittagessen bezahlten. Die Kerlchen verdienen ja nicht viel“, antwortete sie.
„Und was glaubst du, wie egal uns das war“, grinste Petra. „Mein Gott, bei den Rentnern, im Bus, hätten wir diesen Spaß nie gehabt. Die schauten schon blöde, wenn wir mal über einen der dummen Witze des Führers nicht laut lachten. “
„Ja“, bestätigte Marianne. „In der Beziehung hatten wir diesmal Pech mit der Gruppe, daher sind wir ja auch ausgestiegen.
“
„Was die Boys angeht, zum Schmusen reichte es schon noch“, fügte Uschi lächelnd an. „Ich glaube nicht, dass es bei irgendwem zu Weiterungen kam, als wir uns irgendwann mal ins Heu verkrochen. Mein Billy war offensichtlich trotzdem zufrieden mit mir. Doris hielt sozusagen Stallwache. Einen trifft es halt immer.
Ich nahm meine Lieblingseule fest in den Arm. Trost brauchte sie keinen. Frech, wie immer, wollte sie von mir wissen, ob sie denn die Spesen für das Mittagessen bezahlt bekämen.
Kim gestand es ihr lachend zu. Es ging um knapp 100 Dollar, und Doris hatte eine ordentliche Quittung, auf sieben Personen, die sie auf der Rückseite sogar unterschrieben hatten. Armes Finanzamt, was kann es da schon dagegen machen.
Lis erzählte noch über unseren Nachmittag und die Überraschung, die Tom der Skipper uns servierte. Das war wieder was für Mom. Leider hatte ich kein Foto von ihm. Die Kamera blieb im Hotel.
Irgendwie ist es schon lästig, die Flüge, raus oder rein, finden fast nur in der Nacht statt. Tagsüber herrscht hauptsächlich Regional- und Frachtverkehr. Kikki, Lis und ich holte um Mitternacht Mitzi ab. Ich hing ihr eine Lei um und gab ihr einen Kuss dazu. Lis hatte auch einen Lei und auch einen Kuss, Kikki machte das viertel Dutzend voll.
Mitzi war ganz die elegant gekleidete japanische Dame.
Da es heute kein Problem mehr ist, die mongolische Augenfalte wegzubekommen, fällt sie in Tokio mit Sicherheit nur angenehm auf. Vielleicht auch durch ihre Größe. Immerhin dort ungewöhnliche 1. 70 m.
Im Bus berichtete sie erst Kikki. Geschäftliches. Dann waren wir dran, auch auf Japanisch. Erst als Kikki sie darauf ansprach, verfiel sie in ihre Heimatsprache. Die ersten Sätze kamen stockend, dann lief ihr Gefühl über. Sie quasselte ohne Punkt und Komma.
Im Hotel verfrachtete ich sie zu der vorgewarnten Saya. Sie kannten sich oberflächlich. Für die erste Nacht, im für Mitzi fremden Hawaii, war das ausreichend. Saya konnte ihr das Heimweh gut nachempfinden.
Die Nacht schlief Kim bei Lis. Morgen würde Kikki wieder nach Tokio fliegen. Wer weiß schon, wann wir uns wieder sehen. Zum Sonnenaufgang kamen wir jedoch wieder ins Familienbett geschlüpft. Wir sind halt doch Familientiere, mit eingefahrenen Gewohnheiten.
Beim Frühstück war Mitzi sichtlich gelockert. Saya stellte sie Mom und Pop vor. Kim und die Eulen kannte sie ja. Sara machte sich selbst bekannt; sie kam erst später dazu, sie war irgendwo beschäftigt. Nach dem Frühstück gab ich Saya einen Hunderter und bat sie, doch mit Mitzi einen kleinen Bummel zu machen und ihr Waikiki zu zeigen. Beiden zogen erst los, als ich Saya versicherte, sie hätte genug Zeit, für die Kinder zu sorgen.
Wir würden erst gegen Sieben das Hotel verlassen, der Flug sei um Neun. Gepackt hatte sie schon, Mitzi hatte erst gar nicht ausgepackt.
Der restliche Tag rann uns zwischen den Fingern durch. Das ganze Team war – gereizt ist nicht das richtige Wort, nervös vielleicht, auch ein wenig ungehalten. Mom erkannte es schnell:
„Nun müssen wir halt aus einem wunderschönen Traum erwachen, und des Tages Müh und Plag erwartet uns wieder.
Zum Abschluss werden wir uns aber in unserem Wolkenkuckucksheim, im Jumbo, noch einmal so richtig verwöhnen lassen. “
Kikki hat unsere Sonderwünsche längst an die Fluggesellschaft durchgegeben. Die Eulen waren mal wieder unverschämt, sie baten darum, dass uns nur Stewards bedienen sollten. Als Pop sagte, er wünsche sich lieber eine Stewardess, die so schön wie Kikki aussehe, so liebenswert, wie Sara sei und so unfrech wie Saya, hingen sie sich an seinen Hals.
Kikki wurde rot wegen des unerwarteten Kompliments, Sara und Saya gesellten sich zu den Eulen, die gnadenlos über Pop herfielen. Einfach so oder überhaupt. Mom lachte lauthals, als Pop nach gut 10 Minuten, etwas derangiert, aus der Kussschlacht entfleuchte. Die Mädchen jedenfalls, sie hatten Pop auch ins Herz geschlossen, wie er sie. Es ist halt eine sehr nette Bande, fiel mir ein. Genau die richtigen Leute.
Es mussten, im International Market, noch zwei Koffer gekauft werden.
Nicht für die Kameraausrüstung. Neben Mumus und passenden Hawaiihemden, mit Mustern nach der neuesten Mode, mussten ganze Berge von Souvenirs noch irgendwie untergebracht werden. Ein paar Mitbringsel für die Freunde in Stuttgart hatte ich auch erworben. Die schmuggelte ich ins Fotogepäck, wo sie Doris in Stuttgart prompt entdeckte und meine Missetat sehr rügte; von wegen nur sie würde die Gepäcklast vergrößern. Egal sei es sowieso, wenn wir doch schon mit einer Frachtmaschine fliegen, entschuldigte ich mich.
Zugegeben etwas lahm war meine Entschuldigung schon.
Kim hatte die Rechnung erledigt, der Manager und die VIP-Beauftragte kamen hoch, sich zu verabschieden. Unsere Butler und das Mädchen, die uns treu gedient hatten und ihr verdientes Trinkgeld von Lis, der Herrin des Vereins, in einem Briefumschlag bekommen hatten, servierten ein letztes Mal Champagner. Dass wir mit einfachem Sekt nichts am Hut hatte, das wusste das Hotel, nach gut 5 Wochen.
„Dürfen wir sie wohl auch nächstes Jahr hier begrüßen?“, wollte der Manager, überhaupt nicht neugierig, wissen.
„Es wäre uns Anlass genug, die Räume, für ihre Ansprüche, völlig zu renovieren. “
„Wir werden es im Februar wissen. Wenn, dann um die gleiche Zeit“, versicherte ich ihm.
„Wir waren recht zufrieden“, erklärte Lis. „Sie sollten aber einmal darüber nachdenken, den Damen abends vielleicht eine Orchidee und den Herren eine Praline aufs Kopfkissen legen zu lassen. Der Duft der Toilettenartikel lässt auch zu wünschen übrig …“
„Und das Toilettenpapier ist zu dünn“, flocht Pop ein.
„Auch die Snacks zum Cocktail könnten etwas ausgefallener sein“, wusste zu meiner Überraschung Gerlinde. „Das kann allerdings auch daran liegen, dass man nach 5 Wochen halt schon jede Version kennt. Nehmen sie diesen Einlass also nicht zu ernst“, schwächte sie ganz ihrer Art entsprechend wieder ab.
„Wenn ich einen Vorschlag unterbreiten dürfte …“ Kikki. „Das Outrigger ist ein 4 ½ Sterne Hotel. Wenn sie, verehrter Mr.
Den, für ihre besten Kunden hier oben so richtig in Luxus schwelgen würden, so eine Art Klub einrichten, wie es die Grandhotels haben, völlig getrennt vom übrigen Hotel, mit direktem Fahrstuhl und so, das wäre mit Sicherheit eine willkommen Bereicherung. Wenn die Gesellschaft Beratung und einen Teilhaber dazu braucht. “ Sie gab ihm ihre Visitenkarte. „Dann können wir darüber reden. “
Der arme Manager stotterte: „Iiich komme ggerne auf iihr Angebot zzurück, gnädige Frau.
“
Ich half ihm aus der Patsche. „Trotz allem, es hat uns, nun zum wiederholten Mal, gut bei ihnen gefallen. Viele wünschen sich den Mond. “ Ich sah lächelnd zu Kikki hin. „Am Ende sind sie mit einer Kerze auf dem Balkon zufrieden. Wenn wir keine Wünsche mehr hätten, dann hätte auch Hawaii, mit all seinem Zauber, ausgedient. “
„Und das wäre zu schade“, beendete Mom das Thema.
Wir tranken uns zu, der Manager und seine VIP-Beauftragte mischten sich unter uns. Smalltalk. Dann kamen auch schon die Träger, das Gepäck wurde, unter Leitung von Miro, in einen Van verpackt, dann kamen die Limousinen. Heute wurden wir, auf Kosten des Hotels, auf höchst luxuriöse Art zum Flughafen gebracht. Direkt zu unserer Maschine, wo der Kapitän mit Crew, uns an der Gangway – oder wie immer man das bei einem Flugzeug nennt – begrüßte.
Pop und ich küssten Miro zum Abschied. Ich steckte ihr noch ein Couvert zu. Dann küssten wir Kikki, ihr Flug geht in vier Stunden. Die wird sie in einer Lounge verbringen. Ich kletterte als Letzter die Treppe hoch. Kikki hatte Tränen in den Augen, als sie mir nachwinkte. Dieses verdammte Hawaii. Ihre letzten Worte, nachdem ich sie so gut wie möglich getröstet hatte, waren lebe jetzt.
Der Heimflug begann nicht so fröhlich wie der Hinflug.
Die Besatzung gab sich aber alle Mühe, uns bestens zu umsorgen. Nach L. A. , wir flogen unten rum, über Dallas Ft. Worth, änderte sich langsam die Stimmung. Da waren nicht nur die Getränke und das wirklich hervorragende Essen schuld. Das Team, wir alle, schalteten langsam wieder auf Normalität. Meine Frau schaffte das mit wenigen Worten. Sie fragte, ob denn jeder seine Weihnachtsgeschenke eingekauft hätte. Dann hatte sie ihre letzte Überraschung für diese Reise parat; sie und Kikki hatten es ausgeheckt: Nach dem Essen stand plötzlich der Nikolaus in unserer Kabine.
Es war ein Steward, der sehr mit unseren Eulen schimpfte, der aber Berge von Gummibärchen für unsere Zwillinge hatte. Eulen und Zwillinge nahmen es lachend. Im Team war Weihnachtsstimmung eingekehrt.
Einzig Mitzi, war noch nicht so richtig dabei, Weihnachten sagte ihr einfach zu wenig. Sie ist Moslem. Da hatten wir mit Saya noch einen weiteren Kandidaten. Sara hatte eine deutsche Weihnacht schon erlebt. Mom setzte sich zu Mitzi, Pop schnarchte schon mal eine Runde.
Lis hatte sich auch abgesetzt, nun machte sich Gerlinde neben mir breit. Sie blieb seit Sonntag etwas unbeachtet, sie wollte es wohl auch so. Sie hatte unter einem doppelten Abschiedsschmerz zu leiden: von Hawaii und von James. Sie gestand mir, es täte sehr weh.
Während des langen Heimfluges gab es genug Zeit, mit unseren Mitarbeitern zu sprechen. Doris und Uschi hatten Angst vor Weihnachten. Ich hatte schon mit Mom und Lis gesprochen, für die war es überhaupt keine Frage: große Bescherung in der belle Etage.
Mit Papa und Mama sowie Kristin mit ihrer kleiner Familie. Doris und Uschi gehörten dazu, daran ließ Lis keinen Zweifel.
Zu Silvester hatte Papa etwas Besonderes vor, das erzählte uns Lis im Vertrauen. Was? Das wusste sie nicht. Sie fürchtete jedoch, es würde etwas Gewaltiges. Ihr Vater hätte im Sommer, als er Ferien bei uns machte, und ich mit Kim in Dänemark war, Lust gezeigt so richtig auf den Putz zu hauen.
Auch er hatte wohl Probleme mit dem Finanzamt und, dass er weiß, wie man feiert, das war uns bekannt.
Ich konnte meine Eulen also beruhigen. Dann saß Saya neben mir. Sie gestand mir ihre Sehnsucht nach Alessandro. Nein, so schlimm sei es natürlich nicht, sie bräuchte keinen Extraurlaub. Es ginge ihr darum, ob sie mit uns, im nächsten Jahr, wieder nach Italien könne. Sie würden korrespondieren, bis zum Frühjahr genug.
