Der Pornograf IV – 07
Veröffentlicht am 18.11.2024 in der Kategorie AllgemeinGeschätzte Lesezeit: 67 Minuten, 33 Sekunden
Auszüge aus Band 4 (Der Boss)
Fortsetzung:
Zuerst schaute ich bei den Zwillingen rein. Die schliefen tief und fest. Dann wurde Pop befragt, wie es denn mit den Seminaristen lief.
„Vom Prinzip her gut. Du hast Recht, sie haben eine ganz andere Motivation als unsere Studenten. Da kommt halt die Berufserfahrung durch, die Praxis. Bei denen geht alles viel schneller, die absolute Begriffsstutzigkeit fehlt.
Am Freitag allerdings, da hatten wir das totale Chaos. Ich wollte abbrechen, ließ es dann aber doch laufen. “
„Was um Himmels willen war los?“ Stutzte ich.
„Miro hatte uns Hausfrauen bei der Marine besorgt. Offiziersfrauen. Ihre Männer waren alle gut ein Jahr auf See. Irgendwo im Pazifik. Die Wohnungen waren gut, die Frauen hübsch …“
„Ich kann es mir vorstellen. Sie waren affengeil, weil sie ihre Männer vermissten.
Nun sollten sie auch noch … Oh je. Armer Pop!“ Ich musste grinsen, sosehr ich es auch zu unterdrücken suchte.
„Nun, ich bin inzwischen viel gewöhnt. Kim, sie war ja auch dabei, kam wohl auch halbwegs klar. Die Frauen der Gruppe nahmen es mit Humor, die Herren jedoch musste ich alle ermahnen. Ich konnte gerade noch vier Verabredungen für den Abend verhindern. Einer wollte gleich dableiben. Ich rief sie alle in einem Garten zusammen und habe ihnen, auf meine freundliche Art, die Leviten gelesen.
Ich drohte damit, noch für die Nacht Rückflüge zu organisieren. Dann hatte ich die Bande wieder im Griff“, grunzte Pop.
„Auf deine freundliche Art? Das hieß dann wohl: Wenn ihr Arschlöcher nicht die Finger von den Maiden lasst, flieg ihr heute Nacht noch Heim. Ein Zeugnis braucht ihr dann nicht, denn es würde einen entsprechenden Vermerk enthalten. So in etwa war es doch?“
„Ich sehe schon, mein Sohn kennt sich aus“, lachte er nur.
„Ich erinnere mich, dass es noch viel drastischer war. Da kam auch das F-Wort mehrmals vor“, lachte nun Kim.
„Es war also ein sehr ruhiger Freitag. Auf die Bilder bin ich gespannt. Zu euerer Beruhigung, wir hatten auch so einen Tag“, meinte Gerlinde. „Auch mit scharfen Weibern. “
Dann erzählten wir. Natürlich auch von der Schandtat die Gerlinde mit mir trieb. Meine Abenteuer mit Sarenna und Lisa kamen ebenso auf den Tisch, wie die der Eulen mit dem Chauffeur.
Einzelheiten ließen wir aus. Die Bilder sollten morgen gezeigt werden. Pop wollte wegen des Copyrights den Don direkt anrufen. Er meinte, in die Bilder kopiert sei blöde und störend, auf die Rähmchen solle man es aber sehr wohl drucken. Dann hatte er auch noch die Gewinn bringende Idee, dass Gerlinde und mir dafür sehr wohl ein Honorar zustand. Ob Papier oder Film, meinte er, es sei auf jeden Fall ein anderes Medium und damit gebührenpflichtig.
Über die Höhe müsse er sich erkundigen. Kim wurde natürlich prompt hellhörig. Sie vereinnahmte auch schnell meine Schecks. Der Klang von Geld, das in der Kasse klimpert, ist ihr eine große Genugtuung.
Kikki war pünktlich, von dem hektischen Aufenthalt aber arg geschafft. Wir gingen ins Bett. Am nächsten Tag, hatten Gerlinde und ich noch frei. Die Seminaristen waren beschäftigt. Pop hatte vorgeschlafen, er war fit für den morgendlichen Unterricht.
Im Bett gaben dann meine Frauen ein Geständnis ab, dass mich doch etwas überraschte.
Lis begann:
„Ich bin zu müde, um einen vollständigen Bericht abzuliefern. Deiner mit den Busenweibern fehlt ja auch noch. Am Freitag haben Kim und ich gesündigt. Sehr gesündigt. Ich hoffe, du kannst uns verzeihen, weil es nicht vorangemeldet war. “
„Habt ihr endlich mit Eugenio geschlafen?“ Fragte ich zurück.
„Mit Eugenio?“, sagte Lis entrüstet. „Doch nicht mit diesem Arschficker. Aber geschlafen haben wir schon mit jemand.
Nicht, dass wir darum gebeten worden wären, obwohl, indirekt schon. Es wurde irgendwie notwendig. “
„Lass es uns kurz machen, wir sind Alle müde“, unterbrach Kim. „Lis und ich haben mit James eine Nacht verbracht. Er hatte den Tag, bei den Hausfrauen, auch nur schwer verkraftet. Dazu hatte sich Gerlinde beklagte, dass er nicht der gewaltigste aller Liebhaber sei. Dass er aber so schlecht war, konnten wir nicht ahnen. Lis und ich stachelten ihn jedoch zu Hochform auf.
Jetzt wird er auf alle Fälle zumindest den Ansprüchen von Gerlinde genügen und …“
„Das war ja auch der Sinn der Übung“, übernahm Lis wieder. „Am Morgen hatte er zwar ein schlechtes Gewissen, das haben wir ihm aber wieder ausgeredet. Ich denke inzwischen hat er Gerlinde alles gebeichtet, was es zu beichten gibt. “
„Und wessen Idee war das Ganze?“ Fiel mir da nur noch ein.
„Meine“, sagte Lis.
„Gar nicht wahr“, widersprach Kim. „Ich war auch angebohrt von den Hausfrauen. Du warst nicht da, da fiel mir ein, dass ja Gerlinde auch mal wieder geholfen werden muss. Sie liebt ihren James, warum sollten nun Lis und ich nicht helfend eingreifen. Okay, ich dachte zuerst an mich alleine. Dann hatte ich doch etwas Schiss und brachte Lis auf die Idee mit einem Dreier. Das war viel unverbindlicher und musste doch auch klappen.
Ich glaube, das hat es auch. Es diente also nicht nur unserem Vergnügen. “
„Es sei euch verziehen. Es hätte mich doch etwas gewundert, wenn da nicht wieder mal ein guter Grund vorgelegen hätte. So von heute auf morgen geht das nicht. Hat es wenigstens Spaß gemacht?“
„Ich müsste lügen“, sagte Kim.
„Ich auch. Aber du bleibst halt doch unser bester Hengst im Stall.
Mich beunruhigte eigentlich nur, dass Kim den Vorschlag machte. Das erste Mal, seit sie bei uns ist, hat sie mit einem anderen Mann geschlafen. Mikel zählt da ja nicht, die beiden treiben andere Spiele. Und Hosni, auf Jamaika, natürlich auch nicht. Da bin ich ganz sicher“, sagte Lis. Ihre Stimme klang schon arg müde.
„Ich fand die Gelegenheit günstig, mir ganz einfach nochmals zu verinnerlichen, was wir an dir, geliebter Paul, haben.
Jetzt hat mein innerer Schweinehund wieder ein paar Jahre Zeit sich aufzublasen“, erklärte Kim noch ihren Beweggrund.
Ich nahm meine zwei Frauen in den Arm. Sie kuschelten sich an mich. Als Lis sich noch den richtigen Schlafplatz wühlte, schlief Kim bereits. Ich ging noch ein paar Minuten in mich. Eifersucht? Das wäre nicht nur verwegen gewesen, nachdem ich gerade mit gleich zwei fremden Frauen geschlafen hatte. Bei meinen Frauen war es mal wieder das Übliche, sie haben einfach zu weiche Herzen.
Wenn es jemand verstünde ihnen einen Notfall vorzugaukeln, würden sie, ohne mit der Wimper zu zucken, alles Mögliche tun. Beischlaf nicht ausgeschlossen. Nicht, dass es mich mit James störte, meine Frauen müssen da einfach etwas mehr auf die Gemeinheit im Menschen vorbereitet werden. Ich dachte noch, dass dies nur am lebenden Beispiel wirklich wirksam sei, dann war auch ich eingeschlafen.
Am Morgen weckten mich Küsse. „Bist du sauer?“ Hörte ich Lis leise fragen.
Das schlechte Gewissen persönlich.
„Eigentlich nur etwas beleidigt, weil es nicht vorher besprochen wurde. Ich fürchte aber, ihr hattet die Idee erst Freitag. Da schien es euch notwendig und es war zu spät, um darüber zu reden. “
„Ja. James hing am Abend rum wie Falschbier. Er vermisste offensichtlich seine Gerlinde. Sie muss ja auch schon in der Abschiedsnacht ausgefallen sein. Ich wollte dich anrufen …“
„Ach, jetzt verstehe ich, warum ihr Doris auf mich gehetzt habt“, kam mir prompt in den Sinn.
Dann kam meine kleine Rache. „Sie hat es treulich ausgeführt. Im Übrigen hat sie bei den Japanern gelernt, wie man Flöte spielt. Sie ist da ganz ausgezeichnet. Leider hatte ich nur einmal das Vergnügen?“
„Mit Doris?“ Fragte Kim, nun auch wach.
„Mit dem Flötenspiel von Doris“, lachte ich. „In der letzten Nacht kam Gerlinde. Nicht betriebsbereit, wie sie sagte, aber sie verdrängte nach drei Stunden pflichtgemäß Lisa.
Wir waren da allerdings nicht mehr tätig und Lisa lag im Koma. “
Dann erzählte ich meinen Frauen, Kikki war inzwischen auch dazu gekommen, alles, was mir so in Erinnerung geblieben war.
„Tigerbalsam? Ach du mein Schreck“, kicherte Lis. „Da hast du natürlich alle Bremsen gelockert. Wenn ich an unsere Hochzeitsreise zurückdenke – die arme Lisa. Bei mir hast du dich ja noch beherrscht, aber …“ unwillkürlich glitt ihre Hand unter die Bettdecke.
„Ich gebe es zu“, grinste ich. „Der Tag hatte Klein Paul schon genug Nerven gekostet. Ihr werdet die Bilder ja noch sehen. Sie gleichen verteufelt jenen in der Ruine, nur noch viel schlimmer. “
„Tigerbalsam ist gut gegen Erkältung und Muskelkater“, kam Kikki auf Lisa zurück. „Was habt ihr damit gemacht, um so in Stimmung zu kommen?“
„In die Muschi gerieben. Das wirkt wie Raketentreibstoff“, lachte Kim, der kleine Teufel.
Sie kannte das offenbar auch.
„Bisher dachte ich, ich wüsste über alles Bescheid, was im Bett so läuft“, musste nun auch Kikki lachen. Ihr Lachen verstärkte sich, wurde lauter, das Bett bebte. „Ob es Tigerbalsam auf Hawaii gibt?“
Nun fing auch Lis noch an, zu lachen. „Du wirst doch nicht …“
„Solltet ihr da nicht besser Paul fragen, ob er schon wieder bereit zu großen neuen Abenteuern ist?“, lachte jetzt auch Kim.
„Wenn ja, sollten wir vielleicht eine große Dose kaufen. Irgendwie hat mich die Geschichte nun doch kribbelig gemacht. Unseren Hengst im Bett zu haben ist sowieso überfällig. “
Ich jagte meine Frauen aus dem selben. Waschen, anziehen, Frühstück. Pop und James waren schon weg, als wir auf die Terrasse kamen. Gerlinde schlief noch. Ich klopfte an ihr Fenster. Sie öffnete es verschlafen. Ich sah sie an, dann wusste ich, was los war.
James hatte seine Untat gebeichtet und dann haben sie Versöhnung gefeiert. Ich jagte sie zurück ins Bett. Ausschlafen. Wir hatten ja einen freien Tag.
Die Zwillinge machten ein Mordsgetöse, als sie mich sahen. Ich erzählte ihnen von der vielen Arbeit, die ich in Los Angeles hatte. Beide hörten aufmerksam zu. Dann meinte Pele „Papa nicht Anscheles, Papa und Pele baden“, wurde kommandiert.
„Peha auch baden“, grollte PH lautstark.
„Ja, meine Lieblinge“, sagte Saya. „Wir gehen baden. Aber nur, wenn ihr jetzt schön euer Frühstück esst. Ich sagte schön, PH. Schön ist nicht, wenn du dich wieder völlig mit Marmelade beschmierst. “ PH grinste nur.
„Und du Pele, brauchst dir den Honig gar nicht erst in die Haare zu schmieren. Ich weiß, dass du das neue Schampon magst, es ist aber nur für liebe Kinder gedacht.
Rüpel werden mit Salzwasser und der großen Wurzelbürste abgeschrubbt. “
Die Zwillinge machten ein betroffenes Gesicht. „Pele lieb“, erklärte diese. „Nicht Wuschtelbüste“, maulte PH. Er hatte da wohl schon einschlägige Erfahrung.
Ich erfuhr von Lis, dass er inzwischen Bekanntschaft mit Teer machte. Er fand einen Batzen am Stand. Er gefiel ihm und wurde gleichmäßig auf dem Körper verteilt. Saya rastete fast aus und PH war nach der Reinigung krebsrot und stinksauer.
Am nächsten Tag blieb ein wiederum gefundener Teerbatzen jedoch völlig unbeachtet. Meine Kinder sind eindeutig lernfähig.
