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Die Drachenherrin – Teil 01

Diese Geschichte ist ein Neuanfang. Sie ist als Fortsetzung des Mehrteilers „Das Drachenweib“ zu verstehen. Kann aber auch als Einstieg dienen für alle, denen die Vorgeschichte nicht bekannt ist.

****Teil 01****

Überall in dem lichten Wald lagen blutende Körper. Die Luft war voll von Schreien, Angst und Tod. Sanitäter brachten immer neue Karren mit Verwundeten. Einige hatten schwere Schnitt- und Stichwunden, andere zerschmetterte oder fehlende Gliedmaßen. Stellenweise war der Waldboden rot vom Blut und die Ammen konnten unmöglich alle Verwundeten versorgen.

Die göttliche Magie der Priesterinnen war längst aufgebraucht und sie konnten nichts weiter tun, als Verbände anzulegen und Blutungen zu stoppen.

Denysis versuchte Ordnung in das Chaos zu bringen:

„Die Leichtverletzten dort hinten hin, die Schwerverletzten hier hin — und die Toten lasst einfach liegen. „

Ich schwitzte unter meinem Gewand, mein ganzer Körper war von einem hellgelben Umhang eingehüllt. Lediglich meine Augen waren nicht verdeckt.

Diese Vermummung war nötig, weil die menschlichen Männer von meiner menschlichen Frauengestalt meist in Verwirrung und Wahnsinn getrieben wurden. Ich ging zu der ebenfalls verhüllten Denysis und flehte sie an:

„Lasst uns die Magie einsetzen, um dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten!“

Die Vogelfrau sah mich eindringlich an:

„Deine magischen Fähigkeiten stelle ich nicht in Frage, aber wir sind hier, damit du etwas über das Leben und den Tod erfährst — und über die Menschen.

Wütend knackte ich mit den Fingern, wild entschlossen, nicht länger die Amme zu spielen. Denysis stellte sich ganz dicht an mich und sprach beschwichtigend:

„Dieser Krieg hätte so oder so stattgefunden, es ist nicht unsere Aufgabe, die Welt vor Unheil zu bewahren. Aber wir können durch Beobachtung lernen, das Unheil nicht zu mehren. „

Nach einem eindringlichen Blick in meine Augen wandte sie sich ab und kümmerte sich um einen Krieger, aus dessen Brust ein abgebrochener Speer ragte.

Gedankenschwer kämpfte ich gegen meine Wut, als jemand an meinem Gewand zog. Neben mir lag ein Kämpfer in edlen Gewändern auf dem Boden:

„Verzeiht mir, euch zur Last zu fallen, aber ich habe nicht mehr lange zu leben und möchte nicht einsam im Dreck aus dieser Welt gehen. „

Besorgt ging ich neben dem Verletzten in die Hocke und versuchte, seine Wunden zu untersuchen: Ein Pfeil steckte in seiner Schulter und das Fleisch um die Wunde begann sich schwarz zu verfärben — der Pfeil war offenbar vergiftet.

Erneut sprach der Krieger:

„Das Gift frisst sich durch meinen Körper, mit jedem Herzschlag werde ich kälter. „

Ich wischte ihm mitleidig den kalten Schweiß von der Stirn. Der Sterbende atmete erregt:

„Bin ich schon im Jenseits? Nie sah ich solch strahlende Augen, ihr müsst ein Engel sein. „

Zum Trost legte ich meine Hand auf seine Wange:

„Nein, ihr seid noch im Diesseits und ich bin nur eine Amme, die dem Irrsinn des Krieges machtlos gegenüber steht.

Aber auch, wenn ich nichts gegen das große Unheil tun kann, so will ich euch wenigstens in den letzten Minuten mit meiner Anteilnahme Trost spenden. „

Der Mann schluckte schwer:

„Nie hätte ich mir solch eine Grobschlächtigkeit erlaubt, aber das sichere Ende macht mich tollkühn. Ich verspüre ein starkes Verlangen in meinen Lenden, würdet ihr mir zum letzten Mal die Gunst der körperlichen Liebe erweisen?“

Nur um sicher zu gehen, dass der Krieger nicht aus einem Fieberwahn heraus sprach, ließ ich meine Hand zwischen seine Beine wandern.

Tatsächlich war seine Männlichkeit stark angeschwollen und pochte gegen den groben Stoff.

Trotz des nahen Todes wirkte mein Zauber, der mir oft als Fluch vorkam, auch auf ihn.

Etwas hilflos blickte ich mich um. Durch das Chaos des Krieges waren alle so beschäftigt, dass niemand Notiz von uns nahm. Entschlossen öffnete ich seine Beinkleider und legte den Phallus frei. Alleine die Berührung meiner Hände versetzte den Sterbenden in höchste Erregung.

Unauffällig hockte ich mich über seine Körpermitte und raffte mein Gewand.

Mühelos drang die Lanze in mich ein und Krämpfe der Lust zuckten durch den Mann, als ich nur wenige Bewegungen vollführte.

Obwohl dieser „Eindringling“ in keinem Verhältnis zu dem meines ehemaligen Geliebten stand, empfand ich die Vereinigung als angenehm. Schnell und heftig erlebte der Krieger seinen Höhepunkt und auch wenn meine Lust kaum aufgeflammt war, so hatte ich doch das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.

Als ich mich wieder neben ihn kniete, um nach seinem Befinden zu schauen, hörte das Herz auf zu schlagen. Mit einem seligen Lächeln um die Lippen starrten die reglosen Augen in die Unendlichkeit. Betrübt schloss ich seine Lider und erhob mich mit weichen Knien. Mein Herz schlug so kräftig, dass ich Angst hatte, es würde aus meiner Brust springen.

Das unzähmbare Temperament eines Drachen drang an meine Oberfläche. Es war Zeit, diesen Irrsinn zu stoppen.