Ich bekam heraus, dass Rottweil wie ein Damoklesschwert über ihr hing. Der letzte Wunsch des Hauses Radama, wie sie in dem Brief von Prinzessin Marni selbst lesen konnte. Diese Last konnte ich ihr sehr leicht von ihren hübschen Schultern nehmen. Ich erinnerte sie an ihr Versprechen, sich um PH und Pele zu kümmern. Dann machte ich ihr noch klar, dass Lis, unweigerlich, in den nächsten Jahren noch einen Schub Babys will.
„Es ist eigentlich eher so, dass wir fürchten du wirst uns verlassen, wo wir dich doch so brauchen. “
„Nein, auf keinen Fall. Ihr seid meine Familie. Mit Alessandro komme ich schon klar, wir sind keine so … ich meine, der Sommer reicht uns. Eine verheiratete Frau ist in Italien auch nicht so gerne gesehen“, schluckte Saya etwas schwer.
„Mein Liebes, da hast du mal wieder etwas in den völlig falschen Hals bekommen.
Ich hab dir schon mal gesagt, sprich mit Lis oder mir, wenn du das leiseste Problem hast. Denke daran, du warst verheiratet. Der Tod löste deine Ehe auf. In der katholischen Kirche ist das der einzige legale Weg wieder zu heiraten. Mach das der Mutter von Alessandro klar, du wirst sehen, sie wird dich lieben. “
Es ist einfach eine Scheiße, Boss von jungen Frauen zu sein. Nun hatte ich sie weinend im Arm und keiner kümmerte sich um mich.
Lis, mein Eheweib schlief. Kim diskutierte mit Gerlinde und Mom hatte sich eng an Pop gekuschelt. Es war für uns drei Uhr in der Frühe.
„Hör zu, mein Mädchen. “ Ich sprach Persisch mit ihr, es sollte sie beruhigen. „Viele Italienerinnen sind verheiratet, ihre Männer sind aber im Sommer irgendwo im Ausland zum Arbeiten. Warum soll das nicht auch umgekehrt funktionieren?“ Ein hoffnungsfroher, wenn auch unverständiger Blick traf mich. „Warum soll die Frau nicht im Winter im Ausland arbeiten? Für einen Italiener ist das sicher mehr als ungewöhnlich.
Wenn euere Liebe aber so fest ist, solltet ihr das zumindest einmal überdenken. Die Gräfin und ich, machen es deinem Liebsten gerne klar, dass eine Tochter des Hauses Radama, kein Problem hat, dem Gatten treu zu sein. Ich habe sehr wohl bemerkt, dass es dir in der Beziehung ernst ist. Tanzen ist schließlich keine Untreue. “ Ich bezog mich auf meine Beobachtungen beim Luau.
„Ich bin im schon mal ein wenig untreu gewesen“, gestand sie mir mit feuchten Augen.
„Wir haben das so besprochen, er meinte in unserer Situation sei es manchmal halt unumgänglich. Wir seien ja beide keine Jungfrauen, sondern Erwachsen. Erst in einer Ehe, wenn man jederzeit auf seinen Partner zugreifen kann. “ Sie heulte plötzlich los, wie der berüchtigte Schlosshund.
„Weißt du was, meine Kleine? Ich rufe von Stuttgart aus den Don an. Ich bringe ihn dazu, deinem Liebsten mindestens eine Woche frei zu geben. Ich zahle ihm den Flug nach Stuttgart, über Weihnachten.
Da wird es auch in Italien friedlich zugehen und der Don kann auf ihn verzichten. So die eine oder andere Stunde, kannst du dich sicher dennoch um die Zwillinge kümmern, den Rest machen wir. Sara ist ja auch noch da. “
Mein Hemd wurde immer nässer. Ich sah keine Hilfe nahen. Plötzlich war Saya aber wieder völlig die Alte. Cool, absolut cool bedankte sie sich. „Graf Paul, es war mir eine Ehre, meinen Gedankenmüll bei ihnen abladen zu dürfen.
Ich regle das mit meinem Verlobten. “ Soweit war es also doch schon, allerdings gibt es im Persischen, da wohl keinen vernünftigen Ausdruck für intimen Freund. „Euer Angebot, Graf Paul, werden wir gerne annehmen. Die Zwillinge werden nicht zu darben haben (mir fiel auch hier kein besserer persischer Ausdruck ein). Es ist mir jedoch entsetzlich, es zu sagen, da gibt es leider noch ein Problem: Sara hat manchmal arges Heimweh. “ Sie schlug die Hand auf den Mund, ihre Augen weiteten sich.
Deutliche Zeichen des Entsetzens traten in ihr Gesicht. Sie hatte einem Hochedlen Dienstbotengetratsch verraten.
„Ach du Scheiße“, entfuhr es mir. „Unsere kleine freche Sara. Sie nahm nie ein Blatt vor den Mund, ich hatte ja keine Ahnung. “
„Bitte Paul. “ Sie ließ den Grafen zu meiner Freude wieder sein. Auch wechselte sie wieder zur deutschen Sprache. Ein Zeichen für mich, sie war wieder unsere Saya. „Bitte.
Ich habe nichts gesagt. Ich bin nicht mal sicher, ob es richtig ist. Ich deutete es aus dem, was Sara im Schlaf so murmelte. “
Ich nahm sie fest in den Arm. Diesmal traf mich der Blick von Lis. Ich sah es sehr wohl, daher gab ich Saya, bewusst, auch einen Kuss. Auf die Stirn. Lis sollte mein Problem, mit Saya, erkennen.
„Ach weißt du Saya, auch wir Hochedle haben so unsere Höhen und Tiefen.
Vor allem können wir uns nur selten in unsere Mitarbeiter hineinversetzen. Sei sicher, wir mögen euch. Das bedeutet nun leider nicht, dass wir euch völlig verstehen. In zehn Jahren vielleicht, wenn wir uns alle besser kennen. “ Ich gab ihr einen Kuss auf die Lippen, den sie zu meiner Überraschung erwiderte. „Lis und ich geben uns aber Mühe, euch als das zu behandeln, was ihr seid. Familienmitglieder. Kleine Schwestern. “
Saya stand auf, küsste mir die Hand und verschwand auf einen anderen freien Platz.
Lis sah mich fragend an, mit der Augenklappe, gegen das Kabinenlicht, auf der Stirn. Ich deutete ihr an, ich würde zu ihr kommen. Vorher organisierte ich bei der verschlafenen Stewardess zwei Gläser Champagner. Wenn er gut ist, kann man ihn zu jeder Zeit trinken. Er war gut und Lis völlig überrascht von meinem neuesten Wissen. Sie hatte fast 30 Sekunden daran zu kauen.
„Wir machen das völlig anders, mein Liebster“, wurde mir erklärt.
„Du, Kim und Sara fliegt eine Woche nach Bangkok. Vor Weihnachten bekommt ihr mit Sicherheit Zimmer im Cliff. Sara hat dann genug Zeit, ihre Mutter und alte Freunde zu begrüßen. Wir buchen für sie auch eine Suite. Was weiß ich, ob da nicht ein alter Freund seine Aufwartung machen will. Kim hat mit Sicherheit ebenfalls Heimweh. Sie würde es nie sagen, aber, sei sicher sie hat. Um die Sache rund zu machen, empfehlen wir ihr, schon für das Finanz … du weißt schon, die Mitarbeiter in ihrem Laden, nach Sylvester ebenfalls eine Woche nach Thailand zu schicken.
Aus dem gleichen Grund. “
„Du hast, wie immer recht, mein Schatz aber …“
„Ich bin noch nicht fertig“, schnauzte sie zurück. „Saya schicken wir nach Neapel. In der Villa wäre der Aufwand zu groß, in Neapel – nein, auf Capri wirst du eine extratolle Suite buchen, mit allem hin und her, und Rafael wird Alessandro frei geben. Sonst hetze ich Magdalena auf ihn. Das würde er mir zwar nur schwer verzeihen, es wird aber wirken.
“ Ich suchte innerlich eine schrecklichere Bezeichnung als Satansbraten. „Ich komme, notfalls mit Mom, gut mit unseren Teufelchen zu Recht. Ich möchte wetten, deine Eulen wären im Notfall schneller da, als ich telefonieren kann. Damit hätten wir Kim, Sara und Saya vom Tisch. Die Eulen? Da sehe ich nichts auf uns zukommen. Zu Weihnachten laden wir auch Gerlinde mit Marianne und Petra ein. So, das zuckte mir gerade durch den Kopf. Bei dem Trubel, den es bei uns mit Sicherheit wieder geben wird, fallen die Drei kaum mehr ins Gewicht.
“
„Gut. Mein geliebtes Weib hat funktioniert. Diese blöden … leider gibt uns Teheran keine Chance. Ich habe da, so ganz, ganz hinten, noch eine andere Idee. Was hältst du von Jamaika und Martinique. Eines oder beides. Nur wir beide, nach Neujahr. Der Verlag soll uns da lecken, wo es sich nicht gehört. “
„Prima, lass uns sehen ob Martinique geht, irgendwie hab’ ich derzeit mit Jamaika nicht so viel am Hut.
Von Paris aus sind wir da schnell. Heidi würde sich sicher freuen und – ich habe dich dort ganz für mich. Heidi ist jetzt verheiratet, ich hoffe du hast daran gedacht. “
„Ich habe. Im Übrigen gibt es keinen Bedarf für Frustabbau, da reichte L. A. völlig, bis weit ins nächste Jahr hinein“, gestand ich meinem geliebten Eheweib. „Kannst du dich in Stuttgart gleich um das Ganze kümmern? Kim muss die Abrechnung machen, auch mit dem Steuerberater den Jahresabschluss für das Finanzamt.
Wenn wir verschwinden wollen, muss ich aber zuerst Mikel mit Nachbarn überschwemmen. Ich werde, sobald Gerlinde munter ist, mit ihr einen Plan aushecken, wie wir da am besten zurechtkommen. “
„Gerlinde hat sich mit James, auf eine Woche Bermudas geeinigt, im Januar“, wusste Lis nun schon wieder. Da solltet ihr vielleicht unseren Termin nach Martinique abstimmen. Ein Pornograf sollte zumindest in Stuttgart bleiben, es könnte ja sein, dass Mikel ein Problem hat.
Ich glaube es zwar nicht, der Verlag in London und in L. A. dürfte bis zur Halskrause in Arbeit stecken, aber kann man es wissen?“
„Das hat Mikel auch gemeint. Es geht nur um die Nachbarn. Ich hatte gedacht, die Serien auf Hawaii könnten da füllen, unser Nimmersatt hat sie aber prompt als Sonderheft eingeplant …“
Wir waren urplötzlich wieder mitten beim Geschäft. So ist das nun halt mal, wenn man seinem Beruf ernsthaft nachgeht.
Ich küsste meine Frau und wanderte weiter zu Gerlinde. Sie wachte auf, als ich mich neben sie setzte. Sie ist inzwischen so mit unserem Beruf verwachsen, wir hatten ruckzuck die Termine klar. Sie zeigte sogar schon wieder echte Lust auf Nachbarn.
Dann heimste ich mir viel Freude ein, als ich Kim und Sara informierte, über das, was Lis vorgeschlagen hatte. Wie erwartet gab es keinen Einspruch.
Selbst Kim musste zugeben, so ein kleines wenig Heimweh hätte sie doch. Nicht nur wegen der Pflegemutter – es sei schließlich doch die Heimat, ihre Wurzeln und in einen richtigen Tempel zu gehen, das sei unbedingt nötig. Der auf Hawaii sei zwar ganz schön gewesen, aber eben nicht … Ich verstand sie schon.
Der Rest des Fluges verlief halbwegs normal, wenn unsere beiden Kobolde, auf der letzten Etappe, auch versuchten zu nerven.
Ich hatte beinahe den Eindruck, dass sie zumindest ahnten, dass sie in Deutschland kein warmes Meer erwartete, sondern fieses Sauwetter. Es kann aber auch sein, dass ich selbst mit dieser Überlegung zu kämpfen hatte. Der Gedanken an Weihnachten, hielt mich aufrecht.
Heimkehr nach Stuttgart
Das Wetter in Deutschland war scheußlich. Wir froren schrecklich. Die Nachbarn hatten die Heizung zwar angestellt, aber irgendwie war alles noch klamm und unwohnlich.
Kim und Sara zogen erst mal los und plünderten einen Blumenladen, damit war blitzschnell die erste Hürde genommen. Zum Mittag zogen Essensdüfte durch die Halle, bis zu uns hoch. Rostbraten! Vorfreude kam auf. Nur die Zwillinge quengelten. Sie wollten baden. Saya ging mit ihnen in den Garten, wo Eis den kleinen Teich bedeckte. Das hob die Stimmung unserer Plagen auch nicht. Erst der Whirlpool half.
Ich hatte Don Rafael angerufen.
Er fand, auch ohne Mitwirkung von Magdalena, die Idee mit Capri prima. Er rief schon eine Stunde später zurück. Er hatte eine Suite im besten Hotel bekommen. Saya wird uns schon übermorgen für eine Woche verlassen. Zu ihrem Alessandro. Kim beschaffte das Ticket, Saya packte schon wieder. Das unverhoffte Glück blitzte aus ihren Augen.
Das mit Thailand klappte ebenfalls. Es war ja noch Vorsaison, zu Weihnachten waren wir längst zurück.