Heute war mir so, ich griff in die Tasche und fand 100 Dollar. Ich nahm Saya fest in den Arm, küsste sie, dann gab ich ihr die 100 Dollar. „Kauf dir was Nettes. Als Dank zwischendurch, dass du so gut mit den Zwillingen umgehst und, dass du so gut Deutsch gelernt hast. Mit dir haben wir wirklich ein Glückslos gezogen.
“
Saya errötet. Aus Freude für das Lob denke ich. Wegen einem harmlosen Kuss stellte sie sich nicht so an. „Danke Paul. Die Zwillinge sind mir halt arg ans Herz gewachsen. Ich sage ihnen aber immer wieder, wer und was Mama und Papa ist. “
Nach dem Frühstück wollte Mom natürlich noch etwas mehr von mir wissen, meine beiden Abenteuer mit den Atombusen interessierten sie. Nicht so sehr was wir gerieben haben, meine Meinung zu großen und womöglich auch noch ausgestopften Brüsten wollte sie hören.
Wir unterhielten uns, bis Saya kam. Die Zwillinge nörgeln. Sie wollen nun endlich ans Meer.
Da ich heute frei hatte, das Wochenende ging ja drauf, schaute ich schnell bei Gerlinde rein. Sie war schon im Badeanzug und knabberte an einem Sandwich, das sie sich schnell gemacht hatte. Sie fiel mir um den Hals, als ich ins Zimmer kam. „Es tut mir ja so Leid für dich, dass James mit deinen Frauen …“, schluchzte sie plötzlich los.
„Was regt dich auf? James, weil er sich verführen ließ? Oder meine Frauen, weil sie mit ihm schliefen? Du vergisst eines, wir zwei beide haben da auch so einige Erinnerungen. Lis und Kim haben natürlich gestanden. Wenn ich ihnen glauben kann, war es wieder mal das Übliche. Da kam Begierde, Frust und Hilfeleistung zusammen. Eine Mixtur, bei der meine Zwei sehr erfinderisch sind. Es liegt an dir, deinem James beizubringen, dass er halt nicht auf die fiesen Tricks anderer Frauen reinfallen darf.
An deiner Stelle würde ich ihm das Abenteuer aber schnell verzeihen. Ich, für meine Person, habe es bereits abgeschrieben. Denke übrigens dran, auch dein James braucht Erfahrung, wie du selbst einst. “
„Ich hab ihm verziehen, wir haben ja kein Exklusivvertrag. Mir war es nur so schrecklich, weil er ausgerechnet mit deinen Frauen …“ Sie bekam fast kein Wort raus, so schluchzte sie.
„Du spinnst“, sagte ich brutal.
„Wenn er versucht hätte meine Frauen zu so einem Abenteuer zu überreden, dann hätte er auf Granit gebissen. Da bin ich völlig sicher. Es wäre eher an mir, mich bei dir zu entschuldigen, dass meine Frauen ihn verführt haben. “
„Du meinst nicht er hätte …“ der Tränenstrom versiegte. „Er wollte wohl Kavalier spielen oder Macho, wie man es halt sehen will. Er ließ mich im Glauben, er hätte erst Kim und dann Lis verführt, weil er so ein toller Hecht ist.
Der Arsch. Komm du mir heim …“ Energisch machte sie sich fertig. Ich begann, den armen James zu bedauern. Nun hatte er heute Abend nicht nur mit seinem schlechten Gewissen, mir gegenüber, zu kämpfen, er musste auch noch Gerlinde Rede und Antwort zu stehen, wie es denn nun wirklich war. Grund genug für eine neue Versöhnung. Das konnte lustig werden …
***
Unser Gespräch kam natürlich wieder auf L.
A. Auch darauf, dass der Don uns im Frühjahr wieder haben wollte. Mom und Lis wollen dann mit. Auch aus eigener Tasche, wenn es sein muss. Dann fiel mir ein, dass ich ganz vergessen hatten, nach den Italienerinnen zu fragen, die Heiratsangebote angenommen oder dabei sind, sie anzunehmen. Für Mikel war das ja wichtig, für die Abenteuer der Bräute. Peinlich.
Lis wollte es übernehmen bei Sean Campbell, dem Verlagsdirektor in L.
A. anzurufen. Er würde ja zur Endprüfung zusammen mit dem Don herkommen. Da konnte er neue Informationen besorgt haben, mit deren Hilfe wir ein paar der Fotografen mit entsprechenden Aufgaben betrauen konnten. Unsere Top Ten sind auf alle Fälle in der Lage, erste Bildberichte zu machen.
Es kamen tausend neue Themen auf, wir waren schon wieder voll bei der Arbeit. Auch Gerlinde, inzwischen bei uns im Schatten, hatte ihre Gedanken wieder in der richtigen Schublade.
Sie gestand auch ihrem James gewisse Erfahrungen zu.
Zum Cocktail kam dieser mit sichtlich schlechtem Gewissen. Lis lächelte und Kim beachtete ihn gar nicht. Er setzte sich neben mich. „Du Paul“, begann er. „Lis und Kim haben natürlich längst gebeichtet. Ich weiß auch nicht, wie es dazu kam. Zuerst bildete ich mir ein, ich sei halt der ganze große Hahn, dann wurde mir aber klar, dass es wohl eher umgekehrt war.
Ich will mich nicht entschuldige … vielmehr natürlich doch. Um ganz ehrlich zu sein, eigentlich weiß ich überhaupt nicht, wie und warum es passiert ist. Kannst du mir vielleicht verzeihen? Es wird nie wieder vorkommen, das schwöre ich. “
„Pop und ich denken daran, dich aus dem Seminar weisen zu lassen“, knurrte ich, böse tuend.
Der arme James zuckte zusammen und sah hilfesuchend zu Gerlinde. Die sah etwas überrascht auf mich.
Ich hatte ihr ja Derartiges nie angedroht. So hatte sie keine Chance, zu intervenieren.
„Scheiße“, sagte James.
„Dann haben wir uns jedoch überlegt“, schwächte ich ab „es könnte ja auch sein, dass du verführt worden bist. Nach den heißen Fotos, die ihr an jenem Freitag gemacht habt, wäre das sicher ein Leichtes gewesen, vor allem vonseiten erfahrener Frauen. Zugelassen wäre es ja, denn sie waren ja nicht als Model am Set.
“
„Nein“, nahm James meine Frauen mutig in Schutz. „Das kann keine Ausrede sein. Ich hatte meinen freien Willen, musste also auch, wenn es ein Angebot war, darauf verzichten. “
„Auf was du verzichten solltest, ist auf Entschuldigungen. Ich habe es schon Gerlinde gesagt, wenn Lis und Kim nicht gewollt hätten, dann hättest du alt ausgesehen. Es war ein von meinen Frauen gewolltes einmaliges Abenteuer. Mit Betonung auf einmalig.
Es sollte dir helfen deinen Frust abzubauen und das nicht mit einem Model. Gerlinde hat es dir bestimmt erzählt, sie war schon in ähnlicher Lage, da habe ich ihr geholfen. Nun sind wir ganz einfach quitt und vergessen den Vorfall. In der Hoffnung, du hast etwas dazu gelernt. Das war das letzte Wort über diese Angelegenheit. Wir bleiben Freunde wie wir es zuvor auch schon waren. “
„Danke“, sagten James und Gerlinde gleichzeitig.
„Und jetzt möchte ich die Bilder sehen, die in meiner Abwesenheit gemacht wurden. Ich hoffe doch, du hast sie mitgebracht, wie es dir Gerlinde ausrichten sollte. “
Er hatte. Er holte seine Mappe und Marianne den Projektor. Ein Leintuch wurde in das Esszimmerfenster geklemmt und los ging die Show. Die Seminaristen hatten gute Arbeit geleistet. Die Fehler, die ich bei der Vorbereitung reklamierte, waren so gut wie verschwunden.
Reflexionen gibt es immer mal, das passiert auch Gerlinde und mir – im Eifer des Gefechtes. Der Froschaugeneffekt war zweimal vorhanden und dann die Fehler mit der Bildlage. Das war neu.
„Marianne, nimm bitte diesen, und den Film mit den Küchenszenen, morgen mit zum Seminar“, bat ich sie.
„Du hast es also auch gesehen“, meinte Pop aus dem Hintergrund. „Das hätte mich auch schwer gewundert. “
„Was gesehen?“, fragte James.
„Das werden wir morgen im Seminar besprechen. Wenn du nachdenkst, wird es dir aber selbst einfallen“, sagte ich. „Mach bitte weiter, Marianne, mit der Vorführung“, bat ich diese.
Ich ließ noch zwei Filme aussortieren, beim Letzten war James die Erleuchtung gekommen. „Zu schräg?“ Fragte er.
„Nicht zu schräg“, gab ich Bescheid. „Immer in der gleichen Richtung zu schräg ist langweilig. “
„Oh ja, jetzt habe ich es begriffen“, erkannte er nun den Fehler.
„Wenn schon schräg, dann bewegen, um die Richtung zu ändern. “
„Sonst wird der Betrachter seekrank. Richtig erkannt“, lobte ich den armen Kerl. Er knabberte noch an seiner angeblichen Untat.
„Nun, meine Lieben, Doris wird uns nach dem Abendessen einen Querschnitt unserer Arbeit aus L. A. zeigen. Marianne hat für heute genug getan. Ich danke dir. “
Wir genossen das kleine Buffet, das vom Hotel wieder mal in bester Qualität hergerichtet wurde, dann kam Doris dran.
Die Bilder vom ersten Tag waren wie gewohnt, die Models vielleicht etwas offener, um es mal so plump auszudrücken, wie die Models in Italien. Obwohl, die Prime Models in Neapel standen ihnen kaum, wenn überhaupt, nach. Wie zu erwarten, waren alle auf die Bilder der Busenstars gespannt. Die von Sarenna und Lisa, wurden besonders aufmerksam betrachtet. James wunderte sich etwas darüber, Gerlinde hatte ihm nichts gesagt und er war bei der Besprechung mit dem Don ja nicht dabei.
Nun erfuhr er es halt von mir. Ich spürte förmlich sein Aufatmen: Der große Meister hatte also auch eine Affäre. Gerlinde erklärte ihm leise den Sinn und Zweck.
Dann kamen die Paare. Nach den ersten Bildern ging Pop raus. Er holte sich aber nur die Cognacflasche. Bereits beim dritten Streifen gab es freche Kommentare. Nicht nur von Lis und Kikki, auch Mom meinte, das seien ja abenteuerliche Stellungen, sie könne sich nicht vorstellen, dass so was Spaß macht.
„Da kann ich mir gut vorstellen, dass Riesenmöpse da sehr hinderlich sind“, lachte sie dann auch noch. „Das scheinen die Damen aber nicht bedacht zu haben. “
„Liebste Mom, das sind sie bei fast allen Stellungen. Ich habe die Models dieser Szenen gefragt; nein, im Privatleben lassen sie diese Stellungen außen vor. Sie sind beim Filmen eingeführt worden, damit der Kameramann eine Chance hat, mal Details zu sehen. Das ist der einzige Grund, dass sie in ihr Repertoire eingebunden wurden.
“
Das beruhigte zunächst wieder die Gemüter. Als der Streifen kam, wo Amber von ihrem Freund, in der Halle, in den Hintern gebumst wurde, kam prompt das Thema Italiener auf. Die Eulen hielten sich sehr zurück. Nur Doris meinte, wenn es Spaß mache, sei doch nichts dagegen zu sagen. Da hat sie nun natürlich auch Recht.
Gerlinde kicherte hinter mir nur leise: „Maiskolben. “ Worauf Lis und Kim in Gelächter ausbrachen.
Ich weiß nicht, ob die anderen das nicht auf den gerade einliegenden Streifen bezogen. Dort war gerade eine besonders abenteuerliche Stellung zu bewundern.
„Kommt das alles in das Schmuddelheft?“ Fragte Pop. „Einige der Bilder wären absolut geeignet, in International Artistic veröffentlicht zu werden. “ Natürlich hatte er nun die Lacher auf seiner Seite.
„Ihr könnt sagen, was ihr wollt“, verteidigte ich die Models. „Wenn schon Bilder dieser Art gemacht werden, dann bring es nichts die Paare eng umschlungen zu zeigen, wie das wohl bei uns allen, im Bett, der Fall ist.
Da geht es ja um Liebe und die braucht Kontakt. Das ist etwas sehr Schönes aber auch sehr Intimes. Ich war lange der Meinung, es sollte nicht fotografiert werde. Mikel sagte mir aber, die Nachfrage nach solchen Bildern sei sehr groß. Teilweise wohl auch aus Neugierde, wie andere es machen. Wie es überhaupt geht. Unerfahrene Jugendliche kommen mit Sicherheit an solche Bilder, egal aus welcher Quelle. Das ging mir, früher, nicht besser. Diese Bilder, damals, die waren so rabenschlecht, dass sie mich, im Grunde genommen, erst zu meinem Beruf animierten.
Ich wollte es besser machen. Wenn schon, dann richtig dachte ich. Das bedeutet, der Betrachter soll auch sehen, was da passiert. Bei eng umschlungenen Paaren, ist das nicht möglich – dazu kommt, das ist mir bei diesen Aufnahmen besonders aufgefallen, die Agierenden können ja nicht ihre Liebe ausleben. Wie auch, wenn zumindest einer zuschaut. Da mit etwas Akrobatik das Ganze aufzulockern, gibt allen eine Chance. Dem Paar, dass es die Sache einfach als berufliche Aufgabe sieht, ohne große Gefühle zu investieren, und dem Fotografen, der etwas vor die Linse bekommt, das genug Aussagekraft hat, um einen Betrachter über den Vorgang zu informieren.
“ Ich war irgendwie ins Referieren gekommen und brach ab.
