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Der Pornograf IV – 05

Ausschnitte aus Band 4 (Der Boss)

Roman um einen jungen Fotografen

Fortsetzung:

Das Seminar auf Hawaii

Im Haus machte sich Unruhe breit. Das große Packen ging los. Dazwischen gab es noch eine Feier besonderer Art: Kristin, meine Schwägerin, bekam eine Tochter. Nun muss Papa doch bald genug Frauen haben, um sie zu betuddeln. Wenn ich da allerdings an Pop denke … Wir hörten auch von Nachwuchs bei anderen alten Freunden.

Ich verwarnte Lis schon mal vorsorglich. Die meinte nur, wenn sie es für richtig halte, würde ich es wissen. Nur Renate machte mir Sorgen. Sie und ihr Hans fanden einfach nicht die Zeit.

Kikki kam. Sie fliegt mit uns von Stuttgart aus nach Hawaii, obwohl es von Tokio aus viel näher gewesen wäre. Sie meinte lediglich, alleine, würde das kaum Spaß machen und ich solle mich nicht so anstellen. Das hatte ich natürlich auch nicht vor.

Im Gegenteil, ich freute mich genauso wie alle in der Familie.

Pop herzte sie, ohne rot zu werden. Wenn er mal mit einer Frau vertraut ist, hat er keinerlei Probleme mehr. Kikki gleich gar nicht, denn sie hatte wieder mal die Nase voll. Voll von der japanischen Borniertheit, wie sie sagte. Ich denke, wer viel reist, kennt dieses Syndrom: es gibt nichts Schlimmeres als Leute, die lieber die Heimat genießen und nicht in ausländischen Nobelgettos wohnen wollen, mit diesem fremden Geld und gar der Küche, nichts zu tun haben möchten, daheim aber über alles und jeden nörgeln.

Diesen Nationalisten, die nicht die Nation meinen, sondern ihr Unvermögen sich anzupassen, sind uns allen ein Graus.

Ich konnte Kikki gut verstehen, dass sie mit den Zwillingen einige Zeit verbrachte; sie würde nie Kinder haben können. Nun ließ sie die angeborene Mutterliebe halt an unseren Rangen aus. Lis schimpfte sie etwas, wegen dem Berg von Spielsachen, den sie mitbrachte. Sie räumte einfach den größten Teil der Sachen weg. Sie kommen an Weihnachten — auf das wir uns schon alle freuten — unter den Tannenbaum.

Kikki durfte aber nach Herzenslust mit den Kindern toben. Das ist übrigens der einzig wahre Ausdruck. Unsere Kinder sind absoluten Chaoten. Es fällt aber jedem auf, die beiden mögen und respektieren sich. Über einen Fremden fallen sie schon mal grob her, über sich selbst nie. Lis meint, das ließe sehr auf die Zukunft hoffen.

Den Transport zum Flughafen nahmen die Zwillinge gelangweilt, den Flug nach Hawaii gelassen. Für sie war die Hauptsache, dass sie genug Unterhaltung hatten.

Dafür war reichlich gesorgt. Wir hatten ja eine volle Mannschaft: Lis, Kim und ich, Kikki, Mom, Pop, Saya und Sara. Die Zwillinge, Gerlinde und die vier Eulen. Wir flogen in einem Jumbo, einer Frachtmaschine. Unsere Kabine war im obersten Stockwerk. Sehr bequem und mit mehr als genug Platz. Zwei Stewardessen verwöhnten uns und das Cockpit.

Natürlich schliefen PH und Pele weit weniger als wir hofften. In der Zwischenzeit wurde jeder Mitflieger auf seine Spieltauglichkeit überprüft.

Zu meiner Verblüffung war Pele fast eine Stunde beim Kapitän auf dem Schoß, ohne die geringste Randale zu machen. Was sie dort so begeisterte? Keine Ahnung. PH hatte es dafür lieber mit dem Co-Piloten zu tun. Er war fasziniert von dem Geräusch im Kopfhörer. Saya versuchter es mit Musik. Die gefiel ihm weniger, eine amerikanische Nachrichtensendung brachte ihn aber flugs zum schlafen.

Die zwei Stewardessen wurden ebenfalls gerne besucht, dort gab es immer etwas zu naschen, wenn Pele unterwegs auch kurz mit einem verdorbenen Magen zu tun hatte.

Saya sah, dass sie einfach zu viel gegessen hatte. Mit Süßigkeiten kann man Pele auch heute noch locken.

Die Crew wechselte zweimal. Wir blieben im Flugzeug. In Chikago und San Francisco wurde Ladung gelöscht und neu zugeladen. Das ging alles so flott und gut organisiert, es war für uns keinesfalls lästig. Die Verpflegung war dafür optimal, die Getränke gepflegt und die Stewardessen richtig nett.

Gerlinde und die Eulen waren mal wieder erstaunt, was es doch alles für Beförderungsmittel gibt und welcher Komfort geboten wird.

In einem Jumbo, oben, sind wir aber auch noch nicht geflogen. Es ist verdammt angenehm, ich würde fast sagen, es war gemütlich.

Mom entdeckte die Golden Gate Bridge von ihrem Kabinenfenster aus. Sie war fasziniert von dem Flug. Nun saß sie bei Kikki — wir hatten wieder mal den ständigen Platzwechsel, der einen langen Flug erst erträglich macht. Die beiden quatschten ganz sicher über Hawaii und die Themen, zu denen sie recherchieren wollen.

Neben mir saß Gerlinde. Das erste Mal auf diesem Flug.

„Du Paul?“ Der Ton kam mir vertraut vor. „Erinnerst du dich noch an James, den Fotografen bei Don Eusebio Esmeraldo?“

„Wie sollte ich nicht?, behauptete er damals nicht, er wolle der Beste im Seminar werden? Oder war es George?“

„Es war schon James“, erfuhr ich. „Aber da ist noch was …“

„Mit James?“

„Mit James, natürlich.

Ich habe mich in ihn verliebt. Bereits damals. Puh, jetzt ist es raus. „

„Du Ärmste — eine platonische Liebe? Weiß er denn wenigstens davon oder willst du ihn damit erst überraschen?“

„Wir schreiben uns in immer kürzeren Abständen. Ich glaube wir wissen inzwischen alles von und über uns. Er schreibt sehr nett. In einem Brief kann man vielleicht lügen, auch in einem Dutzend, danach wird es aber sehr schwierig.

Ich glaube, es schwebt da ein Hauch Liebe über uns. Platonisch noch, wie du sagst. Wenn ich ihn wieder sehe, weiß ich bestimmt, ob es mehr wird. „

„Ich gönne es dir natürlich mein Schatz. Vielmehr, ich wünsche dir alles erdenklich Gute. Nur schade, dass du dann …“

„Halt, denke nicht so schnell. Wenn du meinst: schade, dass ich dich dann verlasse, dann denkst du falsch. Dieses Thema haben James und ich in epischer Breite abgehandelt.

Er braucht mindestens noch drei Jahre, bis er die Erfolgsleiter hochgeklettert ist. Er will sich im Filmgeschäft einen Namen machen. Wir sind uns einig, dass er dazu keinen weiblichen Partner brauchen kann. Er schrieb, er sehe kein Problem darin, wenn wir uns zweimal im Jahr für länger sehen. Einmal ich bei ihm, einmal er mit mir. Irgendwo. Ich habe da an meine zwei Monate gedacht, von denen wir mal redeten. „

„Dir glaube ich das auf Anhieb.

“ Ich nahm sie in den Arm, was sie sich gerne gefallen ließ. „Bei deinem unheimlichen Bedarf an körperlicher Liebe hast du da sicher kein Problem damit. Wir steht es da aber mit James? Ich nehme an, er ist ein ganzer Mann?“

„Auch das haben wir ausdiskutiert. Er schrieb, er habe bisher noch keine längere Beziehung gehabt. Er geht halt in seinem Beruf auf und möchte ein erstklassiger Kameramann werden. Später Regisseur oder so was in der Richtung.

Bisher seien wechselnde aber kurze Beziehungen genug für ihn gewesen. „

„Ich kenne ihn zu wenig, um etwas dazu zu sagen. Aber dir kann ich einen Rat geben: du hast auf Hawaii deine eigene kleine Suite; lade ihn ein, bei dir zu wohnen. Wenn es klappt mit euch — prima. Wenn nicht, schmeiß ihn raus und betrachte es als kurze Affäre, die zu deinem Lernprozess gehört. Im Übrigen kannst du immer über mich verfügen.

Ich hoffe, wir beide sind ein so optimales Team, ich auch über dich. Deine Arbeitskraft meine ich damit natürlich. „

„Für die nächsten 3 Jahre, so Gott will, werde ich mich auf jeden Fall an unseren Vertrag gebunden sehen, wie wir das damals in der Villa beschlossen haben, du, deine Frauen und ich. “

Und so war es dann auch, um auch das vorweg zu nehmen. Unsere intime Beziehung löste sich jedoch immer mehr — und das ist gut so, behaupteten meine Weiber.

Für Gerlinde, präzisierten sie noch.

*** Honolulu, Hawaii, kurz vor Mitternacht. Unser Jumbo rollte zum Cargo Center. Dort warteten ein Beamter von der Immigration und zwei Beamte vom Zoll, sowie ein Bus. Die Beamten fertigten uns im Flugzeug ab, der Zoll war uns gegenüber lediglich an der Deklaration der mitgebrachten Ausrüstung interessiert. Das konnte Kim zusammen mit Doris erledigt, die Papiere lagen ausgefüllt vor. Die Beamten quatschten ein paar freundliche Worte mit Kim.

Ein Zollbeamter wollte noch mal ihren Pass sehen, das war aber nur Neugierde. Dann wurden wir freigegeben, wenn man das so sagen kann.

Wir kletterten die Treppe runter, zum Ausgang. Ich steckte zuerst den Kopf raus, da begann auch schon, eine hawaiianische Kapelle loszulegen. Aloah oe. Die Erde hat uns wieder, nach 22 Stunden, 32 Minuten und 15 Sekunden betrat ich wieder, als Erster, festen Boden. Die Kapelle schluchzte, Eduardo, der Sohn Don Esmeraldos, und Miro, die Freundin von Kikki, kamen uns entgegen.

Dahinter ein paar dralle Hawaiianerinnen mit Blumenkränzen in den Händen. Wir wurden begrüßt, bekränzt, geküsst und willkommen geheißen. Die laue mitternächtliche Luft umschmeichelte uns, während eine Truppe japanischer Mädchen, in Hawaii geboren natürlich, einen recht sinnlichen Tanz für uns aufführten. Hollywood lässt grüßen.

Am meisten hat es wohl Mom erwischt, wir andern kannten ja Hawaii; und Kim, als Asiatin, sieht so einen Aufstand mit ganz anderen Augen, wie sie mir mal sagte.

Ich nahm Mom fest in den Arm.

„Ach Paul, ich wusste es ja, aber jetzt hier zu sein, ohne Hilfe über das Flugfeld zum Bus zu gehen …“

Ich gab ihr mein Taschentuch. Die Tränen waren schnell weggewischt. Die Zwillinge waren von der Musik und dem ganzen Aufstand fasziniert. Müde waren sie auch nicht. Sie krähten vergnügt. Aloah oe.

Eduardo hielt eine kurze Rede.