In großen Schritten rannte ich auf das Schlachtfeld. Ohne Rücksicht auf Einzelschicksale schleuderte ich alle, die mir im Weg standen, zur Seite. Mitten auf dem großen Feld standen edle Ritter, hoch zu Ross. Sie brüllten Befehle und ergötzten sich an ihrer Macht, ganze Armeen befehligen zu können. Unaufhaltsam steuerte ich auf diese Gruppe zu, nahm eines der Rösser am Hinterlauf und schleuderte es zu Boden. Der Ritter wurde abgeworfen, rollte sich aber trotz seiner schweren Rüstung ab und stand wieder auf.

Wütend rief ich ihm zu:

„Beendet diesen dummen Krieg, der Blutzoll ist bereits höher als der Wert des Sieges!“

Ohne meinen Worten Gehör zu schenken, schlug er mit seinem Schwert zu. Auch von hinten und den Seiten schlugen Waffen aller Art auf meinen Körper ein. Jeder einzelne Treffer hätte genügt, eine wehrlose Frau, nur in dünne Stoffe gehüllt, zu töten. Doch keine der Waffen drang durch meine Haut.

Mit zerfetzten Gewändern stand ich mitten in der kampfeslüsternen Horde. Einige starrten mich reglos an und konnten nicht verstehen, welcher Zauber auf sie oder mich einwirkte. Manche fielen vor mir auf die Knie und baten um Verzeihung.

Doch es kamen immer neue Angreifer, die mich vernichten wollten und wenige Schritte entfernt tobte die Schlacht ungehemmt weiter. Rasend vor Wut, stieß ich das donnernde Gebrüll eines wütenden Drachen aus meiner Kehle.

Der Schall raste durch das Tal, wurde an den Hängen gebrochen und kam seltsam verzerrt zurück. Nach wenigen Augenblicken lagen Mensch und Tier benommen auf dem Boden. Es war unnatürlich still, nicht einmal der Wind erlaubte sich, die Blätter der Bäume zum Rascheln zu bringen.

Rasend vor Wut, drehte ich mich um und überschaute das schlagartig zur Ruhe gekommene Schlachtfeld.

Denysis kreiste in ihrer Eulengestalt über meinem Kopf:

„Das hast du ganz toll hinbekommen.

Eine Schlacht ohne Sieg birgt den Keim eines neuen Krieges in sich. Du hast das Leid für heute beendet, aber wer weiß, welches Leid der nächste Disput in sich birgt?“

Fassungslos blickte ich mich um; einzelne Körper begannen sich zu regen, langsam kehrte Leben zurück in das Tal. Denysis umkreiste meinen Kopf weiterhin:

„Komm, wir müssen gehen, ehe du noch so einen tollen Einfall bekommst. „

+++

In Form eines silbergrauen Falken flog ich mit Denysis davon, wir zogen Flügel an Flügel über das Land.

Über endlose Weiten segelten wir, überquerten zahllose Flüsse und erreichten in der Abenddämmerung einen dichten Wald.

Im Wipfel eines großen Baumes konnte man häusliche Strukturen erkennen. Geschickte Baumeister hatten in den Kronen des Waldes ein kleines Dorf errichtet, ohne der Natur dadurch zur Last zu fallen. Auf einem Podest in luftiger Höhe setzten wir zur Landung an und berührten in unserer menschlichen Form den Boden.

Während des Fluges hatten wir keinen Ton gesprochen, umso redseliger standen wir uns nun gegenüber.

Denysis war wütend und überschüttete mich mit Vorwürfen:

„Obwohl du alle Fähigkeiten und Eigenschaften eines Drachen hast, so fehlt dir eine Tugend gänzlich — die der Weisheit!“

Wütend rechtfertigte ich mich:

„Ist es denn weise, Wunden zu versorgen ohne deren Ursache zu bekämpfen?“

Kopfschüttelnd lief Denysis im Zickzack um mich herum:

„Jeden Tag wird Blut vergossen, irgendwo in dieser Welt tobt immer ein Krieg.

Es ist unmöglich, jede Schlacht einfach zu beenden und alle wieder heim zu schicken. Die Spannungen würden immer weiter wachsen, bis irgendwann jeder auf jeden losgeht. „

Ich resignierte:

„Dann sollten wir uns einfach irgendwo verstecken und diese Welt in ihrem eigenen Blut ertrinken lassen!“

Denysis ließ ihre Schultern enttäuscht hängen und grübelte an einer weiteren Erklärung, aber meine Geduld war am Ende. Hoch erhobenen Hauptes hastete ich über die Stege in den Baumwipfeln und verschwand in einer der Hütten.

Gekränkt setzte ich mich auf den Boden des Raumes und dachte nach.

+++

Eine Hand fuhr sanft durch meine Haare.

Sicher hatte ich gespürt, dass jemand kam, aber ich wusste, dass es nicht Denysis war — weiter hinten im Raum stand noch eine Person. Launisch blickte ich in die großen braunen Augen von Elyna. Die Waldelfe schaute mich besorgt an, sagte jedoch nichts.

Wie alle Waldelfen hatte sie eine dunkle Haut mit einem kupferfarbenen Schimmer. Ihre langen lockigen Haare waren kastanienbraun und ihre Gestalt elfentypisch, jedoch etwas muskulöser.

Die Person hinter mir begann in wohlklingendem Elfisch zu sprechen und gab sich dadurch als Delran zu erkennen — Elynas Mann:

„Schwere Gedanken lasten auf eurem Herz. Wir sind nur einfache Elfen, unwissend in den Augen eines so mächtigen Geschöpfes wie ihr es seid, aber doch wollen wir helfen, wenn wir können.

Diese Demut überforderte mich immer noch, ich würde mich wohl nie daran gewöhnen.

Als einfache Menschenfrau geboren — Tochter eines Bauern. Dann die Gefangene und Geliebte eines Drachen, jahrelang in einem goldenen Käfig gehalten. Durch seltsame Geschicke und arkane Magie selbst zu einem Drachen geworden, nahm sich Denysis meiner an. Sie hatte mir in den letzten Jahren all ihr Wissen über Magie beigebracht. Nun versuchte sie, mir die Welt aus ihrer Sicht zu erklären.

