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Zauberhafte Schwerkraft

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Vorwort allgemein _ Es ist an der Zeit, meinen Nachlaß zu ordnen. Aus den verschiedensten Gründen standen meine Geschichten auf unterschiedlichen Seiten mit wechselnden Pseudonymen. Nun möchte ich die Arbeit von Jahren bündeln. Eine Nachbearbeitung findet nur rudimentär statt.

Alle Personen in dieser Story sind über 18 Jahre alt

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Vorwort speziell _ Diese Geschichte erschien zum ersten Mal 2008.

Verschwand danach aber wieder schnell von der Bildfläche. Der Originaltitel lautete: Das Rindenherz.

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„Das ist mir auch noch nie passiert“, lächelte die Frau und setzte sich, ein Bein unter das andere schlagend, auf die Bettkante.

Der junge Mann, inmitten zerwühlter Laken liegend, die Arme lässig hinter dem Kopf verschränkt, blickte in die Augen der Frau an seiner Seite. „Was ist dir noch nie passiert? Hast du deinen Mann etwa noch nie betrogen? Willst du das sagen?“

„Nein.

Das meine ich nicht. Das ist mir schon einmal passiert. “ Zärtlich strich sie über seinen Penis, der blutgefüllt, aber nicht erigiert, auf seinem Oberschenkel lag. „Was ich damit sagen will, ich habe noch nie einem Mann erlaubt, in meinen Mund zu ejakulieren. „

„Du hast es mir nicht erlaubt, du hast darum gebettelt“, korrigierte er sie mit einem Lächeln.

„Sag so etwas nicht“, genierte sie sich.

„Es ist … Schmutzig!“

„Wenn es wirklich schmutzig wäre, hättest du es doch nie getan. Oder?“

Sie schaute ihn mit verträumtem Blick an. „Über deine Komplimente muß ich immer erst nachdenken. Du verpackst sie wie ein kleines Geschenk, welches man seiner Liebsten im Restaurant verstohlen zuschiebt. Das ist schön! Das gefällt mir!“

„Und? War es denn so schlimm?“

Sie schüttelte den Kopf und fühlte, wie das Blut ihre Wangen rötete.

Verschämt hielt sie die Hand vor den Mund. „Es war schön! Schön schmutzig!“ Sie kicherte wie ein Schulmädchen.

Während sie seine Hoden vorsichtig in der hohlen Hand hielt und mit ihnen spielte, betrachtete er sie genauer. Ihr Alter war schwer zu schätzen, lag aber sicherlich deutlich jenseits der 50. Vielleicht sogar nahe der 60. Ihre Figur, schlank, fast hager, zeugte von eisernem Willen und regelmäßigem Sport. Er hatte die Kraft ihrer Arme gespürt und tippte auf Tennis.

Das würde auch ihre schlanken und dezent muskulösen Beine erklären, auf die manch Zwanzigjährige sicherlich neidisch wäre. Kleine Lachfältchen in den Mundwinkeln und um die Augen verliehen ihrem Gesicht eine sympathische Ausstrahlung. Die Haare, pechschwarz und ölig glänzend, erinnerte ihn an Mireille Mathieu, eine französische Chansonette, die er wenige Tage zuvor im Fernsehen gesehen hatte. An Schmuck trug sie eine einreihige, eng am Hals anliegende Perlenkette und einen schlichten Platinreif am rechten Ringfinger. Die Hände waren manikürt, die Nägel, wie die der Füße, blasrosafarben lackiert.

Während sie noch mit seinen Hoden spielte, nahm er eine Hand hinterm Kopf hervor und zog ihren Arm nach unten, den sie, seit sie sich neben ihn gesetzt hatte, über den Brüsten hielt.

„Ich mag das nicht“, sagte sie leise und widersetzte sich halbherzig seinem Griff. „Ich fühle mich nicht wohl, wenn du sie so anstarrt“, bettelte sie.

„Dabei sind sie so wunderschön.

“ Er strich mit dem Handrücken sachte über ihre Hängebrüste. Ihre Form glich leeren, faltigen Wasserschläuchen, nur daß sich an ihren Spitzen dicke, himbeergroße Warzen befanden. Sie nahm eine Brust, die wie eine Teigtasche in ihrer Hand lag, und schaute ihn mit krauser Stirn nachdenklich an. Mit sanfter Gewalt zog er sie über sich, saugte ihre Nippel abwechselnd und flüsterte kaum hörbar: „Ich würde gerne davon trinken. Würdest du mir das erlauben?“

„Du bist ein Kindskopf“, lachte sie gehemmt auf und entzog sich seiner Umarmung.

Sie unterstützte mit beiden Händen ihre Brüste, und wog sie, wie man am Marktstand das Gewicht eines Gemüses schätzte. „Früher einmal konnte ich damit Nüsse knacken. Aber nach dem letzten Kind war plötzlich die Luft raus. Im wahrsten Sinn des Wortes. Und seitdem verstecke ich sie, wann immer es geht. “ Sie schaute in Gedanken verloren auf den vor ihr liegenden Adonis. Ein schwaches Lächeln zog über ihr Gesicht, als sie seinen Penis sah, der sich zuckend langsam aufrichtete.

„Mein Mann mag sie noch nicht einmal mehr anfassen, aber dir scheinen sie wirklich zu gefallen. Oder sagst du das jetzt nur, weil ich es hören möchte?“

Anstatt ihr zu antworten, griff er blitzschnell nach der Beere, die ihm am nächsten war, hob damit ihre schlaffe Brust an und sagte: „Mir würden hundert schöne Sachen einfallen, die ich damit tun wollte. Ach was sag ich: Tausende!“

Sie gab ihm einen Klaps auf die Hand und brachte sich lachend in Sicherheit.

Nach einer Weile hörte er durch die offene Tür des Badezimmers das Rauschen der Toilettenspülung, dann ein Plätschern im Waschbecken. Als sie ins Zimmer trat, ruhte für einen kurzen Moment ihr Blick auf dem rauchenden Mann im Bett. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, und er hatte den Eindruck, als wolle sie ihm etwas sagen. Statt dessen griff sie nach ihrem Slip, der zusammen mit ihren übrigen Sachen auf einem Stuhl lag. Es war ein steifes Miederhöschen, welches ihr bis an den Bauchnabel reichte.

Hautfarben, mit mehreren Strapsen versehen, erinnerte es ihn an die Unterwäschemode der 40er oder 50er Jahre. Als sie sich vorbeugte, um mit beiden Händen die letzten Falten aus ihren Nylons zu streichen, sah er ihre schlaffen Brüste bei jeder ihrer Bewegungen hin und herschaukeln. Sie schaute zur Seite und sah in seinen Augen offene und ehrliche Gier. Diesmal gewährte sie ihm das Anschauen, bis sie, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, die Hakenleiste des Büstenhalters schloß, der in Form und Farbe zur Miederhose paßte.

Angezogen mit einem grauen Kostüm, jetzt wieder ganz Geschäftsfrau, setzte sie sich noch einmal neben ihn. Mit dem Fingernagel zog sie eine kaum sichtbare Spur quer über seine Brust. „Sehe ich dich wieder?“

„Wann immer du willst. Meine Nummer hast du, Mon Cheri. „

„Du lügst, ohne dabei rot zu werden. „

„Nein. Ich lüge nicht. Ich meine es ernst. „

„Du bist lieb.

“ Als sie sah, wie er sich aufsetzen wollte, drückte sie ihm die Hand auf die Brust. „Du kannst dich ruhig noch etwas ausruhen. Das Zimmer ist bis morgen früh bezahlt. “ Er nickte, sah sie aufstehen und zur Tür gehen. Die Klinke in der Hand, drehte sie sich noch einmal um. „Ich weiß weder deinen Namen, noch wie alt du bist. „

„Sascha. Und ich bin 24 Jahre alt. Und du?“

Sie lachte, und es war ein glockenhelles Lachen, das sie ihm mit keckem Gesicht entgegenschleuderte.

Sie öffnete die Tür, warf ihm einen letzten Kuß zu und verschwand.

*

Julia Müllerschön fuhr, nachdem sie das Hotel verlassen hatte, auf direktem Weg nach Hause. Kurz hinter der Autobahnabfahrt verließ sie die Straße, bog auf einen kleinen Parkplatz ein, und hielt vor einem ausrangierten Marktwagen, dessen Lackierung ebenso pockennarbig war, wie die wettergegerbte Haut seines Besitzers.

„Guten Tag, gnädige Frau. “ Der Mann tippte sich an die Schirmmütze, die er ständig trug.

Egal ob es stürmte, schneite, oder die Sonne vom Himmel brannte. „Was darf es denn heute sein? Ich hätte wundervolle Tulpen. Die nehmen Sie doch so gerne. „

Julia lächelte ihn an. Sie zeigte auf einen verbeulten Blecheimer, der mit roten Rosen gefüllt war. „Die sind wunderschön. Machen Sie mir davon bitte ein Dutzend fertig?“

„Aber gerne doch. “ Geschickt zupfte er zwölf Rosen heraus, kürzte sie mit einer Gartenschere auf die gleiche Länge, wickelte sie in Cellophan ein und zeigte sie Julia zur letzten Begutachtung.

„Perfekt!“ Sie reichte ihm einen Geldschein. „Stimmt so. „

Während er den Schein zu den vielen anderen in seinem Portmonee steckte, grinste er Julia mit lustigen Augen an. „Wissen Sie eigentlich, daß ich den schönsten Job der Welt habe?“ Als er Julias fragenden Blick sah, erklärte er: „Na, es gibt doch wohl niemanden sonst, der so vielen hübschen Frauen Blumen überreichen darf. Oder kennen Sie noch einen?“

„Nein“, schüttelte Julia den Kopf.

„Da haben Sie sicherlich Recht. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag … Sie Romeo!“ Sie lachte, während sie ihren Rosenstrauß in den Kofferraum legte.

Es dauerte einen kurzen Moment, bis das schwere, schmiedeeiserne Tor zur Seite gefahren war, und Julia den Wagen über die mit weißem Kies bedeckte Einfahrt lenkte. Sie atmete auf, da sie den Wagen ihres Mannes weder in der Garage, noch vor dem Haus stehen sah.