Allgemeinplätze halt. Es gehört nun mal einfach zu einem Empfang wie diesem. 30 Minuten später war alles im Bus verstaut, wir waren auf dem Weg ins Hotel. Eduardo und ich haben am Sonntag einen Termin, im Hotel. Heute war Freitagnacht. Da wir die Ost-West-Route flogen, gab es leider keinen zusätzlichen Tag. Dafür war der Flug kürzer … oder so.

Der Manager des Hotels erwartete uns. Da Kikki die Zimmerbelegung geschickt hatte, war es kein Problem, schnell in unseren Suiten zu sein.

Die Eulen bekamen drei Zimmer nach hinten raus, eines war ihr Gästezimmer, was auch immer das sollte. Sara und Saya wohnten ebenfalls hinten hinaus, mit dem Kinderzimmer dazwischen. Eines der hinteren Zimmer wurde zu meinem Büro umfunktioniert. Es blieb ein weiteres Gästezimmer hinten. Mom und Pop bekamen die eine, Lis und ich die zweite Ecksuite. Gerlinde die eine und Kikki, mit Kim, die andere, der beiden mittleren Suiten. Zwischen Mom und Gerlinde gab es noch ein Wohn- und Esszimmer mit kleiner Küche.

Die Verbindungstüre zwischen Kim und Kikki zu uns war offen, wie bei den Eulen und bei Sara und Saya, zum Kinderzimmer hin. Alles war fürs Erste untergebracht und nun? Nein, wir waren keinesfalls müde. Unsere innere Uhr stand auf Mittagessen.

Dieses Problem kannte das Hotel bestens. Im Esszimmer, mit zur großen Dachterrasse geöffneter Türe, war ein kleines Buffet angerichtet. In einer Vitrine mit Eis, das verschwenderisch mit Orchideenblüten bedeckt war, gab es Säfte und andere alkoholfreie Getränke aber auch Bier, Wein und Champagner.

Das Hotel hatte unsere Wünsche nicht vergessen. Gleich zwei Butler und ein hübsches Mädchen kümmerten sich um die Gäste, die fast umgehend aus ihren Zimmer auf die Veranda heraustraten. Ich sagte gerade einem der Butler, er möge die Gäste von der anderen Seite rufen, da flitze ein roter Pfeil auf mich zu, klammerte sich an mich, kletterte an mir hoch und lutschte mich ganz fürchterlich ab. Abbi, wer auch sonst.

„Ich freue mich, dass ihr da seid, ich konnte es kaum erwarten es dir zu sagen: Wir haben einen Sohn.

Gesund, nur ein bisschen klein. Da müssen wir noch viel zufüttern. Ihr kommt doch uns in unserem Haus besuchen? Ach ja, natürlich, in das Ahi-Ahi, unser Restaurant doch bitte auch. Wir haben eine lange Warteliste, ihr müsst leider schon vor elf Uhr sagen, ob ihr kommt, sonst müssen wir die Tische freigeben. Und Grüße von Gordon – oder habe ich das schon gesagt?“ Abbi quasselte wieder an einem Strang. Ich glaube das lief völlig automatisch ab, sie konnte nichts dafür.

Das war die pure Freude.

Ich revanchierte mich und küsste sie, dann gab ich sie in die Arme von Lis, die sie bald darauf an Kikki weitergab. Mit ihr begann die Küsserei schon wieder, dann: „Danke Kikki, danke. Wir sind ja so glücklich. “ Und dann musste Abbi eine Runde weinen. Das nahm allerdings kein Mensch erst.

Als ob wir im Flugzeug nicht genug zum Essen gekommen hätten, fiel alles über das Buffet her.

Um ein Uhr morgens.

„Also, ich weiß nicht“, meinte Doris. „Jetzt hatten wir doch so einen schönen Sommer in Italien – aber irgendwie, Hawaii hat halt das Besondere. Hierher wird auf alle Fälle meine Hochzeitsreise gehen. Ich habe beschlossen, schon mal dafür zu sparen. „

„Hast du denn plötzlich einen Kandidaten dafür?“, wurde ich neugierig, nachdem Gerlinde mich, auf dem Flug hierher, auch schon mit einem überraschte.

„Nö. Sollte man dazu aber wohl haben?“, schmunzelte Doris. „Vielleicht nimmt mich ja Eduardo oder … besser nicht. Das ist auch noch überhaupt nicht wichtig. Trotzdem: wenn, dann auf jeden Fall Hawaii. “ Sie lachte nochmals laut auf, und ging zu Mom. Ihr war wohl eingefallen, was sie ihr erzählen konnte, denn die Zwei quasselten ein ganzes Weilchen. Unsere Eulen hatten schnell gelernt, Informationen zu sammeln und weiterzugeben. Dann kam Gordon.

Er wollte seine Frau Abbi abholen. In seinem neuen Restaurant war es wieder einmal spät geworden. In einer Schüssel brachte er uns einen leckeren Krabbencocktail mit, den er mit Abbi sofort in unserer Küche anrichtete. Seine Kochkunst war dem Team sehr wohl bekannt, so war es unausbleiblich, dass alles aufgefressen wurde. Pop war mit der tüchtigste Esser, er hatte an der Open Bar gesehen, dass es seinen Cognac gab (von Kikki extra bestellt!). Abbi servierte einen köstlichen kalifornischen Wein, der verleitete noch ein Gläschen mehr zu trinken.

Wir verabredeten uns für Sonntagabend; vorsichtshalber reservierten wir gleich das ganze Lokal von Gordon und Abbi. Gordon versprach das Beste, was aufzutreiben sei.

Das Frühstück fand auf der riesigen Terrasse statt. Die Gäste von der Rückseite konnten durch das Esszimmer hierher gelangen, ohne andere zu stören. Als ob wir nie weggewesen wären, waren die bunten Vögel auch wieder da. Zum Entzücken von Mom. Zuerst. Dann ging auch sie zur Abwehr über und verteidigte ihr Frühstück vor dem Hunger der gefiederten Vielfraße.

Nach dem Frühstück klärte Kikki die Transportmöglichkeiten. Wir hatten einen Van und eine große Limousine zur Verfügung. Sie rief ihre Freundin Miro an. Die kam und lotste uns in eine wundervolle Badebucht. Die Zwillinge waren zuerst überhaupt nicht mit dem Wasser einverstanden, eindeutig zu salzig. Als sie merkten, dass Saya einfach alleine ins Wasser ging, herrschte schnell Ruhe. Die beiden bekamen Schwimmärmel und wurden an der flachsten Stelle im Wasser bewacht.

Am Schluss waren Saya und Sara von oben bis unten mit nassem Sand bekleckert und die Zwillinge hochzufrieden und hungrig, was sie mit erneutem großem Geschrei verkündeten. Saya hatte für jeden ein Gläschen dabei.

Wir verzogen uns früh wieder ins Hotel, für den ersten Tag reichte es. Die Sonne brennt hier halt doch noch intensiver als in Italien. Auf unserer gemeinsamen Terrasse hatten wir genug Schatten, eine leichte Brise vom Meer, machte es darüber hinaus sehr angenehm.

Langsam verschwand aber alles in die Zimmer. Die innere Uhr musste noch umgestellt werden, das dauert ein paar Tage.

Es war mit dem Hotel abgesprochen, dass wir um Sechs, die uns zur Gewohnheit gewordene Cocktailstunde bekommen. Die Hotelküche bereitete leckere Häppchen, die Butler versahen ihren Dienst und das Mädchen machte sich nützlich. Sie kümmerte sich vor allem um Mom, Kikki, Gerlinde, Kim und Lis – die Damen der vorderen Suiten.

Pop und ich, waren für sie nur die zahlungswilligen Bosse. Nun jedenfalls war es soweit, Cocktailstunde.

„Ich bin mir selbst böse, dass ich noch nie den Wunsch verspürte auf Hawaii zu sein“, sagte Mom unvermittelt. „Man muss es einfach erlebt haben. Mallorca fand ich schön, Jamaika fand ich toll, aber Hawaii ist schlichtweg der Himmel. Der kann höchstens noch in Variationen geändert werden — hier passt einfach alles. „

Die meiste Zustimmung bekam sie von den Eulen.

Für Lis, Kikki und mich, hatte Hawaii noch einen völlig anderen Stellenwert: Es war die Heimat von Pele, der Feuergöttin.

Kikki brachte es schnell auf den Punkt: „Klara, ich denke wir werden uns zuerst mit der Geschichte der Insel beschäftigen. Ich habe da eine Adresse in Honolulu, und eine in Kona, auf Big Island. Dort werden wir die Fühler zuerst ausstrecken. Ich habe herausbekommen, dass es vor allem auf Big Island einige Stellen gibt, die wir unbedingt sehen müssen.

Ich habe uns dort einen Wagen gemietet, mit einem Fahrer und seinem Großvater, einem alten Hawaiianer der sehr erfahren in der Geschichte seiner Heimat sein soll. „

„Das ist ja prächtig. Kikki, auf dich ist wieder mal Verlass. Wann ziehen wir los?“ Mom war jetzt schon begeistert.

„Paul wird am Montag sein Seminar beginnen, ich denke wir warten den ersten Abend ab; wir müssen doch wissen, ob alles so klappt, wie er es sich vorstellt.

Am Dienstag ziehen wir dann los. Ich habe eine Suite für uns bestellt. Oder möchtest du lieber alleine …“

„Blödsinn, meine Liebe. Wenn du ein Mann wärest, dann würde ich mir vielleicht Gedanken machen. “ Mom lachte schallend und verjagte dabei die Vögel. Aber nur kurzfristig.

Das Hotel hatte angeboten ein Netz über die Terrasse zu ziehen, eine andere Abwehr der Vögel war nicht erlaubt. Wir einigten uns, dass das Buffet im Esszimmer angerichtet wird, denn die Türe ist durch einen Vorhang geschützt.

Wer seinen Teller alleine lässt, ist selber schuld. Damit waren alle einverstanden. Diese bunte Schar frecher Vögel ist halt auch eines der Dinge, die einfach zu Hawaii gehören. Pop fand aber auch dazu eine Lösung: von seinem Spaziergang, über den International Market, brachte er ein paar Siebe mit, wie sie gerne von Kindern am Strand benutzt werden. Über den Teller gestülpt, machte es diesen, zum Entsetzen der Vögel, einbruchsicher. Das Geschimpfe war dementsprechend. „Ein Stuttgarter wird sich doch nicht das Brot vom Teller nehmen lassen“, kommentierte es Pop gelassen.

*** Sonntag kamen Eduardo Esmeraldo und James Bald. Gerlinde wurde gar ein wenig rot, als sie James die Hand schüttelte. Der war allerdings nicht so schüchtern, von ihm bekam sie einen Kuss. Wenn auch nur auf die Backe. Dann küsste sie aber saftig zurück.

Wir besprachen, was zu besprechen war. Unser Einsatzort war längst klar, eine kleine Halle wurde leer geräumt, und danach passend eingerichtet, um unserem Unterricht zu dienen.

Ein wenig erinnerte es mich an die Turnhalle von Jalta.

Models gab es reichlich, wir besprachen nur noch den vorgesehenen Einsatz. Für den ersten Tag hatte ich Sara und Saya verpflichtet. Die kennen sich inzwischen einfach aus, mit den üblichen tölpelhaften ersten Versuchen der Studenten. Ich stellte Pop vor, der freundlich begrüßt wurde, später natürlich auch den Rest meiner Familie. Mein Team kannte Eduardo ja schon. Das Geschäftliche war bald besprochen.