Gräfin Lis hatte direkt mit dem Hotel gesprochen. Es wurden uns zwei Suiten, weit auseinander gelegen, zugesagt. Sara sollte sich völlig unbeobachtet fühlen können.
Gerlinde hatte drei Termine bei Nachbarn. In Tübingen und Umgebung. Diese Gegend hatten wir noch nicht abgegrast. Die Entfernung war akzeptabel, die Eulen informiert. Wir hatten uns schnell wieder ins Alltagsleben eingefunden, obwohl wir, bei den ersten Nachbarn, schlimm ins Fettnäpfchen traten. Zum Glück haben wir unsere Obereule Doris, sie erkannte sofort, was los war: Gerlinde und ich sprachen nur englisch.
Wir hatten es uns, notwendigerweise auf Hawaii, so angewöhnt, dass es völlig automatisch ablief.
Abends, im Bett, sprach ich mit Lis und Kim über diesen Patzer. Ich wurde informiert, dass es auf Hawaii doch üblich war, englisch zu sprechen, schon wegen James, auch am Abend, bei Cocktail und Abendessen. Mir fiel unser Englischlehrer ein: Ihr könnt Sprachen und nutzt sie auch, sagte er auf Jamaika zu mir. Kim meinte, und ich fürchte sie hat Recht damit, die Sprache sei doch nur ein Vehikel.
Wenn man sie kann, überlege man nicht mehr, welche man spricht, höchstens, in welcher man etwas am besten ausdrücken kann.
Doris und Uschi wirkten im Atelier. Sie hatten sich meine Fotoausrüstung, die Beleuchtungsanlage und all das Zeug vorgenommen. Generalinspektion und Großreinemachen. Den Sommer über und natürlich auf Hawaii, hatte die Ausrüstung doch sehr gelitten. Uschi kannte einen Uhrmacher, der wurde herzitiert und machte sich an den Kameras zu schaffen. Nachdem sie innen und außen gereinigt waren, wurden Testbilder gemacht.
Mit der Zeitung, wie der geneigte Leser wohl weiß. Ich hatte damit nichts zu tun.
Ich kümmerte mich um Roland und den Laden. Die Automaten brummten unwillig vor Arbeitsüberlastung. Dazu hatte ich zwei neue Mitarbeiterinnen, von denen ich nur sehr sparsam über Kim erfuhr; irgendwann auf Hawaii, in einem Nebensatz. Willi und Mikel schickten immer mehr Aufträge, die kleineren Verlage ebenfalls. Zwei neue, noch größere, schnellere Automaten waren geliefert. Der Laden vorne, war verkleinert, obwohl das Geschäft ebenfalls boomte.
Lisl machte das jedoch souverän. Das Fotohaus Oktober bot die billigsten Abzüge in Stuttgart an. Kein Wunder, der Aufwand muss sich rentieren.
Im Laden von Kim brummte der Umsatz auch. Das schlechte Wetter veranlasste, dass die Sonnenbänke nicht leer wurden. Wanda und Co. arbeiteten bis abends Neun. Länger hatte die Stadt es nicht erlaubt. Kim besprach mit den Mädchen die Angelegenheit mit einem Heimaturlaub. Einstimmig wurde beschlossen, den in den Mai oder so zu verlegen.
Wenn das Geschäft nun mal lief, sei es doch blöde, nicht abzukassieren was ginge. Im Mai würde dafür die Saison in der Heimat enden und alles sei viel billiger. Was blieb Kim übrig, als dem zuzustimmen. Wanda, die Schwester, hatte als Geschäftsführerin, in diesem Fall sowieso das Sagen. Dass Kim in der nächsten Woche nach Pattaya fliegt, veranlasste Wanda nur, sie zu bitten ihre liebsten Grüße zu überbringen und sie, eben für Mai, anzumelden.
Am ersten Sonntag, nach unserer Rückkehr von Hawaii, fielen wir bei Papa und Mama zum Kaffee ein. Mit den Zwillingen. Die Eulen umsorgten die Familie und uns. Sie hatten sogar Kuchen gebacken. Dass sie ihre Pflegefamilie liebten, das war unübersehbar. Papa strahlte aus allen Knopflöchern, dass wir da waren. Schwägerin Kristin, mit Mann Axel und Töchterchen waren natürlich auch da. Papa spielte Patriarch. Eine Rolle, die ihm steht, fand Lis.
Die Eulen hatten Familie Bronner natürlich schon mit allem Wissenswerten, aus Hawaii, versorgt. Wir konnten nur noch wenig dazu beitragen. Es hatte sich allerdings auch schon herumgesprochen, dass Kim und ich, am nächsten Tag, nach Thailand fliegen; mit Sara. Scheinbar unumgänglich, aber auch, dass Lis und ich, alleine, am 7. Januar nach Martinique wollen.
Papa und Mama fanden es gut, dass wir alle auch mal ganz privat miteinander umgehen konnten.
Papa ist zu monogam, um unsere Familienleben so ganz zu verstehen. Einer Familie, mit zwei Frauen, zwei Kindern und einem Ehemann. Mich. Da aus seiner Tochter Elisabeth, trotz ernsthaftester Bemühungen, jedoch keine Klagen zu entlocken war, musste er sich einfach mit den Tatsachen abfinden. Es fiel ihm, in den ersten Jahren, gar nicht so leicht, dabei kannte er solche Verhältnisse, aus Persien, doch schon seit Jahren. Er war eigentlich auch nie, mit keinem von uns, womöglich sauer, oder so was – es passte halt einfach nicht in sein Weltbild, als Stuttgarter Familienvater.
Kristin schmollte jedoch. Die Erinnerung an ihre tolle Hochzeitsreise, war inzwischen halt doch etwas verblasst. Ihre jüngere Schwester kam dagegen von einer erneuten Traumreise. Sie wollte auch gerne mal wieder auf Tour. Axel versprach ihr, sowie das Fräulein Tochter alleine bei der Oma bleiben könnte, würde er mit ihr mindestens 14 Tage dorthin fliegen, wo sie hinwollte. Kristin beruhigte sich schnell, als ihr Papa zusagte, die Kosten zu unternehmen. Ich hörte sie, mit ihrer Schwester, über mögliche Reiseziele zu fabulieren.
Bali, Südsee, Hawaii. In 14 Tagen?
Ich versuchte aus Papa herauszubekommen, was er sich da für Sylvester ausgedacht hatte. Er sah mich scharf an, dann verzog er sich mit mir in sein Arbeitszimmer. „Wenn ich nicht deine Hilfe bräuchte, würdest du nichts erfahren. Bisher wissen nur Doris und Uschi bescheid. Axel auch, aber nur prinzipiell. Also, hör zu: Wir werden aus dem Laden einen original persischen Basar zaubern. Mit allem Drum und Dran.
Du musst uns mit Bildern helfen, die du dort gemacht hast. Nicht mit diesen Nacktaufnahmen, du hast doch auch schöne Portraits, vor allem aber auch schöne Landschaftsaufnahmen. Deine Eulen sind bereit, mir dazu passende Vergrößerungen zu machen. Abdallah und Schwester kommen auch. Rama und Anhang werden da sein und, halte dich fest, der ganze Harem aus Rottweil. Kitty sagte, über die Feiertage wollte sie sowieso schließen. Da hätten die Herren gefälligst bei ihrer Familie zu bleiben.
Es soll ein gewaltiger Zirkus werden. “
„Da könnt ihr natürlich so richtig 1001 Nacht hier aufführen. Die Eulen sollen in der nächsten Woche halt alles vorbereiten. Zwischen den Jahren haben sie sowieso frei. Darf ich dir, unsere Saya auch noch anempfehlen? Sie ist gerade auf Verlobungsurlaub. “ Ich erzählte Papa, was da gelaufen war. „Wenn mit den beiden alles klar ist, versuche ich Alessandro für Sylvester einzufliegen. Das Mädchen hat sich so fürsorglich um die Zwillinge gekümmert, da kann ich kaum dankbar genug sein.
Im Übrigen, richtig gemacht, kann das ihr Heimweh lindern. Ich sehe zu, dass ich dazu auch noch Mitzi hier behalten kann. “
„Mitzi, die aus dem Hotel? Ich denke die ist bei Kikki in Japan?“ Es gab einfach zu viel zu berichten, Mitzi, jetzt in Rottweil, hatte ich völlig vergessen zu erwähnen. Ich wurde zum eisernen Schweigen verdammt, dann kehrten wir zu den anderen zurück. Es war höchste Zeit nach Hause zu gehen, die Zwillinge waren es satt, von Oma und Tante beschmust zu werden.
Lis versuchte natürlich zu erfahren, was ich mit Papa zu bereden hatte. Ich schob allgemeinen Informationsdrang seitens Papas vor. Für Lis klang das glaubhaft genug.
Ein Besuch in Thailand
Montagnacht flogen wir von Zürich aus los. Mit der Thai Airways im Jumbo. Meine beiden Thaimädchen, brachten die thailändischen Stewardessen, in der ersten Klasse, auf Hochtouren. Der Service war besser als alles, was wir bisher bekamen. Meine Zwei kannten sich aus, in dem, wie Service sein muss.
Sie wussten auch, was bei Thais wirkt. Ich wurde als Graf vorgestellt, Kim als Edle und Sara bekam einfach den gleichen Status. Das fand natürlich in thailändischer Sprache statt, davon kann ich nur ein paar Worte. Nachdem ich jedoch als Graf Paul angesprochen wurde, war mir schnell alles klar. Kim und Sara hatten für ein übermächtig großes Gesicht gesorgt. Jetzt war mir auch klar, warum sie selbst so prächtig gekleidet und mit Schmuck behängt waren.
Ich reise viel lieber bequem in Jeans, und zwängte mich nur Kim zuliebe in einen Anzug.
Was Sara angeht, sie sorgt in Italien für die Leckerbissen in ihrer Loungeküche. Sie hat bei Paolo gelernt, was gut und teuer ist. Als die Stewardessen die Leckereien vor dem Abendessen auffuhren, ruhte ihr Blick sehr aufmerksam auf dem Geschehen. Nach einem nur kurzen Disput, zog die Stewardess ab und holte eine frische Dose Kaviar.
Sie wagte es, uns aus einer angebrochenen Dose, vom Herflug, zu servieren. Kim, sie saß neben mir, lächelte nur. Wir wussten beide, dass Sara ein echter schwäbischer Sturkopf sein kann. Ist sie sich erst mal sicher, gilt nur noch ihre eigene Meinung.
Kim und Sara sind Thais. Diese halten sich meist vom Alkohol zurück, wie alle Asiatinnen. Meine Zwei waren nun lange in Italien, auch auf Hawaii hatten wir die Cocktailstunde, die Blue Hour.
Im Laufe der Zeit haben sie sich an Wein und Champagner gewöhnt. Beide spucken auch längst nicht mehr ins Glas, wenn es mal Grappa oder sonst einen Schnaps gibt. Alles ist halt Gewohnheitssache. Die Stewardessen waren zuerst skeptisch, als meine Süßen mehr als nur ein Glas Champagner tranken; als sie zum Dessert auch noch Drambui wollten, diesen schottischen Whiskylikör, gaben sie es auf.
Mir kam es in den Sinn, ob wir da vielleicht zu sehr in ethnische Dinge eingegriffen hatten, zumindest bei unserer Sara.
Dann überlegte ich mir, dass beide erwachsen genug sind, um sich selbst um sich zu kümmern. Dann fiel mir Mitzi ein, auch Kim und Sara hatten sich inzwischen sehr europäisiert, wie Mitzi die japanische Art annahm. Man muss mit den Wölfen heulen – wer war das nur, der mir das mal sagte? Papa in Teheran? Ich kam nicht darauf – es ist auch egal.
Es war nur noch ein Gast in der Ersten.
Er schlief bereits, ein typischer Geschäftsmann. Wohl Einkäufer oder so was. Wir hatten nichts mit ihm zu tun. Irgendwann klappten aber auch wir unsere Sessel aus und schliefen. Die Stewardess bot uns, in der Nacht, Säfte und Wasser an. Die Luft in einem Flugzeug ist sehr trocken. Mehr im Halbschlaf als wach, trank ich. Kim und Sara hatten die Mittelkonsole in einer freien Sitzreihe entfernt und schliefen gemütlich. Die kleinen Thais hatten da genug Platz.
Für mich fehlten 20 cm. Mein Kreuz hätte es nicht überstanden. Es gab aber wenigsten genug Fußfreiheit. Ich döste gemütlich vor mich hin, von meinen Kindern und von Lis träumend.
Das Frühstück war ausgezeichnet. Sara kannte sich mit unserem Problem der warmen Tomaten aus. Sie besprach es mit den Stewardessen in der Pantry. Wir bekamen das Omelett, knallheiß, auf einem gewärmten Teller. Der Speck und das Würstchen brutzelten fast noch, die Tomaten waren geschnitten und kalt.