Mit dem Rosenstrauß in der Hand betrat sie die Eingangshalle. Für einen kurzen Moment kam bei ihr etwas Wehmut auf, als sie an die Zeit dachte, als die Kinder noch im Haus lebten. Das Tapsen ihrer Füße, wenn sie aus ihren Zimmern gelaufen kamen, um sie zu empfangen, zu herzen und sie mit tausend Fragen bombardierten. Inzwischen waren ihre Kinder erwachsen, ausgezogen, und bis auf Doreen, das Nesthäkchen, welches noch studierte, hatten sie eigene Familien, um die sie sich liebevoll kümmerten.

In ihrem Schlafzimmer angekommen, die Eheleute hatten seit einigen Jahren getrennte Lebensbereiche, streifte Julia ihre Schuhe von den Füßen, legte ihre Handtasche aufs Bett und ging ins angrenzende Badezimmer, wo sie die Rosen fürs Erste ablegte. Sie zog sich aus, warf ihre Unterwäsche in den Bastkorb für Schmutzwäsche, drehte die Wasserhähne der Wanne auf, prüfte die Temperatur und gab etwas Badeschaum ins Wasser. Aus ihrem Arbeitszimmer holte sie das Telefon, nahm noch Zigaretten und einen Aschenbecher mit, den sie auf den Wannenrand stellte.

Dann griff sie nach dem Rosenstrauß. Ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen, während sie Blüte für Blüte abzupfte, bis ein blutroter Teppich aus Rosenblättern die Schaumberge bedeckte.

Julias Freundin meldete sich nach dem dritten Klingeln. „Ja bitte?“

„Ich bin es. Ich wollte mal hören, wie es dir geht. „

„Mir geht es gut. Danke. Und dir? Was machst du denn gerade?“

„Ich liege in der Wanne und gönne mir etwas Besonderes.

„Sag bloß die Rosennummer?“, lachte Klaudia.

„Ja, genau. „

„Und? Es gibt dafür doch sicher einen Grund. Läßt du deine beste Freundin an dem Geheimnis teilhaben?“

„Ich habe es getan!“, platzte es aus Julia heraus.

„NEIN!?!“

Julia ließ ihre Freundin ein wenig zappeln. Sie wußte, wie neugierig Klaudia war, aber sie wußte auch, daß die Frau, die sie seit ihren Sandkastentagen kannte, verschwiegen sein konnte wie ein Grab.

„Nun erzähl doch endlich“, quengelte Klaudia aufgeregt. „Ich muß alles wissen! Besonders die vielen kleinen schmutzigen Einzelheiten!“

„Woher willst du wissen, daß es schmutzige Einzelheiten gibt? Es war einfach nur … Schön. Ja, schön war es. „

„Schön … Schön … „, äffte Klaudia. „Damit soll ich mich jetzt zufrieden geben? Willst du mich etwa mit: ‚Es war schön‘ hängen lassen?“

„Ja, genau das habe ich vor“, grinste Julia.

„Ich teile vieles mit dir, aber nicht alles. „

„Dann schmolle ich jetzt“, sagte Klaudia, aber es klang weder danach, noch schien sie beleidigt. „Sehen wir uns denn am Samstag?“

„Samstag?“ Julia überlegte kurz, dann fiel es ihr wieder ein. „Wir spielen Doppel. Richtig?“

„Gegen die dicken Zwillinge. Die machen wir diesmal fertig. „

„Wir werde sie vom Platz fegen“, bekräftigte Julia ihre Freundin.

„Du. Ich muß jetzt los. Ich will meinen Masseur nicht warten lassen. Ich drück dich!“

„Ich drück dich auch. „

Als Julia aus der Wanne stieg, klebten überall an ihrem Körper rote Blütenblätter. Sie nahm die Dusche aus der Halterung und verwöhnte sich mit dem weichen Strahl, bis das letzte Blatt gurgelnd im Abfluß verschwunden war. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, nahm sie die Flasche mit der Bodylotion, ging die paar Schritte ins Schlafzimmer hinüber und stellte sich vor den großen Spiegel, der die komplette Schiebtür des Schrankes bedeckte.

Julia war mit dem, was sie sah, im Grunde recht zufrieden. Ihre leicht muskulösen Beine vereinigten sich in einem Delta, das sie jeden Morgen penibel ausrasierte. Der Bauch war flach und straff, nur einige wenige Schwangerschaftsstreifen waren zu sehen. Richtig verliebt war sie in ihre neue Frisur, die sie sich vor einigen Wochen hatte schneiden lassen, und um die sie von ihren Freundinnen beneidet wurde. Sie trat näher an den Spiegel heran, und straffte mit den Fingerspitzen die immer dünner werdende Haut an den Augenwinkel.

Ungefähr ein Jahr war es her, da spielte sie mit dem Gedanken, sich ein wenig liften zu lassen. Als sie dann aber zufällig eine alte Bekannte traf, die eine solche Operation gerade hinter sich gebracht hatte, nahm sie wieder Abstand von der Idee. Lieber wollte sie mit ihren Fältchen alt werden, als den Rest ihres Lebens mit einer, wie eingefrorenen wirkenden Mimik herumlaufen. „Julia“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild, „du kannst stolz auf dich sein.

Deine 57 Jahre sieht man dir wahrlich nicht an. “ Sie ließ etwas von der Lotion in ihre Hände laufen, stellte ein Bein auf die Kante des Stuhls und begann das kühlende Gel in ihre Haut einzumassieren. Als sie an ihren Brüsten angekommen war, wurde ihr automatisch ein wenig unwohl. In jungen Jahren waren ihre Brüste voll und schwer, standen ab wie Kokosnüsse, und die Jungs, später dann die Männer, waren einfach nur verrückt danach, sie zu berühren.

Sie massierte gerade die Lotion in die nun langsam verwelkende Pracht, als die Tür zu ihrem Schlafzimmer aufgerissen wurde.

„Oh, auch mal wieder zu Hause“, wütete Udo sofort los und schob seinen enormen Schmerbauch ins Zimmer. Sein Gesicht wirkte aufgedunsen, unter den Augen hatte er dunkle Ringe. Er fuhr sich mit den Fingern durch das lichte Haar und gaffte seine Frau an. Julia bedeckte ihre Blöße mit den Armen und starrte Udo böse an.

„Und lauf im Haus nicht nackt herum. Tausendmal habe ich dir das schon gesagt! Du bist eine Schande für jede Frau da draußen! Ekelhaft! Einfach nur abstoßend!“

Ohne etwas dagegen tun zu können, schossen Julia die Tränen in die Augen. Mit brüchiger Stimme wehrte sie sich. „Mach, daß du aus meinem Zimmer gehst. Wir haben eine Abmachung! Erinnere dich bitte daran!“

Udo tat, als ob er auf den Boden speien würde.

Er drehte sich um und trat auf den Flur hinaus. „Blöde eingebildete Fotze!“, hörte sie ihn vor sich hin murmeln. Julia machte ein paar schnelle Schritte zur Tür, schloß sie und drehte den Schlüssel im Schloß. Sie warf sich auf ihr Bett, zog ein Kissen heran, legte es schützend über ihren Kopf und weinte ihre Wut und Scham heraus.

*

Sascha saß im Biergarten, vor sich eine Apfelschorle.

Er rauchte eine Zigarette und hielt Blickkontakt mit einer drallen Blondine, die mit ihren beiden Freundinnen den Arbeitstag bei einem Bier ausklingen ließ. Immer wieder schaute sie zu ihm herüber, lächelte, und mehrfach fuhr sie sich verführerisch mit der Zungenspitze über die Lippen. Sascha schaute zwar auch, tat aber betont desinteressiert. Eine Taktik, die er bis zur Perfektion immer weiter verfeinert hatte, und der die wenigsten Frauen lange widerstehen konnten.

Er hatte an diesem Morgen lange geschlafen und die Kräfte gesammelt, die ihm am Abend zuvor die Zwillingsschwestern ausgesaugt hatten.

Die beiden waren gute Stammkundinnen, trotzdem konnte er immer noch nicht sagen, welche gerade wer war. Er hatte sie einmal gefragt, ob sie mit ihren Ehemännern das gleiche Spielchen spielen würden, aber sie hatten ihn auf ihre eigene, unwiderstehliche Art nur angelacht. Er dachte sich sein Teil und beließ es dabei.

Sascha drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus, stand auf, und ging zu den Toiletten, die sich an der Rückseite des Lokals befanden.

Er erleichterte sich, wusch sich die Hände, und hätte beim Hinausgehen die Tür beinahe der Blondine vor den Kopf geschlagen, die, nervös nach links und rechts schauend, ganz offensichtlich auf ihn gewartet hatte.

„Hei“, sagte sie, und Sascha sah in ihrem Gesicht, wie sie langsam der Mut verließ.

„Hallo schöne Frau“, schmeichelte er ihr und legte noch eine Extraportion Schmalz in die Stimme. „Ein schöner Abend.

Nicht wahr?“

„‚Ähm, ja“ Sie war sichtlich verlegen, betrachtete ihre Fußspitzen und räusperte sich.

Sascha hatte sich in Sekundenbruchteilen eine Strategie zurechtgelegt, die ihn zum Ziel führen sollte. Erstens mußte er ihre Bereitschaft feststellen — aber genau genommen war das gar nicht mehr nötig — zum Zweiten mußte er ihr beibringen, daß es auf dieser Welt nichts umsonst gab. Auch nicht für eine recht hübsch aussehende Blondine, die er auf Mitte 40 schätzte.

Bevor sie es sich anders überlegen konnte, preschte Sascha vor. „Es gibt eigentlich nur zwei Fragen, die wir klären müssen“, sagte er mit forscher Stimme.

„Ach ja?“

„Die erste wäre, wie schnell können Sie ihre Freundinnen loswerden?“

„Und die zweite?“, fragte sie vorsichtig.

„Können Sie sich ein Taxi und ein Hotelzimmer leisten?“

Die Blondine zuckte kurz zusammen, dann huschte ein Verstehen über ihr Gesicht.

„So etwas habe ich aber noch nie gemacht“, sagte sie, und ein verschmitztes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Tut es mein Wagen auch“, fragte sie und trat einen Schritt nach vorne. „Und wer braucht schon ein Hotelzimmer? Bei mir ist es bestimmt deutlich gemütlicher. „

Evas Zuhause entsprach dem Bild einer typischen Singlewohnung. Mittelgroß, zentral gelegen, die Möbel funktionell und schnörkellos. Gezielt verteilte Accessoires gaben dem Ganzen einen angenehmen femininen Touch.