Sie war der Meinung, dass ein Wesen mit so viel Macht auch Verantwortung übernehmen müsse.

Erschöpft schmiegte ich mich an Elyna:

„Ihr seht in mir ein mächtiges Wesen, aber ich bin auch ebenso eine unbedeutende Menschenfrau. Es ist für mich eine hohe Ehre, Anerkennung von Elfen zu erhalten. Nie hätte ich mir als Kind erträumt, Angehörige des ältesten Volkes zu treffen. „

Fürsorglich schloss mich Elyna in ihre Arme und gab mir das Gefühl von Geborgenheit.

Verzweifelt und überfordert von den Erlebnissen, begann ich zu weinen. Obwohl Denysis der Meinung war, dass Drachen nicht weinen sollten, behielt ich diese menschliche Eigenschaft bei. Andernfalls hätte ich in meiner Hilflosigkeit ganze Landstriche in Schutt und Asche gelegt, um meinem Herzen Luft zu machen — was wiederum typisch für Drachen gewesen wäre.

Zum Trost strich mir die Elfe meine langen Haare aus dem Gesicht und stimmte ein Lied an.

Sie wiegte mich wie ein Kind, jede Berührung war Balsam. Auch Delran kam an meine Seite und strich mit seinen Händen über meinen Körper. Ich legte mich mit geschlossenen Augen auf den Boden und genoss die Streicheleinheiten des elfischen Paares. Gemeinsam sangen sie ein Lied, das von Liebe ohne Leid erzählte — ein Wunschtraum, der mich jedoch in seinen Bann zog.

In einem Ritual rieben sie meinen Körper mit duftenden Ölen ein.

Im Schein der Fackeln schimmerte meine Haut feucht, die Rundungen meiner Brüste glänzten im Gleichtakt mit den züngelnden Flammen. Berührungen, so sanft wie ein Windhauch, strichen über meinen Körper. Massierende Bewegungen bewahrten mich vor dem Einschlafen und fachten zugleich meine Leidenschaft an. Die Knospen meiner Brüste zogen sich zusammen und ragten wie kleine Pfeilspitzen in die laue Sommernacht.

Gleich eines magischen Befehls öffnete ich meine Beine und die geschickten Finger der Elfen massierten meine Schamlippen.

Ohne in mich einzudringen, kneteten sie die Hautfalten sehr sanft, bis jede Pore mit dem anregenden Öl benetzt war. Durch die sinnliche Erregung sendete meine Lustspalte ihren Liebessaft, der sich mit den elfischen Ölen vermischte.

Die Arme hinter dem Kopf ausgesteckt, lag ich reglos da – hatte das Gefühl zu schweben. Elyna massierte meine Beine, knetete die Waden und verteilte den öligen Glanz überall. Sie strich über meine Fußsohlen, verschränkte ihre Finger mit meinen Zehen, um auch diese Zwischenräume mit Öl zu bedecken.

Delran hatte meine Arme, von den Schultern beginnend, bis zu den Fingerspitzen massiert. Nun begann er erneut, das Öl auf meinem Bauch einzureiben und wanderte langsam nach oben zu meinen Brüsten.

Ich blickte ihn an und erkannte die Lust in seinen Augen, sein Schwanz stand hart geschwollen.

Stürmisch griff ich ihm in das lange Haar und riss ihn über mich, zog seinen Kopf zu meinen Lippen.

Der Kuss war nicht erzwungen.

Als Delran die Überraschung überwand, erwiderte er ihn voller Leidenschaft.

Meine Arme schlangen sich um den muskulösen Elf und pressten seinen Körper auf meinen. Küssend rieben wir unsere Körper aneinander, sein harter Dorn drückte fest gegen meinen Bauch und bat flehend um Einlass.

Elyna stimmte ein neues Lied an, welches von der sexuellen Vereinigung handelte und viele obszöne Anspielungen enthielt.

Sie hatte meine feucht glänzenden Füße auf ihre Brüste gelegt und ich spürte ihre harten Knospen gegen meine Fußsohlen drücken.

Dann entließ ich Delran aus meiner Umarmung. Er kniete sich zwischen meine Beine und sogleich umschloss Elyna den steil emporragenden Zapfen, um ihn mit dem Öl zu benetzten. Ich drehte mich um und präsentierte dem Elfenpaar meine Rückseite. Auf allen Vieren kniend, wartete ich sehnsüchtig auf neue Berührungen.

Elyna ließ ihre Hand zärtlich zwischen meine Beine gleiten.

Sie stimulierte ihren Mann und mich zugleich, bis sie wusste, dass die Zeit gekommen war. Dezent machte sie Delran Platz, sodass er von hinten in mich eindringen konnte.

Voll gieriger Erwartung spürte ich den harten Pfahl zwischen meinen Beinen. Unerträglich langsam drang er ein, verharrte und zog sich wieder zurück, um erneut vorzudringen. Er steigerte meine Begierde, ohne Erlösung zu verschaffen.

Die Lust ließ mich hörbar atmen, scharf zog ich die Luft durch meine Zähne und presste sie erregt wieder aus meinen Lungen.

Elyna ließ ihre Hände über meinen Rücken kreisen, streichelte meine Flanken und knetete meine Pobacken. Ohne Gefühl für Raum und Zeit kniete ich auf dem Boden und genoss die Künste des Elfenpaares.

Durch die lange Lebensspanne dieses Volkes konnten sie über Jahrhunderte ihre Techniken verfeinern. Diese Erfahrungen schlugen sich unter anderem auch bei den Liebeskünsten nieder.

Delran hatte meine Lust auf die Spitze eines gewaltigen Berges getragen und ließ sie dort liegen.

Er zog sich aus mir zurück und wandte sich seiner Frau zu.