Wir plauderten noch ein wenig über dies und das, dann waren wir wieder alleine. Gerlinde hatte sich James zu einem Spaziergang geschnappt. Zum Cocktail waren sie wieder da. Gerlinde hatte rote Bäckchen, als sie mich fragte, ob James am Abend denn mit zu Gordon und Abbi, zum Abendessen, könne.

„Auf James kommt es nun auch nicht mehr an. Du scheinst dich also für einen Test entschieden zu haben, meine Liebe?“

„Haben wir.

Wir wollen eine Woche persönlich etwas näher bekannt werden, danach steht zur Debatte, ob er bei mir im Zimmer schläft“, lächelte Gerlinde versonnen. „Wenn wir uns drei Jahre Zeit geben, muss nicht alles in den ersten drei Tagen geschehen. Im Übrigen, während des Unterrichts wollen wir etwas Abstand halten. Ich spreche deshalb auch noch mit den Eulen, die ja doch mitbekommen, was da läuft. Es darf keinesfalls der Eindruck erweckt werden, James würde bevorzugt oder etwas in dieser Richtung.


„Das ist eine gute Idee, so geht ihr auch unnötigem Tratsch aus dem Wege. James ist auf alle Fälle ein gerngesehener Gast. „

Gerlinde schnappte sich der Reihe nach unsere Eulen. Die fanden es ganz erfreulich, dass Gerlinde sich einen Freund an Land zog und versprachen volle Diskretion. Auch mit dummen Bemerkungen würden sie sich zurückhalten. Das war Gerlinde sicherlich ganz lieb. Am Abend war der erste Besuch im Ahi-Ahi vorgesehen.

Das kleine Restaurant von Gordon und Abbi lag Ecke Kaiulani und Ala Wai Boulevard, also nach hinten hinaus, zu den Bergen. Ein gepflegtes Wäldchen versteckte fast das kleine Haus. Drinnen gab es einen großen Raum mit kleinen Tischen und gemütlichen Stühlen. Abbi zeigte Kikki später, dass man den Raum, durch typisch japanische Raumteiler, in bis zu 5 kleine Separees teilen kann. Am Eingang zum Restaurant gab es eine kleine Bar, an der man sich gut aufhalten konnte; auch um auf einen freien Platz zu warten.

Zwei Tische konnten notfalls zusätzlich zum Essen genutzt werden.

Fünf entzückende Japanerinnen, in bunte Kimonos gekleidet, erwarteten uns. Sehr tiefe Verneigung. Dann kam auch schon der Chef und Abbi aus der Küche. Wir wurden von Abbi und den Mädchen an unsere Plätze geführt. Kikki ging mit Gordon in die Küche. Es sah nach Inspektion aus, dokumentierte aber nur den Stolz, den Gordon auf sein Reich hatte. Kikki kam bald zurück, in ihrem Gesicht sah ich, dass sie äußerst zufrieden mit dem Gesehenen war.

Wir wurden mit warmem Reiswein versorgt. Dann gab es die Speisekarte, in wunderbarer japanischer Kalligrafie. Auf der Rückseite war die Übersetzung. Das Menü des heutigen Abends. Der erste Gang versprach einen besonderen Genuss. Lis hatte es sofort entdeckt, als ich noch die Kalligrafie bewunderte. Es gab Fungi. Zuerst allerdings kam noch eine Brühe, sie sah aus als sei es Wasser, in dem ein paar hauchdünne Pilzscheiben schwimmen. Sie war jedoch einfach köstlich.

Brühe von Fungi.

Dann kam der Fungi, traditionell auf schwarzen Porzellanplatten; die dünnen Streifen zu einem auffliegenden Kranich angeordnet. Wir hatten es ähnlich schon auf unserer Hochzeitsreise gehabt. Das Arrangement von Gordon war jedoch noch besser. Da ich davon erzählen kann, war der Fungi auch nicht giftig. Er ist halt wirklich der tolle Fischkoch, als welchen ihn uns seine Frau Abbi annoncierte.

Wie zu erwarten, war Mom hin und weg.

Für Schönheit hat sie ein besonderes Gespür. Pop fragte, fast schüchtern, ob das denn zum Essen sei. Dann bemühten sich alle, mit japanischen Stäbchen zu speisen. Pop und James nahmen später die Gabel. James wurde sie von Gerlinde wieder abgenommen. Er hätte das gefälligst zu lernen.

Ich weiß nicht mehr, wie viele Gänge kamen. Alles leichte Gerichte. Ahi war auch dabei, der in diesem leichten Omelett, wie wir es im Frühjahr schon hatten.

Zum Nachtisch gab es, neben frischem Obst, so eine Art Baklava, ebenfalls mit vielen Pistazien, er war nur nicht so klebrig und nicht so süß. Er war in Reismehl gewälzt, das machte ihn etwas unscheinbarer als er war.

Alle waren hochzufrieden. Pop wurde sogar satt und James benahm sich für einen Amerikaner einwandfrei. Er konnte mit Messer und Gabel essen, was wir schon damals in L. A. feststellten. Ich zweifle allerdings, ob ihn Gerlinde sonst mitgenommen hätte.

Kikki war sehr von der Atmosphäre und natürlich von der Qualität beeindruckt, nicht nur des Essens, auch von der hervorragenden Bedienung durch die jungen Mädchen. Sie sprach mit einer von ihnen, die brachte sie in irgendein Nebengelass. Miro Kasuko flüsterte mir zu, Kikki würde sich jetzt umziehen und uns dann mit einem japanischen Frühlingslied erfreuen. So war es auch. Kikki sah einfach prächtig aus als sie eine Art Laute spielte und uns vorsang.

Gut, japanischer Gesang ist nichts für jedermanns Ohren, aber Kikki kannte den europäischen Geschmack gut genug, um etwas für unsere Ohren Wohlklingendes herauszusuchen und das Ambiente passte hervorragend. Der Applaus dankte es ihr, sie wurde vor Freude sogar richtig rot. Vor allem Pop, der zwischen ihr und Mom saß, überhäufte sie mit Komplimenten, die sie offenbar arg verlegen machten.

Es war ein gelungener Abend, der richtige Einstand für die harte Arbeit die uns allen bevorstand.

Die meisten verschwanden früh in ihren Zimmern, auch James verabschiedete sich früh. Saya schlief bei den Zwillingen, sie hatte Wachdienst. Beim nächsten Essen wird sie mit Sara tauschen. So hatten sie es unter sich ausgemacht.

*** Montag. Zuerst kam die allgemeine Vorstellung. Verblüfft war ich allerdings, dass wir mit einem tobenden Applaus begrüßt wurden. Der kam nicht von ungefähr – die Girlfriends und Marry Me! hatte einen gewaltigen Anteil daran.

Wie sich noch herausstellte, waren zwei der Fotografen sogar in regem Briefwechsel mit zwei Mädchen aus Italien. Ungewohnt war für uns, dass so wenig Weiblichkeit dabei war, von 24 Seminarteilnehmern waren nur fünf Frauen. Alle fünf wollten als Standfotografin arbeiten und später als Freischaffende; wie Gerlinde und ich. Am liebsten natürlich ebenfalls für eine Zeitschrift. Für den Verlag am liebsten, wie ich noch hören sollte.

Pop wird täglich, wie gehabt, eine Doppelstunde unterrichten: Theorie und Rechtskunde.

Er hatte sich noch in Italien schlau gemacht, was es in den USA da Anderes zu beachten gibt. Mit dem Rechtsberater der Esmeraldo Studios führte er vorweg einen ausführlichen Briefverkehr. Da gab es so einiges, was auch mir neu war, wie das Alter der Models; achtzehn, teils einundzwanzig, mit Papieren nachgewiesen, sonst konnte es Ärger geben. Nun, Pop wusste sehr genau Bescheid und vermittelte sein Wissen an die Fotografen. Seine Aufgabe war es auch, den Sittenkodex, den wir, für uns in Italien, aufgestellt hatten, weiter zu geben.

Wir gingen nicht soweit ihn unterschreiben zu lassen, der Rausschmiss war aber jedem sehr bewusst. Pop kennt da kein Erbarmen und als echter Professor, hatte sein Wort Gewicht. Wir hatten zwar keinen einzigen Studierten dabei, Respekt vor Lehrer haben Amerikaner aber allemal.

Dann war ich dran. Ich beschrieb erst in groben Zügen meine Technik. Sicher, die Theorie kam aus den USA, aber ich habe sie doch stark ausgefeilt und erst mal praktikabel gemacht.

Ich habe inzwischen auch dynamische Portraits und Stimmungsbilder integriert. Das war für Girlfriends und Marry Me! einfach nötig, um die richtige Atmosphäre zu schaffen.

„So ganz verstanden habe ich es immer noch nicht“, gestand ein Fotograf, nachdem ich die Grundlagen vorgetragen hatte. „Mit der Filmkamera kann ich Bewegung doch viel besser darstellen. Fotografie ist da heute doch nur ein Notbehelf. Wie es mal die Schellackplatte, für die Musik, war. „

Genau dieses Argument hatte ich schon oft gehört.

Ich war gewappnet; meine Eulen hatten hervorragende Vorarbeit geleistet. Ich winkte, sie zeigten einen Superacht-Film. Es war eine Produktion des Hauses Esmeraldo, in ausgezeichneter Qualität; eine Kopie des Filmes, zu dem ich damals in L. A. die Standbilder machte. Dann reichte ich Bilder herum, die Doris aus dem Film kopiert hatte. Wer so etwas jemals gemacht hat, der weiß genau, wie schlecht solche Abzüge im Allgemeinen sind, meist absolut unscharf.

Nach wenigen Minuten, brach Doris, auf einen weiteren Wink, den Film ab; es sollte ja kein unterhaltsamer Filmvormittag werden.

„Nun meine Damen und Herren. Ihr habt den Film gesehen und nun seht ihr die Papierbilder. Was haltet ihr von der Qualität?“

„Scheiße“, kam es von George, dem zweiten Fotografen, den wir aus L. A. kennen. „Insoweit muss ich allerdings Dean Recht geben, wenn ich den Film habe, brauche ich die Papierbilder nicht. “ Dean ist der, der es immer noch nicht verstand.

„Einverstanden“, gab ich zu.

„Was meint ihr, könnt ihr mit diesen Bildern aber wohl Werbung für den Verkauf des Filmes machen? Was nützt euch der Film, wenn ihr keinen Projektor habt? Meint ihr, Zeitschriften seien überflüssig? Sicher, so viele Leute gibt es nun auch nicht, die eine Pornozeitschrift lesen. Aber was ist da mit Girlfriends, mit Marry Me! Um nur einmal zwei Beispiele zu nennen. Was meint ihr, könnt ihr euch einen Film eurer Liebsten auf den Nachttisch stellen oder ist es praktisch einen Projektor mitnehmen, wenn ihr auf Geschäftsreisen geht? Redet doch bitte keinen Unsinn.

Filme sind schön und gut, ein aussagekräftiges Bild ist mit Sicherheit viel besser — vor allem, wenn es gut gemacht ist. Es ist eine alte Weisheit, dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte. “

Ich ließ nun Abzüge meiner Standfotos von damals verteilen. Gleichzeitig ließ ich den Film nochmals laufen. „Nun, meine Damen und Herren, versucht mal festzustellen, was die junge Frau da für einen komischen Fleck am Bauch hat.

Ja, ihr habt Recht, es ist ein Tattoo. Auf den Bildern seht ihr mehr, ihr könnt es sogar lesen. Jonathan scheint ihr Geliebter zu heißen. Oder hat sie ihre Muschi so genannt? Nun hört zu … richtig, sie stöhnt aus Wollust. Und? Ihr hört es, es ist später eingespielt, wie wir alle wissen. Nun seht euch Bild 2 an. Hört ihr es da auch? Nein, hören nicht, aber ihr seht es. Wer es nicht sieht, der muss Tomaten auf den Augen habe.