Auf der Theke, die Küche und Eßbereich teilte, standen noch der halbgeleerte Teller mit Müsli vom Morgen, ein ausgetrunkener Kaffeebecher, und ein flacher Unterteller, auf dem einige Zigarettenkippen lagen. „Der Aschenbecher ist irgendwie weg“, sagte Eva entschuldigend. Sie legte ihre Handtasche ab, stemmte die Fäuste in die Hüften und sah Sascha nachdenklich an. „Ich fasse es einfach nicht, was ihr hier tue“, lächelte sie ihn an.

„Wie wäre es mit einem Kaffee?“, brach Sascha das Eis.

Während Eva die Kaffeemaschine in Gang setzte, betrachte Sascha die dralle Blondine. Als sie sich zu ihm umdrehte, seinen Blick auf ihrem prallen Hintern ruhen sah, lachte sie. „Du kannst es wohl nicht erwarten?“

„Du bist die Königin des Abends“, erwiderte Sascha, und er meinte es so, wie er es sagte.

Als sie mit zwei Bechern um die Theke kam, legte Sascha seinen Arm um sie und drückte sie an sich.

Lachend, den Kopf in den Nacken gelegt, lehnte sich Eva an ihn.

„Hm, der Kaffee ist köstlich“, schmeichelte ihr Sascha. Er schob eine Hand in ihren Nacken, spürte ihre Wärme, griff beherzt in ihr Haar und drehte ihren Kopf so, daß er in ihre Augen sehen konnte. „Wie möchtest du den Abend gestalten? Möchtest du es sanft? Oder etwas härter? Erzähle mir von deinen geheimsten Träumen. „

Eva versank in seinen Augen, spürte, wie Sascha ihre Haare fest im Griff hatte.

Und dann machte es ‚Klick‘ in ihrem Kopf. Die letzten Hemmungen verflüchtigten sich mit einem Schlag, und losgelöst vom Bild der über alles stehenden Chefsekretärin hauchte sie: „Ich war heute ein böses Mädchen … „

Mehr Andeutungen brauchte Sascha nicht. Er nahm Eva den Becher aus der Hand, stellte ihn auf der Theke ab, wickelte ihre blonde Mähne einmal um die Hand und zwang sie auf die Knie.

Drei Stunden später lagen sie erschöpft und satt nebeneinander auf ihrem Bett.

Eva auf dem Bauch, den Kopf seitwärts geneigt, die Augen geschlossen. Verstohlen rieb sie sich mit der Hand über ihren geröteten Hintern, der kribbelte, als ob ein Ameisenstaat darin wohnen würde. Lustvoll zog sich ihre Vagina zusammen und schenkte ihr einen letzten Orgasmus.

Sascha hatte sich aufgesetzt und rauchte. Eva drehte sich auf die Seite und nahm ihm lächelnd die Zigarette aus der Hand, tat einen Zug und reichte sie zurück.

Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihren schweren Busen. Sascha, dem es an Erfahrung nun wirklich nicht mangelte, war aufs Neue erstaunt, wie samtig ihre Haut war. So etwas hatte er auch noch nicht erlebt. Seine Fingerspitzen gruben sich tief in ihr weiches Fleisch.

Eva stöhnte, und mit verdrehten Augen leckte sie sich über die Lippen. „Weißt du, daß du ein Teufel bist?“
„Warum sagst du das?“

„Weil du mich für alle anderen Männer verdorben hast.

“ Sie blickte zu ihm hoch. „Ich habe ja schon viel erlebt, aber so etwas … “ Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. „Ich kann es einfach noch nicht glauben. „

„Du bist aber auch mitgegangen … Ich dachte schon, gleich fängt das Bett Feuer“, grinste Sascha sie an.

„Ach du“, lachte Eva und stupste ihn in die Seite. „Sehe ich dich wieder?“

„Wenn du willst, gebe ich dir meine Nummer.

Eva schluckte. „Ach ja … “ Ihre Stimme klang plötzlich belegt und Sascha sah, wie sie traurig eine Schnute zog. “ Im Eifer des Gefechtes habe ich das glatt verdrängt. “ Sie rollte sich zur anderen Seite, schwang die Beine aus dem Bett und ging in den Flur, wo ihre Handtasche auf der Kommode lag.

Sascha stand auf, rief: „Ich bin mal kurz im Bad“, und zog die Tür hinter sich zu.

Als das Wasser auf ihn herabprasselte, und er gerade nach der Seife greifen wollte, wurde die Schiebtür der Dusche aufgeschoben und Eva trat an ihm hinein.

„Ist zusammen duschen noch mit drin?“, fragte sie, wieder mit diesem schüchternen Schulmädchenblick. Ohne auf seine Antwort zu warten, nahm sie das Stück Seife und schäumte seine Brust ein.

*

Ein paar Tage später war Sascha in der Stadt unterwegs, als er in der Fußgängerzone Julia auf sich zukommen sah.

Eine seiner eisernen Regeln lautete, nie eine Kundin in der Öffentlichkeit anzusprechen, und so drehte er sich unauffällig zur Seite und betrachtete die Auslagen eines Drogeriemarktes.

„Hei Sascha. Hast du mich nicht gesehen? Oder willst du mich nicht sehen?“

„Hallo Julia. Entschuldigung. Aber ich spreche nie Frauen auf der Straße an. „

„Ja, ich verstehe. Magst du vielleicht einen Kaffee mit mir trinken?“

„Von Herzen gerne“, antwortete Sascha, und ein Lächeln zog über sein Gesicht, als sich Julia in seinen Arm einhängte.

Julia trank ihren Kaffee schwarz, und den in Zellophan eingepackten Keks legte sie sofort auf seine Untertasse. „In meinem Alter wiegt jede Kalorie gleich das Doppelte“, lächelte sie und führte die Tasse an ihre vollen Lippen.

Nach ein paar belanglosen Sätzen schob Julia ihre Hand über seine, blickte ihm in die Augen und fragte dann, mit leiser aber fester Stimme: „Hast du am Wochenende Zeit für mich.

Bitte! Bitte mach es möglich!“

Sascha hatte zwar eine Voranmeldung für Samstag, aber die war eher wage und bezog sich zudem auf einen Theaterabend, mit anschließendem Essen in irgendeinem Luxusrestaurant. Etwas, worauf er nicht unbedingt Lust hatte. Er nickte, während er eine Zigarettenpackung aus der Tasche holte und Julia eine anbot.

„Nein. Nicht jetzt“, schüttelte Julia den Kopf. „Von Samstagmittag bis Sonntagmittag? Ginge das?“

„Das sind zwei ganze Tage, Julia!“

Julia interpretierte seinen Gesichtsausdruck richtig und winkte ab.

„Das geht schon in Ordnung. “ Sie suchte in ihrer Handtasche nach einen Stück Papier, kritzelte eine Adresse darauf, zog einen 100 Euro Schein aus ihrer Geldbörse und schob beides unauffällig in Saschas Richtung. „13 Uhr. Ist das in Ordnung für dich?“

Sascha steckte den Schein ein und betrachtete die Adresse. „Irgendwelche Wünsche? Gehen wir aus? Anzug? Smoking?“

„Ich denke, eine zweite Unterhose wird reichen“, grinste Julia schelmisch.

„So, jetzt muß ich aber los. “ Sie steckte einen Zwanziger unter ihre Tasse, stand auf und beugte sich zu ihm hinunter. „Ich freue mich!“

„Ich freue mich auch“, antwortete Sascha. Er schaute ihr noch lange nach.

*

Zu Hause angekommen, sah Julia die Kontrolleuchte ihres Anrufbeantworters blinken. Sie hörte die Nachricht ab, lachte mehrere Male, drückte eine Taste und fast im selben Augenblick hob ihre Tochter den Hörer ab.

„Du hast mich gerade verpaßt, Liebes. Ich war in der Stadt einkaufen. „

„Ja, ja“, lästerte Doreen gleich los. „Wieder mal Geld unter die Leute gebracht, wie?“

„Wenn’s sonst keiner tut“, grinste Julia in den Hörer hinein. „Wie geht es dir? Erzähl mal, was du so treibst. „

„Ach. Hier in der WG ist echt tote Hose. Die haben’s einfach nicht drauf. Immer nur lernen und büffeln.

Ich glaube fast, denen wachsen die Nasen noch an den Büchern fest. „

„Wenn ich mich richtig erinnere, gehört das zum Studium dazu“, sagte Julia mit einem leicht tadelnden Unterton.

„Ja, schon. Ach, mir hängt das alles im Moment ziemlich zum Hals raus. „

„Ach, so schlimm wird es schon nicht sein. Aber sag: Wann kommst du denn mal wieder vorbei?“

„Am Ende des Monats.

Da haben wir ein paar Tage keine Vorlesungen. Wenn es euch paßt, dann komme ich für ein langes Wochenende. Ich habe auch schon ein paar Freundinnen gemailt. „

„Ich würde mich wirklich über deinen Besuch freuen. Dann können wir uns mal wieder in aller Ruhe ausquatschen. „

„OK. Ich melde mich in ein paar Tagen wieder. „

„Ich habe dich lieb, Kind. „

„Ich dich auch, Mom.

Julia schaute auf die Uhr, nahm die Fernsehzeitung und setzte sich in ihren urgemütlichen Schaukelstuhl. Sie ließ die Wahl zwischen Columbo und Bella Block erst einmal offen, ging hinunter in die Küche und öffnete eine Flasche Wein, die sie zusammen mit einem Glas hoch auf ihr Zimmer nahm. Mit ihren Gedanken bei Sascha kickte sie mit dem Fuß die Türe hinter sich zu, stellte Glas und Flasche auf ihren Nachttisch und zog sich aus.

Im Bad ließ sie fünf Minuten heißes Wasser aus der Brause regnen, bevor sie sich abtrocknete und mit Bodylotion einrieb. Aus ihrem Wäschefach nahm sie ein weites, luftig-leichtes Seidenhöschen und ein dazu passendes Bustier. Noch einmal ging sie ins Bad, tupfte sich etwas Shalimar an den Hals und zwischen die Brüste. Sie schaute in den Spiegel und warf übermütig den Kopf hin und her, wobei ihre Haare für einen Moment waagerecht in der Luft lagen.

Sie hatte es sich gerade auf ihrem Bett gemütlich gemacht, mit der Fernbedienung Bella Block angewählt, als sie jenseits der Tür die schweren Schritte ihres Mannes hörte. Ängstlich zog sie den Kopf zwischen die Schultern und griff nach der Zudecke, die neben ihr lag. Da flog auch schon mit einem lauten Knall die Türe auf, und Udo trat ins Zimmer. Wie Julia sofort sah, war er sturzbetrunken.