Enttäuscht, aber unglaublich erregt, wurde mir jedoch bewusst, dass Elyna auch ein Recht auf Zuneigung hatte. Ihr Mann lag auf dem Boden, sie legte sich auf ihn und verteile ihr Gewicht so, dass es für Delran nicht zur Belastung wurde. Wie von selbst fand der Liebesstab den Eingang und glitt sanft in die Elfe. Als würden sie schlafen, lagen sie aufeinander, ihr Atem ging abwechselnd, immer wenn einer ausatmete, atmete der andere ein.

Bei elfischen Beziehungen spielt der Gleichtakt der Herzen eine zentrale Rolle; ich war mir sicher, dass die Herzschläge in diesem Moment synchron waren. Nur gelegentlich kreiste Elyna mit dem Becken oder Delran spannte seine Beckenmuskeln an, um eine minimale Bewegung seiner Lanze zu erzeugen.

Meine Erregung klang keineswegs ab, rasend vor Gier nach Erlösung lag ich auf der Seite und betrachtete das ritualartige Liebesspiel.

Ich ging wieder auf alle Viere, um mich dem Paar zu nähern.

Beim Aneinanderreiben der Schenkel schauderte eine Lust durch meinen Körper, die mir ein Fortkommen kaum ermöglichte. Von etlichen Zuckungen durchgeschüttelt, kam ich bei den beiden an. Mit vernebelten Sinnen tauchte ich meine Hände in die Schale mit dem Öl. Zärtlich verteilte ich die duftende Flüssigkeit auf dem Rücken von Elyna. Ihr Körper glühte, obwohl man ihr die Erregung von außen nicht ansah.

Jetzt, da meine Hände die dunkelhäutige Elfe berührten, wusste ich, was in ihr vorging.

Ich konnte die ekstatischen Gedanken nur erahnen, die durch ihren Geist peitschten, aber sie genügten, um mich von dem hohen Berg der Lust zu stoßen. Ohne äußerliches Zutun erlebte ich einen Höhepunkt, gleich einem freien Fall. Die Wucht, mit der die Gefühle auf mich einschlugen, riss mich um. Ich lag auf dem Rücken und genoss die Wellen, die mehrfach durch meinen Körper rauschten.

Kurz darauf erlebten auch die Elfen eine heftige Erlösung von den Freuden der Lust.

Hungernd nach Berührung umschlangen wir uns. Eng aneinander gekuschelt schliefen wir zu dritt ein.

Erst als die Sonnenstrahlen durch ein Fenster fielen und unzählige Vögel ihr Morgenlied sangen, erwachte ich.

Erholt wie lange nicht, öffnete ich die Augen. Ohne die Elfen wecken zu wollen, schlängelte ich mich aus dem Knäuel der Leiber und sah ein Stück Papyrus vor mir auf dem Boden liegen; Denysis hatte mir eine Nachricht geschrieben.

***

„Liebste Schalina,

Verzeihe mir meine Ungeduld.

Drachen, die aus Eiern schlüpfen, haben viele Jahrhunderte Zeit, die für sie wichtige Weisheit zu erlangen. Ich wollte nicht wahrhaben, dass du einfach noch ganz am Anfang deines Drachenleben stehst. Die Neugier — und eine interessante Nachricht — treiben mich wieder einmal in ferne Länder. Genieße deine „Kindheit“ für die nächsten Tage, ich finde dich wieder, wenn ich zurück bin.

In Liebe

Denysis

PS: halte dich bitte aus Politik, Kriegen und den Geschicken dieser Welt heraus. „

***

Denysis war in den letzten Jahren mehr Lehrmeisterin als Geliebte geworden. Geduldig, aber dennoch unnachgiebig, hatte sie mir ihr ganzes Wissen über Magie beigebracht. Da Magie in der Natur der Drachen liegt, war ich ihr nun in manchem Zauber weit überlegen.

Auch lehrte sie mich die Geschichte der großen Länder, die gebräuchlichen Umgangsformen der Menschen, Elfen, Zwerge, die Religionen und unzählige Kleinigkeiten, die aufzuzählen kaum lohnt. Da ich auch Lesen und Schreiben konnte, bediente ich mich so manchen Buches, um weiteres Wissen anzusammeln. Nie hätte ich gedacht, wie viel in einen einzigen Kopf hineinpasst. Oft blickte ich herablassend auf mein „altes, unwissendes“ Leben zurück.

Mit einem Lächeln auf den Lippen verzieh ich Denysis, so wie sie mir verziehen hatte.

Sicher liebten wir uns nicht weniger als am ersten Tag. Aber wir ließen uns unsere Freiheiten.

Nach einem reichhaltigen Frühstück mit der Elfengemeinschaft überlegte ich, was man mit der ganzen Freizeit anfangen könnte.

Ich sehnte mich danach, durch die Luft zu gleiten und weite Länder zu bereisen. Nach einem höflichen Dank an die elfische Gastfreundschaft, verabschiedete ich mich von dem Wald und seinen Bewohnern. Schnell wie der Wind schoss ich in Gestalt eines Adlers Richtung Westen.

Stundenlang glitt ich durch die Luft, ohne müde zu werden, die Landschaft unter mir zu betrachten. Wälder, Felder, Siedlungen und Städte zogen unter mir vorbei.

+++

Zur Mittagszeit sah ich vor mir die schwarzen Wolken eines aufziehenden Gewitters. In den aufsteigenden Winden der Felder schraubte ich mich immer höher. Als ich über den dunklen und vor allem dichten Wolken flog, nahm ich meine Drachengestalt an. Meine Spannweite war nun um ein Vielfaches größer, als die eines Adlers.

Wesentlich sanfter glitt ich über das Gewitter hinweg, erhaben und würdevoll schwebte Schalina der Drache durch die hohen Luftschichten.

Denysis hätte nun wieder angemerkt, dass ich anmaßend und überheblich sei.