„Mir gingen ganz ähnliche Gedanken im Kopf herum“, übernahm Gerlinde das Wort. „Das gilt auch für meine Bilder mit Lesbenszenen. Da ist es genau das Gleiche. Ihr kennt meine Meinung zu echten Lesben, da wird auch geschmust und gespielt. Keine käme aber je auf die Idee, ihr intimstes Körperteil einfach so in die Luft zu strecken, der Kamera entgegen. Schon gar nicht beide Mädchen zusammen.
Das ist nur für die Kamera gestellt. Der Betrachter weiß das, er verdrängt es lieber und fühlt sich durch die Zurschaustellung und die Blicke lieber aufgefordert mitzumachen. Das wissen auch alle guten Models und – folglich sind diese Art der Aufnahmen, der Unterschied zwischen ästhetischer Aktfotografie und Pornografie. “
„Ja, so sehe ich es auch“, stimmte ich ihr zu.
„Es gibt da sicher Freiräume, die zu treffen ist aber immer eine Gratwanderung“, fuhr sie fort.
„Wenn man ehrlich ist, jeder nackte Körper ist geeignet, sehr unkeusche Gedanken auszulösen. Insoweit finde ich das ganze Getue um Nacktfotos eher heuchlerisch als ehrlich. Sie Jugendlichen vorzuenthalten? Wenn sie gut gemacht sind und keinen Schmuddel zeigen, finde ich, sie können sehr wohl auch der Aufklärung dienen. Das bedeutet allerdings, der Fotograf ist gefordert, ehrlich zu dokumentieren. Ich will damit sagen, die Proportionen müssen erhalten bleiben. Wir kennen das Problem ja, besonders bei Männern.
Ich sage da nur, mehr Schein als Sein. “ Die Damen am Tisch lachten, Gerlinde bekam Applaus.
***
Im Seminar knöpfte ich mir meine Schüler vor. Auch die Frauen. Ich kam auf den Freitag zurück. Dabei kam mir unser gestriges Gespräch in den Sinn, ich fasste es in einem kurzen Referat zusammen. Dann kam ich auf die Richtigkeit von Pops Standpauke zurück.
„Ich verstehe euere Situation.
Ich war, am Anfang, sehr oft in der Gleichen, warum soll es dem Fotografen auch besser gehen als dem Model. Eines ist aber sicher, überlegt es euch tausendmal, bevor ihr mit einem Model etwas anfangt, was das Model während eines Shooting selbst vorschlägt. Ich stehe auf dem Standpunkt, das Model ist da in einer besonderen Situation und ihr würdet euch der Unzucht mit Abhängigen strafbar machen. Denn glaubt mir, auch Models sind Abhängige, besonders in diesen intimen Situationen.
„Das bedeutet also, man soll nie mit seinen Models schlafen, um es ganz deutlich zu sagen?“ Sagte James.
Ich wusste sehr wohl, auf was der Bursche rauswollte. Diesen Zahn musste ich ihm ziehen. Ich war auf dieses Argument auch gut vorbereitet. Bei meiner Erfahrung …
„Das heiß es beileibe nicht. Da gibt es ganz sicher einige Beispiele, jetzt erst in L. A. , wie euch Gerlinde bestätigen kann.
Aber, es darf keinen zeitlichen Zusammenhang, zwischen dem Shooting und einer intimen Angelegenheit, geben. Ich gehe sogar soweit, und so praktizieren wir es auch bei den Seminaren in Italien, es darf keinerlei Berührung geben, wenn das Shooting läuft. Denkt immer daran: Schaut zu, dass eine vertrauenswürdige Assistentin dabei ist und ihr könnt sicher sein, dass euch nicht plötzlich eine Anzeige ins Haus flattert“, erklärte ich nun wohl zum hundertsten Male. „Ich kann euch nur raten, tut nie etwas in einer Situation, wo die Frau sich auf einen momentanen Black-out rausreden kann.
Ich denke, der Prof hat euch das in der Rechtskunde deutlich genug gemacht.
Vor allem in den USA, kann so was gewaltig in die Hose gehen. Da wir gerade dabei sind, wenn euere Models nicht aus bekannter und vertrauter Quelle kommen, lasst euch einen Altersnachweis zeigen. Im Übrigen, ist es mit den so genannten Pornomodellen etwas einfacher, aber auch sie haben ihren eigenen Willen. Vergewaltigung können auch sie natürlich schreien, die Wahrscheinlichkeit, dass sie es tun, ist aber erheblich geringer als bei einem Amateur.
Der kann so was aus reiner Angst, sich ausziehen zu sollen, tun. “
Wir diskutierten noch ein wenig über das Thema, dann war es Kirk, der es zum Abschluss brachte:
„Ich glaube, wir alle wussten, was los war, als wir die Aufnahmen bei den Navydamen machten. Unser Problem war hauptsächlich, dass wir offensichtlich keinen Models gegenüberstanden. Die Girls waren meist verdammt hübsch und verdammt horny (scharf). Für die war es mehr eine Möglichkeit umgelegt zu werden, als uns Fotografen eine Chance zum Fotografieren zu geben.
Wenn ich mal ganz frech sein darf, ich würde die Schuld eigentlich mehr dir zuordnen, dass du uns unvorbereitet in so eine Situation brachtest. “
„Halt, halt. So kann man …“ versuchte ich zu unterbrechen.
„Auf der anderen Seite, ist auch das nicht richtig“, fuhr Kirk gnadenlos fort. „Du wurdest abberufen. Der Prof ist einfach zu unerfahren im Umgang mit diesen geilen amerikanischen Marinebräuten, um an so eine Weiterung zu denken.
Nachbarn, in dem Sinne wie du uns das sagtest, waren es auf alle Fälle nicht. Wir alle haben dabei gelernt, dass man vor allem bei nichtprofessionellen Models verdammt gut aufpassen muss. Heute bin ich mir sicher, das Ganze hatte durchaus auch seine positiven Seiten. Uns allen wird so etwas nie wieder passieren! Das wollte ich nun doch mal gesagt haben. “
„Dass am Abend, selbst wir Frauen sehr aufgeregt waren“, fügte Josie noch an „das war uns dann auch eine neue Erfahrung.
Wir hatten uns längst an sexy Einblicke gewöhnt, nun aber angemacht zu werden, ja, auch wir Frauen, das war uns neu. Eine Erfahrung mehr, die wir auf diesem Seminar gewonnen haben. “
„Dann schließen wir das Thema in soweit ab. Doris, die Bilder bitte! Ich habe mir die Filme angesehen, die in meiner Abwesenheit gemacht wurden. Zuerst mal ein Lob. Die Qualität ist inzwischen einheitlich gut, das Motiv in der Mitte, die Schärfe stimmt, sogar mit der Tiefenschärfe seid ihr inzwischen im Reinen.
Auch was die Beleuchtung angeht, da hat unsere Gerlinde wirklich gut mit euch gearbeitet. Nochmals auf die Schärfe zurückzukommen: Bei gewissen Details solltet ihr vielleicht noch mehr darauf achten, dass bei den so genannten schönen Fotos, diese Details sicher erkennbar sein sollen, aber nicht die Priorität bei der Gesamtschärfe haben sollte. Das gilt vor allem, wenn ihr die Details schon als Closeup herausgestellt habt oder das noch wollt. Der Betrachter möchte, in der Totalen, vielleicht viel lieber seine eigene Fantasie arbeiten lassen.
“
„Du meinst, die wichtigsten Teile erst in der Unschärfe zu versteckt, bis es soweit ist, quasi Explosionshaft, die nackten Tatsachen zu zeigen. Meinst du das so?“ Versicherte sich George, ob er meine Ausführungen richtig verstanden hatte.
„Genau so! Spannung aufbauen, Vermutungen reifen lassen und dann – platsch – Großaufnahme. Die Verlage wissen das sehr wohl zu würdigen, durch geschicktes Verteilen der Fotos vor und nach dem umblättern, können sie da viel Dramatik reinbringen.
Manche Models, vor allem Amateure, haben da so ihre eigene Dramatik wie wir in den nächsten Tagen noch feststellen werden; sie strippen gekonnt, einen genauen Blick auf die Intimität verweigern sie jedoch sehr standhaft. “
„Amateure?“, sagte Kirk. „Die Navydamen waren auch Amateure, da hatte ich aber eher ein gegenteiliges Empfinden. “
„Richtig. Diese Amateure waren jedoch erfahren, was der Umgang mit Männern angeht. Sie haben eindeutige Wünsche, die sie auch in ihrer Darstellung einfließen lassen.
Wie alle Frauen, können sie da durchaus zu Höchstleistungen auflaufen …“
„Übertreibst du da nicht ein wenig?“, lachte Josie.
„Ich glaube nicht“, nahm mich Gerlinde in Schutz. „Ich weiß, zu was eine Frau fähig ist. Stelle dich als Nacktmodel zur Verfügung. Am besten im Bett, nicht am Strand. Wenn du dich ganz deinem Gefühl hingibst, wirst du erkennen, dass Paul recht hat. “
Josie ging in sich.
„Ich glaube, ihr habt Recht. Ich werde es einfach mal probieren, nur wir Damen und Gerlinde. Paul wird zwar die Fotos sehen, aber mich, live, besser nicht. Es geht da auch um mein Seelenheil. Es wäre aber schon interessant, ob ich ähnlich reagiere wie die Hausfrauen“, entschied sie sich dann.
Die anderen vier Damen entschlossen sich, an dem Experiment teilzunehmen. Gerlinde stimmte zu, auch als einer der Herren meinte, ob er nicht ausnahmsweise teilnehmen könne.
Es war unser Quotenschwuler, der sich jetzt outete. Den Damen war es bereits bekannt.
„So hätten wir auch diesen Punkt geklärt. Nun, Doris, lass die Filmstreifen bitte sehen. Vorab, ich habe nicht kontrolliert, von wem die Streifen sind. Doch nun schaut, ob euch etwas auffällt. “
Doris zog langsam die Filme mit den seekranken Models durch. Der Hintergrund, falls vorhanden, fiel aus dem Lot. Nun, das war absolut in Ordnung, leider posierten aber alle Models für den Betrachter ebenfalls in einem 45-°-Winkel.
„Scheiße“, hörte ich im Hintergrund. „So extrem habe ich mir das nicht vorgestellt. “ Ein Seminarist bekannte sich zu seinem Werk.
Den anderen Fotografen blieb kein Ausweg als sich ebenfalls zu bekennen. Dann wurde darüber debattiert. Ja, ein, zwei Fotos können sicher in absurder Schräglage sein. Wenn es fast alle sind, dann ist das eindeutig zu viel. Eine Schräglage von Motiv und Hintergrund ist dann zulässig, wenn der Bildinhalt dadurch kompakter wird.
Die Jungs erarbeiteten sich dieses Thema in aller Ruhe und in epischer Breite. Eine Anhäufung von Schräglagen gab es fortan nicht mehr. Die Jungs sind wirklich extrem lernfähig.
Die Doppelstunde mit Theorie war rum. Nun ging es wieder in die Praxis. Miro hatte uns einen Berg japanischer Amateurmodels, in schöner Wäsche, besorgt. Wir arbeiteten zuerst im Studio. Wir verdeutlichten, wie man mit jungen, unerfahrenen Mädchen umgehen muss, um sie überhaupt vor die Kamera zu bekommen ohne, dass sie vor Scheu und Angst fast bewegungslos sind.
Wir haben es ja durchaus schon erlebt, dass da im wahrsten Sinne des Wortes etwas in die Hose ging. Vor Aufregung, wenn sie sich zeigen sollten.
Alle die Tricks, mit dem schminken und frisieren, der Beratung bei der Kleiderauswahl, beim guten Zureden und bei der absoluten Freiheit dessen, inwieweit sie sich ausziehen wollen. Lob, Bitten, Fürsorge und vor allem Freundlichkeit und ein fortwährendes Erklären dessen, was man tut oder gerade tun will, machte es den Mädchen relativ leicht sich, selbst gegen ihren ursprünglichen Willen, am Ende doch völlig auszuziehen.
Die Erfahrung mit den Models der Schule von Willi hatte uns da viel geholfen. Ein paar blieben erst noch scheu. Nachdem sie gleich bleibend freundlich behandelt wurden, werden sie sicher, das nächste Mal, auch das Höschen fallen lassen. Ganz wichtig war auch eine lockere Atmosphäre. Ein Lachen im rechten Augenblick, ein völliges Nichtbeachten von kleinen Ungeschicklichkeiten, half den Mädchen über ihre erste Furcht.
Heute waren unsere Damen entschieden im Vorteil, sie konnten sich viel eher in die Scheu der Models hinein versetzen.
Die Herren waren aber eindeutig anpassungsfähig. Es wurde ein großartiger Arbeitstag, an dem wir am Abend sogar erstaunliche Ergebnisse hatten.
Die Models, sie waren für den nächsten Tag wiederbestellt, kamen alle wieder und … sie freuten sich sehr über die Bilder, die wir von ihnen machten. Noch mehr über die Abzüge von ihren besten Fotos. Es stellte sich heraus, dass ein paar der jungen Damen immer noch die üblichen Probleme hatten: Scheu und Angst vor den eigenen Wünschen.
Ich sprach mit Gerlinde. Schnell einigten wir uns, ich würde mit den Herren und den frecheren Models im Park des Studios Aufnahmen machen, Gerlinde und unsere Damen würden im Studio bleiben. Da wollten sich die Fotografinnen auch gegenseitig der Kamera stellen. Gerlinde legte ihr ganzes Können an den Tag; abends waren die Amateure befreit von ihrer Angst und … unsere Fotografinnen ebenfalls. Sie wussten zumindest, wie es den Models ergeht.
Die Bilder die rauskamen waren typisch Gerlinde.