Aus den hinteren Reihen hörte ich ein wollüstiges Stöhnen. „Ich sehe es und kann es ihr sogar nachfühlen“, kam eine weibliche Stimme dazu. „Im Gegensatz zu Dean, bin ich schon lange überzeugt davon, dass ein Standbild sehr viel mehr Dramatik als eine ganze Filmsequenz haben kann. Deshalb bin ich ja hier. Mein Name ist übrigens Josie Stockman“, stellte sie sich vor.

„Danke, Josie“, freute ich mich.

„Ich bin sicher, wir werden auch Dean davon überzeugen, dass die dynamische Fotografie ihr Gutes hat. Ich nehme mal an, ihr wollt im Enderfolg alle Kameraleute werden. Verständlich, es bringt das meiste Geld. Nun überlegt mal. Die Filmkamera steht immer statisch still. Gut, es gibt Fahraufnahmen, trotzdem ist die Kamera immer fixiert. Sie darf nicht wackeln. Ich bin sicher, ein Kameramann hat sich aus diesem Grund auch angewöhnt, statisch zu denken. Das Objekt hat sich gefälligst zu bewegen.

Hier kommt die dynamische Fotografie ins Spiel. Ihr werdet lernen ein Objekt ganz anders zu sehen, das Motiv anders aufzufassen. Mit dem dabei Gelernten, werdet ihr, erst einmal hinter der Filmkamera, diesen Blick nicht vergessen. Es liegt dann an euch, euere Erfahrung mit der dynamischen Fotografie einzubringen. Nun, Dean, noch Fragen?“

„Ja, die Wichtigste! Wann fangen wir an? Ihr habt mich überzeugt, ich wollte ich hätte so ein scharfes Bild von meiner Frau dabei.

Wenn ich auf sie selbst schon verzichten muss. “ Er sagte noch etwas, das ging jedoch im allgemeinen Gelächter unter. Für eine witzige Bemerkung schien mein neues Publikum empfänglich.

Ich stellte noch schnell die Eulen vor, dann gingen wir ins Freie. Dass Mitarbeiter des Studios in der Nähe waren, störte nicht; wir waren im Gelände eines Pornostudios. Sara machte sich bereit, ich schoss eine Sequenz von ihr, um alles nochmals zu dokumentieren.

Marianne und Petra stellten sich ebenfalls zur Verfügung. Meine Eulen haben da längst keine Hemmungen mehr, wenn es um die Arbeit geht. Die Höschen blieben sowieso alle an, sonst machten sich die Mädchen jedoch einen Spaß, meine Probanden arg in Bedrängnis zu bringen.

Diesmal wurden alle umgerannt. Alle rächten sich auf ihre Wiese: die Schüler rannten rückwärts gegen einen Baum, stolperten über Einzäunungen oder dem Kollegen ins Bild. Natürlich von meinen Girls dazu verführt.

Sie kannten sich aus im Wurstkessel.

Es dauerte zwei Stunden, bis ich das Chaos in ruhigeren Bahnen hatte. Ich hatte selten einen derart turbulenten Anfang, aber auch selten eine so disziplinierte Gruppe, die sich selbst voll in Griff bekam. Um Vier waren wir durch. Während der Lagebesprechung wurden die Bilder entwickelt, die Besprechung der Ergebnisse wurde auf den nächsten Tag verschoben. Inzwischen war es Fünf und alle gut geschafft. Wir arbeiteten fast ohne Pause, nur ein Sandwich wurde zwischendurch reingeschoben.

Wohlverdienter Cocktail um Sechs. Pop war heute schon früher im Hotel, die Zeit der Aufsicht, wenn Gerlinde und ich Fotos für den Verlag machen, die kommt frühestens am Donnerstag. Solange waren wir noch alleine gefordert. Er hatte den Nachmittag damit verbracht, zu versuchen ein paar Surfer in Ölkreide zu bannen. Nun bat er mich, ihm doch morgen ein paar Fotos zu schießen, dann könne er auf der Terrasse in aller Ruhe malen.

Gerlinde bot an, es für ihn zu tun, ich hätte jetzt bestimmt den Kopf voll damit, wie ich unsere Chaoten morgen beschimpfen könne. So schlimm fand ich unsere Schüler nun aber auch nicht, bei den letzten Filmen erwarte ich schon gute Ergebnisse. Ich bat aber Pop, doch noch ein wenig Theorie über die fotografischen Grundlagen einzufügen. Die Autodidakten hatten offensichtlich Probleme mit der einfachsten Grundeinstellung.

Mom und Kikki waren zufrieden, dass alles bei uns klappte.

Zumindest in den Grundzügen. Sie gingen heute früh zu Bett. Morgen wollten sie mit dem ersten Flug nach Big Island. Um Fünf.

Ich ging mit meiner Truppe runter an den Strand. Wir hatten es uns verdient. Abendessen gibt es um Acht, Zeit war also genug.

Am Mittwoch hatte sich bereits herausgeschält, wer die Elite der Fotografen sein wird. Gerlinde meinte, es sei eigentümlich, dass die, die am ersten Tag bereits an der Diskussion aktiv teilnahmen, da gehörte auch James und George dazu, ganz offensichtlich auch Kandidaten für eine Eins seien.

Auch Josie und Dean. Für uns stellte sich nun die Frage, wer wohl für den Pas de Paul in Frage kommt. Diese Übung schien uns für die Amerikaner von großer Wichtigkeit. Ich rief Miro an, die konnte helfen. Zu einer akzeptablen Tagesgage beschaffte sie uns am nächsten Tag vier japanische Balletttänzerinnen.

Am Freitag setzten wir überraschend eine Prüfung an. Pop und ich wollten es kaum glauben; dieser technische Trick hatte voll funktioniert.

Wenn wir unsere alten Daten zugrunde legen, werden wir als schlechteste Note eine Drei haben. Ich nahm mir den jungen Mann vor, er verstand genau, auf was ich rauswollte. Ich verriet ihm dann noch meinen Trick mit den Tauben, mit dem ich vor Jahren übte. Ich empfahl ihm den Kuhio Park, dort gibt es Hunderte davon – Vogelfutter nicht vergessen.

*** Am Freitagabend waren Mom und Kikki zurück. Sie barsten vor Erzählerdrang.

Für Mom war es das erste Mal, dass sie auf eigene Faust das Abenteuer einer Recherche unternahm. Auf fremdem Boden versteht sich. Zu Hause, wenn die Opfer bei ihr antanzen, das zählt nicht. Auch nicht, dass sie damals mit zu den D-Girls kam.

„Also Kameha (der alte Hawaiianer), der ist eine wahre Fundgrube. Sein Sohn ebenfalls, der hat leider nicht so das Gespür für das, was wir suchen. Er ist mit seinen Gedanken zu sehr in der Jetztzeit“, erfuhren wir während des Cocktails von Mom.

Dann prasselten auf uns Fakten und Daten der Geschichte nieder. Was Mom nicht gleich einfiel, holte Kikki nach. Die Backen der beiden glühten vor Eifer und ihre Augen blitzen vor Freude, doch so viel erfahren zu haben. Der Rest hörte aufmerksam zu. Lis besonders, als die Geschichte von Pele offenbart wurde, der Feuergöttin, die der Sage nach, im ständig glühenden Feuertopf der Ureinwanderer, mit aus Hawaiki kamen. Das muss eine Insel in der Nähe von Tahiti sein.

Mit kleinen Booten trotzten sie dem Meer. Pele, so vernahmen wir, nahm sofort vom Vulkan Haleakala Besitz. Dem Haus der Sonne. Erst später wanderte sie nach Big Island aus, nach dem der Haleakala erloschen war. Ihre alte Heimat Maui hat sie aber nie vergessen. Auf Big Island wurde sie nie gesehen, auf Maui des Öfteren. Lis und Kikki sind bereit das zu beschwören, wie wir wissen.

Wir hörten auch die Geschichte von König Kamehameha bis zur Königin Liluiokalani.

Von der Entstehung des Aloha-Liedes, von den Chinesen und Japanern die angeworben wurden, um Zuckerrohr und Ananas anzubauen. Die Zwei wussten alles, was wichtig war und, sie konnten sogar die Namen aussprechen. Die klingen manchmal schon recht eigentümlich, im Hawaiianischen wird jeder Vokal getrennt ausgesprochen. Manchmal klingt es wie Stottern.

In der nächsten Woche war das Museum in Honolulu dran. Dokumente sollten dort gewälzt werden, um ihr Wissen zu bestätigen und zu vertiefen.

Kim meinte, sie freue sich schon auf den Roman; wenn der mit Sicherheit auch sehr viel dicker würde, wie die üblichen Romane von Mom.

Das Wochenende verbrachten wir in einen Beachpark, zu dem uns Miro führte. Sie stand uns jetzt täglich zur Verfügung, meist mit einem Dutzend Models in ihrem Kleinbus. Nicht nur Japanerinnen. Sie schleppte uns alles an, was Wäsche von IGDuM tragen, oder auch ohne ins Bild wollte.

Sie hatte lange genug Zeit für die Vorbereitungen und einige Girlfriends und Marry Me! auch die alte Fiesta aus Hawaii tat noch ihre Wirkung. Wir hatten auf alle Fälle Models, die sich wohltuend von den meist vollbusigen amerikanischen Schönheiten im Studio Esmeraldo unterschieden. Mikel werden sie sicher ebenfalls gefallen – für eine europäische Ausgabe.

Samstagabend gab es wieder ein wundervolles Essen bei Gordon und Abbi. Wir avisierten einen Besuch in ihrem Haus.

Meine Weiber wollten natürlich auch das Baby sehen, das von einer Negermami gehütet wird, wenn Abbi mal nicht da ist. Im Restaurant ist sie jedoch selten, da gab es genug Leute zum Arbeiten.

Sonntag war Baden angesagt. Pele und PH hatten sich an das salzige Wasser längst gewöhnt, nicht gewöhnt haben sich die Schlingel daran, dass sie höchstens eine halbe Stunde im Wasser bleiben dürfen. Dann holt sie Saya gnadenlos raus.

Das Geschrei war jedes Mal mörderisch. Eine halbe Stunde Pause verging zumindest, bis sie wieder rein durften. Diese Zeit überbrückten sie mit futtern, dann mit spielen im Sand. Bald wurden dann ihre armen Mitmenschen belästigt. Mit Sandwerfen und ähnlich schönen Dingen.

Ich nahm PH einmal auf die Schulter und ging mit ihm tief ins Wasser. Eine Welle überrollte uns. PH kreischte — aber nur aus Vergnügen. Pele war beleidigt, weil sie nicht mit durfte.

Sie machte echte Randale am Strand, bis Pop ein Einsehen hatte. Gut war es erst, als der noch weiter mit ihr rausging als ich und sie ebenfalls von einer Welle erwischt wurden. Saya gluckte derweil aufgeregt am Strand.

Zwischendurch gab es genug Zeit, den einen oder anderen Film für Mikel durchzuziehen. Models gab es reichlich. Auch Kikki stellte sich unerwartet meiner Kamera. Sie meinte, da hätte sie jetzt einfach Lust dazu.

Ich sollte es abends merken. Auch Gerlinde stellte sie sich – und sogar James, der mitkam, durfte seine Kamera benutzen.