Aber sie konnte mir nicht erklären, warum ich nicht alles Recht dazu hatte.
Wer — außer einem anderen großen Drachen — konnte mir schon gefährlich werden? Da ich keinen anderen Drachen sehen konnte, beschloss ich, die Herrscherin dieser Luftschicht zu sein.

Eine Wildgans wurde mit einem heftigen Lufthauch auf die unteren Ränge verwiesen.

Sicher war es anmaßend, aber hätte das Schicksal nicht das aus mir gemacht, was ich war, könnte ich nun das dankbare Leben einer Bäuerin führen. So gesehen, war es doch auch weise sein Schicksal anzunehmen, ohne damit zu hadern.

Denysis und ich wälzten jahrelang dicke Bücher um das Rätsel meiner Verwandlung zu ergründen. Berichte in denen Drachen körperliche Vereinigungen mit Menschen, Elfen und anderen Humanoiden eingingen, gab es zuhauf.

Aber es gab keine Beschreibungen, in denen ein Drache seinen Samen einem anderen Wesen, außer einem weiblichen Drachen, schenkte. Da ein Drache nur alle hundert Jahre fruchtbar ist und dann meistens von mindestens einem Drachenweibchen belagert wird, ging Denysis davon aus, dass ich das erste Mal in den Genuss dieses Samens kam.

Vielleicht ist die Verwandlung ein ganz normaler Vorgang, wenn der Samen einen Nichtdrachen berührt? Den Fortbestand der Art zu sichern ist ja die ureigenste Aufgabe von Samen aller Art.

Vergnügt drehte ich noch ein paar Loopings, dann war die Gewitterfront schon wieder vorbeigezogen. Etwas betrübt wurde ich wieder zu einem Adler und ließ mich in tiefere Luftschichten sinken. Denysis hatte mir als einer der ersten Lektionen eingeschärft, dass ein Drache am Horizont generell eine Panik auslöst. Mir leuchtete dies ein und so versuchte ich, alle die kleinen Leute auf der Erde nicht allzu sehr zu erschrecken.

Vor mir eröffnete sich ein hügeliges Land mit kleinen Feldern und vereinzelten Baumgruppen.

In einem abgelegenen Tal sah ich die blaugrüne Oberfläche eines Teiches. Spontan beschloss ich ein Bad zu nehmen und stürzte zielstrebig auf die Wasserfläche zu.

Noch während des Sturzfluges verwandelte ich mich in meine menschliche Gestalt und platschte laut in den kühlen See. Aber weil ich gar keine Lust hatte, mit den begrenzten Fähigkeiten eines menschlichten Körpers durch das kühle Nass zu gleiten, nahm ich die Gestalt eines Delphins an und tauchte spielerisch durch das klare Wasser.

Der See war nicht tief, aber dafür umso voller mit Fischen, die aufgeregt davon schossen, als sie mich sahen.

Nachdem ich mich reichlich ausgetobt hatte, entschied ich mich doch wieder für meine menschliche Gestalt. Erschöpft ließ ich mich auf dem Wasser in Ufernähe treiben und genoss die untergehende Sonne auf meiner Haut. Sinnlich streichelte ich meinen Körper, erforschte meine weibliche Menschengestalt. Wohl wissend, an welchen Stellen die wundervollste Lust angefacht werden kann.

In dem kühlen Wasser waren meine Knospen fest geworden. Umso besser konnte ich sie mit den Fingerspritzen kneifen und massieren.

Eine Hand neckte meine Brustspitzen, während die andere zwischen meine Beine glitt. Als wäre noch ein Rest der elfischen Lust in mir, lockte ein kurzer Fingerstrich die Wollust der gestrigen Nacht erneut hervor. Sachte ließ ich einen Finger tiefer in meine immer heißer werdende Spalte wandern. Als der Finger in seiner ganzen Länge in mir verschwunden war, ließ ich ihn in der feuchten Enge kreisen.

Wie ein Schwert, das durch Glut geschwungen wird, flogen lodernde Funken der Lust in meinem Leib umher. Überall wo diese Funken aufschlugen, zuckte mein Leib vor Erregung. Es fiel mir nicht leicht, trotz der Leidenschaft über der Wasseroberfläche zu bleiben. Die Erlösung kam unerfreulich schnell und sehr sanft. Unbeschreiblich entspannt, trieb ich auf dem Wasser, mein Körper wiegte sich auf den verspielten Wellen und diese setzten sich in mir fort.

Während von der Glut in mir langsam nur noch eine angenehme Wärme übrig blieb, warf ich einer vorbeischwimmenden Ente einen befriedigten Blick zu. Das Tier hatte jedoch keinerlei Verständnis für mich und schwamm arrogant weiter.

Fast wäre ich vor Entspannung eingeschlafen, als eine Stimme sprach:

„Was für ein komischer Fisch treibt da in meinem See?“

Erschrocken versteckte ich mich hinter einem großen Ast, der tief über der Wasseroberfläche hing.

Wenige Schritte vom Ufer entfernt, stand ein junger Mann, mit Angelrute und Eimer. Er hatte ein gewinnendes Lächeln auf den Lippen, als er mich fragend anblickte.

Mir fielen sofort die klaren, ehrlichen Augen auf, mit denen er mich durch das Geäst erkennen konnte. Lachend fragte er:

„Hat es euch die Sprache verschlagen?“

Etwas nachdenklich entgegnete ich:

„Nein, aber ich hätte nicht gedacht, dass hier an dem See Menschen wohnen.

Hilfsbereit reichte er mir eine Hand, er strahlte immer noch diese ansteckende Freundlichkeit aus:

„Nun, wenn ihr weiterhin in meinem See planscht und die Fische vertreibt, wird hier recht bald niemand mehr leben können. „

Anstatt seine Hand zu nehmen, sprang ich einige Schritte weiter aus dem See und versteckte mich hinter Büschen. Scheinbar hatte er doch nicht so viel von mir gesehen, um in meinen Bann gezogen zu werden.