Bereits mit Salz und Pfeffer gewürzt. Sara hatte wirklich und wahrhaftig, bei oder durch Paolo, eine einwandfreie Ausbildung bekommen. Sie könnte in jedem Luxushotel den Dienst in einer Lounge übernehmen. Sprachen konnte sie auch, ihr Englisch war gut, das Italienische ausreichend und ihr Deutsch war halt Schwäbisch. In Stuttgart sind die Dienstmädchen in den Nachbarhäusern ihr normaler Umgang und – die schwätzen alle.
Obwohl der Flug elf Stunden dauerte, waren wir recht gut ausgeruht als wir um Acht aus dem Flughafen kamen.
Das Cliff hatte eine Limousine geschickt. Blumenkränze für die Damen, einen Obstkorb für unterwegs. Südostasiatischer Service in Reinkultur.
Der Manager begrüßte uns freundlich, wie hier so üblich. Das Willkommensgetränk war angenehm kühl.
„Natürlich werde ich auch diesmal ein paar Bilder machen“, erklärte ich ihm gerade. „Dies soll aber vor allem ein Erholungsurlaub sein. Wir hatten ein hartes Jahr. “
„Dann bleibt mir erst mal nur, ihnen gute Erholung zu wünschen.
Sie werden uns aber doch sicher die Freude machen, mit mir mal zu Abend zu speisen. Wenn immer es ihnen passt. Anruf eine Stunde vorher genügt. “ Wir nahmen dankend an.
Sara kam sich, in ihrer Suite, wie eine Königin vor. In ihren Augen blitzte vor Stolz eine kleine Träne. So ein hoch geehrter Gast im besten Hotel der Gegend zu sein, es war einfach das Größte für sie. Sie lief so aufrecht, dass sie 10 cm größer wirkte.
Es konnten aber auch die Polster in der neuen Bluse sein.
Das Hotel ließ es sich nicht nehmen, Kim und mir unsere alte Suite zu geben. Sie war zwar viel zu groß für uns, wir waren aber mit ihr vertraut. Unser altes Zimmermädchen war auch noch da und freute sich mächtig über unseren erneuten Besuch.
Wir schliefen erst eine Runde, um den Zeitsprung besser zu überwinden.
Um Vier wollten wir in die Stadt, Nun zu besuchen, Kims Pflegemutter und Saras leibliche Mutter. Sie hatte keine Ahnung, dass wir kamen. Die zwei Gören wollten sie überraschen. Ich konnte nur hoffen, dass es Nun überlebt. Einspruch zwecklos.
Um Drei schlüpfte plötzlich Sara zu uns ins Bett. „Entschuldigt, ih han scho a schön’s Zimmer, ich find’s ganz, ganz toll. Danke Paul. Aber jetzet war ih halt a bissle aloi.
“ Sie befleißigte sich, ein halbwegs verständliches Deutsch zu sprechen, so ganz klappte das aber immer noch nicht. „Da kam mir in’n Sinn, dass ih’s natürlich meine Freind zeige möcht. Des hat mih unruhig g’macht. Paul, darf ich die denn eilade? Ich han g’nug Geld mitg’nomme, s’tät mir scho Spaß mache, meine Freind g’waltig z’beeindrucke, aber ih han g’sehn, die Preise sin’ ja fascht wie auf Hawaii. Kim, kannscht du mer an Vorschuss gebe und, z’erscht, darf ich denn meine Freind mal einlade?“
„Hör zu Sara.
Du hast eine sehr gute Arbeit geleistet. Sogar ein besseres Deutsch gelernt, als es gelegentlich den Eindruck macht. “ Ihr freches Grinsen kam hervor. „Wenn deine Freunde nicht nur Männer sind, sondern auch ein paar Mädchen dabei sind, dann kannst du sie natürlich einladen. Ehrlich gesagt, als erwachsener Mensch steht es dir zu, auch in der Nacht nicht alleine zu bleiben. Dös geht mi nix oh“, wiederholte ich ihren Spruch. Dafür bekam ich von ihr sogar einen Kuss auf die Nase.
„Von deinem Geld brauchst du im Hotel nichts. Unterschreibe einfach die Rechnung. Vielleicht kannst du auf Kaviar und Champagner verzichten, aber eine ganze Bande deiner Freunde, nicht nur in dein Zimmer, sondern auch in den Food Market einzuladen, ist absolut okay. “
Saras Augen weiteten sich, während ich sprach, Zusehens. Es dauerte einen Augenblick, bis ihr die Möglichkeiten ins Gehirn sickerten. Ich bekam vorab schon mal mit gespitzten Lippen ein Fernbussi.
„Du hast eine Woche Urlaub. Mach was dir gefällt. Du kannst auch ein Boot auf die Inseln mieten oder mal einen Tag mit uns und ein paar Freundinnen rüberfahren. Sprich das mit Kim ab. Apropos Freundinnen, die eine oder andere, ist vielleicht an einem kleinen Modelhonorar interessiert. Hübsche Mädchen bekommen 20 Dollar, weil bald Weihnachten ist. Im Übrigen, wenn du dich, zweimal am Tag zumindest, telefonisch bei mir oder Kim meldest, dann ist es genug.
Notfalls kann es auch eine Notiz sein. Es ist dein Urlaub. Kim und ich halten es genau so. “
Jetzt war es aus mit dem Fernbussi. Ich wurde arg abgeschlabbert. Ich hatte plötzlich viel Verständnis dafür, dass unsere Sara keine Probleme hatte, schnell einen Freund zu finden. Sie ist eine süße kleine Maus. Ich war froh Kim dabei zu haben, das half meine Gedanken schnell, wieder in die richtige Richtung zu bringen.
„Jetzet ganga mer zur Mama, heut’ Abend lad ich euch ei, mit d`r Mama, zum Essen. A paar Freind auch. Heut’ Nacht steigt dann a Riesenparty in dem Riesenbett. Was ihr könnt, koh ih au. In zehn Minuten bin ih am Ausgang, s’ischt Zeit!“ Husch, weg war sie.
„Ich hoffe jetzt nur, dass die Freunde nicht alle männlich sind“, entfuhr es mir schreckerfüllt.
„Sie hatte hier nur einen einzigen Freund, der hat sie auch noch schmählich sitzen lassen.
Keine Zeile war sie ihm wert, als sie nach Stuttgart kam“, erklärte mir Kim, als wir uns anzogen. „Sie hat aber viele Freundinnen. Ihr Alter, Schulkameraden und Straßenfreunde. In einem Ban, wie dem in dem wir aufgewachsen sind, ist das völlig natürlich. Ich denke, heute Nacht findet wirklich eine tolle Party statt. Die Mädchen werden ihre ganzen Abenteuer voreinander preisgeben und der Zimmerkellner wird tonnenweise Cola und Saft aufs Zimmer schleppen“, lachte sie fröhlich.
„Es würde mich nicht wundern, wenn sie in der Nacht auch recht frivol ihre Erfahrungen austauschen. Sara wird sich auf alle Fälle prächtig erholen. “
„So war es ja auch vorgesehen. Und was machen wir?“
„Ich kaufe eine Dose …“
„Das wirst du nicht, du Höllentier“, grinste ich. „Allerhöchstens eine ganz Kleine“, wollte ich ihr den Spaß dann aber doch nicht verderben. „Zur Strafe nagle ich dich sonst auf den großen Sessel im Wohnzimmer; von hintern über die Lehne.
“
Kim kicherte wie ein junges Mädchen. Wir zogen los, zum Ausgang. Ich sah allerdings gut, wie sie mit der Hand über die Lehne des bewussten Sessels fuhr. Ihre Augen funkelten – in Vorfreude?“
Eine bestellte Limousine mit Chauffeur wartete. Ein Volvo, das Statusauto in Thailand, gleichrangig mit Mercedes; diese waren heute schon vermietet. Wir setzten uns alle drei in den Fond.
Kim hatte Waranuch Wongsawa, genannt Nun, ihrer Pflegemutter, schon vor einiger Zeit ein Handelshaus, wie sie es nannte, in Pattaya gekauft.
Mitten im Wohnbezirk der Einheimischen. Unten verkaufte Nun Obst, Gemüse und, was wir in Deutschland Kolonialwaren nennen. Damit war hier kein Vermögen zu verdienen, aber doch viel mehr als nur ein einfaches Auskommen.
Kim hat das Haus noch nie gesehen. Sara kannte es im fast fertigen Zustand. Dann kam sie ja zu uns nach Deutschland. Sie dirigierte jetzt den Chauffeur. Gut zwanzig Meter vor dem Haus ließ sie halten. Ich befahl dem Chauffeur, zu warten.
Dann gingen wir weiter. Kim hing an meinem Arm. Ich spürte, dass sie vor Aufregung zitterte. Dann schlüpfte die Hand von Sara auch noch in meine.
Das Reihenhaus ist zweistöckig. Unten ist der zur Straße offene Laden mit einer Art Garagentor und einem zusätzlichen Gitter verschließbar. Vom obersten Stock sah man nur einen vergitterten Balkon. Wir traten in den sauberen Verkaufsraum. Zwei Kundinnen wurden von Nun bedient. Sie sah auf, als wir eintraten.
Dann kam ein gurgelnder Schrei aus ihrer Kehle, sie stöhnte etwas auf Thai, dann fiel sie langsam auf einen niederen Stuhl.
Was nun geschah, geschah blitzartig. Die Kundinnen wurden von Sara auf die Straße gedrängt. Mit der eingekauften Ware, bezahlt oder nicht. Kim rollte einen Tisch, mit Obst und Gemüse, auf die Straße. Sie schmierte eine Tafel mit Kreide voll, legte sie auf den Tisch. Sara rollte bereits das Gitter runter, ich hatte Nun im Arm.
Sie schämte sich nicht ihrer Tränen. Als das Gitter quietschend zuschlug, hatte sie auch Kim im Arm. Sara, die stets Freche, heulte kläglich, als ich ihr eine Schulter der Mutter freigab.
Ich zog mich zurück. Kühn ging ich die Treppe hoch. Mutter und Kinder wollten alleine sein, das war mir klar. Dass sie mich überhaupt mitnahmen, zeugte mehr als deutlich davon, dass sie meine Familie sind und Nun wie selbstverständlich einschlossen.
Im ersten Stock war alles blitzsauber. Der Teakfußboden war auf Hochglanz poliert. Ein mächtiger Schrank hatte die ehemalige Truhe, in der alten Wohnung, ersetzt. Die alte Liege gab es aber immer noch. Neben der Treppe, hinter einem Vorhang, war eine kleine Küche. Balkon nach hinten raus. Einen Kühlschrank und das stets präsente Wasserfass gab es ebenfalls. Auf dem Balkon zu Straße pfiff, in einem Käfig, ein Beo. Er kann mehr Worte auf Thai als ich.
In Bastkörben wucherten auf Holzkohle Orchideen. An der Wand sah ich, schon etwas verblichen, Fotos von Kim, Wanda und Sara. Ich hatte die mal gemacht. Von Sara klemmte eines hinter dem Rahmen. Es war neuer und zeigte Sara bei ihrem ersten Shooting in Wäsche. Sie hatte sogar eines geschickt, auf dem eine Brustspitze vorlugte. Zurück im Wohnzimmer, verharrte ich einen Augenblick vor dem kleinen Buddhaaltar. Unbewusst murmelte ich ein paar Worte, die mir Kim beigebracht hatte.
An der Rückwand des Altars sah ich ein Bild der Zwillinge. Auch Lis und ich waren nicht vergessen. Bilder von Nuns Kindern fehlten keineswegs. Das Bild eines Mannes stellte sicher den Ehemann dar. Längst auch verstorben. In Thailand, bei der armen Bevölkerung, ist die Lebenserwartung kurz, war es zumindest damals.
Ich hörte Schritte auf der Treppe. Nun huschte zu mir. Kim übersetzte. Es war nichts als Dank, dass ich Kim und Wanda – die Tochter Sara aufgenommen hatte.
Sie war glücklich, dass ihre Kinder nicht auf der Straße oder im Freudenhaus landeten. Das übliche Schicksal vieler armer Thais. Den Dank abzuwehren war nutzlos, das wusste ich. Ich übermittelte Grüße der Familie. Vor allem von Lis, die kannte sie ja. „Sag ihr, sie hielte ihre armselige Wohnung sehr sauber“, ließ ich Sara übersetzten. Ein bewundernder Blick traf mich, sie konnte nicht ahnen, dass ich über die notwenige Herabsetzung eines Wertgegenstandes wusste, und ein Haus ist das nun mal.
Die Geister durften nie erfahren, welcher Wert darin steckt. Dazu wurden sie in dem Geisterhäuschen, das ich auf dem Küchenbalkon entdeckt hatte, besonders pfleglich behandelt.
Nun bedankte sich für meine lobenden Worte. Dann erkundigte sie sich nach dem Wohlergehen meiner ehrenwerten Ehefrau und dem unserer ehrenwerten Kinder. Ich wusste, je abwertender ich ihren Zustand beschrieb, desto besser geht es ihnen. Sicher übertrieb Sara beim Übersetzten noch mehr. Kim konnte sich eines Lächelns nicht erwehren.
Ganz langsam kam wieder Normalität auf. Sara wurde in die Küche geschickt, Tee machen. Kim holte Obst und Süßigkeiten. Nun sprach einfach weiter, meine Hand fest in ihrer Hand. Ich verstand kein Wort, den Inhalt sehr wohl. Sie war überglücklich zwei ihrer Kinder um sich zu haben. Wie könnte man das nicht verstehen?