Am späten Nachmittag fand Kim einen heißen Badeanzug in einem der kleinen Läden. Sie, die eigentlich nie so was trägt, war so begeistert davon, dass sie ihn sogar zum Cocktail auf der Terrasse trug. Er konnte knapp als Bekleidung durchgehen. Zumindest verdeckte er ziemlich, was vom Baden her ja doch jeder kannte.

Nun, auch Kim wird älter, dachte ich. Dass sie den Badeanzug aber als einzige Bekleidung beim kommenden Luau vorsah, das bedachte ich da noch nicht. Dass sie darin fotografiert werden wollte, nun gut, das war mein geringstes Problem. Da sie streifenfrei braun ist, sah sie sogar wirklich gut aus, auch wenn ich ihr Haar zu lang und dessen Farbe zu hell fand. Kim gefiel sich damit. Sie wirkte fraulicher und irgendwie etwas mehr europäisch.

Nur an den Augen ahnte man noch ihre Herkunft.

Am Abend kam Kikki ins Bett. Plötzlich hatten wir ein kleines Problem, sie schlief ja mit Kim zusammen, hatte heute aber Lust auf mich. Wir wollten das letzte freie Zimmer nutzen, das war aber bereits von einer Eule belegt. Obwohl, es können sehr wohl auch zwei Eulen gewesen sein, die gib es scheinbar öfters im Doppelpack, nach ihrem japanischen Abenteuer. Im anderen Zimmer schlief Miro, sie wollte nicht mehr nach Hause, es war spät geworden.

Nun, Kim blieb einfach bei Lis und ich ging mit Kikki in deren Zimmer. Morgens kamen wir dann wieder ins Familienbett. Die seltenen Wünsche von Kikki hatten auf alle Fälle Vorrang. So richtig gierig war sie nicht, sie hatte einfach das Bedürfnis nach viel Zärtlichkeit. Die hätte sie auch im Gemeinschaftsbett haben können, im Laufe der Nacht wurde es dann halt doch mehr. Ich erfuhr bei der Gelegenheit, dass sie sich einen der jungen Männer im Frauenhaus auserkoren hat.

Einmal in der Woche stehe er ihr zur Verfügung, aber stets in Maske. Sie hat sich arrangiert, sich das Leben so bequem gemacht, wie sie es haben will. Zu was hat man schließlich ein paar Millionen, wenn man nicht etwas davon für sich ausgeben kann.
Am Morgen kam dann unvermeidlich die Frage, wann geht es zum Haus der Sonne? Wichtiger noch war es meiner Frau, wer kommt mit. Die Diskussion weitete sich aus, die Sonne ging schon auf, da sprach ich ein Machtwort: „Ich weiß gar nicht, über was ihr euch aufregt.

Das Ganze ist eine Familienangelegenheit, also kommt die Familie mit. Meine Familie, also du, Kim und die Kinder. Ihr werdet doch in der Lage sein, sie für zwei Tage alleine zu versorgen. Da ihr in Kikki auch so was wie eine Nebenfrau seht, sie auch irgendwie bereits involviert ist, kommt sie ebenfalls mit. Sonst keiner. Vorgesehener Termin: Abflug Freitag, die Nacht zum Sonntag auf den Berg, Sonntagmittag zurück. Wir mieten einen Van und nehmen eine Luftmatratze mit, für die Kinder.

Besorgt genug zum Futtern für sie. „

Mein Machtwort genügte, Kikki bestellten die Zimmer und den Van. Lis ging mit Saya einkaufen, das Team wurde informiert.

*** Die Woche verging, es gab keine Besonderheiten. Ach doch, James ist Dienstag bei uns eingezogen. Gerlinde scheint arg verliebt zu sein. Ich musste sie zweimal anpfeifen, weil sie während der Arbeit träumte. Dann riss sie sich zusammen. Am Donnerstag muss es passiert sein.

Die Zwei lebten nicht mehr auf dem Mond, sondern wieder mitten unter uns. Sie nehmen sogar an der abendlichen Unterhaltung teil. Ich gewann den Eindruck, dass James nicht nur ein guter Fotograf ist, sondern auch ein guter Kumpel. Trotzdem nahm ich mir vor, ihn wegen Gerlinde, bei Gelegenheit sehr ins Gebet zu nehmen. Ich wollte auf alle Fälle vermeiden, dass sie womöglich in irgendein Gefühlschaos gestürzt wird. Man kann ja nie wissen …

Mom und Kikki hatten jeden Abend neue Überraschungen, die sie im Museum ausgegraben hatten.

Wenn das so weiter geht, werden sie und Kikki, Experten für hawaiianische Kultur. Besonders stolz ist Mom darauf, das sie demnächst bei einer echten hawaiianischen Prinzessin eingeladen sind.

Der rote Feuervogel

Freitag, nach der Arbeit; ich schnappte mir meine drei Frauen, meine zwei Kinder, dazu eine mittlere Tonne Gepäck. Wir erwischte in letzter Sekunde noch das Flugzeug nach Maui. Der Flug dauerte gerade mal 15 Minuten. Lis zeigte Kim das Haus der Sonne, aus dem Flugzeug heraus, wir flogen darüber.

In Kahului erwartete uns der bestellte Van. Wir hatten diesmal zwei Suiten in Pauwela, auf der anderen Seite der Insel wie sonst. Das Hotel war angenehm und hatte den Vorteil nur 20 km vom Flughafen weg zu sein.

Unsere Sprösslinge wurden von Lis und Kim abgefüttert, dann maulten sie etwas und greinten kurz nach Saya. Als sich aber Lis zu ihnen legte, bis sie eingeschlafen waren, war schnell Ruhe. Die Lümmel schlafen jetzt Gott sei Dank durch.

Zumindest, bis es draußen hell wird. Ich beschaffte schnell noch einen Babysitter aus dem Hotel, dann konnten wir in aller Ruhe zum Abendessen. Es war überraschend gut. Pauwela ist kein so sehr überlaufenes Touristengetto, hier fuhr man meist nur durch, um nach Keanae und Wailua zu kommen, oder bei einer Inselrundfahrt. Es lag zeitlich günstig, den Lunch hier einzunehmen, was die Touristen weidlich nutzten. Abends waren die Restaurants fast leer, dafür hatten sie dann eine bessere Küche.

Den nächsten Tag verbrachten wir mit einem Besuch des Rinzai Buddhist Tempel. Kikki und Kim freuten sich, dass ich dieses Ziel ausgegraben hatte. Miro hatte mir davon erzählt. Dann gingen wir zum Baden in den Baldwin Beachpark. Das war nun wieder was für die Zwillinge. Auf dem Rückweg nahmen wir irgendwo einen leichten Lunch, dann ging es zurück ins Hotel. Faulenzen, ausruhen, vorbereiten für die lange Nacht. Ich ließ mir von Einheimischen nochmals den genauen Weg beschreiben; mich im Dunkeln zu verirren, fand ich nicht so ganz nach meinem Geschmack.

Recht früh gab es ein leichtes Abendessen. Fisch vom Grill in einer nahen Kneipe. Die Zwillinge aßen mit, wenn sie hinterher auch eher aussahen wie kleine Schweinchen. Also – nochmals in die Wanne. Ich hatte bisher wenig mit dem Aufstand zu tun, den unsere Kinder oft machen, ich hörte nur die Frauen manchmal klagen, was für ein turbulenter Tag das wieder mal gewesen sei. Vielleicht war es einfach nur, weil es neu war, ich hatte auf alle Fälle keine Schwierigkeiten PH und Pele nicht nur in, sondern auch wieder aus der Wanne zu bekommen.

Allerdings war ich danach ebenfalls reif, um zumindest zu duschen. Die Kinder waren erst mal müde.

Wecken um ein Uhr morgens. Die Zwillinge waren sofort dabei, sie spürten wohl, dass es zu einem neuen Abenteuer ging. Während der Fahrt schliefen sie aber in den Armen von Lis und Kim wieder ein. Kikki saß bei mir vorne. Um Vier waren wir am Red Hill, nahe dem Observatorium in über 3000 m Höhe.

Hier kann man parken. Das tat ich natürlich auch, das Auto einfach in die Gegend zu stellen, verbot sich von selbst. Ein Schwabe achtet auf Ordnung.

Ich schleppte, in einem Rucksack, unsere Vorräte und Decken, Kikki die Luftmatratze, bereits aufgeblasen, Lis und Kim hatten je einen Zwilling auf dem Arm. Nach gut einem Kilometer hatten wir den Platz erreicht, an dem wir schon Anfang des Jahres waren. Wir machten es uns bequem und harrten der Dinge, die da kommen würden.

Gesprochen wurde nicht viel. Die Kinder schliefen bald wieder ein, beide mit einem angeknabberten Keks in der Hand.

Kurz vor Sonnenaufgang waren wir plötzlich im dichten Nebel. Es dauerte, bis mir einfiel, dass wir wohl in einer Wolke steckten. Das war natürlich Pech. Vielleicht haben wir ja Glück und die Wolke verschwindet so schnell, wie sie gekommen ist, hoffte ich. Es wurde heller, der Nebel wurde rötlich, dann gelblich. Nein.

Das würde heute wohl nichts werden, mit dem Sonnenaufgang. Leichte Enttäuschung machte sich bereits breit.

Da geschah es: Ein Vogel, einer von diesen knallroten Finken, die wir auch auf unserer Terrasse haben, hüpfte plötzlich aus einem Gebüsch hervor und direkt auf den Arm von Pele. Die zuckte nicht einmal, sondern besah sich die Angelegenheit in aller Ruhe. Ein Lächeln kam in ihr Gesicht, als der Vogel an ihrem recht unansehnlich aussehenden Keks pickte.

„Vogel Hungel“, meinte sie. Das machte PH aufmerksam. „Vogel haben“, wünschte er sich und streckte seinen noch etwas besser aussehenden Keks nach ihm aus. Der Vogel äugte zu ihm hin und hüpfte tatsächlich zu ihm.

PH krähte vor Vergnügen, machte aber keine Anstalten nach dem Vogel zu greifen. Der pickte ein wenig, dann flatterte er zurück zu Pele. Jetzt war diese am krähen. Sie saß auf dem Schoß von Kim.

Ich saß mit Kikki hinter meinen Frauen. Und dann sah ich es in der aufkommenden Helligkeit, der Vogel hatte am Hals grüne Federn. Das hatte ich noch nie bei dieser Rasse gesehen.

„Lis“, krächzte ich mit plötzlich rauem Hals. „Lis, sieh die grünen Federn am Hals. Das muss …“

„Guten Morgen Pele“, reagierte meine Frau sofort. „Darf ich dir, wie versprochen, meine Kinder vorstellen? Der Junge heißt Paul Albert Hosni, das Mädchen Pele, dir zu Ehren.

Sie sind unser ganzer Stolz und wie du siehst, können sie sich auch benehmen. „

Der Vogel äugte zu Lis hin. Dann flatterte er auf ihre Schulter. Er zupfte sie am Ohr und piepste etwas. Nun, die Vogelsprache können wir nicht. Ich fasste es als Begrüßung auf.

„Diese kleine Thai da, neben mir, ist meine beste Freundin Kim“, sprach Lis scheinbar unbewegt weiter. „Ich empfehle sie deiner Aufsicht.