Hastig zauberte ich mir das Gewand einer einfachen Magd. Kaum war ich angekleidet, stand der junge Fischer schon wieder hinter mir und fragte belustigt:

„Ihr dachtet, hier würde keiner wohnen, obwohl ihr meinen Hasenstall als Umkleidezimmer benutzt?“

Verwundert blickte ich mich um und merkte, dass ich tatsächlich neben einem Verschlag stand, in dem einige Hasen hockten. Zum einen war ich überrascht, dass der Bursche nicht sabbernd vor mir auf die Knie sank, andererseits gingen mir langsam die Ausreden aus:

„Wisst ihr, ich bin nicht von hier.

Wir haben andere Lebensgewohnheiten und vor allem sind die Leute bei uns nicht so neugierig. „

Der junge Mann machte eine einladende Geste:

„Gegen meine Neugier ist noch kein Kraut gewachsen und da ich heute mit leerem Magen einschlafen muss, würde ich mich gerne mit ein paar Fragen ablenken. „

Während ich das Wasser aus meinen langen Haaren wrang, fragte ich verwundert:

„Warum müsst ihr mit leerem Magen einschlafen?“

Schwungvoll warf er seine Angel und den Eimer neben den Hasenstall und erklärte übertrieben laut:

„Da ihr mit euren wunderschönen Beinen, alle Fische verscheucht habt, wird wohl keiner mehr Interesse an meinem Angelhaken haben.

Etwas schuldbewusst wurde mir klar, dass ich durch meine überschwängliche Lebenslust einen einfachen Menschen um sein Abendessen gebracht hatte. Der fröhliche Bursche tat mir leid und so schlug ich mich kurz in die Büsche und kehrte, nach einem kleinen Zauber, mit zwei großen Fischen zurück:

„Ich muss gestehen, dass ich zwei eurer Fische stehlen wollte, aber nehmt sie und verzeiht mir bitte. „

Der Mann sah auf die Fische, legte den Kopf zur Seite und grinste:

„Wo auch immer ihr diese Fische her habt, sie kommen nicht aus meinem Teich.

Solche Fische habe ich noch nie gesehen. „

Etwas ratlos stand ich vor dem kecken Fischer und kam mir mit meinen Fischen recht dumm vor. Trotzig hielt ich ihm die Tiere hin:

„So nehmt sie doch und genießt es, mit vollem Magen einschlafen zu können. „

Der Bursche drehte sich um und schlenderte predigend einen Pfad entlang:

„Das wäre ja noch schöner, ich soll Fische die ich nicht kenne, von einer Frau nehmen, die ich nicht kenne.

Nein, nein, so was mache ich nicht. „

Gerade wollte ich die Fische in den Wald werfen, als der Fischer mir einen neckischen Blick zuwarf. Kaum erkannte ich die Geste, drehte er den Kopf wieder weg und ging weiter. Mit den Fischen in den Händen kam ich ihm nachgelaufen und versuchte, ihn von der Schmackhaftigkeit der Tiere zu überzeugen.

Ich war so besessen davon, dass ich ihm bis in seine Hütte folgte.

Da er mich bis jetzt ignoriert hatte, wollte ich ihm die Fische einfach vor die Füße werfen. Plötzlich hielt er mir eine Bratpfanne vor die Nase und die Tiere knallten mit einem lauten Platsch in das Kochgeschirr. Mit einem spitzbübischen Grinsen schaute er in die Pfanne:

„Na gut, dann esse ich eben den fremden Fisch, aber nur, wenn ihr auch einen esst. „

Ich kochte innerlich. Was nützt einem alles Wissen der Welt, wenn ein dummer Fischer seine Spiele mit einem treibt? Dieser Einfallspinsel hatte überhaupt keine Ahnung, mit wem er sich anlegte.

Und vor allem widerstand er meinem Zauber, eine Tatsache, die mich verunsicherte und gleichzeitig faszinierte. Schnaubend erwiderte ich:

„Na gut, ich werde mit euch diese dummen Fische essen. „

Er trat meiner Wut mit einem Lächeln entgegen:

„Holz!“

„Was?!“

Er zeigte auf eine Stelle vor der Hütte:

„Wir benötigen Holz für das Feuer. „

In großen Schritten rannte ich hinaus und nahm mit einem Griff soviel Holz in meine Arme wie ich konnte.

Holz, pah! Ich hätte ihm so viel Feuer geben können, dass der ganze Wald in einem Wimpernschlag verdampft wäre. Trotzig warf ich ihm das Holz vor die Füße.

Schließlich loderte ein kleines Feuer in dem Kamin und der Fischer bereitete fröhlich pfeifend die Fische zu. Ich saß auf der Bank, die ihm wohl auch als Nachtlager diente und schaute dem fidelen Burschen bei der Arbeit zu.

Langsam kam ich wieder zur Ruhe, die Harmonie der kleinen Hütte erinnerte mich an meine Kindheit.

Damals saß ich auch immer ungeduldig auf der Bank und wartete, bis meine Mutter das Abendessen fertig hatte. Verträumt wickelte ich mir eine Strähne um den Finger und musterte den Burschen. Ich bewunderte den gelassenen Optimismus, mit dem er dieses einfache Leben annahm. Er war so unwissend und hilflos gegen die Mächte dieser Welt, von denen er wohl auch nicht viel wusste.

Gerade diese Unwissenheit legte ihm die Welt zu Füßen — seine kleine Welt.

Überraschend schnell servierte er die Fische in der alten Bratpfanne. Höflich reichte er mir ein schartiges Messer und wünschte mir einen guten Appetit. Ohne lange zu warten schlang er seinen Fisch hinunter. Ich kostete von meinem und war überrascht von der feinen Abstimmung der Gewürze, er verstand es wirklich, Fisch zu braten. Nach dem Essen füllte er zwei Becher mit frischem Wasser und prostete mir zu. Nachdenklich trank ich das kühle Wasser:

„Lebst du ganz alleine hier draußen.