„Na, Eheweib“, krächzte Udo mit stolpernder Stimme.

Er begann sich auszuziehen, wobei er sich mit einer Hand an der Wand abstützten mußte. „Wieder mal Zeit für die ehelichen Pflichten, wie?“

„Verlaß sofort das Zimmer“, schrie Julia panisch. „Ich denke, wir hatten das ein für allemal geklärt!“

„Nichts ist hier geklärt“, grölte Udo. Er sabberte und sein Blick war starr auf den fast nackten Körper von Julia gerichtet. Er stolperte ans Fußende, kniete sich darauf und rutschte langsam zwischen ihre Beine, die sie noch geschlossen halten konnte.

„Du bist meine Frau, und als solche hast du Pflichten. Hörst du!“

*

Zur selben Zeit, nur wenige Kilometer entfernt, stieg Sascha aus einem Taxi, gab den Fahrer ein saftiges Trinkgeld, und betrat das Grundstück, in dessen Mitte ein schneeweißer Bungalow im italienischen Stil stand. Die Zwillinge hatten Sascha geordert, und wenn sie das taten, dann wählten sie dazu das Haus einer Freundin, welche die Eskapaden der beiden zwar nicht guthieß, auf der anderen Seite aber einem Abend mit Kino, Essen, Bar und Hotelzimmer nicht abgeneigt war.

Ihre Freundinnen, die sie seit der Schulzeit kannte, waren in dieser Beziehung mehr als spendabel.

„Hallo Lena“, grinste Sascha, als ihm eine der Zwillinge splitterfasernackt die Tür öffnete.

„Ich bin aber Lisa“, grinste die Nackte ihn keck an, griff nach seinem Schlips und zog ihn ins Haus.

Kaum schlug die Tür hinter ihm ins Schloß, hing Lisa an seinem Hals und steckte ihm die Zunge in den Mund.

Aus dem Augenwinkel sah Sascha Lena auf sie zukommen. Sie war bis auf ein schmales Samtbändchen um den Hals ebenso nackt wie ihre Schwester, und Sascha merkte sich: Rotes Band Lena, schwarzes Band Lisa. Daß die beiden, um ihn zu verwirren, am Abend die Bändchen mehrfach tauschen würden, kam ihm überhaupt nicht in den Sinn.

Nach zwei Stunden brauchte Sascha die erste Pause. Bis dahin hatte er das Standardprogramm standhaft durchgehalten.

Oral, vaginal, anal, die Schwestern waren einfach unersättlich. Im Halbstundentakt wechselten sie, und während sich die eine von Sascha ficken ließ, befand sich die andere im Bad um sich frisch zu machen, oder saß in der Küche, und dezimierte die Sektvorräte der nicht anwesenden Gastgeberin.

Als Sascha nach einer halben Stunde Pause, und zwei Gläsern Sekt, sich mit dem Hinweis auf den Königstiger entschuldigte, erklärte Lisa – oder war es Lena? – seine Pause kurzerhand für beendet, und zog ihn lachend hinter sich her, Richtung Badezimmer.

Sascha war einer der wenigen Männer, die auch mit halberigiertem Glied urinieren konnten, und als die beiden das erst einmal spitzbekommen hatte, war der Natursekteinlauf ein fester Bestandteil ihres Programms geworden. Sascha, dessen Ding das nicht gerade war, dachte dann an die vielen bunten Scheine, und pullerte in Lena, oder vielleicht doch Lisa?

Ausgelaugt, müde, wund, und am Ende seiner Kräfte stieg Sascha am frühen Morgen aus dem Taxi, gab ein gutes Trinkgeld und kaum war sein Körper aufs Bett aufgeschlagen, zeugten erste Schnarchlaute von einem schon fast komatösen Schlaf.

*

Julia erwachte mit einem lauten Schrei aus ihrem Albtraum. Langsam nur wurde ihr bewußt, wo sie sich befand und was mit ihr geschehen war. Sie führte die Hände zusammen, sie waren schweißnaß, wie der Rest ihres Körpers. Das Bett war zerwühlt, die Weinflasche auf dem Nachttisch umgefallen, und auf dem Teppich hatte sich ein riesiger, dunkelroter Flecken gebildet. Julia weinte leise Tränen, als sie ins Badezimmer ging.

Erschöpft ruhte sie sich einen Moment auf dem Badewannenrand aus, bevor sie die restlichen Meter zur Toilette schaffte. Als sie ihr Spiegelbild sah, schlug sie erschrocken die Hände vors Gesicht. An den Oberarmen zeichneten sich dunkle Male ab, ebenso an den Innenseiten ihrer Schenkel. Sie duschte, bis ihre Haut krebsrot war.

Julia hatte sich angekleidet, eine Tasse Kaffee getrunken, und betrachtete ihr Spiegelbild vor dem Spiegel, der über der Kommode im Flur hing.

Sie trug eine langärmelige Bluse und modische Jeans mit aufgestickten Straßsteinchen. Sie schaute sich noch ein letztes Mal prüfend an. Nein, die Spuren der vergangenen Nacht waren nicht zu sehen. Die Haustür ließ sie achtlos ins Schloß fallen, und mit durchdrehenden Rädern schoß die schwere Limousine die Ausfahrt heraus. Sie schnitt einen quietschgelben Kleintransporter, dessen Fahrer sofort wild hupte. Julia bekam das alles nur am Rande mit. Sie wollte nur eines: Mit jemandem über das sprechen, was ihr passiert war.

*

„Du siehst aber gar nicht gut aus, Liebes“, waren Klaudias erste Worte, als sie Julia die Tür öffnete. „Komm schnell rein. „

Julia saß verschüchtert auf der Couch, ihre Hände umklammerten ein Spitzentaschentuch, ihr Blick war starr nach draußen gerichtet. Sie hatte Klaudia immer wegen ihres Gartens beneidet. Ihre Freundin hatte das, was man gerne als ‚grünen Daumen‘ bezeichnet.

„Du mußt dich endlich von ihm trennen“, sagte Klaudia, die sich neben ihrer Freundin auf den Boden gekniet hatte, leise, aber bestimmt.

Julia nickte, trocknete ihre Tränen und sah ihre Freundin hilfesuchend an. „Er ist eigentlich gar kein schlechter Mensch, weißt du? Aber seit seine Tochter aus erster Ehe an Leukämie gestorben ist, ist er nicht mehr er selbst. „

„Ja. Das hast du mir schon mal erzählt. Und das ist gewiß ganz schlimm. Aber es ist noch lange kein Grund, weswegen er dich immer öfter verprügelt. „

„Aber das tut er doch nur, wenn er getrunken hat.

Klaudia ließ entnervt den Kopf sinken. „Du willst es einfach nicht verstehen. “ Sie schaute hoch und streichelte Julia die feuchte Wange. „Wenn es nur ein einmaliger Ausrutscher gewesen wäre, dann wäre das zwar immer noch nicht in Ordnung, aber dann könnte man darüber reden. Aber so? Mensch Julia, wach doch endlich auf!“

„Du hast ja Recht, Klaudia. Es ist nur so, er tut mir einfach leid.

Du hättest ihn sehen sollen, als er die Nachricht vom Tod seiner Tochter bekam. Er ist auf der Stelle zusammengebrochen und hat nur noch geheult. An dem Tag hat er mit dem Trinken angefangen. Ausgerechnet er, der nie einen Tropfen getrunken hat. Erinnerst du dich nicht? Selbst zu Sylvester hat er mit Sprudel angestoßen. „

„Das stimmt allerdings. Hör mal, wenn du dich nicht scheiden lassen willst, was hältst du von einer Therapie? Bei Hannes und mir hat das damals geholfen.

„Ihr wart bei einer Therapie? Das wußte ich gar nicht. „

Klaudia zuckte mit den Schultern. „Na ja. Es ist nicht gerade etwas, mit dem man hausieren geht. Wenn du verstehst. „

„Und wie war das so?“

„Anstrengend. Sehr anstrengend. Und es klappt wohl auch nur, wenn beide es wirklich wollen. Aber du sagst ja selbst, daß Udo … „

„Ich muß darüber nachdenken“, sagte Julia.

Sie stand auf und griff nach ihrer Handtasche.

„Wenn du willst, gebe ich dir die Nummer der Therapeutin. Sie ist gut. Aber auch nicht gerade billig. „

„Scheiß auf Geld“, versuchte Julia zu scherzen.

„Wir telefonieren“, verabschiedete sich Julia.

„Ja, das machen wir“, antwortete Klaudia, und blieb so lange in der Tür stehen, bis Julia den Wagen gestartet hatte.

Dann ging sie ins Haus und schüttelte verärgert den Kopf. „Abknallen sollte man das fette Schwein. Einfach abknallen!“

*

Samstagmittag

Sascha schaute verzweifelt auf die Karte, die er über das Lenkrad ausgebreitet hatte. Aus der Stadt hinaus war kein Problem gewesen, und auch auf der gut ausgebauten Landstraße hatte er den Weg ohne Schwierigkeiten gefunden. Aber dann ging es nur noch durch kleine Dörfer, die Straßen wurden schlechter und schlechter, bis er auf einem Waldweg stand und nicht mehr weiter wußte.

Er faltete die Karte zusammen und beschloß noch einen Kilometer zu fahren. Wenn er dann immer noch nicht am Ziel war, würde er Julia anrufen.

Nach weniger als 300 Metern ging von dem Waldweg ein kleiner Seitenweg ab. Sascha hielt an und sah am Ende des Weges eine Blockhütte, und davor stand Julias Wagen. Er setzte zurück, bog in den Weg ein und parkte neben der schwarzen Limousine. Kaum ausgestiegen, flog die Tür der Hütte auf und Julia lief ihm mit wehenden Haaren entgegen.

„Ich bin so froh, daß du gekommen bist“, rief sie freudig und legte ihre Arme um seinen Hals.

„War ein hartes Stück Arbeit, dich zu finden“, grinste Sascha.

„Wie lange hast du denn gebraucht?“

„Gut anderthalb Stunden. „

Julia lachte, trennte sich von ihm und ergriff seine Hand. „Normalerweise brauche ich keine Stunde. Wenn wenig Verkehr ist, schaffe ich es in 40 Minuten.

Wie oft hast du dich verfahren?“, lachte sie ihn glücklich an.