Zartfühlend, einfühlsam aber auch frech und teilweise sehr deutlich in der Ansprache des Betrachters. Gerlinde konnte immerhin 10 Filme unserem Bildervorrat hinzufügen. Sie tat es nicht ohne Stolz, nachdem ich alle ausführlich gelobt hatte. Pop meinte, beim Cocktail, unsere Fotografinnen seien eigentlich viel zu hübsch für diesen Beruf. Mom überhörte diesen Kommentar vorsichtshalber. Was das Aussehen angeht, da musste ich Pop aber recht geben. Vor allem Josie war ein hübscher Käfer, wenn auch mit fast zu viel Holz vor der Hütte.
Wie man auf den Bildern unschwer sah, ausgestopft ist sie aber nicht.
Mom und Kikki hatte heute den Besuch bei der hawaiianischen Prinzessin mit viel Freude hinter sich gebracht. Die Prinzessin empfing sie in ihrer großen Wohnung, neben dem Foster Botanical Garden. Sie wusste genau, auf was es unseren beiden ankam: möglichst viel über die Traditionen und Gebräuche zu erfahren. Da kannte sich die Prinzessin natürlich aus. Sie hatte auch einige sehr wertvolle Dokumente im Haus, die sie Mom und Kikki zeigte.
Nun erzählten sie natürlich, was sie da Zusätzliches erfahren hatten. Dass sie bei einer Prinzessin waren, das beunruhigte sie kaum, den Umgang mit Hochedlen waren sie gewohnt, Mom hatte, mit Pele, ja sogar eine Prinzessin im Haus. Ob nun, nach dem letzten Eintrag, als Stammmutter, Lis auch eine Prinzessin ist, das konnten wir bisher leider nicht eruieren. Es gab keine Möglichkeit für uns, mit der Ältesten in Kontakt zu treten. Prinzessin Rama meint aber, als Stammmutter sei das einfach so.
Nun, Lis und ich legen und legten da nie so besonderen Wert darauf. Für uns war es eine Ehrenbezeigung des Hauses Radama. Fertig.
„Prinzessin Aiili, wie wir sie nennen durften“, erzählte Kikki gerade „schwärmt besonders von König Kamehameha III. Er muss ein schlauer Satan gewesen sein. Er teilte als Erster das Land zwischen sich und seinen Untertanen auf (1848). Damit konnten die Haoles (Weiße) auch Land erwerben, eine kriegerische Auseinandersetzung war unnötig.
Hawaii hatte die Chance wohlhabend zu werden, wenn auch immer mehr Macht an die Haoles ging. “
„Und, haben die Ureinwohner heute überhaupt noch etwas zu sagen?“, wollte Pop wissen, der den Erzählungen aufmerksam lauschte. Irgendwie hat er seit neuestem ebenfalls ein großes Interesse. Dies galt allerdings mehr der Kunst der alten Hawaiianer, die sich vor allem in Petroglyphen manifestiert. Graffiti würde man heute sagen.
„Zu sagen hätten sie schon etwas“, sagte Kikki.
„Das Dumme ist nur, die Hawaiianer sind da kaum interessiert daran. Sie wollen es bequem haben, sich ganz ihren Vergnügungen hingeben, wie Aiili sagt. Eigentlich immer noch ganz so, wie es die Edlen schon früher taten. In ein bis zwei Generationen sind die Ureinwohner verschwunden. “
Wir einigten uns darauf, dass es eigentlich eine Schande sei. „Die Götter des Olymps haben es im Laufe der Jahrtausende ja auch drangegeben, mit uns Normalsterblichen etwas zu tun haben zu wollen“, schloss Mom unsere heutige Diskussionsrunde ab.
Ich wurde am Abend von Kikki vereinnahmt. Sie hatte Tigerbalsam beschafft. Am nächsten Morgen blieb sie auf ihrem Zimmer. Die Dose wanderte weiter zu Kim. Dann war sie bei Lis gelandet, die sie nach Gebrauch wiederum an Gerlinde weitergab. Lisa Miller hatte, unbewusst, eine mittlere Atomexplosion freigesetzt. Meine Frauen genossen die Abwechslung jedoch sehr. Von Gerlinde hörte ich nichts, ich sah es jedoch sofort. Die Eulen konnten nicht mehr an der Dose partizipieren, sie war leer, wohl aber nicht zum Schaden der Vier.
Dies noch als Nachsatz zu meinem Abenteuer mit den Riesenbusen. Geträumt habe ich von denen zumindest nicht mehr.
***
Lis hatte am Mittwoch, Sean Campbell angerufen, wegen der italienischen Bräute. Abends, beim Cocktail berichtete sie nun darüber. Über ein Viertel der Damen war erfolgreich verkuppelt. Einige Hochzeiten waren bereits, oder standen nahe bevor. Sehr viele hatten sich, erstmal, zumindest in einen regen Briefverkehr gestürzt. Es gab auch die üblichen Pannen, Missverständnisse und die Unfähigkeit, sich für die Eine oder den Einen zu entscheiden.
Da unterschied sich die Kampagne von Marry Me! überhaupt nicht vom täglichen Leben. Ein herzliches Gelächter löste Lis mit der Nachricht aus, dass eine Partnervermittlungsagentur sogar Strafanzeige gegen den Verlag gestellt hatte, wegen Geschäftsschädigung und Amtsanmaßung.
„Das kann man natürlich schon so sehen“, lachte Pop. „Nach amerikanischem Gesetz, fahren sie da natürlich auf Glatteis. Das Magazin hat lediglich, die an Unbekannt gerichteten, Briefe veröffentlicht. Dass Bilder dabei sind, spielt keine Rolle.
Die Agentur macht sich aber, wenn es hart auf hart kommt, zumindest in einigen Staaten, der Kuppelei strafbar. Diese vermittelt ja, auch noch gegen Honorar, Frauen zur Unzucht. Beim Magazin fließt auch Honorar, zumindest genau genommen, aber das geht an die Briefschreiberin, nicht an die Suchenden. Einen Mann zu suchen ist nicht strafbar, solange das in sittlicher Form stattfindet. Ein Brief ist da immer statthaft, er kann vom Prinzip her nicht unsittlich sein, dies bedarf eines direkten Kontaktes.
So ist das nun mal im konservativen Amerika. “
Ich glaube wir alle hatten schnell begriffen, was uns Pop da sagen wollte. Mom und Lis hatten ihre besondere Freude daran, dass ihre Idee so erfolgreich war; Gerlinde und ich an der Tatsache, dass dann wohl auch unsere Bilder geholfen hatten.
Nun berieten wir, wie wir für die Abenteuer der Bräute weiter vorgehen konnten. Es war allerdings mal wieder eine Idee von Lis, die in aller Kürze Menschenmassen bewegen dürfte:
„Sean sagte mir, und es dauerte ein ganzes Weilchen, bis ich es verarbeitet hatte, es soll am Mittwoch, in einer Woche, in L.
A. eine Massenhochzeit stattfinden. Gesponsert vom Verlag, werden 12 Paare heiraten. Danach ist 3 Tage Actionurlaub im Programm. Las Vegas und Grand Cañon. Das Programm, das wir ja auf der Hochzeitsreise auch schon gemacht haben. Ich habe Sean gefragt warum ausgerechnet in Las Vegas. Er fragte zurück, warum nicht in …“
„Satansbraten!“ Ich schrie fast. „Du verdammte Kröte. Du hast natürlich schon wieder weiter gedacht als alle Verantwortlichen. “ Ich musste jetzt meine Frau doch mal gewaltig abknutschen.
Aus dem Augenwinkel sah ich gerade noch, wie alle etwas ratlos auf uns schauten. „Es ist jetzt …“ ein Blick auf die Uhr „gleich Acht. Es ist deine Idee, rufst du an oder soll ich?“
„Du bist der Chef“, lächelte mich Lis an. „Du darfst den Erfinder der Idee aber gerne preisgeben. Das Honorar brauche ich für Weihnachtsgeschenke. Ich habe auf meinem letzten Bummel, über den International Market, da ganz tolle Sachen gesehen.
“
Ich ging telefonieren. Mikel war gerade aufgestanden. Ich dachte die Verbindung sei unterbrochen, als kein piep mehr kam, nach dem ich die Idee von Lis losgelassen hatte. Ich kannte meine Frau zu gut, als dass es noch einer detaillierten Erläuterung von ihr bedurfte.
„Hallo? – Hallo Mikel? Bist du noch da?”
„Verdammte Scheiße“, kam es zurück. „Weiß Sean das? Natürlich machen wir das.
Schau zu, dass ihr da schnell noch was organisiert. Kikki kann bestimmt helfen. Ich stelle euch 10000 Pfund für die Paare zur Verfügung. Klara soll ran, ihr natürlich auch. Von mir aus bis ins Bett der Paare, wenn es nicht zu drastisch ist. Über einen Bonus reden wir später, wir vertrauen euch und ihr uns. “
„Ich werde es gleich veranlassen. Grüß den Verlag und deine Frau. Wir faxen den Rest rüber, das ist billiger.
“
„Scheiß billiger. Ruf an! Tschüss und Grüße zurück. “
Ich ging noch einen Augenblick in mich. Lis hatte uns natürlich mal wieder einen Berg neuer Arbeit, aber auch neuer Verantwortung aufgehalst. Ich schlenderte zurück zu den anderen. Pop sah mich groß an, Gerlinde fragend, nur Mom lächelte. Sie kannte Lis und mich gut genug, um Zusammenhänge zumindest zu ahnen.
„Alles klar, Frau Gräfin“, bestätigte ich zuerst meiner Frau, dass ihre Idee angekommen war.
„Nun, wer von euch kennt eigentlich meine Lis nicht gut genug, um nicht genau zu wissen, wie ihr Hirn arbeitet. Gleich ein Dutzend Hochzeitsreisen nach Las Vegas. Doris, vor kurzem hast du mir erzählt …“
„Ein Dutzend romantische Hochzeitsreisen nach Hawaii. Gesponsert vom Verlag. Ich werde wahnsinnig. Das gibt ja noch mehr Scheißarbeit und ich werde aber jede Sekunde davon genießen. Lis, das war das Jahrhunderttor. Das kann kaum noch überboten werden!“ Doris kreischte fast vor Vergnügen.
Das war so ganz was für sie. Sie hat fast genauso eine romantische Ader wie mein Eheweib.
Bei der Cocktailrunde bracht die Euphorie aus. Alle taten, als sei das eigentlich die größte Selbstverständlichkeit der Welt. Pop lachte ein Glas vom Tisch, Sara räumte die Scherben schimpfend weg, dabei hatte sie hier eigentlich nichts damit zu tun. Diese Fürsorge ist ihr aber wohl inzwischen so vertraut, dass es wohl eher eine Art Automatik auslöste.
Unsere beiden, Sara und Saya waren uns längst keine Angestellten mehr, sie gehörten zur Familie und, ich glaube und hoffe, sie fühlen sich auch so.
„Wer sorgt für was?“ Mit dieser Frage brachte Lis etwas Ruhe an den Tisch. „Zuerst, wie viel hat Mikel ausgespuckt?“
„10000 Pfund. Da kann man was mit anfangen. Nur für die Paare, über einen Bonus wird noch entschieden. Ich denke kaum, dass es da Überraschungen gibt.
Notfalls mache ich es umsonst. Die Bilder bringen auf jeden Fall Geld. Lis, hast du Sean gesagt …“
„Angedeutet. Ich rufe sofort an und mache Nägel mit Köpfen. Beratet mal inzwischen. Ich bitte Miro her. Gordon ist zu klein und zu teuer. Die Paare mögen es womöglich auch nicht, ich denke mehr an ein italienisches Fest. Bis gleich. “ Sie verschwand, vor Freude über den gelungen Cup, aufreizend mit dem Hintern wackelnd.
„Ich schau mal, was mit Zimmer läuft“, erklärte Kikki. „Hier im Outrigger und nebenan im Sheraton. Standardzimmer mit Meerblick, da müssten wir bei dieser Menge schon was Schönes bekommen. “ Auch Kikki verschwand.
„Ich rufe Prinzessin Aiili an“, verkündigte Mom. „Vielleicht kennt sie eine Location und kann, so als Doppelter Moppel … eine hawaiianische Hochzeit …“ Weg war auch Mom.
„Ob wohl ein italienischer Luau zu organisieren ist?“ Warf Marianne in die noch nicht einmal begonnene Debatte ein.
Es würde ein langer Abend werden, soviel war klar. Die Eulen sprühten vor Ideen. James schaute mit offenem Mund zu. Die Familie Oktober, mit Anhang, hatte er noch nie in Hochform erlebt. Seine Gerlinde machte sich bereits Gedanken, wie die ganzen Brautpaare vor die Kamera zu bringen sind, ohne extreme Wartezeiten. Dann kam auch ihr die Erleuchtung, die Lis zu dem ganzen Zauber bewog. Es war Prüfungszeit und 24 ausgebildete Fotografen waren dran.
Modeschau war nicht so ohne weiteres möglich, aber eine Massenhochzeit. Sie schluckte, dann wollte sie sich mit James beraten. Es fiel ihr grade noch ein, er war dann ja Prüfling. Sie tat das einzig Richtige, sie schickte ihn auf einen langen Spaziergang; oder in eine Kneipe, und das bis mindestens Mitternacht. Kneipe war jetzt wohl geeigneter. Auch James ging, wenn auch nicht aus eigenem Willen.
Wir hatten um Elf das ganze Programm festgelegt.
Die Paare würden sich freuen. Ankunft, nach der Trauung in L. A. , um Mitternacht. Die Hochzeitsnacht war noch lange genug, meinten alle Frauen. Plätze im Flugzeug gab es genug, die Saison war noch nicht eröffnet. Das übernahm Sean. Rückflug Sonntagnacht. Die Studenten konnte Kikki auch zu diesem Flug umbuchen, er wurde damit für den Einzelnen noch deutlich günstiger. Dann waren ja alle auch miteinander bekannt – so Fotograf und Model. Unser Rückflug war erst für Mittwoch danach vorgesehen.