Der Bursche nickte:

„Ja, vor zwei Jahren sind meine Eltern an einer seltsamen Krankheit gestorben. Mein älterer Bruder ist schon lange fort und meine kleine Schwester arbeitet seit dem Frühjahr bei einem Bauern, nun lebe ich alleine hier. Ich gehe zwei Mal die Woche zu dem kleinen Dorf und verkaufe die Fische, die ich fange. „

Dann schaute er mich neugierig an:

„Und was macht eine junge Magd wie ihr, hier draußen in der Wildnis?“

Eilig spann ich mir eine Geschichte zusammen:

„Ich bin von Zuhause weg gelaufen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe.

Lachend bemerkte der Fischer:

„Da habt ihr Glück, dass ihr hier in meiner kleinen Hütte gelandet seid, die Wildnis birgt viele Gefahren für eine wehrlose junge Frau. „

Verträumt stützte ich meine Ellenbogen auf den Tisch und legte meinen Kopf auf die Handflächen:

„Und hier in dieser Hütte kann mir nichts passieren?“

Der Bursche kam um den Tisch herumgeschlichen und setzte sich hinter mich.

Während er seine Arme um mich schlang, flüsterte er:

„Nein, denn hier beschütze ich euch vor allen Gefahren. „

Amüsiert grinste ich. Das würde sich noch herausstellen, wer hier wen beschützt. Für den Moment stellte ich mir einfach vor, das einfache Mädchen zu sein, das der Fischer in mir sah. Tatsächlich fühlte ich mich in seinen kräftigen Armen geborgen. Gemütlich saß er auf der Bank und nutzte die Wand als Lehne.

Ich saß zwischen seinen Beinen und lehnte mich gegen seine Brust.

Gemeinsam schauten wir dem Feuer zu, wie es gefräßig an dem Holz nagte und lauschten dem Klang unseres Atems.

Mit einem kleinen Zauber sorgte ich dafür, dass die Holzscheite nicht allzu schnell abbrannten. Das lästige Nachlegen von Holz sollte uns nicht stören. Kurz überlegte ich, den Burschen zu verführen, wischte den Gedanken aber wieder fort.

Einfach den anderen zu spüren, gemeinsam dem Feuer zuschauen und den Augenblick zu genießen, das war viel schöner als so mancher Sex. Zärtlich schmiegte ich mich an den netten Kerl und kuschelte mich an seine Brust. Verträumt streichelte ich ihm über die Arme und genoss seine Hand, die meinen Nacken kraulte.

Gesättigt von so viel Zuneigung, schlief er irgendwann ein und schnarchte leise. Ich blieb eng an ihn gekuschelt und entdeckte plötzlich etwas.

Unter dem Kragen seines schmutzigen Hemdes schimmerte eine feingliedrige Goldkette. Neugierig fischte ich die Kette aus seinem Hemd und förderte einen kleinen Anhänger hervor.

Dieser Anhänger leuchtete schwach magisch, so schwach, dass es durch den Stoff nicht zu sehen war. Vom tiefen Schlaf des Fischers überzeugt, untersuchte ich den Anhänger. Er war kaum größer als eine Kirsche und bestand aus purem Gold. Wissbegierig ließ ich das Schmuckstück durch meine Finger gleiten — ich wollte es haben.

Kurz drang die Habgier meines Drachenwesens an die Oberfläche. Aber ich konnte mich beherrschen und beschränkte mich darauf, das Edelmetall nur zu untersuchen. Fast die ganze Nacht beschäftigte ich mich damit und schließlich bestätigten sich meine Ahnungen. Dieser Anhänger schirmte seinen Besitzer vor Verzauberungen ab. Der Bursche sah mich einfach als normale, junge Frau. Der verführerische Zauber wirkte nicht auf ihn.

Welch hilfreiches Kleinod, wenn es an meinem Hals baumeln würde.

Wieder musste ich mich beherrschen, um den Fischer nicht zu berauben.

Gerade als die Sonne verschlafen in das Tal blickte, öffnete mein Gastgeber seine Augen. Glücklich lächelte er mich an und rieb seine stoppelige Wange an meiner. Der ferne Ruf eines Zaubers riss mich aus der Idylle, ich musste unverzüglich aufbrechen. Dennoch bemühte ich mich um Ruhe. Zärtlich küsste ich ihn auf die Stirn:

„Ihr tragt ein sehr wertvolles Kleinod um euren Hals.

Der Fischer schaute abwertend auf den Goldschmuck:

„Ein Erbstück von meiner Mutter, die es wiederum von ihrer Mutter hatte. „

Der erneute Ruf eines weiteren Zaubers trieb mich an:

„Ich muss nun aufbrechen, ein weiter Weg liegt vor mir. „

Enttäuscht schaute mich der Fischer an:

„Werden wir uns wiedersehen?“

Kurz dachte ich nach und strich ihm dabei eine Strähne aus dem Gesicht:

„Ja, das werden wir, aber verspreche mir, dass du dieses Schmuckstück niemals ablegst.

Der Fischer grinste verständnislos:

„Schon oft habe ich überlegt, den Weiberschmuck in die Truhe zu legen, aber…“

Ich legte ihm meinen Finger auf die Lippen und flüsterte:

„Ihr dürft es niemals ablegen, versprecht es mir. „

Der Fischer nickte ratlos, worauf ich ihm einen dankbaren Kuss auf die Wange gab und aufstand.

Der Abschied kam viel zu schnell, aber die magischen Hilferufe ließen keinen Aufschub zu.

Schnell wie der Wind rannte ich durch den Wald. Als ich ausreichend von der Hütte entfernt war, glitt der pfeilschnelle Körper eines Jagdfalken aus dem Kleid einer Magd und erhob sich hoch in die Lüfte. Schnurgerade schoss ich durch die Luft. Erneute Alarmrufe ließen mich das Schlimmste befürchten. Ohne auf die sinnlosen Ängste der Menschen Rücksicht nehmen zu können, wurde ich zu dem, was ich war — ein Drache. So schnell wie es mir möglich war, flog ich auf mein Ziel zu.