„Darüber schweigt der Gentleman“, grinste Sascha und ließ sich von Julia ziehen.

„Ich zeig dir alles. Es ist nur eine kleine, einfache Hütte. Aber hier sind wir ungestört. „

Die Hütte entsprach dem Bild, welches man von Westernfilmen her kannte. Aus massiven Baumstämmen errichtet, mit kleinen Fenstern und einer überdachten Terrasse, schien sie für die Ewigkeit gebaut zu sein.

Als Sascha durch die Tür trat, befand er sich in einem zirka 40 Quadratmeter großen Raum, von dem zwei Türen abgingen. Das Schlafzimmer bot gerade mal Platz für zwei Betten, die zusammen geschoben waren, und einen doppeltürigen, hohen Schrank. Das Badezimmer war noch kleiner, aber wie Sascha erleichtert feststellte, gab es sowohl eine Toilette, wie auch eine Dusche. Alles machte einen rustikalen Eindruck, wurde aber ganz offensichtlich fachmännisch in Schuß gehalten und gepflegt. Liebevoll arrangierte Accessoires verrieten, daß eine weibliche Hand mit im Spiel war.

Julia trat hinter der kleinen Küchenzeile hervor und reichte Sascha ein Glas Sekt zur Begrüßung. Sie stießen an, schauten sich in die Augen und lächelten. „Ach, ehe ich es vergesse“, sagte Julia, stellte ihr Glas ab und nahm ihre Geldbörse vom Tisch. Sie sah erstaunt auf, als Sascha seine Hand auf ihre legte.

„Nicht. Ich will für dieses Wochenende kein Geld von dir. „

Julias Blick war eine einzige Frage.

„Bitte?“

„Sagen wir einfach, ich mache Urlaub. „

„Gerne. Wirklich gerne“, sagte Julia und legte ihre Handtasche zur Seite. Sie hob ihr Glas und prostete Sascha zu. Sein jugendliches Grinsen aber konnte Julia nicht täuschen. Da war mehr, als er ihr gesagt hatte, und sie würde schon noch herausbekommen, was er ihr verheimlichte.

*

„Können wir nicht mal ’ne Pause einlegen“, stöhnte Sascha.

„Nach einer knappen Stunde machst du schon schlapp?“, lästerte Julia putzmunter. Sie ließ seine Hand los und lief ein paar Meter vor. „Ist es nicht herrlich, hier draußen?“, rief sie ausgelassen. Sie breitete die Arme aus, so als ob sie die Welt umarmen wollte.

„So ein richtiger Naturbursche war ich noch nie“, entschuldigte er sich.

„Das macht nichts. Du brauchst nur jemanden, der dir all das Schöne näher bringt!“

Und da war er auf einmal.

Der Zauber, der sich manchmal in der Luft befindet, wenn Frau und Mann aufeinander treffen. Die beiden schauten sich in die Augen, faßten einander an den Händen, ihre Lippen näherten sich und verschmolzen miteinander. Für ein paar Minuten waren sie alleine an diesem Ort, auf dieser Welt, in diesem Universum.

Als sie sich trennten, und Julia in seine Augen sah, fragte sie leise: „Was denkst du?“

„Vor zehn Jahren hätte ich wahrscheinlich mein Messer aus der Hosentasche genommen, und ein Herz in den nächsten Baum geritzt.

Und ‚Sascha liebt Julia‘ mittenrein. „

Julia hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund, ihre Augen wurden feucht und die ersten Tränen kullerten über ihre Wange.

„Tut mir leid“, entschuldigte sich Sascha sofort. „Das wollte ich nicht. „

„Deshalb wolltest du kein Geld von mir. Stimmt’s?“

Sascha nickte stumm und faßte Julia am Arm. „Autsch!“, schrie sie auf und legte ihre Hand schützend über die schmerzende Stelle.

„Was ist? Habe ich dir wehgetan?“

„Es ist nichts“, entgegnete Julia. „Ich habe mich nur böse gestoßen. „

Den Rest des Weges schwiegen beide, hielten sich aber an der Hand und warfen sich ständig Blicke zu. Bis sich der Wald lichtete und Sascha das Blockhaus sah.

Julia beugte sich zu Sascha hinunter und gab ihm einen Kuß. „Ich bin nur mal kurz unter der Dusche.

„Und ich hole mir ein Bier. Wenn ich darf. „

„Du darfst alles“, schmunzelte Julia und verschwand hinter der Badezimmertür.

Sascha überlegte angestrengt, warum er das zu Julia gesagt hatte. Jedes Wort stimmte, keine Frage. Aber er hatte sich vorgenommen, die Gefühle, die er für Julia empfand, für sich zu behalten. Er sah sowieso keinen Sinn darin, sich irgendwelche Hoffnungen zu machen. Sie war über 30 Jahre älter, er selbst hatte nun nicht gerade das, was man als einen seriösen Job bezeichnen würde, und das Schlimmste: Julia war verheiratet! Er drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, nahm noch einen Schluck, zerquetschte die Dose in der Faust, stand auf und zog sich das verschwitzte Shirt über die Schultern.

„Ich komme!“, rief er übermütig und riß die Tür zum Badezimmer auf.

Julias Anblick war ein Schock für ihn. Ihr Körper war übersät mit Hämatomen, die in rot, blau und violett ihre ansonsten makellose Haut verunzierten. Julia zuckte erschrocken zusammen und versuchte sich zu bedecken. „Es ist nichts“, versuchte sie zu sagen, aber da war Sascha schon zu ihr getreten, und legte, übervorsichtig, seine Arme um sie und streichelte ihr beruhigend über den Rücken.

Sie hatte ihren Kopf an seine Brust gelegt, sie zitterte und hielt sich so fest sie konnte an Sascha fest. Dann auf einmal fing sie an zu lachen und schaute zu Sascha auf. „Deine Hose wird ja ganz naß. „

„Ach scheiß drauf. Erzähl mir lieber, was hier los ist. „

„Ich erzähle es dir später. Versprochen! Aber laß mich jetzt noch einen Moment alleine. Ja? Ich komme gleich raus.

Sascha saß auf der Veranda, die Beine hochgelegt, und überlegte angestrengt, was mit Julia passiert sein könnte. Ein leiser Verdacht kam ihm in den Sinn, verwarf ihn aber sofort wieder. Hatte Julia ihm nicht gesagt, ihr Mann sei lieb und nett? Nur halt ein wenig inaktiv, wenn er verstehen würde!
Julia legte von hinten kommend ihre Hände auf seine Schultern, massierte seine Nackenmuskeln und suchte dabei die Worte, die sie ihm sagen wollte.

Sascha legte den Kopf weit in den Nacken und sah sie zärtlich an. „Komm. Setzt dich mal an meine Seite. Und dann erzählst du mir, was los ist. „

Julia gehorchte. Sie griff nach seinen Händen, und dann sprudelte es nur so aus ihr heraus. Sie erzählte ihm von den vielen glücklichen Jahren mit Udo, wie ihre Liebe langsam erkaltete, sie aber an die Kinder dachte und es einfach nur unfair gefunden hätte, sich von Udo zu trennen.

Sie berichtete weiter vom Tod der Tochter aus Udos erster Ehe, und wie er daran zerbrach. „Im Grunde genommen war unsere Ehe nicht schlecht, auch wenn die Liebe ziemlich schnell auf der Strecke geblieben ist. Aber seit dem schrecklichen Unglück ist er wie verwandelt. Ich kenne ihn einfach nicht mehr. Und die ersten Male, bei denen er mich geschlagen hat, die habe ich ihm verzeihen können. Aber jetzt … Ich habe einfach keine Kraft mehr.

Und das wohl Wichtigste: Ich will einfach nicht mehr!“

Sascha hatte einen dicken Kloß im Hals, als er vorsichtig Julia auf seinen Schoß zog. Sofort legte sie ihre Arme um ihn und schmiegte sich an seine Brust. „Und dann kamst du. Ich weiß, das klingt jetzt bestimmt total bescheuert. Aber du hast mir wieder gezeigt, was es heißt, Zärtlichkeit zu erfahren. Ich habe mich auf einmal wieder so … so lebendig gefühlt.

“ Sie schaute an ihm hoch, sah verwundert seine feuchten Augen, strich mit der Hand liebevoll über seinen Nacken und fragte leise: „Verrückt. Nicht wahr?“

„Ja. Verrückt ist das richtige Wort“, keuchte Sascha. „Aber es ist gut so, wie es ist. „

Nach einer Weile, in der sie sich nur hielten, und die Nähe genossen, richtete sich Julia auf und sah Sascha in die Augen. „Was war das eigentlich heute Nachmittag? Da draußen im Wald.

War das nur eine deiner Standardphrasen?“

Sascha ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Nein, er war nicht beleidigt, denn ihre Frage war ja nur zu berechtigt. „Ich glaube, ich muß mich bei dir entschuldigen. Nicht für das, was ich gesagt habe, sondern dafür, daß ich es gesagt habe. Ich weiß auch nicht, warum ich es getan habe. Es ist einfach so herausgeplatzt. „

Julia lächelte, als sie ihn drückte.

„Glaubst du denn, das könnte gut gehen? Ich könnte deine Mutter sein. Oder noch schlimmer“, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu.

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Hat schon der alte Fritz gesagt. „

„Das soll der alte Fritz gesagt haben?“, zweifelte Julia.

„Mein Opa hieß Fritz“, schmunzelte Sascha.

„Du bist mir einer. „

Vorsichtig legte Sascha einen Arm unter Julias Beine, mit der anderen stütze er ihren Rücken.

Er stand auf, trug das Federgewicht ins Haus und legte sie vorsichtig auf dem Bett ab.

„Was machst du?“

„Heb mal deinen Po etwas an“, sagte Sascha und zog an ihren Hosenbeinen. Dann half er ihr aus dem Shirt und legte sich neben sie. Mit dem Rücken seiner Hand strich er vorsichtig ihre leicht zitternde Flanke, die Seite des Oberschenkels, und beobachtete sie dabei genau.

Julia hatte die Augen geschlossen, saugte seine Zärtlichkeiten auf und wünschte sich, er würde nie damit aufhören.

Für einen kurzen Moment zuckte sie zusammen, als er ihre Brüste berührte. Sie mochte einfach nicht glauben, daß sie einem Mann gefallen konnten, aber dann sagte sie sich, wer so sinnlich damit spielt, dem müssen sie auch gefallen.