Wir wollten noch ein paar Tage unsere Ruhe haben. Mir fiel auf, das bedeutete ja nur noch 14 Tage für uns.
In den drei Sheratons, um das Outrigger herum, und natürlich im Outrigger selbst, wurden die Paare untergebracht. Wie zu vermuten, waren welche dabei, die bessere Zimmer oder Suiten haben wollten. Kikki hatte für alles gesorgt. Ich vermute stark, sie hat da auch einige Dollar Schmiergeld fließen lassen, damit alles klappt.
Unsere Multimillionärin wird das aber kaum umbringen. Lebe jetzt. Dass sie selbst ihre Freude an dem Tohuwabohu hatte, das meine Ehefrau Lis mal wieder verursachte, das war ihr anzusehen. Kikki ist ein Organisationstalent, aber auch ein Purist. Nur vom Echten, Feinsten, Besten. Ohne dem, hat sie sich nie zufrieden gegeben.
Gerlinde will mit Hilo Hatti sprechen. Der Firma, von der wir unsere Hawaiihemden haben. Auch auf dieser Reise natürlich.
Alle sollten entsprechend eingekleidet werden. Sie wird das morgen erledigen. Miro, längst auch unter uns, hatte blitzschnell einen Termin für ein gewaltiges Luau im Waimea Falls Park organisiert und, da hatten wir selbst auch Nachholbedarf, ein Schiff für die abendliche Ausfahrt, zum Sonnenuntergang vor Waikiki, beschafft.
Doris wollte gleich noch Eugenio Esmeraldo anmachen, er soll beim Luau, für den italienischen Teil sorgen. Mandolinen und Chianti, Lampions statt oder zu den Fackeln und was immer sonst an Italienischem aufzutreiben ist.
Wie es Marianne vorschlug.
Blieb noch Samstag, die Beratung war kurz und schmerzlos: Strand mit Party. Ich rief noch spät Abbi an. Ja, das würde sie mit der Familie des ersten und zweiten Schwagers übernehmen. Kein Luau, sondern ein japanisches Fest, beginnend mit einem tollen Mittagessen und endend mit dem Abendessen. Dazwischen Baden. Wir sollen ihr nur mitteilen, wann und wo. Möglichst zwei Tage zuvor.
Das Programm war gigantisch, meine Weiber — entschuldigt, Mom, Gerlinde und die Eulen auch, hatten glänzende Augen aus Vorfreude.
Das war mal wieder ein Ereignis, wie es der Familie zustand, sagte Lis ganz schlicht. Lis, mein Satansbraten.
Ach, und das hätte ich beinahe vergessen: Prinzessin Aiili bot Mom, auf deren Anfrage an, für so eine gute Idee, etwas Besonderes zu organisieren. Im Polynesian Cultural Center soll eine original hawaiianische Hochzeitszeremonie stattfinden. Sie machte sich stark, gegen einen gewissen Obolus, das alles in unserem Sinne zu organisieren. Der Obolus war hoch, er passte gerade noch in den Etat, notfalls, sagte Mom, hätte sie etwas draufgelegt.
Das Einzige, was Mom plagte, sie wusste noch nicht, wie sie das Ganze, in ihren Historienroman über Hawaii, unterbringen kann. Als Lis ihr vorschlug, es gewissermaßen als einleitende Vorgeschichte und Auslöser einer Nachforschung zu bringen, nahm sie ihre Schwiegertochter in den Arm und knuddelte sie. Zu meinem Schreck nahm Pop sie danach auch noch in Besitz. Meine Frau wird zu sehr verwöhnt von ihrer Familie. Kein Wunder, dass sie laufend solche Ideen ausbrütet – nur um geknuddelt zu werden.
Im Bett ging die Diskussion bis Mitternacht weiter, dann zog ich aus und ging in ein leeres Gästezimmer. Am nächsten Morgen erwartet mich ein harter Tag. Als ich gegen Fünf aufwachte, lag Kim neben mir. Ihr war der Trubel auch etwas zu viel – dachte ich. Sie fragte mich in aller Frühe, ob die Firma nicht eine Tonne Orchideen spenden soll. Unkosten für das Finanzamt, weil wir, wegen der Idee von Lis, wohl schon wieder zu viel verdienen würden.
Ich erstickte sie fast mit Küssen, dann konnte ich noch eine Stunde schlafen. Das Geld war ich auf alle Fälle trotzdem los.
Wir hatten noch einen Tag Amateure. Dann wurde schon mal für Hochzeiten geübt, da mussten Amateure und Models herhalten. Es hatte leider wenig Zweck, denn Sinn der Übung zu verschweigen. Es hatte sich rumgesprochen, was auf uns zukam. Ein Problem war das kaum, im Gegenteil, die Bande hatte noch einige gute Ideen.
Es sind nun mal alles Amerikaner, da gibt es andere Sitten und Bräuche, die wir gnadenlos integrieren. Die italienischen Frauen werden sich freuen. Es muss für sie ein befriedigendes Erlebnis sein, in einem fremden Land so willkommen geheißen zu sein.
Der Don hatte natürlich ebenfalls mitbekommen, was Lis da wieder ausgeheckt hatte. Er telefonierte mit Neapel. Möchte sich jemand wundern über drei zusätzliche Gäste auf der Liste? Nun ratet mal – italienische Bräute – natürlich! Don Rafael mit Gattin Magdalena.
Sagte ich drei Gäste? Padre Sebastian wollte ihnen auch noch den Segen erteilen, mit Genehmigung des Bischofs. Don Rafael zahlte für die Anreise und die Unterkunft. Das sei er der Familie schuldig.
Bei dem Aufstand, der da um uns herum stattfand, mussten wir eisern die Nerven behalten. Pop blieb am coolsten: Er übernahm wie selbstverständlich stundenweise die Jungs, wenn Gerlinde und ich einen Teil der Gruppe abzogen um spezielle Dinge zu üben.
Uschi, zusammen mit Saya, machte telefonisch Dampf bei Willi; da mussten Berge von Wäsche her, um die Paare auszustatten.
Miro versuchte beim Rat der Stadt, für die Party die Abbi ausrichtet, die Hanauma Bay zu mieten. Es wollte zuerst nicht klappen, dann kam Kikki mit. Grand Dame. Sie schmalzte den Bürgermeister und einige Ratsherren voll, spendete für ein Kinderheim, lud den Bürgermeister und einige Ratsherren, nebst Damen, ins Ahi-Ahi ein, dann war auch dieses Problem gelöst.
Samt Polizeischutz für den ganzen Tag. Solche trivialen Dinge, wie den Bustransfer, das überlies sie dann gerne wieder der Freundin.
Wir hatten bisher noch nie eine so auseinander gezogene Prüfung. Am Dienstag begannen wir mit dem Pas de Paul und den Standardaufgaben der deutschen Prüfung. Die Auswertung machte Pop und mir Himmelangst. Wir konnten keine Zwei entdecken. Auch nicht bei Einbeziehung der Saufbolde, damals beim wet T-Shirt Wettbewerb. Dann entschlossen wir uns, völlig gegen die deutsche Norm, die Gauß’sche Glockenverteilung nur zwischen Eins Plus und Zwei Minus zu legen.
Dann wurde das Ganze auf Eins bis Vier gestreckt. Endlich hatten wir drei Zweien. Die Eins Plus hatten sich auf die Top Ten verteilt. Zufrieden waren wir noch nicht, es standen aber noch drei Wettbewerbe an: Die Feier im Polynesian Center, die Fahrt mit dem Schiff in den Sonnenuntergang, da wollten wir, Gemeinerweise, bewerten ob denn der Sonnenuntergang berücksichtigt wurde, und als Letztes auch das Fest im Waimea Falls Park. Ich holte mir die Zustimmung von Don Eusebio.
Er würde morgen im Übrigen, mit den Paaren, ebenfalls kommen, zusammen mit Sean und dessen Freundin. Zimmer hätten sie schon bestellt.
Chaos überall. Pop hatte den Jungs für den nächsten Morgen frei gegeben. Sie sollen sich weniger Gedanken machen, sondern sich auf drei lange Abende mit Arbeit vorbereiten. Die Saufbolde, lange genug mit Hohn und Spott bedacht, sollen sich zurückhalten. Durch eine Auslosung wurde festgelegt, wer, wann für die, wir nannten es Pressebilder, eingeteilt wurde.
Wir wollten vermeiden, dass unsere Fotografen einen zu großen Rummel veranstalten, Bilder der verschiedenen Events, waren auf der anderen Seite aber ja genau das, was der Verlag in diesem Fall brauchte.
Bei uns war längst alles klar. Saya und Sara wussten Bescheid, sie hatten sich um die Zwillinge zu kümmern. Wo möglich, sollten sie mitkommen. Für Transfer war gesorgt. Beide hatten damit keine Probleme. Bei Saya gingen die Kinder sowieso vor.
Die hawaiianische Massenhochzeit
Lis und ich holten, mit Miro natürlich, in der Nacht zum Mittwoch unsere Gäste ab. Kurz vor Mitternacht trafen sie dann ein. Völlig unangemeldet, irgendwie hatte an ihn keiner mehr gedacht, kam mit den Italienern auch Mikel, mit Frau Jane. Was ein Glück, dass wir unsere Gästezimmer noch unbelegt hatten. Kim geht da gerne auf Sicherheit, wir wollen aber, lieber, auch nur gerngesehene Gäste in unserer unmittelbaren Umgebung.
Mikel gehört natürlich dazu.
Ich begrüßte zuerst Magdalena, dann den Don. Er umarmte mich freudig, Magdalene küsste mich gar. Dann knutschte ich Jane ab. Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen. Mikel nahm sich dafür Lis vor. Es gehörte einfach zum guten Ton.
Dann kam auch schon Miro an, mit einer Dreimannkapelle und den unvermeidlichen Blumenkränzen. Großes Aloah. Es wirkte wie gewohnt; in den Augen von Magdalena und Jane glitzerte eine Träne.
Magdalena hing sich an Lis. Sie, die große Dame, hatte in Italien, meiner geliebten Ehefrau so einiges von dem beigebracht, was italienische Damen auszeichnet. Grandezza. Ihr sowieso guter Geschmack wurde von Magdalena zur Vollendung gebracht. Nun war Magdalena etwas hilflos, die große weite Welt war längst mehr die Domäne von Lis als die ihre. Sie beriet nun die ältere Freundin. Wie sagte der Don? Eine große Familie hält zusammen.
Ich gab noch im Bus, Mikel einen kurzen Bericht über das, was da auf uns alle zukam.
Er spielte satter Kater, nur Jane schlüpfte in meinen Arm. Sie war arg müde und sehr erschöpft.
Der Pfarrer war äußerst verwirrt, schon von der ganzen Reise. Erste Klasse ist für einen italienischen Pfarrer kein alltägliches Brot. Nun, im wahrsten Sinne des Wortes um die halbe Welt zu reisen, das war ein Abenteuer der besonderen Art. Zum Glück sprach er ein leidliches Englisch. Ich gab ihn vorläufig, einfach in die Obhut von Miro.
Sie kennt sich mit allen Sorten Männer aus. Ein Pfarrer, zum Glück nicht in Uniform, konnte sie da nicht schocken.
Kurz vor Eins, in der Nacht, waren wir auf unserer Terrasse. Gerlinde kümmerte sich sofort um den Pfarrer. Jane war längst wieder munter. Neugierde hält wohl wach. Sara und Saya hatten einen Snack und passende Getränke, unsere Butler sind um diese Zeit nicht mehr im Dienst. Sonst war aber das gesamte Team da.
„Oh was für eine Freude, euch alle wieder zu sehen“, begann der Don. Er tätschelte Sara aus lauter Freude sogar auf den Po. Sie nahm es ohne jegliche Beschimpfung zur Kenntnis. Sie wusste gut genug, dass dies nicht die Art von Don Rafael ist. Ausnahmezustand.
„Was habt ihr dem Verlag da nur wieder angetan?“ Sagte danach Mikel. Dass er aussah wie ein satter Kater, sagte ich wohl schon.
„Angetan haben wir dem Verlag eigentlich nichts“, sagte Kim. Sie saß neben Jane und sprach dieser Mut zu. „Angetan hast nur du uns etwas …“ Sie verfiel in diese weinerliche Art, wie Umberto es so liebte. „Wir schuften hier wie die Verrückten und haben noch keinen Pfennig Geld gesehen. Nun haben wir uns sogar noch eine Extrabürde für euch auferlegt, aber was? Nix. Ich weiß gar nicht, ob unsere Bank noch die Schecks einlöst, die ich hier ausstelle.
“
Mikel war sprachlos, ja, er wurde sogar richtig blass. Kim brachte es nicht mehr übers Herz, ihn hängen zu lassen. Sie ging zu ihm und fiel ihm um den Hals. Jane lächelte nur. Dass Kim keine Konkurrenz ist, das wusste sie. Sie schnupperte lieber an den Frangipani Blüten ihrer Lei, dem Blumenkranz.
Der Pfarrer saß inzwischen, wie es sich für einen frommen Gottesmann gehört, mit den Händen über dem Bauch gefaltet, da.
Seine Welt war wieder in Ordnung. Um ihn herum fast nur bekannte Gesichter. Doris, Uschi und Petra, zusammen mit Gerlinde, bildeten seinen Heiligenschein. Seine Schäfchen waren unbeschädigt und fromm. James war vorgestellt, als der Zukünftige, Sara und Saya hatten ihn längst mit einem Knicks begrüßt. Beide haben den rechten Respekt vor Männer des Glaubens. Auch Kikki, informiert von Lis, begrüßte den Pfarrer ehrerbietig. Ich wette, Pater Sebastian kam sich als Missionar vor. Mom erzählte mal, das sei in seiner Jugend sein Herzenswunsch gewesen.