Nach endlosen Flügelschlägen erreichte ich den Berg Niboril in dessen Inneren mein Drachenhort lag.

Die Wachen am Eingang der Höhle machten keinen sehr aufmerksamen Eindruck. Als ein silberner Drache seinen Schatten auf sie warf, rannten sie weg wie Hasen, die den Atem eines Raubvogels im Nacken spüren. Die Soldaten im Inneren des Höhlenganges hatten nicht den Vorzug einer Fluchtmöglichkeit. Manche starben alleine durch die Angst, die ich ihnen mit meinem Gebrüll einflößte.

Die restlichen flehten wimmernd um Gnade. Ich ließ sie durch ein Spalier aus Blitzen rennen und die meisten schafften den Weg zum Ausgang.

Es fanden sich immer wieder genug Dummköpfe, die einen Drachen berauben wollten. Ich war der Meinung, dass es an der Gnadenlosigkeit der Drachen lag. Wenn keiner lebend zurückkommt, kann auch keiner berichten, wie sinnlos solch ein Plan ist. Also ließ ich immer einen Großteil der demoralisierten Räuber entkommen, sodass sie der Welt berichten konnten, wie schwachköpfig solche Einfälle sind.

Schließlich waren fast alle habgierigen Diebe, die meine magischen Fallen auslösten, gerichtet. Am Durchgang zu dem eigentlichen Drachenhort, baute sich ein Magier auf, der wahrlich mächtige Magie sprach. Einige seiner Zauber verletzten mich leicht, zudem hatte er meinen Augen die Sehkraft genommen. Durch meine Drachenfähigkeiten konnte ich mir auch ohne Augenlicht ein verschwommenes Bild von der Lage machen. Mit einem halbwegs gezielten Schwanzhieb zerschmetterte ich den Magier an den Felsen.

Meine Sehkraft kehrte sogleich zurück und ich erkannte noch einen elenden Dieb hinter einem großen Stein. Fassungslos schaute er zu mir auf und wollte eine Armbrust auf mich abfeuern.

Ich tat ihm den Gefallen und hielt still, der Bolzen prallte an meinen Schuppen ab und fiel in den Höhlenschacht. Nun verwandelte ich mich in meine Menschengestalt und landete genau auf der Kante zum Abgrund. Aufreizend fuhr ich mir durch die Haare und blinzelte dem Ritter zu.

Der arme Mann ließ seine Armbrust fallen und sank auf die Knie. Wie ein Wurm kroch er auf mich zu und bat um Verzeihung. Gebieterisch sprach ich zu ihm:

„Halt still oder sterbe!“

Trotz seines verwirrten Geistes machte er keinen Mucks mehr. Verunsichert kniete er da und wusste nicht, was er tun sollte. Mit etwas sanfterer Stimme befahl ich ihm:

„Setz deinen Helm ab, ich will sehen wer mich bestehlen wollte.

Die Rüstung schepperte vor Erregung, aber dann nahm er doch den Kopfschutz ab. Ein älterer Mann mit rötlichen Haaren und einem ergrauten Bart blickte mich lüstern an. Genau auf der Kante des Abgrundes nahm ich Platz und schaute mir das Männlein an. Er warf sich vor mir in den Staub:

„Bitte, lasst mich euch zu Diensten sein. Gerne will ich meine Schuld abarbeiten, so wie es euch gefällt.

Aber schickt mich nicht fort, denn nie wieder werden sich meine Augen über etwas freuen können. „

Gelangweilt hörte ich seine Worte und fragte dann sanft:

„Wart ihr schon einmal verliebt?“

Verwundert über die Frage, nickte der Mann ängstlich:

„Aber gegen eure reine Gestalt waren es nur niedere Gefühle. „

Interessiert fragte ich weiter:

„Hört auf, über mich zu sprechen.

Wie habt ihr euch dabei gefühlt?“

Unsicher blickte sich der Mann um und sprach mit zittriger Stimme:

„Es ist wie ein süßer Traum, man muss immer an die Geliebte denken. Selbst harte Arbeit und Ärger machen einem nichts aus, weil man weiß, dass man nicht alleine auf der Welt ist. „

Mit geschlossenen Augen hörte ich dem Nervenbündel zu, doch er sprach nicht weiter. Ungeduldig forderte ich:

„Sprecht doch weiter!“

Er rang nach Worten:

„Es ist… es ist, als ob alle Sorgen der Welt keine Bedeutung hätten, wenn man zusammen ist.

Die Geliebte einfach nur an seiner Seite zu wissen ist das größte Glück auf Erden. Im Taumel des Glücks ist selbst der ärgste Feind ein guter Bekannter. „

Nun warf er sich vor meine Füße und küsste sie:

„Aber diese bittersüße Liebe, wie ich sie für euch empfinde, ist das stärkste Empfinden meines elenden Lebens. „

Angewidert von seinem hündischen Verhalten, schnickte ich den Verwirrten weg.

Es gab bestimmt schönere Worte, um die Verliebtheit zu beschreiben, aber in Anbetracht seiner Situation, reichte mir diese Erklärung.

Verträumt ließ ich meinen Körper in den Höhlenschlund fallen. Mit dem Kopf voran, raste ich auf den Grund des Schachtes zu. Kurz vor dem Aufprall wurde mein Fall langsamer und sanft wie eine Feder landete ich auf einem großen Kissenlager.

Mit gebrochenem Herzen schaute der Ritter von weit oben zu mir herab, aber er sah ein, dass es besser war zu gehen.

Ich lag stundenlang mit offenen Augen da, genoss das Kribbeln in meinem Bauch und träumte von dem frechen Burschen am See.
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Liebe LeserInnen,

Das Feedback zu den Drachenweibgeschichten war überwältigend — dafür nochmals einen ganz herzlichen Dank.

Wenn Euch der Auftakt der Fortsetzung gefallen hat, lasst es mich wissen — wenn nicht: dann erst recht! :-).

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