Gegen Fünf verließ uns Sara. Eine halbe Stunde später kam sie mit vier, wohl gleichaltrigen, Mädchen zurück. Ein paar der Freundinnen, wie ich erfuhr.
Sie waren sauber, wenn auch nur in T-Shirt und einer Art Wickelrock oder Jeans, gekleidet. Alle sprachen etwas Englisch. Verkäuferinnen, Bedienungen, wenn es sich ergab auch mal Prostituierte. Ich kannte aus den Schilderungen von Kim nur zu gut, wie das Leben hier ablief und, es hatte leider überhaupt keinen Sinn, etwas dagegen zu tun.
Kim, Wanda mit ihren Mädchen und Sara, hatten einfach Glück gehabt. Das sahen sie keineswegs anders.
Eines muss man den Freundinnen von Sara aber lassen, sie wussten, was Höflichkeit und Respekt ist. Das hat nichts damit zu tun, dass sie sehr wohl auch fröhlichen Mutes, lustig und ein klein wenig zu frech sind. Sanuk, Spaß, steht weit vorn im thailändischen Alltag.
„Was ist eigentlich mit dem Gemüsewagen vor der Tür?“, fiel mir dann ein, Kim zu fragen.
„Ich habe auf die Tafel geschrieben, für die üblichen Kunden sei diese Ware heute frei, weil Nun leider keine Zeit, wegen Besuchs aus Deutschland habe.
Ihre geehrten Kunden sollen darunter nicht leiden. Ich habe ihr dafür 100 Dollar in die Kasse gelegt. Ich zweifle allerdings, dass sehr viel von dem Wagen genommen wird. Die Nachbarn nehmen was sie brauchen, im Übrigen freuen sie sich mit ihr. Ich wette, das ganze Viertel weiß bereits Bescheid, wer da zu Besuch gekommen ist. Seit Sara ihre Freundinnen suchte, spätestens.
Die Mädchen verschwanden, ich wurde in den Laden nach unten verbannt.
Kim und Sara packten oben die Geschenke aus, die ich zuvor aus dem Wagen holen durfte. Der Chauffeur wartete in stoischer Ruhe. Ich gab ihm 10 Dollar Trinkgeld, dann schlenderte ich zurück. Unten an der Türe angelangt, kamen auch schon die Mädchen aus einer Seitengasse. Sie hatten sich stadtfein gemacht. Nun, Kim und Sara kamen von oben. Auch Nun war zum Ausgehen gekleidet. Ich ließ es auf mich zukommen, was jetzt passiert. Klar war mir nur, wie Sara sagte, dass wir zum Essen eingeladen waren.
Wir liefen nur zwei Blocks landeinwärts. Es war mehr oder weniger eine Garage – nein, eigentlich mehr einer dieser einstöckigen Läden, wie Nun ihn hatte, halt nur keine Wohnung darüber. Blitzblank sauber breitete sich hier ein Restaurant aus. Wir waren die einzigen Gäste. Sara übernahm das Kommando, ließ sich aber offenbar von den Freundinnen beraten. Ein Menü wurde zusammengestellt. Der Wirt fragte wohl, ob denn auch genug Geld vorhanden war, denn Sara bestellte Langusten und Fisch.
Zumindest nahm ich das an; deren thailändische Namen kannte ich.
Sara wusste, was mein Geschmack ist. Sie gab dem Wirt 50 Dollar in fünf Scheinen. Dem fielen fast die Augen raus. Er dienerte beinahe wie ein Japaner. Das hatte ich bei einem Thai noch nie gesehen. Geld verdirbt halt auch hier in Thailand den Charakter. Was dann kam, war eine unglaubliche Fresserei. Eigentlich überhaupt nicht die thailändische Art. Sara hatte jedoch ihr ganzes Wissen eingesetzt, um der Mutter und den Freundinnen das Bestmögliche zu bieten.
Kim und mir sowieso, das war sie ihrem Stolz schuldig.
Im Laufe des Abends waberten immer neue, herrliche Gerüche aus der Küche. Piripiri und Knoblauch, Koriander und Zitronengras, Ingwer und Gewürze, die meine Zunge nicht erkennen konnte, würzte die Gerichte. Ja, Languste war auch dabei, Fisch in einer Variation, die ich noch nie gegessen hatte. Ich schlemmte.
Kim und ich tranken einen kalifornischen Weißwein. Die Freundinnen Bier, ein ungeheuerer Luxus für sie.
Nun trank Mekong mit Eiswasser. Das Essen wurde nicht hineingeschaufelt, es wurde genossen. Sara hatte rote Bäckchen und sah heute einfach selbst zum Fressen süß aus, in ihrer Wichtigkeit, wie sie das Dinner, ich möchte es trotz der einfachen Umgebung so nennen, wie sie das Dinner leitete. Das war Regie in Vollendung. Sara der Regisseur, zwei Köche die würdevollen Schauspieler und der Chef die dienende Marionette.
Inzwischen waren weitere Freundinnen aufgetaucht, auch unser Chauffeur wurde am Eingang, an einem kleinen Tisch mit wackligem Stuhl, verpflegt.
Es wurde voll und voller. Sara schob noch einen Zehner nach, für Getränke. Alle Freunde waren da. Auch zwei Jungs tauchten auf. Bescheiden blieben sie in der Nähe des Chauffeurs. Sara war so himmelweit weg von ihrem Leben, das war ihnen völlig klar. Und Sara auch. Sie überspielte es, in dem sie den Boys höchstpersönlich das eine oder andere Gericht servierte. Mein Gehirn wandelte sich langsam in ein Tonbandgerät, es notierte jede Kleinigkeit, für Mom – Beatrix Mai.
Kim bestelle noch eine Flasche Wein. Einer der Boys musste los, sie erst zu kaufen. Das ist hier absolut üblich, man kann doch eine Flasche die 10 Dollar kostet, nicht einfach da rumstehen lassen, wenn doch keiner der Gäste das Geld hat, sie zu trinken. Wein ist im Übrigen auch nicht das Lieblingsgetränk der Thais. Bier ja, Mekong mit Wasser ist billiger, wenn schon mal eine tolle Party gefeiert wird und es Alkohol sein darf.
Wenn schon kein Wasser, dann sind Säfte und Cola, mit viel Eis, allemal billiger.
Längst hatte die Küche auf Nachtisch umgestellt. Obst, Mango mit sticky rice, grellbunte Puddings, gefärbt wie hier so üblich. Geraspeltes Eis, zweifelhafter Herkunft, mit buntem Sirup, Gummifrüchten und Schokostreusel, war der absolute Hit bei den Mädchen. Kim und ich ließen uns auch, gemeinsam, eine Portion machen. Mir waren die ganzen Sirups zu süß, ich bestellte mir lieber auch einen Mekong; ohne Wasser.
Kim löffelte den Rest des Eises aber vergnügt weg.
Inzwischen waren es Neun. Von den Jungs war nur noch einer da. Es war die Party von Sara. Kim erzählte mir lächelnd, das sei ihr erster Gedanke gewesen, als sie erfuhr, dass sie mit uns hierher durfte. Ich gestehe, ich freute mich mit ihr. Unser frecher Wicht hatte das verdient. Ich musste mir nun nur noch einfallen lassen, wie ich ihr meine Dankbarkeit zeigen konnte.
Mit einem Geldgeschenk jedenfalls nicht. Da hätte sie das Gesicht verloren.
Um Zehn waren wir zurück im Hotel. Kim und ich in der Limousine, Sara und 5 Freundinnen im Pick-up, dem üblichen Taxi hier. Unser Wagen war leider zu klein. Die paar Baht, die ein Pick-up kostet, zumindest für einen Thai, die machten Sara nun bestimmt nicht arm. Der Sicherheitsdienst, in jedem Luxushotel präsent, wollte die fröhliche Bande nicht ins Hotel lassen.
Mit einem hatten sie nicht gerechnet: Sara war Stuttgart, Italien und Hawaii gewohnt. Ihre laute Stimme, für das arme Personal völlig ungewohnt, ließ es kuschen. Der Respekt an der Rezeption, wo sie stolz ihren Schlüssel holte und auch erkannt wurde, machte auf die Freundinnen mächtig Eindruck. Das war wohl auch der Sinn der Übung.
Wir hielten uns etwas zurück. Ich spürte, wie Kim in meinem Arm einen Lachkrampf nur mühevoll unterdrückte.
Unsere Sara hatte alles total im Griff. Sie winkte uns aus dem Aufzug noch Freuden strahlend zu, bevor sich die Türe schloss.
Kim und ich hatten Lust, an der Bar einen Gutenachtschluck zu nehmen. Der Hoteldirektor war auch noch im Dienst. Er erkannte uns, oder der Manager hatte ihn informiert. Wir wurden zu einem zweiten Drink geladen. Dame Kim Oktober wurde standesgemäß behandelt. Im Royal Cliff weiß man sich seinen Gästen gegenüber zu benehmen, vor allem weiß man, wer was ist.
Endlich in unserer Suite – Kim wusste sich nicht zu benehmen. Sie hatte sich, ohne dass ich nur den leisesten Schimmer hatte, wie, eine große Dose Tigerbalsam beschafft. Sie war hier und jetzt meine Frau, die Hauptfrau war in Stuttgart und bewachte unsere Kinder. Kim war hier und sorgte sich um mich. Ich sorgte dafür, dass meine erste Nebenfrau nicht zu kurz kam und machte meine Drohung war. Die Suiten im Cliff sind, zum Glück, nicht sehr hellhörig.
Am nächsten Tag sahen wir nichts von Sara und sie nichts von uns. Ein Page stecke am Morgen eine Notiz von ihr unter der Türe durch – dass es ihr prächtig ginge. Kim ließ ihr am späten Nachmittag eine Notiz übermitteln, wann wir wo zu erreichen sind, falls sie uns braucht. Sie brauchte nicht. Erst am Donnerstagabend erreichte sie uns per Telefon, sie wollte mit allen Freundinnen nach Koh Larn, ob wir mitkämen, ich mit der Kamera und 200 Dollar.
Acht Models, Transfer und Essen auf der Insel. Wir sagten zu.
Sara hatte sich als Model mitgezählt und unser Bootsführer kam mir auch bekannt vor. Ja, er hatte uns geschippert und unsere Bucht hatte er auch reserviert. Seine Eltern strahlten wie Honigkuchenpferde als sie uns erkannten. Die Bucht war unser und Kim schneller nackt, als ich denken konnte. Nur Sara war noch schneller. Die Freundinnen ließen es langsamer angehen, ich konnte aber noch das Licht der Morgensonne nutzen, um reichlich Filme durchzuziehen.
Es war wie immer, Länder wie Thailand brauchen sehr lange, bis sich an alten Gewohnheiten etwas ändert. Obwohl ich, außer dem Alten, der einzige Mann auf der Insel war, setzte sich das Ehepaar wieder hinter das Haus, in den Schatten. Die Thaigirls waren, in den Jahren dazwischen, etwas frecher geworden, das würde Mikel freuen.
Am Abend nahmen wir die Einladung des Managers zum Abendessen wahr. Viel dummes Gerede, hervorragendes Essen, was will man im Urlaub mehr.
Von Sara sahen wir nichts. Vom Manager hörten wir jedoch, dass ihr der Getränkeservice wohl eine Art Juicebar eingerichtet hatte, um nicht dauernd gefordert zu werden. „Also ihr Fräulein Tochter, scheint mit ihren Freundinnen, da ganz schön die Sau rauszulassen. Nicht, dass von Gästen eine Beschwerde kam, auf Wunsch ihrer Frau, haben wir ihr extra eine sehr abgelegene Suite gegeben. So etwas gehört nun mal auch zu unserem Programm. “
„Tochter?“ Ich unterdrückte ein Lachen.
„Sara ist die Stiefschwester von …“ Ich wusste nicht, sollte ich jetzt Frau, Schwester oder Nebenfrau sagen? Kim übernahm.
„Sara ist die Tochter einer lieben Tante, die mich nach dem Tod meiner Eltern versorgte; mich in Frieden erwachsen werden ließ. Obwohl mein Adoptivbruder Paul das immer noch bezweifelt. Ich meine, dass ich erwachsen bin. “ Kim kicherte, dass ihr der Status des Erwachsenseins mit Sicherheit abzusprechen war.
Der Manager hing an ihren Lippen.
Ich fürchte bei ihm hat es gefunkt, vor allem da Kim sich als Schwester outete. Er war aber zu gut geschult um daraus Nutzen zu ziehen wollen. Dem armen Schwein ging es wie uns armen Fotografen – bei der Arbeit nie. Im Übrigen erfuhren wir, dass Sara und Freundinnen, die armen Kellner wohl ganz mächtig anmachten. Zum Schuss, wenn ich es so nennen darf, kam allerdings keiner. Wenigstens nach dem Wissen des geplagten Managers.
Kim lachte fröhlich, ich musste wohl auch nicht gerade grimmig geschaut haben. Das waren die Probleme anderer.