Aus Italien wurden Grüße überbracht, aus dem Verlag auch. Um Zwei ging es ins Bett. Der Don hatte seine Suite einen Stock tiefer, der Pfarrer wurde ins Wohnzimmer der Eulen verfrachtet. Mikel hatte das Gästezimmer hinten hinaus, damit sie von dem Trubel auf der Terrasse verschont bleiben, und ausschlafen können.
Unsere Gäste waren über die Folgen des Jetlags informiert und, was für ein Programm auf sie zukam.
Meine Frau war zufrieden, mit dem, was sie angerichtet hatte. Im Bett schlief sie mir aber in den Armen ein. Kim und Kikki waren in ihrem eigenen Zimmer. Bei uns gab es keinen Jetlag, für uns war es inzwischen Halbdrei nachts.
Großer Bahnhof am Flughafen. Zwölf Brautpaare, Don Eusebio mit einer eleganten Dame, und Sean Campbell mit einer flotten Biene, kletterte kurz nach Mitternacht aus dem Flugzeug. Miro hatte voll funktioniert, hawaiianische Kapelle vom feinsten, Blumenkränze wie sie besser nicht sein konnten.
Der Duft der Blüten legte sich wie ein schweres Parfüm über die kleine Halle, in der das alles stattfand. Die frechen Begrüßungsgirls küssten die Herren, die flotten Hawaiiboys die Damen. Wie es sich gehört. Acht unserer Schüler spielten Bildreporter. Sie waren ausgelost, gleiche Chancen für alle.
Abfahrt ins Hotel. Nicht nur Kikki, die geübte Reiseleiterin, auch Miro und die Eulen halfen, wo Hilfe nötig war. Im Bus allerdings, kamen sechs der Bräute zu mir.
Mit Küssen war ich danach erst mal reichlich eingedeckt. Wir kannten uns ja.
Kikki erklärte, am Mikrofon, wie es weitergeht. Für die Paare, die ja aus L. A. kamen, war erst mal Ruhepause. Zeit zur Hochzeitsnacht. Alle bekamen, noch im Bus, einen Umschlag mit dem Zimmerschlüssel und den Essensgutscheinen. Gegen 14 Uhr würden sie abgeholt. Alle bekamen ein hektografiertes Programm, wie es weitergeht, dann waren wir auch schon in Waikiki.
Eine halbe Stunde später, war alles auf den Zimmern. Der Don hatte ebenfalls eine Suite, ein Stockwerk unter uns, bekommen. Beziehungen muss man haben. Sean war im Sheraton untergekommen. Das Outrigger war jetzt ausgebucht, nicht mal ein Zimmer ganz hinten, unten, war mehr frei.
Obwohl er ebenfalls etwas müde war, sie hatten ja einen sehr späten Flug, kam der Don mit seiner Dame zu uns hoch. Mehr als ihren Vornamen, erfuhren wir erst mal nicht.
Seinen Vetter oder was immer der wirkliche Verwandtschaftsgrad ist, wenn überhaupt, begrüßte er ganz italienisch. Magdalena auch. Wir, inzwischen erfahrene Italiener, erkannten sehr wohl, dass Don Eusebio in der Rangstufe höher stand. Von wirklichem Interesse war es aber nicht. Beide sind unsere Freunde. Punkt. Viel zu erzählen gab es nicht, heute kamen wir schon um Halbzwei ins Bett.
***
Donnerstag. Kurz vor Zwölf. Lis kannte ganz genau die Vorlieben unserer Freunde.
Sie hatte ein Mittagessen bei Gordon bestellt. Er kam sogar selbst, um unsere noblen Gäste zu bewirten. Das Auftragen übernahm Abbi, den restlichen Service unsere Butler. Don Rafael und Magdalena, huldigten dem Genuss, Don Eusebio war wiederum begeistert und der Pfarrer schwelgte schweigend, nachdem er die Tafel segnete. Doris saß neben ihm. Mikel und Jane erkannten sehr wohl die Qualität, das war etwas anderes als Fish and Chips in London. Sean Campbell, mit Freundin, gehörte offensichtlich auch zu den Feinschmeckern.
Arabella, die Begleitung von Eusebio, unterhielt sich rege mit Kikki, die wir neben sie gesetzt hatten. Die Sitzaufteilung übernahm Lis, sie hat da ein besonderes Talent dafür. Irgendwie schaffte sie es immer, geeignete Tischnachbarn zu finden.
Es wurde auch über das Geschäft gesprochen. James war von Gerlinde ausquartiert worden, er schlief bei seinem Freund George. Das war aus Gründen der Disziplin nötig. James sah das ohne größeren Aufstand ein. Wir konnten also in aller Offenheit reden.
Der Don, Mikel und Sean, fielen bald über meine arme Frau her. Wieso, warum und überhaupt schon wieder mal so eine Idee? Sie meinte nur, die Schuld auf Don Rafael abwälzen zu müssen. Wenn er damals nicht gekommen wäre, mit der Idee italienische Amateure zu vermitteln, dann sei das ganze Problem erst überhaupt nicht entstanden. Don Rafael machte ein doch überraschtes Gesicht. Ganz Kavalier nahm er dann halt die Schuld auf sich, Magdalena lächelte nur und Lis regelte die Angelegenheit mit einem kleinen Scheck.
Von Mikel, für sich natürlich, für sich und die Weihnachtsgeschenke.
Was die Prüfung der Jungs anging, musste ich dem Don gestehen, dass wir nur mit üblen Tricks, kleine Unterschiede in der Leistung feststellen konnten. Dann erklärten wir ihm, was für Prüfungen, außer der Normalen, die sie bereits alle bestanden hatten (ohne es zu wissen), noch auf sie zukamen. Eusebio meinte, sie könnten nicht hart genug sein und war mit allem einverstanden.
Die armen Jungs.
Es war Zeit zum Aufbruch. Kikki war, mit Miro und den Eulen, schon dabei die Brautpaare zusammenzutreiben. Alle hatten offenbar die verspätete Hochzeitsnacht gut überstanden. Nun hieß es in den Bus mit ihnen und den Fotografen, in die Limousinen mit den Dons und den Ehrengästen. Die Fahrt war kurz.
Bereits am Eingang des Polynesian Centers, wurden wir empfangen. Die Paare wurden abgezogen, wir auf vorbereitete Plätze verfrachtet.
Es gab natürlich noch die üblichen Besucher des sehr beliebten – und sehr großen Parks. Die wurden etwas in den Hintergrund verdrängt. Acht unserer Fotografen hatten eine rote Armbinde, die sie als Reporter auswies. Sie als Einzige durften sich frei bewegen, dann ging das Theater los. Prinzessin Aiili, ich lernte sie heute auch kennen, sie hatte den Bogen voll raus. Die ganzen Vorbereitungen waren natürlich an meiner Nase vorbei gegangen, nur Mom und Kikki wussten, zumindest oberflächlich, Bescheid.
Die Paare waren stilgemäß eingekleidet. Nun kamen sie auf Flößen einen Kanal herabgetrieben. Hunderte von ebenfalls entsprechend ausstaffierten Hawaiianern, begleiteten sie mit schallendem Gesang. Trommel schlugen, Muscheln röhrten, Stöcke wurden aneinander geschlagen. Eine riesige Menschenmenge erbot ihre Referenz. Sie wurden auf einen großen Platz geleitet, auf dem Feuer brannten. Dann kam die Prinzessin persönlich, begleitet von zwei würdig aussehenden, nicht zu dünnen, Männern. Die Oberpriester. Das Zeremoniell begann.
Ich zweifle, ob jemand der Probanden verstand, was da gesagt wurde.
Ich hörte nur, wie Mom und Kikki uns das notwendigste erklärte. Im Prinzip war es eine erneute Eheschließung, wie sie in aller Welt ähnlich ist. Zu meiner totalen Verblüffung, war unser Pfarrer plötzlich auch dabei, in einem reinweißen Talar gab er seinen Segen. Das einzig Ungewöhnliche an ihm – er trug einen prachtvollen Lei.
Es war imponierend, beeindruckend, für die Paare mit Sicherheit unvergesslich. Für die Zuschauer im Hintergrund, und uns, quasi in der ersten Reihe, war es ganz einfach fantastisch.
Lis meinte, jede müde Mark wert, die Prinzessin Aiili bekam. Ein Blick zeigte mir, dass Don Rafael und Magdalena genau so beeindruckt waren wie Don Eusebio mit Arabella, auch Sean mit Suzie, wie seine Freundin heißt, genossen das Spektakel. Selbst Mikel und seine Jane saßen, für Engländer jedenfalls, viel zu dicht nebeneinander.
Padre Sebastian, die jungen Ehefrauen hatten ihn natürlich sofort erkannt, hatte gerade seinen Segen verteilt, da ging es richtig los.
Es muss der absolut uralte hawaiianische Brauch sein, die Mumus und die Hawaiihemden kamen runter. IGDuM hatte dafür gesorgt, dass unsere Paare jetzt nicht nackt waren. Dann wurden sie, ganz auf die polynesische Art mit Muster bemalt. Das war vor allem was für Kim. Sie hatte diese Muster schon früher gesehen und sich kundig gemacht, nun sah sie deren Anwendung bei einer Zeremonie (sie machte echte Anstalten, zu den Paaren vorzudringen, um ihre Neugierde zu befriedigen.
Die Wächter des Parks verhinderten es).
Unter viel Gelächter, Gesang, Trommelschlagen und Muschelblasen wurde das Werk vollendet. Dann wurden die Paare an einer Hand zusammengebunden und – jedes, in eine mit Blättern bedeckte Erdhütte verfrachtet. Kikki erklärte, es solle die eheliche Vereinigung symbolisiert werden. Nach zehn Minuten wurden die Paare durch Klatschen aufgefordert, sich der Menge zu zeigen. Alle brachten, zu meiner Verblüffung, ein Tuch mit. Ein Tuch mit roten Flecken.
Ich sah Lis an, die grinste und sagte „das ist Hühnerblut. Es ist ja nur eine Vorführung. Was glaubst du, was in 10 Minuten passiert. “
Ein Paar nutzte die Gelegenheit auf alle Fälle. Die hawaiianischen Darsteller merken es und überspielten es durch Nichtbeachten. Wenn ich nicht automatisch mitgezählt hätte als die Paare rauskamen, und nicht gesehen hätte, wie insgeheim ein unpassendes Grinsen auf die Züge der Schauspieler kam, ich hätte es auch nicht gemerkt.
Außer Lis, die boxte mir in die Rippen und flüsterte: „Das könnten wir sein. “
Ein wenig Hollywood war natürlich schon bei der Show. Es erinnerte viel an das Musical South Pacific. Wenn man so mitten drin ist, dann ist es jedoch ein gewaltiges Spektakel, das wir mit viel Freude genossen. Als nach einer guten Stunde dann die Fresserei losging, wurden wir dazugebeten, hinter uns der Platz für die üblichen Besucher gesperrt.
Die Paare hatten wieder ihre Mumus oder Hawaiihemden an. Die Paare in grellem Rot, die Fotografen in Grün und wir, die Gäste in Blau; die beiden Dons und der Pfarrer waren in Schwarz, alle aber mit demselben, weißen Muster, eingekleidet. Wir kamen schon so zu der Feier an. Der Beitrag von Gerlinde via Hilo Hattie. Sie hatte dort wohl einen anständigen Preis ausgehandelt – wegen Werbung.
Das Essen und Trinken entsprach dem Üblichen, das es bei derartigen Veranstaltungen gibt.
Grund zum Klagen war es keiner. Das war ja auch nicht die Hauptsache bei dieser Veranstaltung.
Ich vermute, es ist eine Erfindung der Amerikaner. Wie die Japaner haben die Arbeitnehmer nur einen sehr kurzen Urlaub. Gerade mal 2 Wochen – wie bei uns die Lehrlinge im ersten Jahr. Diese wenigen Urlaubstage werden nun nicht, wie eigentlich anzunehmen wäre, zur Erholung genutzt, ganz im Gegenteil. Amerikaner und Japaner haben eines gemeinsam: Sie lieben den Actionurlaub.
Um Vier war die Veranstaltung zu Ende, doch für uns noch lange nicht. Doris sammelte alle belichteten Filme ein und gab an die letzte Gruppe neue aus. Im Bus oder den Limousinen ging es zum Hafen. Ein großer Katamaran wartete auf uns; für die Kreuzfahrt zum Sonnenuntergang. Natürlich mit Getränken satt. Mai Tai, Blue Hawaii und … auch zum Essen konnte jeder etwas bekommen, wenn er es noch wollte. Ich sah eigentlich kaum jemanden, der Interesse hatte.
Eine Band spielte, die Hawaiigitarren schluchzten, und ich sah zum ersten Mal wie blau das Wasser, soweit draußen, dann doch ist. Blue Hawaii, der Name hat schon seine Berechtigung.
Nicht nur die Paare machten einen sehr zufriedenen Eindruck. Ich habe nicht nachgerechnet, denke aber, ich musste mit jeder Braut tanzen. Mein Hasenstall konnte sich mit Sicherheit auch nicht beklagen, um sie jedenfalls musste ich mich heute nicht kümmern.
Pop, Gerlinde und ich, hatten natürlich immer unsere Jungs im Auge. Vor allem die, die tätig sein mussten. Mehr als sie im Auge zu haben, war nicht nötig. Nach dem, von allen bewunderten, Sonnenuntergang, lieferten sie brav ihre Filme ab. Doris spielte Glucke bei den Filmen, wie sonst Saya bei den Zwillingen.