Sie war es auch, die mich bewogen hatte, dir schon vor Jahren ein Opfer zu bringen. Ich denke, du weißt welches ich meine. Das Tuch, erinnerst du dich?“

Bisher war es für mich mehr Zufall, was der Vogel da trieb. Ein frecher Fink halt, wie sie zu Dutzenden auf unsere Terrasse sind. Als er nun aber zu Kim auf die Schulter hüpfte und ihr ebenfalls etwas ins Ohr piepte, kamen mir doch arge Zweifel daran, dass es ein gewöhnlicher Vogel war.

Als er von Kim zu Kikki flog und auf deren Schulter ein kurzes Lied schmetterte, war ich fast überzeugt, als er dann mir ins Ohr piepte, war auch ich sicher. Der Vogel war eine Inkarnation von Pele. Ich verstand sogar das Piepsen: „Du alter Zweifler. “

Der Vogel flatterte von mir aus nochmals zu meiner Tochter. Er hackte an ihrem Keks, bis ein Stück abbrach. Das nahm er sich und verschwand wieder in dem Gebüsch.

Im gleichen Augenblick riss die Wolke auf und gab die Sonne frei. Sie war gerade halb über den Kraterrand geklettert. Ich hörte noch einmal das Piepsen, dann sahen wir alle, wie der Vogel in das Licht der Sonne hineinflog.

Die Wirkung bei meinen Frauen war enorm. Ich bekam beide Kinder in die Arme gedrückt, dann versanken meine Frauen in ein Gebet. Mir blieb nur, den Kopf ebenfalls zu senken. PH und Pele waren mucksmäuschenstill.

Das ist bei Sonnenaufgang absolut ungewöhnlich, vor allem wenn ihre Familie um sie ist. Wir verharrten gut 10 Minuten im Gedenken an Pele. Das mag ein Sakrileg sein, uns war es im Moment piepegal. Pele ist für uns so etwas wie eine Schutzgöttin. Es gibt sicher schlechtere Götzen auf dieser Welt.

Wir wären wohl noch lange so gestanden, aber unseren Wölfen fiel ein, dass es jetzt der rechte Zeitpunkt war um gewickelt, sie rochen schon etwas schlecht, und vor allem um abgefüttert zu werden.

Mit 16 Monaten hat man da noch nicht viele andere Wünsche.

Es wurde nicht viel gesprochen. Ich bekam Pele, frisch gewickelt von Kim, in den Arm gedrückt, dazu ein Fläschchen, das in einer Styroporkiste warmgehalten war. Lis hatte PH. Kim räumte auf, sie hatte einen Müllsack dabei, in den aller Abfall kam. Kikki war ein wenig abseits gegangen. Sie musste wohl der Sonne, dem verehrten Wappen Japans, ebenfalls ihre Aufwartung machen.

Dann wanderten wir zurück. Die Kinder waren satt und sauber, im Van streckten sie sofort den Daumen in den Mund und schliefen noch eine Runde.

Um Acht gab es Frühstück. Ganz langsam kam ein Gespräch auf. Lis war die Erste, die sprach. „Danke für den Besuch. Nun kenne ich deine ganze Familie. Das hab‘ ich wenigstens verstanden. „

„Ich hörte sie auf Thai sagen: gib etwas von der Liebe zurück, die du empfängst.

Es ist nicht dein Schaden“, sagte Kim emotionslos. „Das tue ich doch auch. Pele gibt es also wirklich“, stellte sie dann gelassen fest.

„Tochter der Sonne, du bist auf dem richtigen Weg, wurde mir bedeutet. “ Kikki hatte wieder diese Ruhe in sich, wie beim letzten Mal auch, nachdem sie die Worte der alten Frau als lebe jetzt interpretierte.

Alle Augen blickten auf mich. „Sei immer für deine Familie da, du hast nur sie.

Verstand ich. Zuvor wurde ich aber noch als alter Zweifler beschimpft …“

„Und? Zweifelst du?“, unterbrach mich Lis.

„Wer hatte denn zuerst die Idee, dass der Vogel …“, lenkte ich ab.

„Wir hatten sie wohl gleichzeitig, du meinst wegen der grünen Federn. Da habe ich noch eine Überraschung für euch …“ Sie griff in die Tasche ihrer Bluse und holte … tatsächlich, eine kleine grüne Feder heraus.

„Die hat sie verloren. Ob absichtlich? Ich kann es nicht sagen. Auf alle Fälle kommt sie unter Glas. “

Kim und Kikki betrachteten die kleine Feder achtungsvoll. Ich werde Miro den Auftrag geben einen Ornithologen zu finden, der sich mit den hiesigen Vögeln auskennt. Ich will wissen, ob diese Kardinalfinken, jemals eine grüne Halskrause hatten. Wenn ja … Der alte Zweifler brach nochmals durch.

Die Kinder brachten uns mit mörderischem Geschrei in die Realität zurück.

Sie wollten jetzt zum Baden, was Pele durch ein lautes „Pele Wassa“, bekundete.

Wir ließen uns Badetücher geben und zogen an den Strand. Das nächtliche Abenteuer schien aber doch nicht so ganz an unseren Sprösslingen vorbeigegangen zu sein. Es war PH der nach dem Mittagessen am Strand fragte: „Lote Vogel?“

Wie es sich gehört, waren wir zum Cocktail zurück. Am meisten freute sich wohl Saya, dass sie ihre Lieblinge unbeschadet zurück bekam.

Ob ihnen auch nichts passiert sei, ob sie gut und genug gegessen hätten, ob … Sie nahm die Kinder zuerst mal mit ins Bad, wo sie vom Reiseschmutz befreit wurden. Sie ist doch eine Glucke. Wir werden aber einen Teufel tun, ihr deshalb Vorhaltungen zu machen. Den Zwillingen konnte nichts Besseres geschehen als Saya.

Mom wurde nach dem Cocktail, von meinen Weibern in ihrer Suite, über die Vorkommnisse des frühen Morgen unterrichtet.

Für das ganze Team, war das kein Thema zum auswalzen. Ich bin sicher, in ihrem Roman über Hawaii werden auch unsere Erlebnisse auf dem Haus der Sonne einfließen. Irgendwie.

Wir erzählten beim Cocktail natürlich von der Schönheit der Insel Maui. Gerlinde hatte vor, am nächsten Wochenende, mit James, nach Big Island zu fliegen. Die Eulen hatten die Adresse einer Firma, die, mit alten Militärmaschinen, zu einem akzeptablen Preis nach Maui fliegt und dort eine Rundfahrt nach Lahaina, auf dem Rückweg zur Iao Needle, anbieten.

Sie fragten, ob sie das machen könnten.

Lis und Kikki rieten sehr dazu, schließlich soll unser Team ja auch etwas anderes sehen als nur Oahu, die Insel, die allgemein als Hawaii bezeichnet wird, was aber gar nicht stimmt. Oahu ist die Hauptinsel mit der Hauptstadt Honolulu, während Big Island, die größte und östlichste Insel, eigentlich den Namen Hawaii trägt. Etwas verwirrend, fanden die Eulen beim letzten Besuch. Inzwischen benutzten sie die Namen wie selbstverständlich.

Sie kannten sich auch in den Himmelsrichtungen aus, in denen die Busse fuhren: Ewa, in westlicher Richtung und Koko, in östlicher Richtung, hinter Waikiki.

Marianne bestellten gleich noch, am Telefon, acht Karten für den Ausflug. Als ich dumm fragte, wieso acht, bekam ich auch eine dumme Antwort: „Warum nicht?“ Die Eulen hatten offensichtlich Anschluss gefunden. Urlaubsfreunde, bestätigte mir nach dem Abendessen Doris. Zwei Fotografen aus dem Kurs, ein Techniker und ein Beleuchter aus den Studios.

Alles Junggesellen und sich darüber im Klaren, dass es nur um eine Urlaubsbekanntschaft ohne Nebenwirkungen ging. Ja, alle vier seien auch gesund, ärztlich bewiesen. In Honolulu könne man jederzeit billig getestet werden. Sie würden die Pille nehmen, trotzdem sei ein Kondom vorgeschrieben. Diese kleinen Hexen haben im Übrigen eine völlig neue Masche: Hose runter, sehen lassen. „Das geht sehr einfach, wenn man sich selbst zeigt“, wusste Doris „und das ist wohl das Letzte, vor dem wir Angst haben.

Zumindest nicht innerhalb der Studios. „

Lis, Kikki und Kim bekamen einen Lachanfall, als ich es ihnen am Abend im Bett erzählte. Kikki meinte dann aber doch, in ihrer Situation sei das mit Sicherheit das Beste. Dann sei ein netter Abend auf alle Fälle überraschungsfrei.

Gegenteiliges hörte ich ein paar Tage später von Doris, die mir stets treuherzig berichtet, was es bei den Eulen Neues gibt: „Marianne hatte ein kleines Problem mit ihrem Freund, sie sagte mir, er hätte so schnuckelig ausgesehen, und dann … er wurde größer und größer.

Was ein Glück, dass wir inzwischen schon ein wenig geübt haben. Sie brauchte aber fast ihre gesamte Nachtcreme, bis es passte. Dann wurde es aber wohl doch noch eine heiße Nacht. „

Ich musste natürlich herzlich lachen. „Ein klarer Fall von Denkste. Ich hätte euch geraten die Dinger aufzublasen, um sicher zu sein. „

„Das werden wir auch, falls wir nochmal in die Situation kommen“, konnte Doris auch nur lachen.

„Wer denkt denn aber schon an einen derartigen Zuwachs an Freude?“

Saya war ihrem Alessandro treu, Sara hat sich derzeit einen Gast aus dem Hotel geangelt. Er wohnt, mit einem Freund, zwei Stockwerke unter uns. Ich fürchte sie betreut den Freund gleich mit. Fragen hat keinen Zweck, dass wir es überhaupt wussten, verdankten wir nur einen Zufall; Mom wollte eine Dame, die sie am Strand kennen gelernt hatte, auf diesem Stockwerk besuchen.

Als Mom wieder ging, sie hatte gerade die Türe geöffnet, ging nebenan die Türe auf und Sara kam heraus. Die Dame, die Mom besuchte, wusste mehr. Das Hotel ist zwar nicht hellhörig, lässt man aber die Balkontüre auf …

*** Mit dem Seminar lief alles bestens. Pop wurde jetzt morgens von James im Auto mitgenommen. Das verschaffte Gerlinde und mir Luft, morgens noch ein paar Models, bei uns oben auf dem Flur oder unten am Strand, aufzunehmen, bis wir dran waren.

Für die übernächste Woche hatten wir schon Termine mit hawaiianischen Hausfrauen vereinbart. Nicht nur, müssen Mikel und Willi zufrieden gestellt werden, auch unser Schornstein muss rauchen. Ich wollte ein sattes Polster haben. Der Spruch von Mikel, von wegen des Krankwerdens, hatte mich doch arg aufgerüttelt. Gerade jetzt, in der Aufbauphase, muss genug Reserve vorhanden sein. Nun, zwei Stunden fotografieren, spülte schon ein paar Mark in die Kasse, wie Kim mit Freude feststellte. Sie verwaltet als Kassenwart ja auch meine Arbeitszettel akribisch genau.

Am Samstag besuchten wir Abbi in ihrem neuen Haus. Es war, für ihre Verhältnisse, wirklich ein Prunkstück. Der Garten wirkte gepflegt, das Dach war neu und das Haus war geräumig, wenn auch noch nicht vollständig eingerichtet. John, ihr Baby, war offensichtlich aber ihr größter Stolz, den sie auch entsprechend präsentierte. Er sah nur wenig asiatisch aus, da hatte Abbi wohl mehr durchgeschlagen, aber das Baby war wirklich sehr klein. Kikki meinte, wenigstens das habe es vom japanischen Papa.