Saschas Liebkosungen sollten sie beruhigen, ihr Sicherheit und Wohlbefinden geben. Daß er damit auch ganz andere Gefühle geweckt hatte, mußte er feststellen, als sie nach seiner Hand griff, und sie zu ihrem Schoß führte.

Julia hatte sich seit Tagen nicht rasiert. Ihr Geschlecht war stoppelig … und feucht. Saschas Finger liebkosten ihre Lippen, berührten ihre empfindlichste Stelle, und tauchte ein in ein Meer aus Lust.

Julia stöhnte leise, schlug die Augen auf, sah in sein Gesicht, und ohne ein Wort rollte sie sich auf die Seite, zog die Knie bis an die Brüste und mit einer Hand im Rücken suchte sie seine Männlichkeit. Sie spürte, wie er mit einer Hand gekonnt ein Kondom überstreifte, lächelte über so viel Rücksichtnahme, und führte ihn an ihre Pforte, in die er langsam eintauchte und für einen Moment verharrte.

Seine Stöße waren sanft wie ein Frühlingswind, während er sie streichelte und Küsse auf ihrem Nacken verteilte. Julia konnte seine Zärtlichkeiten kaum mehr ertragen. Wieder schob sie ihre Hand zwischen sich und Sascha, entzog sich ihm und führte seinen Liebesspeer an den anderen Eingang. Ohne ihn anzusehen, spürte sie seine Zurückhaltung. Während sie mit seiner Eichel die Rosette umspielte, schrie sie ihn förmlich an: „Nun mach endlich! Fick mich! Fick mich, so hart du kannst!“

Völlig ausgepumpt, nach Luft hechelnd, ließen sie voneinander ab.

Sofort drehte sich Julia um und suchte seinen Schutz. Sie kuschelte sich in seine Arme, schmatzte einen dicken Kuß auf seine Brust und sah seine fragenden Augen. „Ich habe deine Zärtlichkeit einfach nicht mehr ertragen“, sagte sie zaghaft. „Ich wollte einfach nur gefickt werden“, flüsterte sie verschämt.

*

Am nächsten Morgen wachte Sascha auf und sah Julia neben sich tief und fest schlafen. Er versuchte ohne einen Laut aufzustehen und schlich ins Badezimmer.

Nachdem er sich erleichterte hatte, ging er, splitterfasernackt, zur Tür hinaus und steckte sich eine Zigarette an. Sein Magen knurrte. Er sah seinen Wagen vor der Hütte stehen, und erinnerte sich an die Tankstelle, an der er, im letzten Dorf, das er passiert hatte, vorbeigefahren war. Tankstellen hatten immer frische Brötchen, vielleicht sogar warme Croissant, dachte er. Er drückte seine Kippe aus, schrieb eine kurze Nachricht an Julia, die er auf den Küchentisch legte, schlüpfte in seine Hose und zog sich im Gehen das Shirt über.

* * *

Hauptkommissarin Petra Hechler traf zeitgleich mit ihrem Kollegen, Hauptkommissar Wolf Gimmler, vor der Villa der Familie Müllerschön ein. Sie nahm ihre Handtasche vom Rücksitz und ging auf Wolf zu, der sich gerade aus seinem Wagen faltete. „Wann bekommst du dann endlich dein Auto wieder?“, stichelte sie und gähnte herzhaft.

„Scheiß Werkstatt!“, stöhnte Wolf, streckte sich und warf dem Leihwagen, der ihm mindestens eine Nummer zu klein war, einen vernichtenden Blick zu.

„Was haben wir denn?“

„Anwohner haben einen Schuß gehört. Sie haben die Polizei gerufen, und weil wir Bereitschaft haben, haben sie uns gerufen. Genaueres weiß ich auch noch nicht. „

Wolf nickte. „Dann laß uns mal nachschauen. Und danach will ich wieder ins Bett. “ Er schaute auf seine Uhr. „Unchristliche Zeit!“, moserte er.

Die beiden gingen auf das Grundstück zu, zeigten dem Uniformierten am Tor ihre Ausweise und betraten das Haus durch den Haupteingang.

Überall wimmelte es von den Kollegen der Spurensicherung, die in ihren weißen Overalls herumwuselten und den halben Hausrat in Klarsichthüllen verpackten.

„Hallo Petra, du hier?“

Petra Hechler blickte in Richtung der Stimme, die sie angesprochen hatte. „Hi Anna-Maria. “ Sie zuckte mit den Schultern. „Bereitschaft. Was will man machen?“

Wolf Gimmler war zu den beiden Frauen getreten. Er begrüßte Anna-Maria und ein Lächeln schlich sich über sein unrasiertes Gesicht.

Wie jedes Mal, wenn er den blonden Rauschgoldengel sah, nach dem sich die Hälfte — die männliche Hälfte — des Kommissariates jeden Finger leckte. Anna-Maria war die Chefpathologin, und seit sie vor zwei Jahren den Job übernommen hatte, rankten sich die wildesten Gerüchte um sie. Wolf schreckte aus seinen Gedanken auf, als sich der Ellenbogen seiner Chefin in seine Rippen bohrte. Petra grinste ihn kurz an, wurde dann aber sofort wieder dienstlich.

„Oben im Badezimmer haben wir eine männliche Leiche“, sagte Anna-Maria, während sie Hauptkommissar Wolf Gimmler interessiert vom Kopf bis zu den Füßen musterte.

„Die Todesursache ist so eindeutig, die hätte sogar dein Kollege mit einem Blick herausgefunden“, zwinkerte sie Petra zu, mit der sie inzwischen gut befreundet war.

„Hä? Wieso?“ Wolf schaute abwechselnd Anna-Maria und Petra an. Die beiden Frauen lachten kurz auf, und Wolf hätte ein Vermögen dafür gegeben, in diesem Moment die Gedanken des Rauschgoldengels lesen zu können.

„Weil der Mann im wahrsten Sinn des Wortes den Kopf verloren hat.

“ Als Anna-Maria die fragenden Blicke der Kommissare sah, fügte sie hinzu: „Er hat ihn mit Hilfe eines Schrotgewehres im Badezimmer verteilt. Kein schöner Anblick übrigens. Wenn ihr schon gefrühstückt habt, schaut es euch lieber nicht an. “ Als sie die betretenen Gesichter sah, zuckte sie mit den Schultern. „Aber wie ich euch kenne, laßt ihr euch ja doch nicht abhalten. “ Sie reichte Petra die Hand. „Ich bin jetzt weg. Ein paar Stunden Schlaf nachholen.

“ Und an Kommissar Gimmler gewandt: „Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen … „

Auf dem Weg nach oben schaute Wolf seine Chefin an. „Aus der Leichentussi werde ich einfach nicht schlau. War das jetzt Verarsche oder ein ziemlich morbider Flirtversuch?“

„Wer ist denn hier der Kriminalist? Du oder ich?“, scherzte Petra Hechler, dann stand sie vor der offenen Badezimmertür und wurde kreidebleich.

Anna-Maria hatte nicht übertrieben.

Das Badezimmer bot ein Bild des Grauens. In der Badewanne lag ein nackter Mann. Zwischen seinen feisten Schenkeln steckte der Schaft einer doppelläufigen Schrotflinte, der Lauf hatte durch die Hitze des abgegebenen Schusses eine dünne, längliche Brandnarbe auf dem Schmerbauch hinterlassen. Dort, wo der Lauf endete, hätte sich eigentlich sein Kopf befinden müssen. Der aber klebte, in mehr oder weniger große Stücke zerfetzt, an der Wand, die sich hinter der Wanne befand, und teilweise sogar unter der Decke.

„Ach du Scheiße!“, stöhnte Wolf und drehte sich sofort zur Seite. Auch Petra hatte ein kurzer Blick genügt. Sie drängte hinaus in den Flur und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Ein paar Mal atmete sie tief durch, dann ging sie vorsichtig die Treppe hinunter. Kommissar Gimmler folgte ihr schweigend.

Nachdem sie vor der Haustür stumm eine Zigarette geraucht hatten, ging Petra Heckler ins Haus zurück.

„Kennen wir schon die Identität des Toten?“, fragte sie einen Ermittler, der Papiere eintütete, mit einer Nummer versah, und in eine Liste eintrug.

„Alles deutet darauf hin, daß es sich um den Eigentümer, Herrn Udo Müllerschön handelt. Aber gesichert ist das noch nicht. „

„Angehörige?“

Der Mann im weißen Overall hielt Petra Heckler eine Kunststofftüte hin, in der sich ein gerahmtes Familienfoto befand.

„Wir brauchen ihre Namen“, sagte sie mit einem Kloß im Hals. „Auch die der Kinder. „

„Sobald wir etwas wissen, sagen wir Bescheid“, nickte der Forensiker.

Hauptkommissar Gimmler trat in den Flur und schaute seine Chefin an. „In der Garage fehlt ein Wagen. Wie es aussieht, der von Frau Müllerschön. „

Petra Gimmler nickte. „Laß uns ins Büro fahren. Hier können wir im Augenblick nichts mehr tun.

* * *

Als Sascha den Wagen vor der Blockhütte abstellte, die Tüte mit den Brötchen und Schokocroissants vom Beifahrersitz nahm, und auf die Hütte zuging, sah er Julia mit einer Thermoskanne in der Hand aus der Tür treten. Der Frühstückstisch war liebevoll gedeckt, und als Sascha seinen Einkauf in ein Bastkörbchen legte, stellte sich Julia auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuß auf die Wange.

„Das war aber lieb von dir“, sagte sie und rieb ihren Kopf an seiner Schulter.

Julia beugte sich vor, um seinen Becher zu füllen, und Sascha starrte in ihren Ausschnitt. Erfreut bemerkt er, daß Julia ihm zuliebe auf einen Büstenhalter verzichtet hatte. In ihrem lose fallenden Trägerhemdchen schaukelten ihre Schlauchbrüste, und Sascha konnte einfach nicht anders, als sie durch den Stoff hindurch kurz zu berühren. „Wüstling!“, neckte ihn Julia, und genoß für einen kurzen Moment Saschas Zärtlichkeit.

Als sie sich endlich umdrehte, sah er, wie sich ihr Höschen aus weichem Stoff schamlos in die Pofalte zog. Er rutschte näher an den Tisch heran, aber sie hatte die Beule, die sich in seinen Bermudas gebildet hatte, längst gesehen. Übermütig warf sie mit einer lässigen Kopfbewegung die Haare nach hinten und setzte sich ihm gegenüber.