Pop fand heraus, dass es entgegen seiner bösesten Vermutung, an der Bar des Schiffes, sogar Cognac gab.
Er wurde zwar in Pappbechern serviert, seine Qualität war aber wohl gut genug, dass Pop plötzlich auch ein satter, sehr zufriedener Kater war.
Die Stimmung war großartig, als wir gegen Neun wieder im Hotel ankamen. Die Brautpaare des Dankes voll und die Dons, neben Mikel, sehr zufrieden mit dem, was wir auf die Beine gestellt hatten. Nur unsere arme Doris hatte noch Arbeit – die Filme mussten ins Studio. Zum Frühstück werden sie zurückerwartet.
Doris nahm sich ein Taxi, das ging schneller als TheBus, für den wir alle eine Monatskarte hatten. Der Busverkehr auf Oahu ist schnell und zuverlässig.
Im Hotel waren für uns, auf der Terrasse, nur ein paar Naschereien gerichtet. Sara hatte das veranlasst. Sie zumindest konnte ahnen, dass wir nicht mehr viel Hunger haben würden – nachbestellt war zudem schnell etwas. Getränke gab es genug, die wurden auch fröhlich bestellt. Das Essen blieb fast unbeachtet, alle waren gut satt.
„Was mein Vetter kann, sollte mir eigentlich nur recht sein“, übernahm Don Rafael so gegen Zehn das Wort. „Dürfte ich unsere italienischen Mitbürger bitten, in Zukunft das vertrautere Du zu benutzen? Es redet sich so doch manches leichter von der Seele. “
Natürlich dufte er, meine Damen nutzten die Chance, ihn gleich auch noch abzuschlabbern. Mit genügte dazu Magdalena, die sich kein Bisschen stäubte. Dann wurde natürlich der heutige Tag weiterhin beratscht.
Gerlinde belobhudelte den armen Pfarrer, ob seiner gewaltigen Demonstration katholischer Frömmigkeit. Es kam heraus, dass Mom hinter dem Spektakel steckte, für das die Erlaubnis des Bischofs notwendig war. Ich staunte, nicht so sehr über Mom und ihre Fantasie, vielmehr über die Flexibilität der katholischen Kirche. Dann erfuhr ich aber auch noch, dass Pfarrer Sebastian, sehr in der Gunst des Klerus gestiegen war – weil er die Villa Rama Radama betreute, die nun schon mehrmals angenehm aufgefallen war, durch gute Taten.
Im Übrigen ging es recht ausgelassen bei uns zu. In Hawaii ist das auch in einem guten Hotel nichts Ungewöhnliches, Beschwerden gab es jedenfalls nicht. Die Hunderte Vögel, die manchmal aufgeschreckt aus irgendwelchen Nestern um uns herumflatterten, hatten da leider keinen Fürsprecher. Dafür taten sie sich an unserem Buffet keinerlei Hemmungen an. Ehrlich gesagt, wir hatten uns an sie gewöhnt, mehr als Plagegeister. Magdalena und Jane fanden sie aber unheimlich süß.
Ob das allerdings lange halten würde, wagte ich dann doch zu bezweifeln. Wir waren auch zuerst begeistert.
Ich hatte mich zurückgehalten, ich fürchtete, meine Frauen benötigen meine Dienste. Außer etwas schmusen, war aber nichts. Ihre Gedanken kreisten, auch noch im Bett, um die Zeremonie vom Mittag. Hätte man etwas besser machen können? Es kam ein einstimmiges Nein. Dann wurden die Paare durchgehechelt, der Vorfall in der Erdhütte, wie sich die Paare auf dem Schiff verhielten.
Weibergeschwätz. Ich drehte mich rum und schlief ein.
***
Frühstück. Unser Butler musste einige Brausetabletten gegen leichten Kater verteilen. Es betraf vor allem unsere europäischen Gäste, sie kamen mit dem Jetlag und der hawaiianischen Art noch nicht so gut zurecht. Magdalena und Lis gingen nach dem Frühstück shoppen. Kim schnappte sich Jane und tat mit ihr dasselbe. Arabella und Suzie huldigten noch dem Schönheitsschlaf.
Doris war bereit, die Bilder vom Vortag zu zeigen.
Wir verzogen uns ins Esszimmer. Für Pop, Gerlinde und mich war es Stress, wir mussten die Bilder ja bewerten. Mikel und Sean halfen uns mit dem Wissen des fachkundigen Kunden. Eusebio kamen mit, es ging ja um seine Jungs. Es waren unterschiedlich Aufgabe, die von den Jungs gelöst werden musste, aber alle hatten es geschafft. Alle hatten die kritischen Punkte erkannt, am Flughafen die Tränen in so manchen Augen. Bei der Zeremonie die Ergriffenheit, die Freude und den Stolz; auf dem Schiff: Dame oder Paar im Sonnenuntergang.
James hatte den Vogel abgeschossen, sein Paar küsste sich mit Tränen in den Augen, die untergehende Sonne hinter ihren Köpfen bildete fast einen Heiligenschein um sie. Es war ein bezaubernd romantisches Bild, das von viel Liebe erzählte. James hatte natürlich das Copyright und ich leider keinen persönlichen Abzug. Es wäre ein schönes Bild für diesen Bericht gewesen. Ich nahm Gerlinde recht ruppig zur Brust. Nein, sie hätte nichts von der genauen Aufgabenstellung verraten, in diesem Fall nicht einmal gewusst.
Pop erinnerte mich, dass wir das ganz alleine ausheckten. Er hat natürlich recht. Gerlinde war nicht beleidigt, sie verstand meine Gründe, denn mit diesem Bild hatte sich James auf den ersten Platz katapultiert. Mikel sagte, es sei das ideale Titelbild für Die Abenteuer der Bräute und hat es zum Maximalhonorar gekauft. Gerlinde war sehr zufrieden mit unserer Entscheidung und erhob keinen Einspruch.
George und Josie schaffte es zu einem gemeinsamen zweiten Platz.
Wir könnten noch tausend Argumente austauschen, wir konnten es aber nicht ändern, ohne böswillig zu sein. Eusebio versuchte nie irgendetwas zu drehen, er nahm unsere Entscheidung hin. Im Gegenteil, er war bereit die ausgesetzten Prämien einfach zu erweitern, damit alle gleich behandelt werden konnten. So kam es, dass am Freitagmorgen die Bewertung feststand. Wir füllten die Zertifikate aus, siegelten sie, wie das überall so üblich ist, nachdem die ganze Prüfungskommission unterschrieben hatte. Sie sollten, nach dem Mittagessen, in einer kleinen Zeremonie verteilt werden.
Apropos Mittagessen, es sei höchste Zeit, schimpfte Lis an der Türe zum Esszimmer. Alles sei schon im Bus, der sich, alleine durch die Kraft des Magenknurrens, schon beinahe fortbewege.
Es waren heute zwei große Busse. Limousinen waren unnötig für die kurze Fahrt. Hinunter zum Strand musste man sowieso laufen oder die kleinen Elektrokarren benutzen. Hinunter zur Hanauma Bay.
Der Strand war so gut wie leer, so hatten wir ihn noch nie gesehen.
Nur Abbi und sechs Leute, einschließlich Koch, waren tätig. Ein paar Polizisten liefen auch rum, sie griffen sogar zu, wenn Abbi darum bat. Ich sah sehr wohl, dass sie beim Essen auch zugriffen. Warum auch nicht. Sie hielten aber auch die unerwünschten Besucher fern, die teilweise wüst schimpften. Der Beschluss des Bürgermeisters zählte als Einziges; heute war es kein freier Strand. Privat VIP-Party.
Abbi hatte, für die Paare, kleine Tische entlang dem wunderschönen Strand aufgestellt.
Toll eingedeckt und für jedes Paar völlig privat. Ein Kühler barg bereits eine Flasche Wein, eine leckere Vorspeise war noch unter einer Haube versteckt. Die langen weißen Tischdecken, flatterten in der leichten Brise. Diese war schwach genug um die Flammen der roten Kerzen, in einer Glasvase, am Leben zu erhalten. Silberbesteck, Damastservietten, verstreute Orchideen, eine Rose neben dem Teller der Damen. Was wäre Hawaii ohne Romantik und der Lei, den Blütengirlanden, die von den Platzanweisern jedem Gast umgehängt wurden.
Die armen amerikanischen Männer mussten glauben, ihre jungen Ehefrauen seien durch die Bank weg Heulsusen. Ihre eigenen Gefühle verbargen sie geschickt hinter einer grimmigen Mine. Das sah selbst ich. Eindeutig waren die Paare die Hauptpersonen. Sie wurden zuerst abgefüttert und speisten inzwischen nur mit sich und dem Essen beschäftigt. Wir normale Gäste saßen an langen Tischen und Bänken. Mit Papiertischtüchern, das minderte das Ambiente aber keineswegs. Schon gleich gar nicht, die Qualität der Speisen.
Abbis neue Sippe, hatte sich dazu viel einfallen lassen.
Unsere heutigen Pressefotografen taten ihre Pflicht – nicht ahnend, dass es nicht mehr in die Bewertung kam. Wir hatten uns ja bereits entschieden. Die Bilder brauchte Mikel trotzdem.
Nach dem auch wir gegessen hatten, taten wir, etwas abseits vom Hochzeitstrubel, unsere Pflicht, den Seminaristen gegenüber. Pop hielt eine kleine Ansprache, Gerlinde und ich verteilten die Urkunden und Don Eusebio das allgemeine Lob und die ausgesetzten Preise.
Erst mal nur verbal, das trübte aber keinesfalls die Stimmung.
Wie Amerikaner nun mal so sind, wurden unsere Eulen schrecklich abgeknutscht, Pop und ich allerdings auch, wir hatten ja fünf Damen dabei. Sie alle hatten hervorragende Arbeit geleistet.
Dann bat Saya – ich war überrascht, mit welcher Lockerheit sie das machte, alle Bräute, sie mögen doch bitte zu den Umkleideräumen kommen, Badeanzüge fassen. Willi hatte aus der Ferne zugeschlagen.
Das Neueste fürs nächste Jahr war per Kurier eingetroffen. Willi weiß schon, mit was er glänzen kann. Es war genug da, um alle Damen zu versorgen. Mit Nacktbaden lief hier sowieso nichts.
Doris gab noch ein vorletztes Mal Filme aus. Sie zählten nicht mehr, Mikel und Sean wollten sie aber zu je 50 Dollar ankaufen. Das wurde mit Sicherheit ein Schnäppchen für sie. Gerlinde mischte sich auch unter die Fotografen.
Sie machte herrliche Bilder, als die Bräute erkannten, dass man mit Brot (aus der Küche von Abbi, die darauf vorbereitet war) die fast zahmen Fische, mit der Hand, füttern konnte. In der Fressgier wurde da auch mal in einen Finger gezwickt, beim Zurückzucken ins Wasser geplatscht, es war Aufregung pur. Alleine diese Party heute, war Sean ein Sonderheft wert. Keines der Paare kam je auf die Idee, ein Honorar zu kassieren. Ein Schnäppchen.
Es wurde gebadet, was das Zeug hielt.
Mancher Bräutigam musste unbedingt seiner Freude Ausdruck geben, es hagelte förmlich Liebesbeweise. Die Männer freundeten sich an, die Bräute kannten sich ja alle. Lis schmiegte sich an mich und meinte: „Ist das nicht der schönste Abschluss unserer Arbeit auf Hawaii, den wir uns überhaupt vorstellen können? Zwölf Paare in Liebe vereint – durch uns. “
Ich musste ihr Recht geben. Alle, auch die Dons und der Pfarrer waren heute mit Gott und der Welt zufrieden.
Vor allem der Pfarrer; drei meiner Eulen hatten ihm in ihrer Freude, als gemeinsame Spende, eine Heiligenfigur für die kleine Kapelle versprochen. Die verdammten Biester hatten da jedoch gut spenden, sie fanden bei einem hawaiianischen Holzschnitzer ein wahres Prachtexemplar, sehr billig. Es galt nicht als hawaiianische Kunst. Auf der Heimreise plagte sich Padre Stefano gerne persönlich damit ab. Eine Madonna gibt man nicht als Fracht auf, und eine solche Madonna gibt es in Italien ganz bestimmt nicht.
Anstelle eines Heiligenscheines hatte sie einen Blütenkranz. Ihr Busen war nur knapp verhüllt und ein kleines bisschen zu groß. Ihre freundliche Ausstrahlung jedoch, machte das alles wett.
Das Abendessen kam vom Grill. Inzwischen hatten sich doch ein paar Gäste Zutritt geschafft. Darunter der Bürgermeister höchstpersönlich. Er gratulierte den Paaren, aß mit, dann balzte er um Kikki. Zwei Ratsherren wussten es nicht viel besser. Freunde der Anwesenden hatten es auch geschafft.
Sowas, muss man auf Hawaii einrechnen und Abbi wusste das. Es brauchte kein Nachschub geholt werden.
Als es dunkel wurde, zündeten die Polizisten Fackeln an. Abbi hatte ein kleines Gamalan Orchester organisiert. Das ist zwar indonesisch und nicht japanisch, wer außer uns Weitgereisten, weiß das aber schon. Der Sound war einschmeichelnd und der Sandboden zum Tanzen sowieso nicht so gut geeignet.
Die Party war absolut gelungen.
Don Eusebio erging sich in großem Lob für Abbi und Mannschaft und sogar für uns. Abbi muss mit dem Scheck, den er ihr gab, sehr zufrieden gewesen sein. Dabei ist Gordons Küche sicher nicht die billigste auf Hawaii. Ein Don weiß halt den Wert guter Leistung zu schätzen.
Um Neun waren wir im Hotel. Im Bus merkte man sehr wohl, dass die Paare jetzt ganz dringend der Einsamkeit ihre privaten Räume bedurften.