Am Samstag lud Kim in den Food Market des Hotels. Auch Nun kam, mit einem netten älteren Thai. Ihrem Freund. Kim hatte das eruiert und nicht nur gutgeheißen sondern beide mehr oder weniger gezwungen zu kommen. Die Freundinnen brachten zwei Bengels mit. Die, die schon in der Garage da waren. Sara hatte einen Schulfreund dabei, sagte sie zumindest.
Wir hatten keinen Grund zu zweifeln, es gab nicht den geringsten Grund für sie, uns etwas vorzumachen.
Wir saßen weit oben, da waren wir unter uns. In Hotels wie diesem, wird man sofort nach der Zimmernummer gefragt. Suiten. Der Manager des Restaurants kam. Es erinnerte mich an daheim, an den Begrüßer in Süddeutschen Restaurants. Wir bekamen sofort den Superservice. Plötzlich hatten die Freundinnen auch einen Hauch von Wichtigkeit an sich.
Es wurde eine wilde, fröhliche Party. Sie kostete sicher das Doppelte von der, die uns Sara ausrichtete. Preislisten und Rechnungen sah keiner, eine Unterschrift genügte. Trotzdem blieb es bei den alten Getränken.
Im Bett musste ich Kim gestehen, der Geschmack des Essens in der Garage sei besser gewesen. Sie lächelte nur. Dann kam allerdings der Hammer, mit dem ich nie rechnete:
„Magst du eigentlich uns Thais? Vielleicht ausgenommen von mir? Ich nehme zumindest an, dass du mich magst.
“
„Wie kommst du bloß auf so eine doofe Frage. Natürlich liebe ich dich. Nicht sehr viel weniger als Lis. “
„Ich sagte schon, außer mir. Ich meine andere Thais. “
„Du willst mich jetzt sicher nicht fragen, warum ich noch nicht den Wunsch hatte, mit einer anderen Thai zu schlafen?“
„Doch. Genau das. Lis hat dir sogar einen Abschuss freigegeben. Weil du so gut für deine Familie sorgst.
Für sie, die Kinder, für mich, Sara und Saya. Wir sind alle mit dir sehr zufrieden. “
„Ach ihr blöden Kühe. Lis ist meine einzige Jungfrau, Kikki meine einzige Japanerin und du, meine einzige Thai. Das ist in mir so fest verankert, ich würde impotent, wenn ich es ändern wollte. Geht das denn nicht in eueren Schädel rein? Selbst der agilste Mann hat Prinzipien. Verletzt er sie, bleibt ein Wicht übrig.
Ich könnte weder Lis, noch dir oder Sara in die Augen sehen, wenn ich … mit welcher Thai auch immer, etwas anfangen würde. Ich kann mir Hunderte Frauen vorstellen, aber eine Thai nicht. “
„Ach Paul, Liebster …“
„Da fällt mir ein, auch mit Negerinnen läuft nichts mehr. Mit Blauäugigen schon gleich gar nichts. Bei Italienerinnen bin ich mir allerdings nicht sehr sicher, das lass ich halt mal auf mich zukommen.
Bei Perserinnen schon, bei vollbusigen Amis auch, bei einer ganz gewissen Thai werde ich jetzt aber den Tiger rauslassen, ohne jeglichen Balsam. Ich werde es wie mein Schwager Axel machen und diese Thai nackt durch die Suite treiben. Ich werde sie auf jedes Polstermöbel pfählen, über jedem Teppich bürsten und auf der Brüstung des Balkons vergewaltigen. Nachdem wir uns unter der Dusche abgekühlt haben, werde ich …
„Nun komm schon endlich, du Schwätzer!“ Kim stand aufrecht im Bett und zeigte mir ihre schönsten Seiten.
Klein Paul stand auch aufrecht und zeigte ihr ebenfalls seine schönste Seite. Zumindest in dieser Nacht war von anderen Frauen nicht mehr die Rede.
Kim und Sara hatten mächtig beim Schneider eingekauft. Ich auch. Zu den Preisen muss man das einfach. Auch bei den Schmuckgeschäften sind wir nicht untätig gewesen. Kim – das sagte ich aber wohl bereits – ist ein eiskaltes Verhandlungsgenie. Knapp über dem Goldpreis, bekamen wir die schönsten Stücke.
Zum Goldpreis beschaffte sie mir eine fast pfundschwere Kette. Das Weihnachtsgeschenk für Sara. Kim war zufrieden mit mir. Sie kaufte noch 50-Grammware für die Mitarbeiterinnen in ihrem Laden.
Eine ganz wichtige Sache hätte ich beinahe vergessen: Kim und ich gingen zu dem Bergtempel, in dem Lis und ich auf der Hochzeitsreise schon mal gesegnet wurden. Jetzt waren Kim und ich dran. Kim erläuterte mir, dazu gäbe es erstens die Genehmigung von Lis, zweitens sei sie meine Nebenfrau, und drittens sei es vor unserem Gesetz nur ein buddhistisches Ritual.
Für mich ist Kim meine Nebenfrau, obwohl es, außer in Persien, nirgends festgehalten ist. So was ist auch nur unter islamischen Gesichtspunkten gültig. Meine Liebe und Freundschaft zu Kim war mir jedoch wichtiger als irgendwas. Wir wurden vermählt. Vermählt, wie Lis es wollte und, mit ihrem Segen. Vermählt, wie Kim es wollte, zur Stärkung ihres Glaubens. Vermählt, wie ich es wollte, weil ich Kim ganz einfach liebe. Wie Lis, meine Frau und PH, meinen Sohn, nicht zuletzt wie Pele, meine Tochter.
Wir sind eine Familie, ich hoffe, bis dass der Tod uns scheidet.
Kim verwahrte das Dokument, das wir bekamen. In Stuttgart sah ich es wieder, in einem Rahmen, dicht bei ihrem Buddha. Es ist auf Thai geschrieben und wurde nur für Lis, verbal, übersetzt. Es ist der größte Schatz von Kim. Die Glasscheibe war bald von Blattgold bedeckt, es ist die Art, wie Heiligtümer in Thailand verehrte werden. Ich fand keinen Grund, warum das Dokument nicht da hängen soll, das Stammbuch von Lis und mir ist ja auch im Bücherregal.
In Bangkok gilt das gleiche blöde Ritual wie in Honolulu, die Flüge nach Europa gehen um Mitternacht. Wir hingen drei Stunden rum, wenn auch in der hervorragenden Lounge der Thai Airlines. Sara hatte sich um zehn Jahre verjüngt … nein, ich will nicht übertreiben. Sie war aber so was von vergnügt, so was von frech, sie konnte nur noch als meine freche Tochter durchgehen, wie es der Manager schon vermutete.
Er hatte zwar keine Ahnung, aber Kim; ich denke, sie hat irgendwann mal mit Sara gesprochen. Ich reifte zu deren Papa. Sie machte mich nie an, sie behandelte mich, wie ich später erst erfuhr, aber wie einen geliebten Vater; oft von oben herab, meist frech, aber nie ohne Achtung. Diese erwartete sie zwar auch von mir und Lis, sie zögerte aber nie, uns den entsprechenden Respekt zu zollen. Wenn immer sie Sorgen hatte, waren wir ihre Eltern, wo doch kaum älter als sie.
Als Alternative galt nur Kim. Lis sagte, mit dieser Verantwortung müssten wir nun halt mal leben. Wenn man Liebe gewinnt, auch einer ihrer weisen Sprüche, muss man auch Liebe geben. Damit wurde in der Familie Oktober nie gegeizt. Auch nicht vonseiten Mom und Pop. Unsere neuen Familienmitglieder und engeren Angestellten wie die Eulen, dankten es durch stete Tüchtigkeit.
Saya war auch wieder da, als wir aus Bangkok zurückkamen. Sie fiel erst Kim, dann mir um den Hals.
Auch ihre Woche war der Traum, den sie träumen wollte. Vor allem, nachdem der Don ihnen ein gewaltiges Taschengeld, noch obendrein, zusteckte. Die beiden wurden nach allen Regeln der Kunst verwöhnt.
Weihnachten. Die Zwillinge konnten sich zum ersten Mal wissentlich an einem Christbaum erfreuen. Mitzi war bei uns, sie und Saya wurden von Mom über diesen christlichen Brauch aufgeklärt. Sie kam sich nicht zu dumm vor, mit Sara und Kim ein paar Weihnachtslieder einzustudieren.
Das ganze Haus roch nach Weihnachtsplätzchen; die Zwillinge hatten dauerverschmierte Mäulchen, vom Naschen. Saya kam einfach nicht mehr dagegen an. Sie drohte ihnen schlimmste Bauchschmerzen an – die bekamen sie aber nicht. Kinder sind da zäh, wenn es sein muss, und Weihnachtsgebäck muss …
Heiligabend, im Kreis der Großfamilie. Bronners, Königs, Gerlinde und die Eulen waren auch da. Zuerst wurde gesungen. Dann bestaunten die Zwillinge das Licht der Kerzen. Sie waren ausgesprochen brav.
Lis behauptete ihre Kinder hätten ja schließlich Vernunft. Ich denke, da hatte Saya aber ein gerütteltes Maß an Arbeit hineingesteckt. Sie ist halt am meisten mit ihnen zusammen.
Nach dem Auspacken der Geschenke, kam das einfache Abendessen. Wie in vielen Familien in Stuttgart, gab es Kartoffelsalat und Würstchen. Alle schmausten zufrieden, die Zwillinge ebenfalls, wenn PH auch wissen wollte, warum die Wurst so komisch aussieht. Er kennt halt nur gegrillte Wurst, nach diesem langen Sommer in Italien.
„Ach, es ist doch schön, mal wieder Daheim zu sein“, nahm Mom uns wohl allen quasi das Wort aus dem Mund. „Nur schade, dass kein Schnee liegt. Das wäre doch was für die Zwillinge. “
„Auf der Alb liegt welcher“, informierte uns Marianne.
„Genug zum Schlittenfahren?“, wollte Lis wissen.
„Genug um auf der Straße rumzurutschen, mehr nicht. Leider. “
„Dann war es ja schon ein wenig blöd, den Zwillingen einen Schlitten zu schenken“, erkannte Mom und sah dabei Pop an.
„Schau doch die Karte an, die dranhängt. Das war eine Idee des Kollegiums, ich hab das Ding nur hergeschleppt“, murrte er.
„Oh Heilige Nacht. Und ich habe jetzt doch tatsächlich gleich ein Geschenk vergessen“, fiel mir ein. Ich eilte hoch, und holte die Kiste aus L. A. Ich hatte selbst noch nicht reingesehen, es war mir aber schon ziemlich klar, was da drin sein muss.
Als ich unten ankam, blickte keiner hoch.
Alle waren noch oder schon wieder mit ihren Geschenken beschäftigt. Der Weihnachtsmann hatte es sehr gut mit uns gemeint. Er wusste, dass wir ein erfolgreiches Jahr hinter uns hatten und, dass alle etwas davon haben sollten. Sara trug die dicke Goldkette, die ihr viel zu schwer am Hals hing. Sie dachte aber nicht daran, sie abzunehmen. Für Saya brachte das Christkind ebenfalls Schmuck. In Bangkok kann man da schon zuschlagen. Für alle Eulen gab es Rolex Uhren.
Die Damenausführung. Kim hatte im Dutyfree, wo so etwas gar nicht möglich ist, einen Rabatt von knapp 12 % ausgehandelt. In Stuttgart habe ich beim Freund von Pop, dem Lieferant unserer Verlobungsringe, auf jeder Uhr eine Gravierung anbringen lassen. Für die fleißige Eule sowieso, vom Boss.
Für Gerlinde war uns etwas völlig anderes eingefallen, sie bekam ein offenes Ticket für ihren James, dazu 14 Tage eine Suite, bei Renate im Schwarzwald.
Wir lösten dazu einfach unseren Gutschein ein, den wir zur Hochzeit bekamen und nie einlösen konnten. Das Geschenk hatte allerdings auch seinen guten Grund, die beiden wollen nämlich genau um die Zeit, wo ich mit Lis zu Heidi möchte, auf die Bermudas. Nun werden sie sich halt später dort treffen, wenn unsere Frühlingstermine feststehen.
Gerlinde war begeistert über unsere Idee, James sollte halt auch mal ihre Heimat kennen lernen und, wenn beim Verlag Not am Mann war, konnten so gleich beide für mich einspringen.
Kim hat Mikel jedoch aufs ärgste bedroht, wenn er das junge Glück stören würde.
Nun kam ich also mit der Kiste. Ich vermutete die Ausgabe mit den Pornostars darin. Schon letztes Jahr hatten wir Magazine unter dem Weihnachtsbaum, damals für die Eulen. Fotografie ist unser Leben, ich denke keiner hat etwas dagegen, dass ich die Kiste öffne. Ich würgte mit dem Brecheisen. Das brachte die nötige Aufmerksamkeit zuwege. In einem dichten Kreis standen die meisten um mich.
Nur die Zwillinge spielten mit der neuen Holzeisenbahn, die sofort zum Lieblingsspielzeug wurde. Eine japanische Eisenbahn.