Natürlich hatten wir auch Gastgeschenke mitgebracht. Kikki fühlte sich sogar verpflichtet ein geweihtes Amulett, an einer Goldkette, aus ihrem Heimattempel mitzubringen. Das wusste vor allem Gordon, der Vater, sehr zu schätzen.

Wir waren zum Mittagessen eingeladen, zu dem Gordon leider nicht da war. Das Restaurant rief, es war, wie meist, voll ausgebucht. Er hatte aber einen Hilfskoch geschickt, der nun auf dem Grill die leckersten Seefrüchte und Fische für uns zubereitete.

Abbi hatte unter einem riesigen Mangobaum den Tisch gedeckt, ein leiser Wind fächelte Kühlung vom Meer her, es war urgemütlich. Sie hatte da ein einfach traumhaftes Zuhause gefunden, unsere kleine Aborigine.

Wir ließen uns das Essen schmecken, den Wein, den es dazu gab, ebenfalls. Abbi gab ihrem kleinen John völlig ungeniert die Brust, das kannte sie halt so aus ihrer Heimat. Uns störte es sowieso nicht.

Nachdem wir gesättigt waren und das Baby schlief, hingen wir ein Weilchen faul rum.

Kim half Abbi beim Spülen, dann gingen wir ans Meer. Der Strand war nichts Besonderes, aber flach abfallend und sauber. Die Nachbarn an der Seafront waren bei der Arbeit, wir alleine, nichts sprach dagegen, das Badezeugs am Strand liegen zu lassen. Das Einzige was uns später fehlte war eine Dusche. Die war noch im Stadium der Planung, das Restaurant verlangte halt viel Arbeit, vor allem in der Anfangsphase. Ein einfacher Schlauch genügt aber auch.

Der war da, wie uns Abbi demonstrierte.

Für den Freitag hat sich Don Eusebio Esmeraldo, der Vater, angesagt. Sein Sohn hatte ihm wohl berichtet, dass wir mit den Seminaristen gute Fortschritte machen. Wir hatten reichlich im Studio geübt, dabei hatte die Maske uns geholfen, unsere Models gut auszustatten. Mom hatte da ein paar Wünsche, wegen Mädchen in Baströcken, wie sie wohl früher hier üblich waren. Wir hatten auch schon Modeschau geübt.

Die heißen Szenen am Set der Pornodarsteller, waren erst für die letzte Woche vorgesehen. Pop und mir ging es da nicht sosehr um die Motive, wir wollten, dass die Fotografen die notwendige sittliche Reife hatten. Pop drillte sie da mächtig, das Klima auf Hawaii ist aber leider kaum geeignet, für den ungeübten Neuling, eine heiße Show ohne Probleme zu überstehen. Hier konnten wir leider auch unser altbewährtes Rezept, das gemeinsame Nacktbaden, nicht so einfach einführen.

Models nackt am Set ja, sonst war es unerwünscht.

Nun waren wir aber auch soweit, dass wir die Damen und Herrn in die freie Natur lassen konnten, ohne, dass sie durch Nichtskönnen auffallen. Da alle irgendwie motorisiert waren, fiel es uns leicht in der ausnehmend schönen Natur von Hawaii unsere täglich wechselnden Models vor den Linsen agieren zu lassen. Dank der Hilfe von den verschiedensten Seiten, hatten wir auch Gelegenheit Amateure zu fotografieren.

Es war ein Herzenswunsch von Don Eusebio, dass meine Schüler die ganze Bandbreite der dynamischen Fotografie lernten. Er hoffte wohl auch, den einen oder anderen für den amerikanischen Ableger des Verlags anwerben zu können. Mir konnte es nur recht sein, Gerlinde und ich hatten Arbeit genug.
Ich hatte Miro gebeten, uns für den nächsten Tag eine besonders verschwiegene Bucht auszusuchen. Wir trafen uns dort mit Abbi die, zusammen mit einer Hilfe aus dem Restaurant, für unser leibliches Wohl sorgen wollte.

Vom Grill und aus Warmhaltegefäßen. Die Damen und Herren fanden es gut, am Strand zu arbeiten. Die Models auch.

„Meine Damen und Herrn“, rief ich die Gruppe nach dem Mittagessen zusammen. „Heute werden wir uns, für euer eigenes Seelenheil, alle nackt ausziehen und dann eine Runde baden. Alle!“

„Halt“, rief Gerlinde. „Damen an gewissen Tagen können den Slip anlassen. Aber nur diese. “ Gerlinde kennt sich halt aus.

Als Nichtbetroffener, fällt mir so was leider nie ein.

Ich hatte über das Nacktbaden, und dem Grund dazu, schon am Anfang des Seminars referiert. Es gab damals und heute keinerlei Protest. Nachdem die Eulen, Gerlinde und ich uns einfach dranmachten uns auszuziehen, hatten wir plötzlich Mühe vor den anderen ins Wasser zu kommen. Ich denke, die Scheu hatte ihnen plötzlich Beine gemacht. Wie üblich war nach einer knappen halben Stunde alles im Lot.

Unsere Models hatten sowieso keine Probleme.

„Wenn ich Jack bitte, für dich Modell zu stehen, würdest du ihn dann fotografieren? Für mich?“, bat mich Doris unvermutet.

„Ich fotografiere jeden, der es möchte. Er sieht aus, als ob er sich auch hervorragend als One for the Ladies eignet. Frag ihn doch, ob er das möchte. Die andern auch, wenn du dich traust. „

„Er wird sich darüber freuen, obwohl er ja ein wenig schüchtern ist.

Die Amis haben da einen gewissen Größenwahn“, lachte sie und zog los, andere Herren ebenfalls zu überreden.

Zu meiner und Gerlindes Verblüffung waren alle bereit, auch die Damen, von uns fotografiert zu werden. Die Damen hatte Gerlinde wohl schon bei ihrer Rede auf so etwas vorbereitet. Doris, hatte sie mit der Nachbarn-Rede ebenfalls auf die Probleme mit der plötzlich auftretenden eigenen Geilheit vertraut gemacht. Gerlinde und ich machten uns an die Arbeit, die Eulen assistierten, wo notwendig.

Um nicht plötzlich einen Stimmungsumschwung zu riskieren, blieben wir bei der Arbeit nackt. Wir hatten da ja keine Probleme damit, wir waren es gewohnt so rumzulaufen — in Italien.

Die Herren anfangs schon, für die One for the Ladies kam mir das gut zupass. Da hatte ich etwas Nachholbedarf an Bildern.

Nach einer knappen Stunde waren wir durch. Die fotografierten Opfer machten sich sofort ebenfalls wieder an die Arbeit.

Sie fotografierten sich gegenseitig und vor allem keinesfalls schüchtern.

Die Damen waren frech genug, die Herren zu bitten, die inzwischen längst erschlafften Körperteile wieder auf Vordermann zu bringen. Sie zahlten durch eigene Zurschaustellung hemmungslos ihren Tribut. Die Models mitten drin und ebenfalls keineswegs schüchtern. Nun, sie wenigstens kommen ja aus der Branche.

Nach einem Snack um Vier, wurden so ganz langsam die Klamotten wieder angezogen. Normalität kehrte ein.

Josie Stockman kam zu mir und meinte, das sei der beste Unterrichtstag gewesen. Nun wisse sie wirklich, was dynamisch sei. Ob sie das richtig verstanden hat?

Wir wechselten nun täglich zwischen Studio und freier Natur. Dass wir dabei auch viele der Naturschönheiten Hawaiis zu sehen bekamen, hatten wir sicher Miro zu verdanken. Sie gab sich alle Mühe. Zu einer weiteren Fotoserie stand sie mir auch zur Verfügung. Wir hatten alle einen riesigen Spaß, dass es eigentlich harte Arbeit war, wie die Eulen einmal feststellten, das war einfach unerheblich.

Bei einer allgemeinen Aussprache, noch vor Halbzeit des Seminars, stellte es sich heraus, dass niemand irgendwelche Probleme hatten.

„Ich schlafe nachts hervorragend“, erklärte uns George. „Ich fürchtete, so viel nacktes Fleisch könne da schon Schlafstörungen verursachen. Aber keineswegs. Meine Urlaubsfreundin wird auch nicht übermäßig strapaziert. Ich glaube jetzt auch, es ist ein Beruf wie jeder andere. Unsere Pornomodels hatten ja am Anfang so etwas behauptet und ich hatte es arg bezweifelt.

Nein. Ich schlafe gut. „

Alle konnten das bestätigen. Auch die Frauen gestanden, dass sie, vor allem am Strand, als die Herren sich produzierten, schon etwas wild gewesen seien. Es hätte aber nur ihr Verständnis für die Models gestärkt. Und das sei eine fast unbezahlbare Erfahrung.

Diese schlug sich bei allen, in den produzierten Bildern nieder. Auch auf Hawaii wurden nummerierte Filme ausgegeben, die wir immer kontrollierten und mit den Seminaristen besprachen.

Ich wunderte mich übrigens nicht, dass Bilder der Kollegen und Kolleginnen dabei auftauchten, auch zwei der Eulen grinsten da frech aus einem Bett. Dass Sara sich hin und wieder ein paar Mäuse als Model verdiente, wusste ich; seit ihr Freund abgereist ist, scheint sie sich einen der Fotografen geangelt zu haben. Sein Name tut nichts zur Sache, mir war er auch sympathisch. Als Fotograf.

Abends, beim Cocktail im Hotel, in der zweiten Woche, besprach sich das Team, über die Arbeit, die wir hier leisteten.

Pop meinte, er sei sehr verwundert, dass wir auch hier, die Arbeit doch sehr ernst nehmen würden. Er hätte befürchtet, wir würden es etwas lockerer gehen lassen. Voll verblüfft war er, als Doris ihn fragte: „Welche Arbeit?“ Nun, Pop war nie mit auf einer Fotosafari. Dagegen war Hawaii wirklich eher Urlaub als Arbeit.

Wenn ich mir, im Nachhinein, vorstellte, wie viele Stunden wir, Anfang des Jahres, hier am fotografieren waren, dann kann ich den Ausspruch von Doris schon nachvollziehen.

Wirklich Arbeit hatten wir derzeit eigentlich nur morgens, von Montag bis Freitag. Da gab es erst Theorie, wovon Pop auch noch die erste Doppelstunde bestritt.

Dass wir, Gerlinde und ich, in dieser Zeit, hin und wieder vier bis sechs Filme durchzogen — das war eher ein Aufwärmen, wenn es dann für zwei Doppelstunden zu den Studenten ging, um diese, bei ihren Übungsarbeiten zu unterstützen.

Nachmittags ging es meist, wie bereits erwähnt, in die schöne Natur von Hawaii, mal in die Berge, mal an den Strand.

Durchaus auch mal mitten in die Ananas- und Zuckerrohrfelder. Weder Gerlinde, noch ich, oder gar die Eulen, konnten da harte Arbeit darin sehen, wenn wir aufpassten, dass sich unsere Seminaristen nicht zu blöde anstellten. Natürlich mussten wir auch demonstrieren, was wir von ihnen verlangten. Da 20 Minuten mal demonstrativ um ein Model herumzuhüpfen, oder auf mögliche Fallstricke hinzuweisen? Wenn wir uns abends, beim Cocktail, mit den Freunden unterhalten, empfinden wir das doch auch nicht als Arbeit.