Morgen haben sie frei, bis 15 Uhr, dann geht es zum Luau.
Der Aufenthalt auf der Terrasse war um 10 Uhr ebenfalls zu Ende, wir waren hundemüde. Die Zwillinge, sie waren heute auch dabei, schliefen natürlich schon lange. Saya brachte sie im Taxi ins Hotel. Sie waren beide geschafft, so geschah es ohne Protest. Den rechten Zeitpunkt weiß Saya immer gut einzuschätzen. Dass unsere zwei Lieblinge einen tollen Tag hatten, das erfuhren wir beim Frühstück.
Beide hatten Abenteuer mit den Fischen gehabt, über Wasser und unter Wasser. Sie haben neuerdings Tauchbrillen. Wie Saya das hinbekommen hat, ist uns ein absolutes Rätsel, die Kerlchen bringen ohne dem geringsten Gehabe, unter Wasser, ein paar Schwimmzüge hin. Saya keinen Meter entfernt. Lis und ich freuten uns, Angst hatten wir keine. Da waren Mom und Pop ängstlicher, als sie die neuesten Kunststücke von PH und Pele bewunderten.
Beim Frühstück, war der gestrige Tag natürlich das Hauptthema.
Dann hatte Mikel plötzlich Mom am Wickel.
„Klara, hast du eigentlich schon Material zu den Bräuten?“
„Was glaubst du denn, meinst du ich schlafe noch?“ Kam es fast giftig zurück. „Ich habe für jedes der Paare bereits eine Kassette besprochen. Die Dinger sind übrigens auf der Insel sauteuer. Das gibt eine saftige Spesenrechnung. “ Sie lächelte ihn jetzt freundlich an.
Kim grinste impertinent.
„Du hast also auch kein Geld mehr?“
„Ach halte doch du die Klappe“, grollte sie Mikel an. Jane erschrak richtig über den etwas rüden Ton. „Ich hab’ noch, nach deinem ersten zarten Hinweis, veranlasst, dass eine gewaltige Vorauszahlung an euch rausging. Im Verlag sind sie arg erschrocken, weil doch noch gar keine Abrechnung da war. Sie kannten nur den neuen Filmpreis. Sie haben nun halt, nach den Lieferscheinen bezahlt. “
Kim warf sich an seinen Hals und lachte.
„Ach Mikel, du bist und bleibst der korrekte, aber leicht sture Engländer. Das war doch ein Spaß, auch von Mom eben. Ein Engländer wird das aber wohl nie begreifen. “ Er wurde abgelutscht, dass es sogar am übrigen Tisch auffiel. Wir hatten ja Gäste, die unsere Interna nicht so kennen.
Mikel befreite sich, nahm seine Frau in den Arm und lachte nun ebenfalls. „Ich werde euch Deutsche sowieso nie verstehen.
“
Prompt kam von Kim der Einwurf, dass sie eine Thai sei. Der arme Mikel, musste schon wieder kleine Brötchen backen. Dass es ihm überhaupt nichts bringt, wenn er jetzt beleidigt spielt, das wusste er nur zu genau. Wer meine Weiber kennt, auch. Die beiden Dons grinsten nur, es sind beides Italiener und inzwischen die Art der Familie Oktober gewohnt. Sean und der Pfarrer hielten sich völlig raus.
Sean turtelte mit Suzie, wir erfuhren, dass auch hier eine Heirat ins Haus stand.
Es war sogar die Rede davon, die Hochzeitsreise ebenfalls auf Hawaii zu verbringen.
Der Pfarrer genoss den kalifornischen Rotwein, das war ihm Vergnügen genug. Vom Essen hielt er wohl nicht mehr viel, er war mit Sicherheit völlig überfressen. Seine Schäfchen sorgten schon dafür, dass er nur das Beste bekam. So ein Leben als Missionar …
Arabella hatte sich still und leise in unsere Gesellschaft integriert. Lis wusste längst mehr, Kikki und Kim auch.
Wenn ich etwas wissen wolle, solle ich sie doch einfach auch fragen, wurde mir bedeutet. Wir redeten belanglose Worte zusammen, bei Gelegenheit tanze ich auch mit ihr, im Übrigen war es die Freundin von Eusebio. Wenn wir mehr wissen sollten, würde er es uns sagen.
Ein Mann wird doch mal eine Freundin haben dürfen, über die sich nicht gleich die ganze Welt das Maul zerreißt. Ich empfand es als absoluten Vertrauensbeweis, dass er sie überhaupt mitbrachte.
Meine Weiber stimmten mir da zu, abends im Bett.
Luau an den Waimea Falls. Das erste Mal, dass ich Eugenio, den Sohn vom Don, während der letzten Tage zu Gesicht bekam. Doris und Marianne mussten ihm ganz gewaltig auf den Wecker gefallen sein. Da hatten seine Studioarbeiter doch tatsächlich Lampions aufgehängt. Da stand sogar ein Mandolinenorchester bereit. Etwas ungewöhnlich, schwarzhaarig waren alle, ein paar hatten aber recht japanische aussehende Schlitzaugen.
Was uns aber vor allem auffiel, es roch nach Antipasti. Thymian, Oregano und Oliven verbreiteten typisch italienische Düfte. Er hatte einen italienischen Koch aufgetrieben, der alles vorbereitet hatte, um auch Pizzen, in einem zurechtgemachten alten Ölfass, zuzubereiten. Ich probierte eine – lecker.
Diesmal ging es uns wie den Paaren: Erinnerungen, Heimweh zog durch das Gemüt. Chianti in bester Qualität wurde kredenzt; Vorspeisen genossen, erst dann lief das eigentliche Programm ab.
Wir Fotografen waren alle gefordert. Vor dem eindrucksvollen Wasserfall rasten die Filme durch. Die Kulisse ist einmalig, die Schauspieler, die in diesem ebenfalls kommerziellen Park agieren, waren zu jedem Blödsinn bereit. Doris fuhr mit dem Taxi ins Hotel, wir hatten zu wenige Filme. Mikel spielte weiter satter Kater und Sean träumte wieder mal von Riesenauflagen. Die Brautpaare schwammen im Glück und ich hatte meine Frauen am Hals.
Unsere Sprösslinge bekamen, mit Saya und Sara, an den unterschiedlichsten Plätzen ihr Vergnügen.
Die Rasselbande liebt es, wenn so ordentlich der Bär steppt. Heute ließ es sich sogar Pele gefallen, dass sie von einigen Bräuten beschmust wurde. Lis rief Abbi an, sie befreite uns, zusammen mit ihrer Kinderfrau, von der Bande. Die war inzwischen so geschafft, dass es ohne Aufstand gelang sie wegzubringen. Lis war der Meinung, ich stimmte ihr gerne zu, Saya und Sara sollten den Abend auch frei haben. Sara war gleich weg, sie hatte einen Japaner als Freund des Tages erkoren.
Woher er kam? Dös geht mi nix oh. Wir kennen den Spruch, auf Fragen verzichtete ich also. Saya tanzte, wie ein wildgewordener Handfeger, ich fürchte, da musste jeder ran, auch ich. Von Rafael erfuhr ich später, dass sie sehr traurig aussah, als sie ihm Grüße an Alessandro übergab. Da scheint schon was Echtes im Busch zu sein. Nun, sie hatte versprochen, mindestens bis zur Einschulung unserer Sprösslinge zu bleiben …
Das Luau nahm seinen Verlauf.
Nicht nur Eusebio, wir alle fanden, der italienische Touch machte sich nicht schlecht. Ich fürchte, bei uns war es aber mehr darauf zurückzuführen, dass wir nun fünf Wochen auf der Insel waren – dafür den ganzen Sommer in Italien, in das wir uns alle verliebt haben. Apropos verliebt haben: Pop war den ganzen Abend sehr hinter einer hawaiianischen Schönheit her, japanischen Ursprungs, wenn auch nicht mehr ganz jung.
Mom lächelte nur, als ich sie darauf ansprach.
„Wenn er da wirklich ein kleines Techtelmechtel anfängt? Er ist halt auch nur ein Mann und ich werde ihn nie danach fragen. Er wird hinterher genug leiden, für etwas, das ich ihm liebend gerne zugestehe. Als es mir hundeübel ging, da stand er zu mir wie eine Eins. Jetzt, auf Hawaii, bei einem tollen Fest … auch wenn sie in die Büsche gehen, was ich sehr stark bezweifle, ich habe nichts dagegen. Mein Sohn, bei euch sind manche Freiheiten erlaubt, wie du mir versichert hast.
Meinst du, deinem Pop stünden sie nicht auch zu?“
„Schon. Wie steht es da aber mit dir?“
„Wenn ich sie wollte, würde ich sie mir nehmen. Da kannst du sicher sein. Zum Glück ist meine Familie, Lieferant der tollsten Kapriolen. Was soll ich mich da in Gefahr begeben. Ich denke, das ist aber kein Thema für einen Abend wie diesen. Ich setzte mich jetzt zum Pfarrer und quetsche ihn aus.
Ich bin sicher, da erfahre ich so Einiges. Das wiederum ist mein Vergnügen. “ Sie lachte und ging wirklich zum Pfarrer. Der freute sich, ein neues Schäfchen in seiner Herde zu haben.
Pop sah ich in eine wilde Knutscherei verstrickt, in den Büschen aber nicht. Auch sonst ging es sehr zivil zu.
Das Fest heute Abend war auf alle Fälle der totale Erfolg. Die Idee mit dem italienischen Touch war superb.
Es machte es den italienischen Bräuten sehr viel einfacher, sich an ihre neue Heimat zu gewöhnen. Mom hatte, wie gesagt, bereits mit allen gesprochen. Ich hatte heute Gelegenheit ein paar an unseren Tisch zu bitten. Don Rafael bat mich darum. Die jungen Ehefrauen machten durch die Bank weg einen zufriedenen Eindruck. Ja, da war viel Ungewohntes. Ja, sie vermissen natürlich die Heimat, die Eltern, aber auch ja, sie hofften zu Recht zu kommen und würden sich alle Mühe geben.
Sie seien sich schon im Klaren darüber, dass das Leben nicht so freundlich weiterginge wie auf dieser tollen Reise. Auch die Ehemänner machten einen guten Eindruck. Zu meiner Überraschung war aber höchstens die Hälfte italienischen Ursprungs. Da gab es sichtlich auch ein paar Sprachschwierigkeiten. Meine altkluge Lis meinte, wenn es den ersten Streit gäbe, hätten so beide die Möglichkeit auf Verständigungsschwierigkeit zu plädieren. “
„Hatten wir eigentlich mal Streit?“ Fiel mir später im Bett ein.
„Streit? Hältst du mich für blöd?“, meinte sie. „Was denkst du, was daraus würde? Du würdest doch einfach zu einer deiner Nebenfrauen gehen, dich ausheulen. Da wir es für uns legalisiert haben, würde nur ich in die Röhre gucken. Nein, da muss ich schon mit subtileren Methoden ran – denke dabei mal an Barcelona … Sei dir aber über eines im Klaren – ich bin die Hauptfrau!“
„Satansbraten!“ Wir versanken in eine Knutscherei, dass Kim fragte, ob sie auf ihr Zimmer gehen soll.
Sie verschwand, ohne eine Antwort zu bekommen. Kim ist ganz einfach ein Schatz, wenn sie mich braucht, und das weiß sie nur zu genau, dann hat sie mich.
***
Am Sonntag bekamen die Paare noch eine Inselrundfahrt verpasst. Die Studenten waren bereits am packen. Das Fotografieren – hier muss es eigentlich mehr dokumentieren heißen, übernahmen Gerlinde und ich. Mom fuhr auch mit, zusammen mit Doris, meine treue, inzwischen unverzichtbare Assistentin.
Mom interviewte, Doris machte sich nützlich. Wir aßen in einer kleinen Kneipe zu Mittag. Mehr etwas für die amerikanischen Ehemänner: Hamburger und Co. lässt grüßen. Die Ehefrauen aßen tapfer mit. Die Ehemänner mussten sich jetzt aber daran gewöhnen, dass sie eher Rotwein als Cola zu Hause haben werden. Es gab manchen fröhlichen Disput über Essgewohnheiten. Über Tischsitten übrigens auch. Mom besprach ein Band um das andere. Sauteuer sagte sie. Mikel wird jeden Pfennig mit Freuden bezahlen.
Um 22 Uhr war es dann soweit: großer Bahnhof. Zwölf Paare, 24 Studenten und alle unsere Gäste reisten ab. Mikel wollte noch ein paar Tage in L. A. , im Verlag bleiben. Besprechungen. Der Pfarrer hatte seine Madonna im Arm, als sei sie ein Baby.
Freudentränen, Abschiedstränen, Küsse schmatzten und Arme waren knapp vor dem Auskugeln, nach dem vielen Händeschütteln.
Sara und Saya hatten unsere Zwillinge auf dem Arm.
Die krähten fröhlich mit, in diesem turbulenten Abschiedsgetöse. Dann, abrupt, Ruhe. Wir saßen schon wieder auf der Dachterrasse, als das Flugzeug, mit den Freunden, eine Ehrenrunde über die Waikiki Bucht zog, Richtung L. A. Ich sah Tränen in vielen Augen. Gerlinde ließ einen gewaltigen Seufzer los. Ihr James war ja auch weg. Für wie lange?
Nur Mom schaute interessiert in die Runde. Als Beatrix May saugte sie jede menschliche Regung in sich ein.
„Es war eine verdammt schöne Zeit“, sagte Lis, neben mir.
„Es war ein verdammt schönes Jahr“, ergänzte Doris.
„Und wir sind nicht verarmt“, meinte Kim völlig unromantisch.
Fortsetzung folgt. .
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