Endlich, der Deckel löste sich. Ich hatte Recht, die Pornostars, ein eingängiger Titel, lag obendrauf. 10 Hefte. Sie waren im Nu weg. Darunter kam das Schmuddelheft, Randy Pornostars (Heiße …).
Dann kamen 6 Flaschen unseres kalifornischen Lieblingswein. Darauf eine Karte Happy Christmas und ein Brief vom Don. Ich gab ihn Lis, er kommt später dran.
In aller Ruhe.
Ich hob die Weinkiste raus, es ging noch tiefer, mehr Hefte. Ich nahm eines, Lis neben mir juchzte, wir hatten schon wieder alle um uns herumstehen. The Bride’s Adventures. Part One. In L. A. mussten Hunderte von Überstunden geschoben worden sein. Ein Blick, ja, es war das Ergebnis unserer Gewaltanstrengung auf Hawaii. Texte? Die meisten aus den Interviews die Mom machte. Sie hatte, es war sonst zu viel für sie, Sean einfach die Kassetten mitgegeben.
Die Redaktion hatte sich wohl sehr genau an die Texte gehalten. Sie waren etwas trocken, in diesem Fall, es sollte ja eine Reportage sein, spielte das keine Rolle. Ich sah ins Impressum, da las ich amerikanische Ausgabe. Das Heft von Mikel war also auch noch zu erwarten.
„Part One?“, hörte ich da auch schon Lis sagen. „Die armen italienischen Frauen werden wohl total vermarktet. Ob Rafael und Magdalena auch ein paar Exemplare haben?“
„Du kannst ja anrufen, ich denke aber wohl“, antwortete ich ihr.
„Wieder mal ein Heft, in dem Freizügiges, aber so gut wie keine Nacktaufnahmen sind. Ein Magazin für die Familie“, brummte Pop anerkennend aus dem Hintergrund. „Das einzige fast Nacktbild, das ich bisher sah, hat Gerlinde gemacht. Ein guter Grund, es sich näher anzusehen, denn, genau genommen, sieht man nichts. Wie bist du denn da dran gekommen mein Schatz?“
„Sieht man doch Heinrich: Hanauma Bay. Sie war beim Fische füttern ins Wasser gefallen, das hochgeschürzte Mumu klatschnass.
Sie zog es einfach aus. Keiner achtete auf sie, bis auf mich. Das war nun ja mal unsere Aufgabe, die von Paul und mir. Mit dem Tele konnte ich in aller Ruhe den richtigen Augenblick abwarten und … da haben wir ein Centerfold. Fotografieren ist manchmal auch Glückssache“, erklärte sie in aller Gelassenheit. Gerlinde ist in diesem Jahr zur Spitzenfotografin geworden. Inzwischen weiß sie das auch, wir haben es ihr oft genug gesagt. Aber auch Mikel weiß es.
„Ich finde, das Schmuddelheft ist überhaupt nicht so schmuddelig geworden, wie eigentlich zu befürchten war“, gab Doris von sich. „Paul machte da zwar schon einige sehr verwegene Bilder, ich erinnere mich noch gut, wie sie entstanden …“
„Es zwickte dich am Abend ganz schön im Höschen“, lachte Marianne frech.
„Die Redaktion hat mit den frechen Texten, die eher lustig als schwülstig sind, das Ganze doch sehr nett aufgemacht.
Irgendwie kommt der Spaß, den die Models dabei hatten, ganz gut rüber“, setzte Doris nach. „Irgendjemand hatte da aber Insiderwissen. “
„Ja“, erklärte uns Gerlinde. „Das war Sofie. Sie ist nicht nur eine tüchtige Mitarbeiterin des Don, sie ist auch Redakteurin im Stab des Hauses und für die Pressearbeit verantwortlich. Sie hat es mir gesagt und im Übrigen steht es im Impressum. “
„Ich werde mir die Texte gleich im Bett vornehmen.
“ meinte Mom. „Diese Sofie, gibt es eigentlich ein Bild von ihr? Sie wäre auf alle Fälle prima geeignet, die restlichen Ehefrauen zu interviewen. “
„Heute ist Weihnachten“, schimpfte Lis laut. „Da sollten wir vielleicht etwas weniger an unsere Geschäfte denken. Sara, könntest du die Weihnachtsteller nachfüllen, Saya könntest du die Zwillinge dazu bringen, ihren Spieltrieb etwas weiter entfernt vom Weihnachtsbaum auszutoben und, Paul, kannst du mit Pop den ganzen Müll von den Verpackungen erst mal in die Bibliothek bringen? Hier sieht es aus wie bei Schweins unter dem Tisch.
“ Sie setzte sich in einen Sessel und wartete, was jetzt geschah.
Alles war erschrocken, die Angesprochenen funktionierten. Ich bekam auch Hilfe von Papa und Axel. Es sah wirklich wild aus. Nach zehn Minuten war wieder alles klar. Kim und Sara schenkten Getränke nach. Lis lege eine Platte mit Weihnachtsmusik auf. Leise. Ich zündete einen kleinen Zweig Tannengrün an, der Duft zog durch den Raum, gemischt mit dem Geruch von Orangenschalen.
Die Weihnachtsstimmung war wieder da. Und mein Weib war es zufrieden, wie ich sehr deutlich sah. Mom lächelte ebenfalls …
Die Zwillinge durften heute sogar extralang aufbleiben. Es wäre auch schwer gewesen, sie von dem Berg Spielsachen wegzuschleifen. Heute zumindest war alles Spielzeug da, was ihnen im Laufe des Jahres geschenkt wurde. Der puren Menge wegen verschwand es aber bald wieder. Allzu viel ist ungesund, behaupteten alle Weiber im Haus. Eine kleinere Spielwarenhandlung könnte wohl gut davon leben.
Es war schon fast Elf, als Pele einfach auf dem Teppich einschlief. PH blieb noch eine Minute länger wach. Saya sah zu Lis, die kam, die Zwillinge wurden ins Bett verfrachtet.
Gerlinde übernachtete im Gästezimmer, ihre Eulen im Studio. Da hatten sie längst Erfahrung damit. Der Rest der Gäste ging nach Hause. Kim ging gleich hoch in ihr Appartement, nicht ohne einen Gutenachtkuss natürlich. Lis hatte heute ein Nachthemd an.
Es war etwas kühl für uns Sonnenverwöhnte.
„Du Paul …“
Das dauert länger, was hat sie nur jetzt wieder ausgebrütet, schoß mir durch den Kopf. „Du Lis …“, gab ich zurück.
„Paul, ich hab dich ganz arg betrogen …“
Ein Grund zum Erschrecken war das nicht. Hier ging es nicht um Sex, da steckte etwas völlig anderes dahinter. So gut kannte ich mein Weib auf alle Fälle.
„Ach?“, meinte ich daher nur.
„Ich habe gelogen, dass sich die Balken biegen. Dabei fiel es mir auch noch schwer, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen …“
„Nun lass es halt schon raus. Mehr, als dir den Hintern zu verhaue, geschieht nicht. Ich verspreche es“, musste ich lachen.
„Mit Martinique wird nichts. Tut mir Leid. “
„Das ist natürlich schade.
Du hast doch aber gesagt, es sei alles klar mir dem Flug. “
„Das wäre es auch gewesen. Wir hätten schon kommen können, auch wenn das Haus völlig ausgebucht ist. Fortune hätte uns untergebracht, sie wollte das Zimmer von Contessa freimachen und alle Gäste downgraden, bis eine Suite frei ist …“
„Fortune? Ich dachte, die sei noch in Rottweil? Gab es Ärger mit Martin? Erzähl schon du Aas.
“
„Du haust mich auch bestimmt nicht?“
„Doch. Wenn du nicht sofort anfängst. “
„Dass Heidi geheiratet hat, das weißt du ja. Fortune und Martin werden im Sommer auch heiraten. “
„Ich sehe immer noch keinen Grund …“
„Heidi. Sie ist zuverlässig, was ihre Männer angeht. Zum ersten Advent stellte sich ein Sohn ein. Ob gewollt – ich denke aber schon.
Insoweit bin ich mir gewiss, dass Heidi weiß, wie das geht. “
„Heidi hat einen Sohn? Das freut mich natürlich. Jetzt kann ich auch verstehen, dass dann natürlich in der Residenz Janssen der Teufel los ist. Deshalb ist wohl auch Fortune da?“
„Genau. Sie muss den Hotelbetrieb schmeißen. Martin konnte, auf Antrag, wegen der besonderen Situation, seine Prüfung in der Hotelfachschule um ein Semester vorziehen. Es klappte mit einer Drei, aber dafür eben auch früher.
Renate gab den beiden aber prima Zeugnisse, sagte mir Heidi und im eigenen Hotel fragt sie eh keiner. “
„Insoweit habe ich nun alles begriffen. Heidi hat ein Kind. Das finde ich toll. Fortune und Martin scheinen immer noch glücklich und Martin hat die Prüfung geschafft. Nun sind alle in der Residenz …“
„Nicht alle. Contessa ist inzwischen Generalmanager des Hotels und ihr Mann Direktor bei Joe. Beide haben ein schönes Haus, sogar Kinder sind für das kommende Jahr geplant.
“
„Auch das finde ich toll. Könntest du mir jetzt nur noch verraten, mit was und warum du mich belogen haben willst? Dass in Martinique das Haus voll ist, das haben wir doch geahnt. Ein anderes Ziel hätten wir schnell gefunden. Die Welt ist groß und wir haben viele Freunde. “
Lis schluckte schwer, dann kam sie angekuschelt. „Ich habe dich erst mal im Glauben gelassen, mit Martinique sei alles in Ordnung.
Ganz tief in mir drin, hatte aber ich das Gefühl wir seien, in diesem Jahr, genug in warmen Länden gewesen. “
„Jetzt bin ich aber schon mal sehr gespannt – Alaska?“
„Ferien mit dir, das will ich natürlich unbedingt. Daher habe ich das mit Gerlinde, bei Renate, ja auch klargemacht. Wir kamen dabei ins Reden. Sie erzählte, sie hätten sei August eine wunderschöne Schwarzwaldhütte, eine gute halbe Autostunde vom Hotel entfernt.
Sie liegt absolut einsam und sehr romantisch, mitten im Wald. Hans hat alles aufs feinste herrichten lassen, nun ist es ein richtiges Kuschelnest, sagt Renate. Abgelegen genug, um dort völlig alleine zu sein. Für das leibliche Wohl sorgt ein gut gefüllter Keller mit zwei Tiefkühltruhen. Für das persönliche Wohl haben sie Whirlpool, Sauna und einen riesigen Kamin. Beide sind jetzt fast jedes zweite Wochenende dort, für den Rest der Welt nicht erreichbar. Das Telefon stört nur, wenn das Hotel abbrennt.
Sie nehmen keinerlei Arbeit mit und leben dort nur für sich. “
„Da hatte einer der beiden, wirklich mal eine prächtige Idee. Für Renate war das bitter nötig. Die war gut mit den Nerven runter. Trotzdem, lenke bitte nicht vom Thema ab. “
„Das ist das Thema!“ Sie rückte mir noch näher auf die Pelle. „Paul, ich wünsche mir ganz arg, dass wir beide in diesem Häuschen, nur mit den Zwillingen, ganz alleine, zwei Wochen verbringe.
Kein Telefon, keine Gäste, nur ein Angestellter, der morgens frische Brötchen und so, an die Türe legt. Wir könnten zwar mit dem Auto hinfahren, Renate schlug aber vor, sie würde uns mit dem Pferdeschlitten hinbringen lassen. Sie verspricht uns mindestens einen halben Meter Schnee. Unsere Kerle werden sich freuen, mit uns eine Schneeballschlacht …“ Plötzlich hatte sie Tränen in den Augen. Sie schluchzte. Ich zog sie noch enger an mich.
„Ach Paul, es war so ein wundervoller Sommer, es war schön ihn in so netter Gesellschaft zu erleben.
Ich denke aber, wir, ganz wir, deine kleine Familie, wir sollten wenigstens einmal im Jahr die Seele baumeln lassen. Das kam mir so richtig zu Bewusstsein, als Renate von dem Haus schwärmte. Sie überlässt es uns gerne für zwei Wochen. Ich musste mir das aber erst einmal verinnerlichen, daher habe ich halt erstmal gelogen, was die Urlaubspläne in der Karibik angeht. Kannst du mir noch einmal verzeihen?“
„Wenn du dir sicher bist, mit den Zwillingen alleine klar zu kommen, ich helfe dir natürlich so gut ich kann, dann habe ich nichts gegen die Idee, uns im Schwarzwald für zwei Wochen einzugraben.
Wie Bären zum Winterschlaf. Das ist das Geringste, was ich für dich und die Kinder tun kann. Wir nehmen den neuen Schlitten mit, Spielzeug genug für die Kinder, kartonweise Kindernahrung, im Übrigen kochen wir selbst. Hausmacher Kost, vielleicht auch mal was Persisches. Mal wieder einen anderen Geschmack. Ich schabe gerne auch Spätzle, die Kinder werden sie mögen. Renate soll Schwarzwälder Schinken, eine ganze Seite, besorgen. Dazu Bauernbrot, Most, Äpfel, die wir am Kamin braten können …“ Ich küsste meine Frau, bis sie sich wehrte.