„Ich mag deine Titten!“, grinste Sascha breit, und Julia errötete, wie ein Schulmädchen nach dem ersten Kuß.

Sascha stand auf, kniete sich neben Julias Stuhl, die erstaunt aufblickte, und nicht wußte, was er beabsichtigte. Kommentarlos hob sie ihre Arme, als Sascha ihr das Hemdchen hochzog. Für einen kurzen Augenblick war das ungute Gefühl wieder da, welches sie immer beschlich, wenn ihre Brüste unbedeckt waren. Aber da hatte sich Sascha auch schon vorgebeugt, und ihre erigierten Warzen zwischen die Lippen genommen. Für Sekunden schloß Julia die Augen, dann legte sie ihre Hände hinter Saschas Kopf und preßte ihn an sich.

So in etwa hatte sie auch ihre Kinder genährt, und sie wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als könnte sie Sascha dieses Gefühl ebenfalls schenken.

Sascha hatte inzwischen ihre halbe Brust im Mund und immer noch versuchte er, mehr von ihrer weichen Weiblichkeit in sich aufzunehmen. Lachend schob Julia Saschas Kopf von sich. „Was machst du denn da?“

„Ich würde sie am liebsten auffressen“, grinste Sascha schelmisch.

Blitzschnell griff er die auf dem Tisch stehende Flasche mit Honig, und spritzte einen dicken Strang der klebrigen Substanz quer über ihre Brüste. Erschrocken schrie Julia auf, um sofort ins Lachen zu verfallen, als er mit der Zunge begann, den süßen Nektar von ihr abzuschlecken. Damit er seine Arbeit beenden konnte, legte Julia die Hände unter ihre Brüste, und bot ihm zum Abschluß ihre Kirschen an, die vor Lust schmerzten.

Sascha war aufgestanden und streckte sich, als Julia die Chance nutzte, die Beine seiner Bermudas packte, und ihm die Hose in einem Rutsch bis zu den Kniekehlen zog.

Vom einengenden Stoff befreit, schnellte sein Glied nach oben, und wippte für einen Moment wenige Zentimeter vor Julias Gesicht. Mit Daumen und Zeigefinger formte sie einen Ring, den sie über Saschas Hoden legte, und ihn so an Ort und Stelle hielt. Langsam, wie in Zeitlupe, fing sie die blutunterlaufene Eichel mit den Lippen ein, und vereinnahmte sich den Schaft Zentimeter um Zentimeter. Bis er ihr die Luft nahm. Keuchend befreite sie sich, um sofort wieder von vorne zu beginnen.

Sascha, der inzwischen Julias Vorlieben immer besser kannte, faltete seine Hände und legte sie hinter Julias Kopf. So am Zurückweichen gehindert, blieb Julia nichts anderes übrig, als sich seinen Stößen zu ergeben. Und sie tat das mit einer Inbrunst, die Sascha mutiger werden ließ. Immer wieder schob er seine schwellende Männlichkeit bis tief in ihren Rachen, verharrte, bis er ihre Atemnot spürte, um sie dann für einen kurzen Moment freizugeben. Lange brauchte Sascha nicht, dann spürte er, wie Julia fast schon grob an seinen Hoden zog, sie walkte, und vorsichtig quetschte.

Mit einem Schrei, der sämtliche Vögel in den Baumwipfeln aufscheuchte, stieß er ein letztes Mal zu, bevor er sie mit seinem Samen überschwemmte. Sie schluckte, hustete, über ihre Wangen liefen salzige Tränen, und aus ihren Nasenlöchern tropfte das Produkt seiner Geilheit.

„Du bist der Teufel in Person!“, rang Julia nach Luft und wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht.

„Und du siehst aus wie eine läufige Katze, die ihren Kopf in den Sahnetopf gesteckt hat“, erwiderte Sascha mit zärtlichem Blick.

*

Julia und Sascha waren zusammen unter der Dusche gewesen, und hatten es sich danach wieder auf der Veranda gemütlich gemacht. Sehr zu Saschas Freude verzichtete Julia auf ein Oberteil, und nur angezogen mit einem dunkelblauen Turnhöschen, aalte sie sich auf einer Luftmatratze, die Sascha für sie aufgeblasen hatte. „Jetzt kannst du mal sehen, daß auch Blasen Schwerstarbeit ist“, lästerte Julia, als sie seinen hochroten Kopf sah.

Als Quittung dafür wurde sie von Sascha zweimal um die Hütte gejagt, um am Ende, quer über seinen Schenkeln liegend, ein paar leichte Klapse auf den Hintern zu bekommen. Als er, für ihren Geschmack viel zu früh, damit aufhörte, maulte sie enttäuscht.

Die letzen Stunden ihrer Zweisamkeit waren angebrochen, als sie das Geräusch eines sich nähernden Autos aufschreckte. Julia sprang auf und lief ins Haus, um sich etwas überzuziehen, während Sascha aufstand und den Wagen betrachtete, der ganz offensichtlich zu ihnen wollte.

Eine Frau und ein Mann stiegen aus und kamen auf ihn zu.

„Ist dies die Hütte der Familie Müllerschön?“, fragte die Frau, die auf Sascha einen sehr resoluten Eindruck machte.

„Ja. Warum?“

„Wir sind auf der Suche nach Frau Müllerschön. Wissen Sie, wo sie sich befindet?“

„Natürlich. Sie ist im Haus. Soll ich sie holen?“

„Nein danke.

Ich finde den Weg schon alleine. „

Petra Hechler klopfte an die offen stehende Tür und trat ein. Gleichzeitig zückte Wolf Gimmler seinen Dienstausweis und zeigte ihn Sascha. „Darf ich Sie fragen, wer Sie sind?“

„Sascha Schmitt. „

„Und in welcher Beziehung stehen Sie zu Frau Müllerschön?“

„Warum wollen Sie das wissen? Wenn ich fragen darf. „

„Natürlich dürfen Sie das.

Aber beantworten Sie erst einmal meine Frage. „

Sascha überlegt kurz, bevor er antwortete. „Ich bin ein guter Freund von Frau Müllerschön. „

Hauptkommissar Gimmler nickte. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel, aber Sascha war klar, was der Kriminalbeamte dachte.

„Und seit wann befinden Sie sich in der Hütte?“

„Seit gestern. Um die Mittagszeit bin ich angekommen. „

„Und Frau Müllerschön?“

„Sie war schon da, als ich kam.

„Und seitdem waren sie beide die ganze Zeit über hier?“

Sascha nickte. „Ja. Die ganze Zeit. Oh nein. Halt. Das stimmt nicht so ganz. Heute Morgen war ich bei der Tankstelle im Ort und habe frische Brötchen gekauft. Und eine Zeitung. “ Er sah, wie Kommissar Gimmler sich Notizen machte, und überlegte angestrengt, was wohl passiert sein könnte.

In dem Moment, als Petra Hechler den Raum betrat, trat ihr Julia entgegen.

Sie hatte sich umgezogen, und trug nun einen geblümten, weiten Rock und eine pastellfarbene, weite Bluse mit langem Arm.

„Frau Müllerschön?“

„Ja. Das bin ich. Was kann ich für Sie tun? Und wer sind Sie?“

Petra Hechler zeigte Julia ihren Ausweis. „Wollen wir uns nicht vielleicht setzten?“

„Bitte. „

Nachdem sie am Tisch Platz genommen hatten, und Hauptkommissarin Hechler die Personalien von Julia aufgenommen hatte, sah sie der attraktiven Endfünfzigerin fest in die Augen.

„Ich habe eine traurige Nachricht für Sie. Es gab in ihrem Haus letzte Nacht einen tragischen Zwischenfall … „

„Ja …?“

„Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber ihr Mann, Udo Müllerschön, ist tot. “ Die Hauptkommissarin betrachte dabei genau Julia Müllerschöns Reaktion.

„Wie …?“, stammelte Julia. „Das kann nicht sein! Wir haben doch gestern Morgen noch zusammen gefrühstückt. „

„Hat Ihr Mann vielleicht Probleme gehabt? War er wegen irgend etwas bedrückt? Hatte er Sorgen? Vielleicht finanzieller Art?“

Julia schluckte, stand auf, suchte die Packung mit den Zigaretten, und bot sie der Hauptkommissarin an, bevor sie sich selbst eine ansteckte.

Mit stockender Stimme erzählte sie vom Tod der Tochter aus Udos erster Ehe, und wie sich ihr Mann danach verändert hatte.

Petra Hechler hörte sich alles in Ruhe an, machte sich in ihrem Spiralblock Notizen, und als Julia mit ihrem Bericht zu Ende war, nickte sie vielsagend. „Und darf ich fragen, wer der junge Mann dort draußen ist?“

„Ein guter Freund“, sagte Julia kaum hörbar. „Ein sehr guten Freund.

“ Julias Wangen glühten, und sie wich dem Blick der Kommissarin aus.

„Ich verstehe“, sagte Petra Hechler emotionslos. Sie rauchten wortlos zu Ende, bis sie aufstand und Julia anschaute. Sie müßten mit uns aufs Präsidium kommen. Es sind da noch einige Fragen, die wir klären müssen.

„Selbstverständlich. „

Petra Hechler hielt Julia die Wagentür auf, während Sascha zu Wolf Gimmler ins Auto stieg.

„Und mein Wagen?“, fragte Sascha. „Ich werde dafür sorgen, daß Sie später zurück gebracht werden“, antwortete der Hauptkommissar und startete den Motor.
*

Mittwoch

Im Konferenzraum der Staatsanwaltschaft

Anwesend: HK Hechler; HK Gimmler; Staatsanwalt Sattler

„Dann fassen wir mal zusammen“, sagte Petra Hechler und schlug eine dicke Aktenmappe auf. Der Obduktionsbefund geht mit 99igprozentiger Sicherheit davon aus, daß Fremdeinwirkung ausgeschlossen ist.

Im Badezimmer wurden Fingerabdrücke von drei verschiedenen Personen gefunden: Von Udo und Julia Müllerschön und von Margarita Lavados, der kubanischen Putzfrau. Alle aufgefundenen Spuren; Fasern und so weiter, konnten einer der drei Personen zugeordnet werden. Nichts deutet auf eine fremde Person hin. Das Muster der Blutspritzer ist eindeutig, sagen jedenfalls die Jungs der Spurensicherung. Schmauchspuren an Udo Müllerschöns Händen zeigen, daß er den Schuß selbst abgefeuert hat. Die Toxikologie hat ergeben, daß er einen wahren Medikamentencocktail im Blut hatte.