In ihr Luftholen hinein sagte ich: „Das war eine ganz prächtige Idee von dir. Ich danke dafür. Es ist schade, dass ich nicht selbst auf so was gekommen bin. “
„Du, mein Lieber, hast dieses Jahr ja genug Arbeit um die Ohren gehabt. Gerlinde ist dabei, ja auch über sich selbst hinausgewachsen. Da war kaum zu erwarten, dass du auch nur einen Gedanken, an einen Winterurlaub verschwenden konntest. Das war mein Job.
“
***
Am Sonntagmorgen gaben wir unsere neuesten Pläne bekannt. Nur Saya war etwas traurig; 14 Tage ohne ihre Lieblinge. Sie wüsste gar nicht, was sie da anfangen könne. Im Haus sei dann ja sowieso nichts los und überhaupt, ob sie nicht doch mitkönne.
Mom hatte da gleich eine Idee, sie verstand den Beweggrund von Lis besser als Saya. „Du, Kim, Sara und ich, werden in dieser Zeit mal, in aller Gemütsruhe, unsere Museen durcharbeiten.
Deutschland ist für nicht absehbare Zeit nun mal euere neue Heimat, da solltet ihr ein wenig mehr von unserer Kultur erfahren. Dazu werden wir ins Theater gehen, auch in die Oper. Wir werden in typisch schwäbischen Restaurants und Kneipen zu Mittag essen, dann werden wir diese Küche besprechen. Ihr seid, in dieser Beziehung, ja fast mehr Italiener als Schwaben. Das muss geändert werden. Und dann meine Lieben, dann haben wir wirklich Berge von Arbeit.
Es gibt Tonnen von Kleidungsstücken, die nach Sommerschäden zu untersuchen sind. Weitere Tonnen, die für die Altkleidersammlung …“
„Ich ziehe hiermit meinen Antrag zurück“, lachte jetzt Saya. „Ich habe erkannt, dass ich genug zu tun haben werde. “
„Hätscht me g’fragt, hät ih dir’s g’sagt. Wenn d’moinscht, du hätscht nix z’tun, d’Mom findet immer ebbes. Wenn sie net, dann mit Sicherheit d’Kim. Mei Mama hat aber g’sagt, das sei gut so.
Was willscht also mache? Nix, außer d’brav Tochter z’sei. Denk dran, wenn’s drauf oh kommt, dann lasset se uns au mal gehen. “
Sara hat voll begriffen, um was es geht. Saya war sofort einer Meinung mit ihr; so räumten die beiden den Tisch ab und verzogen sich irgendwohin. Kim hatte dem Statement von Sara aufmerksam zugehört, jetzt lächelte sie nur. Zustimmend, wie mir schien.
Pop brummte: „Unsere Jüngsten werde scheinbar auch erwachsen, Klara.
Deine Idee mit den Museen ist auf alle Fälle gut. Die mit den Wirtschaften auch, aber nur mittags. Abends esse ich lieber daheim. Da fällt mir ein, nach meinem Stammtisch muss ich aber auch mal wieder sehen. Die kennen mich wohl gar nicht mehr. “
***
Stuttgarter Alltag begann sich auszubreiten. Ich ging und telefonierte mit Gott und der Welt. Auch mit Heidi. Ich wollte Lis nicht kontrollieren, meiner guten Freundin wollte ich aber auf alle Fälle, alles Glück, mit dem jüngsten Nachwuchs wünschen.
Die Freunde waren angerufen. Ich blätterte in meinem Telefonbuch, da fand ich, in der akribischen Schrift von Lis, eine Telefonnummer mit unbekannter Vorwahl. Als Name stand nur M da. Ich ahnte etwas, dann wählte ich ganz frech. Ich ließ vor Schreck fast den Hörer fallen, als sich eine bekannte Stimme auf Persisch meldete.
„Hallo“, meldete ich mich, ebenfalls persisch. „Ich soll Grüße übermitteln, von Paul Hosni und Pele.
Ich soll mich erkundigen, wie es deinen Kindern geht. “
Schweigen, heftiges Atmen, dann die Stimme: „Paul? Woher rufst du an. Wo bist du?“ Die Stimme von Prinzessin Marni.
„Da wo ich hingehöre, bei Frau und Kinder. Ich habe es einfach mal probiert, nachdem ich gerade alle anderen Freunde anrief. Da scheint es ein … du verstehst schon. Vielleicht schaltet es ja auch nur ab, wenn man nicht die Heimatsprache spricht … Gibt es Grund zur Besorgnis, wenn ich weiter rede?“
„Nein.
Ich fürchte, da ist in der üblichen, neuerdings schlimmer werdenden Schlamperei, ein technischer Fehler … Ich bekomme auf diesem Gerät seit Monaten keine Anrufe mehr und auch keine Rechnung. Es war mal ein Gerät mit neuester Technik und direkter Auslandwahl. Paul, ich freue mich ja so, von dir zu hören. Ein Brief von Lis ist zu Weihnachten eingetroffen. Die Verbindung von Konstanz aus, über deinen alten Freund, ist recht gut. Ich weiß also fast alles, was er weiß.
Auch von deinem neuesten Projekt bei der Villa natürlich. Wir freuten uns sehr, dass das so prima klappte. Da unser Kontakt zu der Geisha auch recht gut ist, weiß ich auch von euerer langen Reise auf diese Insel. Es verblüfft immer wieder, wie gut unsere auswärtige Familie funktioniert. Nur wir sind hier leider sehr eingeschränkt. “
„Ich hoffe, das wird sich wieder ändern, obwohl die Nachrichten nicht sehr hoffnungsvoll sind. Aber was machen deine Kinder, dein Mann, die Anderen?“
„Die Zwillinge sind zu richtigen Rabauken geworden.
Wir haben natürlich nicht mehr so viel Personal, ein Kindermädchen haben wir aber noch. Das arme Mädchen hat es nicht leicht mit den beiden, es hat alle Hände voll zu tun, du kennst es ja. “
„Immer noch das Alte?“ Unbewusst vermieden wir, allzu viel von uns preiszugeben. Das war auch früher schon so in Persien, als wir es noch bereisen konnten.
„Ja. Die meisten von uns sind jetzt in Karaj.
Dort ist der Druck sehr viel geringer. Vor allem für Frauen. Hosni leitet einen Teil unserer Betriebe hier, ich selbst bleibe zu Hause. Frauen sind derzeit nicht so gefragt. Ich denke, das wisst ihr. “
„Ja, leider, obwohl ich es nicht verstehe. Da scheint etwas arg in die falsche Richtung zu laufen. Ich denke da an Nordafrika, an Ägypten, da scheint es doch, ohne diesem Aufstand, auch zu funktionieren. “
„Dort sind die Machtstrukturen anders.
Unser Schah war einfach zu schwach. Vielleicht hatte er auch einfach die falschen Berater. “
„Wenn wir die Möglichkeit hätten, euch zu besuchen …“
„Lasst es. Keiner kann für Sicherheit garantieren. Wir sehen leider keine Möglichkeit, selbst einmal auf Reisen zu gehen. Es wäre eine zu gute Möglichkeit, unsere Betriebe zu kassieren. So müssen wir, im Namen der Familie, halt in den saueren Apfel beißen. Doch bitte, erzähle, was gibt es sonst.
“
„Ich werde dir, einfach so, ein wenig Erzählen, was dich interessieren könnte. Unterbreche mich, wenn du mehr wissen willst. Also, wir waren auf der blauen Insel …“
Ich erzählte, was mir gerade so in den Sinn kam. Kreuz und quer durch das Jahr. Nur Russland ließ ich raus, wer weiß, ob wir diese Transportmöglichkeit nicht noch einmal benötigen. Dann fiel mir Mitzi ein. „Ach ja, diese japanische Dame auf der blauen Insel, sie fuhr von dort wieder heim, ihre Kollegin kam dafür.
Sie kam, an ihrer Stelle, mit uns. Zuerst war sie im Schwarzwaldhotel, von dort aus machte sie Besuche, in einem Haus ganz in der Nähe. Auch am Bodensee war sie. Jetzt ist sie bei uns, wird aber nach Sylvester wieder zu der Dame zurückkehren. “
„Geht es ihr denn gut?“
„Sie hatte nur Heimweh. Unter Freunden hat es sich nun erledigt. Hier im Haus gibt es ja auch eine Freundin.
Die bleibt hier, sie hat einen Job fürs Leben, wenn auch eine feste Liebe in Italien. Alles im Griff …“ Auf diese Weise unterrichtete ich Prinzessin Marni fast eine Stunde lang. Ich hatte ein heißes Ohr und Sara, die mich wegen irgendwas stören wollte, schon zweimal rausgeworfen.
Auch ich erfuhr so einiges. Wir hätten noch stundenlang telefonieren können, nun einigten wir uns auf Neujahrsmorgen. Da wollte ich es noch einmal versuchen. Ich legte auf und ging runter.
Jetzt sah ich, was Sara von mir wollte: Die Familie aß bereits zu Mittag.
Sara stand auf und holte mir eine warmgehaltene Portion Suppe. Sie sah mich etwas kritisch an. Sie wusste nicht, ob es wirklich etwas Wichtiges war oder nicht, das mich vom Essen abhielt. Dass ich nicht umsonst so ruppig war, schien ihr klar. Das ist nicht der bei uns übliche Umgangston, vor allem nicht vor dem Mittagessen – am Sonntag, mit Rostbraten.
„Einen wunderschönen Gruß von Marni. Es geht ihr und der Familie den Umständen entsprechend gut. Der Befehl nach Rottweil zu gehen ist für Saya aufgehoben. Du bist im Haus von Stammmutter Prinzessin Elisabeth Oktober Radama, Gräfin von Karaj, als kleine Tochter aufgenommen“, ließ ich die Bombe mit dem Wichtigsten platzen. „Im Zweig dieser Prinzessin ist auch eine Edle Kim Oktober Radama eingetragen, im Rang einer Baronin, wie eine gewisse andere Dame es ist.
Mitzi ist zur Edlen befördert und frei gesprochen, frei ihren Willen nach Eigendünken zu entfalten. Papa hat die Ehre, neuerdings auch ein Baron zu sein. Er ist eingetragen ins Buch des Hauses, unter dem Stamm der Prinzessin Rama Radama. Eine Ehre, welche die Betroffenen wohl durchaus zu würdigen wissen. “
Prinzessin Elisabeth hatte bereits eine heulende Saya am Hals. Die Zweite kam zu mir, Mitzi. Baronin Kim klapperte verdächtig mit den Augenliedern und ging zu Mom hin.
Das Mittagessen drohte kalt zu werden. Ich hatte jetzt Zeit, beim Essen etwas aufzuholen.
„Wie, verdammt noch mal, hast du das nur hinbekommen? Beim Amt müssen die doch gedacht haben du seiest verrückt, und dann auch noch Verbindung zu bekommen“, wollte Pop wissen.
„Ich fand eine Nummer, die Lis mir eingetragen hatte. Ich versuchte es einfach, und dann hatte ich plötzlich Marni dran. Auf dem Apparat hat seit über einem Jahr keiner mehr telefoniert und die Technik verstanden die Leute dort wohl auch nicht.
Irgendwie wurde der Apparat vergessen, es kommt auch keine Rechnung, sagte sie mir. Neu wie er ist, wäre er sonst auch wohl längst eingezogen. “
Die Zwillinge, sie bekamen von Mom zu Weihnachten auch so hohe Stühlchen, fanden es ganz toll, dass endlich mal wieder etwas los war am Tisch. Sie krähten vergnügt mit. Nach dem Nachtisch wurden sie von Saya jedoch gnadenlos ins Bett gebracht. Mittagsschlaf.
Ich rief Rama nochmals an.
Sie freute sich wahnsinnig über das Schlupfloch und vor allem über die neuesten Nachrichten. Das vom Stammbucheintrag wusste sie, aus zweiter Hand, es fehlte ihr aber ein Zeuge, denn Gerüchte, über die Grenze geschmuggelt, sind geduldig. Nun bekam sie über mich die Bestätigung. Ich wollte ihr die Nummer geben. Sie wollte sie jedoch nicht. Sie ist da irgendwie zu misstrauisch, fürchtet, zumindest sie in Konstanz, könne abgehört werden. Nun ja, vielleicht ist das Misstrauen ja begründet.
Papa informierte ich auch. Er fühlte sich gebauchpinselt, in seiner Arbeit bestätigt.
Für mich war es ein teurer Tag, die Fernsprechrechnung war horrend, in Deutschland zumindest wusste man, dass ich mit Teheran sprach. Lockere 600 Mark wurden fällig. Kim meinte, die sollten wir auch besser alleine tragen. Geschäfte mit dem Iran seien womöglich suspekt. Sie ließe da besser gleich die ganze Rechnung außen vor.
Fortsetzung folgt.
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Fetische dieser Sexgeschichte: Abenteuer, Alkohol, Auto, Beziehung, Bier, Bruder fickt Schwester, Bus, Champagner, Chef, Cocktail, Ehefrau, Ehemann, Familie, FerienAlle Fetische von A-Z »
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