Sein Blutalkohol lag bei 2,1 Promille.

Staatsanwalt Sattler nickte zustimmend. „Sieht wirklich alles nach Selbsttötung aus. Er blickte Hauptkommissar Gimmler an. „Und was haben die Alibis gebracht?“

„Angefangen mit ein paar Backgroundchecks sind, wenn man sie überhaupt so nennen will, nur wenige Verdächtige übrig geblieben. “ Wolf Gimmler blätterte durch seine Unterlagen. „Als erstes wäre da natürlich Julia Müllerschön zu nennen. Abgesehen davon, daß wir kein Motiv finden konnten, ist ihr Alibi so gut wie lückenlos.

Am Samstagmittag hat sie mit einer Freundin telefoniert. Es ging in dem Gespräch um eine Verabredung zum Tennis, die Frau Müllerschön absagte. Vom Handyprovider wissen wir, daß das Gespräch von der Funkzelle geführt wurde, in deren Mitte das Blockhaus liegt. Auf das Alibi ihres Gigolos gebe ich persönlich nicht viel, aber unumstößlich ist, daß ihr Wagen nicht bewegt wurde. “ Wolf sah den fragenden Blick des Staatsanwaltes und fuhr fort: „Der Wagen hat eine Diebstahlsicherung, die mittels GPS den Standort übermittelt.

Wir haben uns bestätigen lassen, daß der Wagen im fraglichen Zeitraum nicht bewegt wurde. Wir gehen also davon aus, daß Frau Müllerschön mit 100prozentiger Sicherheit auszuschließen ist. „

„Sascha Schmitt schließen wir ebenfalls aus“, fuhr Petra Hechler fort. „Er hat am Abend ebenfalls ein Gespräch mit seinem Handy geführt, auch das wurde von uns verifiziert. Am Sonntagmorgen fuhr er kurz ins nächste Dorf, um an einer Tankstelle frische Brötchen und eine Sonntagszeitung zu kaufen.

Wir haben mit allen in Frage kommenden Personen gesprochen. Er wirkte völlig normal, und als wir ihn vernahmen, hatten wir den Eindruck, es mit einer ehrlichen Haut zu tun zu haben. In seinem Wagen haben wir im Handschuhfach mehrere Tankquittungen gefunden. Zwar fehlt die vorletzte, trotzdem erscheint uns das Gesamtbild schlüssig. Über seinen Job kann man denken wie man will, aber was für ein Motiv sollte er haben? Nein, den können wir auch vergessen.

Wolf Gimmler zog ein weiteres Blatt aus seinen Unterlagen. „Die einzige Person, die annähernd ein Motiv hätte, wäre vielleicht Klaudia Karreres. Sie ist die beste Freundin von Julia Müllerschön, und hat uns direkt gesagt, Udo Müllerschön wäre ein Schwein gewesen. Ein Oberschwein, um genau zu sein. Wir halten das aber nicht für ein wirklich starkes Motiv. Außerdem war sie an dem betreffenden Abend mit ihrem Mann in der Oper und später auf einer Party.

„Die Kinder kommen ebenfalls nicht in Frage. Alle wohnen zu weit weg, um mal eben unbemerkt ein paar hundert Kilometer zu fahren“, ergänzte Petra Hechler.

„Nun gut. “ Staatsanwalt Sattler schlug den Aktendeckel zu und legte beide Hände darauf. „Für mich sieht die Sache hundertprozentig nach Selbsttötung aus. Ich scheiß auf das eine Prozent, das die Pathologen immer übrig lassen. “ Als er in Petra Hechlers Gesicht sah, entschuldigte er sich ob seiner derben Ausdrucksweise.

„Sorry Kollegin. “ Er rückte mit seinem Stuhl zurück, stand auf und sah auf die beiden Hauptkommissare. „Schließen wir den Fall und widmen uns Wichtigerem. Einverstanden?“

Petra Hechler und Wolf Gimmler nickten und erhoben sich ebenfalls. Per Handschlag verabschiedeten sie sich und verließen den Konferenzraum.

„Ich fahre zu Frau Müllerschön und informiere sie. Willst du mit?“

Wolf Gimmler schüttelte den Kopf. „Ich habe noch einen Termin in der Gerichtsmedizin“, sagte er und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd.

„Oha. Laß mich raten. Läuft da was?“

„Wer ist hier der Kriminalist? Du oder ich?“, lachte Wolf und drückte nach dem Aufzug.

*

Drei Monate später:

Sascha war so in seine Lektüre vertieft, daß er das Klopfen an seiner Tür überhörte. Erst als es lauter und energischer wurde, blickte er auf und sagte: „Komm doch herein. „

Die Tür öffnete sich, und Julia streckte den Kopf herein.

„Störe ich?“

„Natürlich nicht“, lächelte Sascha und zog Julia auf seinen Schoß.

Neugierig schaute sie in das Buch, welches Sascha auf den Tisch legte. „Mathematik!? Ich habe Mathematik immer gehaßt!“

„Es ist das Fach, in dem ich die meisten Probleme habe“, sagte Sascha, und begann seine Hand unter ihren Rock zu schieben.

„Ich wollte dich fragen, wann du zum Essen kommst.

“ Sie öffnete ihre Schenkel ein wenig, dann schloß sie sie blitzartig und klemmte seine Hand ein.

Sascha küßte sie auf den nackten Arm, während er versuchte, seine Hand weiter in Richtung ihrer Scham zu schieben. „Und übrigens: Du mußt nicht anklopfen, es ist dein Haus. „

„Aber es ist dein Zimmer“, entgegnete sie und lockerte für einen Sekundenbruchteil ihre Beinmuskulatur. „Ich bin doch so froh, daß du mit deinem alten Leben gebrochen hast.

Wie kommst du denn in deinem Vorbereitungskurs zurecht?“

„Eigentlich besser als ich vermutet hatte. Nur halt die Mathematik … Hat mir schon auf dem Gymnasium echte Probleme bereitet. „

„Du schaffst das schon“, flüsterte Julia in sein Ohr. Dann schaute sie ihn keck an. „Was ist denn jetzt mit Essen?“

„Grrrr“, knurrte er und fletschte lachend mit den Zähnen. „Ich habe so einen Bärenhunger, ich könnte eine ganze Jungfrau verputzen.

„Das ist jetzt aber blöde“, kicherte Julia. „Seit ich dich kenne, ist keines meiner Löcher mehr jungfräulich!“

„Ich liebe es, wenn du so schmutzige Sachen sagst. „

„Von wem ich das wohl habe?“, gurrte Julia.

Sie hatten gegessen, Arm in Arm auf dem Sofa sitzend einen Tatort angeschaut, und danach eine CD von Frank Sinatra in den Player geschoben. Obwohl es dafür eigentlich zu warm war, knisterten und knackten im Kamin mehrere Holzscheite.

Sie tanzten, küßten, und streichelten sich, und mit jedem Lied verlor Julia ein Kleidungsstück, bis sie sich nackt an Sascha schmiegte.

„Leibesvisitation“, kommandierte Sascha mit scharfer Stimme. Julia grinste, stellte sich mit weit gespreizten Beinen vor die Wand, und stützte sich mit den Armen ab. Sie stieg auf die Zehenspitzen, drückte ihren Hintern heraus, und schnaufte, als Saschas Glied von ihren Schamlippen den Nektar raubte. Ein kurzer Schmerz ließ sie zusammenzucken, dann rammte Sascha seinen Schwanz in ihren hinteren Eingang, stieß mehrere Male kräftig zu, bis er tief in ihr abspritzte.

*

„Möchtest du auch noch einen Wein?“

Sascha nickte. „Ich bin gleich wieder da. Muß nur kurz was holen. „

Als Julia mit der Flasche und den Gläsern ins Wohnzimmer kam, lag Sascha ausgestreckt auf dem flauschigen Teppich vor dem Kamin. Immer wieder knallten die Scheite, und Funken zerplatzten an der Scheibe, welche den Funkenflug zurückhielt. Saschas Glied stand wie ein Leuchtturm von ihm ab und wies Julia den Weg.

Breitbeinig trat sie über Sascha, gewährte ihm für einen kurzen Moment einen tiefen Einblick. Ohne Flasche oder Gläser abzustellen, beugte sie ihre Knie, bis sie mit verstellter Stimme sagte: „Huston! Huston! Wir haben angedockt!“

Sascha lachte, Julia kreiselte langsam mit dem Becken, und füllte währenddessen die Gläser. Sie stießen an, eine Sekunde lang versanken sie in ihren Augen, bis Sascha seine Muskeln anspannte, und Julia ein paar Mal auf und ab wippen ließ.

Beide genossen dieses Spiel, bei dem sie gerade so viel taten, damit sie verbunden blieben.

„Was hast du denn da?“, fragte Julia neugierig auf ein kleines Heftchen schauend, welches neben seinem Kopf lag.

„Gib mir auch eine“, bettelte Sascha. Julia reichte ihm ihre Zigarette und nahm sich eine neue aus der Packung.

„Ich habe dir nie davon erzählt“, sagte Sascha und griff nach dem Heft.

„Ich habe vor einiger Zeit mal eine ziemliche Dummheit mit dem Wagen gemacht. Und bin dann vom Richter dazu verdonnert worden, ein Fahrtenbuch zu führen. „

„Und da schreibst du jeden Kilometer hinein, den du gefahren bist?“, fragte sie mit immer rosiger werden Wangen.

Sascha fühlte, wie ihre Vagina nach seinem Schwanz schnappte und ihn quetschte. Er stöhnte lustvoll auf und blickte Julia zärtlich an. „Jeden Kilometer.

Ja!“

„Du hast das nie erwähnt. Auch damals nicht“, flüsterte Julia leise.

„Es hat mich niemand danach gefragt. „

„Und jetzt? Was hast du jetzt damit vor?“

„Womit?“, fragte Sascha, und warf das Heft in den Kamin, wo es eine kleine Funkenexplosion auslöste.

Dann blickte er Julia an, griff mit beiden Händen nach ihren Hängebrüsten und sagte: „Und damit das ein für alle Mal klar ist.

Das Wort Brust-OP will ich in diesem Haus nie mehr hören … Ich liebe dich, wie du bist!“

„Ja, ich weiß. Ich liebe dich auch!“

Ende.

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