Dass wir, nebenbei, auch noch Bilder machten, kam nur unserer Privatschatulle zugute.

Gut, zurück im Studio, im Klassenzimmer, wenn man es so nennen will, wenn dann die Tagesausbeute (meist des Vortages) durchgesprochen wurde, das ähnelte dann schon ein wenig einer Arbeit. Da hieß es, die Sinne beisammen zu haben und den Seminaristen die Leviten zu lesen, wenn sie mal wieder nur Mist gebaut hatten. Um aber ganz ehrlich zu sein — wir waren wohl meist strenger, als der Anlass es gebot.

Pop meinte dazu, zu viel Lob, könne dazu führen, dass die eigenen Leistungsgrenzen gar nicht erreicht werden. Nach einigem Nachdenken, stimmte da sogar Gerlinde zu. Als Frau ist sie halt eher geneigt, etwas durch die rosa Brille zu sehen.

Die Eulen wurden auch nur mäßig belastet. An einem Model, nur im Bikini, das womöglich gerade aus dem Wasser kommt, ist nun mal nicht soviel herumzuzaubern. In der hellen Sonne Hawaiis, waren auch die Beleuchtungsprobleme eher gering.

Dazu kommt, bei den Studenten ging es ja, vor allem in den ersten Wochen, nicht um die Schönheit der Models, es ging um die Qualität ihrer Aufnahme. Wird ein Model schlecht ins Bild gerückt – unscharf, nicht vollständig im Bild, in falscher Pose und was es sonst noch so gibt — dann nützt auch ein noch so gut geschminktes und ausgeleuchtetes Model nichts. Das zu lernen, es zu üben, war nicht unser Problem, es war die eigentliche Aufgabe der Studenten.

Nun, ich will damit natürlich nicht gesagt haben, dass wir ein faules Leben führten — auf Kosten von Don Esmeraldo. Wir brachten hier hauptsächlich unsere große Erfahrung, aus dem Sommer in Italien, ein. Wir hatten jedoch auch, inzwischen, eine recht eigentümlich anmutende Einstellung, zu dem ganzen Schulbetrieb, den wir hier veranstalteten: Er machte, dem ganzen Team, einfach Spaß. Das hätte sich sicher sehr schnell geändert, wenn wir unsympathische, unwillige und womöglich unfähige Seminaristen gehabt hätten; das war aber zum Glück keineswegs der Fall.

Alle, ohne Ausnahme, waren voll des Eifers, was nicht zuletzt wohl auch damit zusammenhing, dass da ganz schöne Preise für die Top Ten ausgelobt waren.

Pop brachte die Angelegenheit aber noch auf einen Punkt, der mir irgendwie aus dem Sinn gekommen war: Unser Seminar war verdammt teuer. Wer auch immer die Kosten dafür übernahm, er wusste sehr genau, dass diese eingespielt werden mussten. Da war es eine Selbstverständlichkeit, dass man es sich nicht leisten konnte, bei der Prüfung einfach durchzufallen.

Da dies jedoch, schon bei der Auswahl der Kandidaten, offensichtlich berücksichtigt wurde, kam zum Glück kein allzu großer Erfolgsdruck auf. Nun, der Konkurrenzdruck war natürlich schon da; ohne den, würde es aber wohl auch keine gute Leistung geben.

Gerlinde fasste es zusammen: „Dank der guten Leute, die uns der Don geschickt hat, hatten wir bisher das Glück, ein tolles Seminar auf die Beine gestellt zu habe. Das gibt auch uns, den Machern, eine gute Chance, in Zukunft noch besser zu sein.

Weder Pop, noch ich — auch nicht die Eulen — konnten da viel hinzufügen. Lediglich Lis, bei dem Gespräch dabei, in ihrer Eigenschaft als Direktoratssekretärin (wie sie sich gerne, lachend, nannte), meinte: „Ich würde mir sehr wünschen, unsere Seminaristen werden wirklich so gut, wie wir sie darstellen, und, ganz wichtig für den Paul Oktober Fotopark, sie werden preisgeben, wo sie es gelernt haben. „

Schon wieder ein Luau

Freitag, Ende der zweiten Woche, war das große Luau zu Ehren von Don Esmeraldo.

Da hing natürlich, bei den Damen, die Frage in der Luft, was ziehen wir an. Morgan, eine der Damen, hatte sich ein Hulakostüm besorgt, mit Kokosnussschalen als BH. Die Hawaiianerinnen trugen sowas wohl nie, bis die Kirche antrat, das Volk zu ihrem Glauben zu bekehren. Nun machte Morgan sich den Spaß, uns das Kostüm vorzuführen. Unausbleiblich wurde sie natürlich darin fotografiert. Die Kokosnussschalen waren, zum Bedauern einiger Damen, leider nicht für alle geeignet. Das hat man nun von einem Riesenbusen, wie es Lis später lachend kommentierte.

Der große Don begutachtete am Vormittag die Leistung der Seminaristen, anhand der Dias. Er nahm sich viel Zeit dazu. Pop stand ihm zur Seite; Gerlinde und ich mussten ja arbeiten. Dass ich mich dabei nicht stören lasse, das wusste er. Pop war ihm aber ein angenehmer Partner, die beiden verstanden sich auf Anhieb. Um Drei tauschten wir, Pop übernahm für mich die Aufsicht, ich ging zum Don.

„Nun Paul, wie erwartet habt ihr ganze Arbeit geleistet.

Die Ergebnisse können sich bereits sehen lassen. Ich frage mich sogar, warum ihr jetzt noch weitere drei Wochen braucht“, meinte er.

„Es gibt da noch viel zwischen Himmel und Erde, was zur totalen Ausbildung einfach noch fehlt. Ich merke fast täglich, selbst meine langjährige Erfahrung wird auch heute noch von neuen Aufgaben überrascht. Ich muss allerdings gestehen, meine amerikanischen Schüler sind, durch die Bank weg, begabter als die meisten Studenten in Europa.

Das hängt ganz einfach wohl damit zusammen, dass alle schon im Beruf standen und genau wissen, wie sie dort vorwärts kommen; nur durch viel Fleiß und durch handwerkliches Können. Sie haben es sich ganz einfach verdient, dieses so gut wie irgend möglich vermittelt zu bekommen. „

„Und wie machen sich meine Zwei, James und George?“

„Sie sind unter den Besten, es wird allerdings sehr schwer werden, eine ehrliche und jedem gerecht werdende Auswahl zu treffen.

Zu ihrem Pech, ist die Leistung aller, sehr dicht beieinander. Auf der guten Seite, wohlgemerkt. „

Ich erzählte ihm von unserem Test mit dem Pas de Paul, und von der Sonderprüfung in Neapel mit den Mädchen für Marry Me!

„Marry Me! Das ist wahrhaft und zugegebenermaßen, der totale Hit“, sagte er. „Sie haben inzwischen aus den Reserven und den übrig gebliebenen Mädchen eine neue Ausgabe herausgebracht. In einer Riesenauflage und die ist einfach hinwegdiffundiert.

Ich hätte das nie für möglich gehalten. Soweit ich weiß, hat es bereits über zwanzig Eheschließungen gegeben. “

„Wow. Das ist doch weit mehr als ich dachte“, gab ich zu. „Ich hatte mit höchstens mit einem Dutzend gerechnet.

„Dabei hängen Einige noch in der Luft, bei der großen Nachfrage eigentlich schon ein Wunder“, lächelte er. „Aber zurück zum Thema, was können wir denn machen, um klare Ergebnisse zu erhalten? Wenn alle gut sind, spricht das für dein Seminar.

Wir haben aber für die drei Besten, Prämien ausgesetzt. Die nachfolgenden Sieben, sind auch bereits für Sonderaufgaben verplant. Ich denke, da musst du dir etwas einfallen lassen. Du bist der Seminarleiter, hat dein Pop gesagt. Der zumindest muss das ja wissen. “

„Wir werden völlig überraschend eine Sonderaufgabe einführen. Nicht bei der Prüfung, die möchte ich nach europäischem Standard abhalten, sondern irgendwann davor. Ich habe da so eine Idee, die ich vielleicht schon heute Abend umsetzen kann.

Ich bin der Meinung, ein guter Fotograf muss jederzeit gut arbeiten können, auch mitten in der Nacht und nicht mehr ganz nüchtern. Was meinst du dazu?“

„Viel. Von Sonderprüfungen, die das menschliche Verhalten erfassen, halte ich besonders viel. Mach mal. Kann ich dabei irgendwie helfen? Ich werde natürlich keinen Ton sagen. „

Ich ließ meine Idee raus. Don Eusebio konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Er fand meine Idee nicht nur gut, sondern vielleicht auch noch eines Artikels in einer der Zeitschriften wert.

„Ich bin eigentlich ein wenig verblüfft“, musste ich ihm gestehen. „Für mich bist du der ganz große Boss im Blue Movie Geschäft. Nun machst du dich auch noch für den Verlag stark. Wie kommt’s?“

„Mein lieber Paul. Du hast doch miterlebt, was in Italien so läuft. Ich darf nicht vergessen, dass mein Startkapital aus der gleichen Quelle kommt, die dir den Bau deines Fotoparks ermöglichte. Das macht zwar nicht abhängig, aber wenn es da Wünsche gibt, die mir keinen Konflikt zu meiner normalen Arbeit bereiten, warum soll ich da nicht kooperativ sein.

Im Enderfolg hilft das auch wieder mir. „

„Solange es erfüllbare Wünsche sind, spricht auch nichts dagegen dem Freund gefällig zu sein …“, meinte ich nachdenklich. Unsere Vermutung, Anfang des Jahres, dass das Geld, das uns das neue Grundstück des Fotoparks einbrachte, da aus gewissen anderen Quellen stammt, schien also absolut korrekt.

„Wenn sie unerfüllbar sind, egal aus welchem Grund, dann sagt man es und fertig. Eine Erklärung hilft Missverständnisse auszuräumen, notwendig ist sie aber nicht.

So habe ich es wenigstens immer gehalten. Ich bin gut gefahren dabei. „

„Nun, ich werde, auf alle Fälle, deinem Wunsch heute entgegenkommen. Da ja bereits angekündigt ist, dass der Luau für die Seminaristen mit einem Shooting für Bademoden beginnt, hat jeder seine Kamera dabei. Filme nehmen meine Assistentinnen genug mit, auch Batterien für die Blitze. Für den Notfall auch Fotolampen. Ich denke das Theater lassen wir so eine Stunde vor Mitternacht über die Bühne gehen.

Etwas anderes, gleich ist Feierabend, das Luau beginnt um Sieben, darf ich dich zum Cocktail in unseren Räumen im Hotel einladen? Meine Familie würde sich freuen. „

„Ich lebe diese Nacht sowieso nur aus dem Koffer“, lachte Don Eusebio „denn ich wohne bei meinem Sohn. Er wird mir einen Whisky vorsetzen und fertig. Wenn ich Pech habe, hat er womöglich noch einiges an Arbeit zu erledigen, wegen des Luaus, und lässt mich alleine, mit seinem Hund, der mich nicht leiden kann — ich ihn auch nicht.

Ich denke, bei euch geht es da etwas stilvoller zu. Ich nehme das Angebot wirklich sehr gerne an. „

Ich sagte Doris Bescheid, sie möge Lis anrufen und den Don anmelden, dann bat ich sie den Mund zu halten, dafür aber noch 24 Extrafilme, Batterien und zwei Fotolampen einzupacken.

„Zu was das denn?“, fragte sie prompt.

„Tu es und behalte es für dich.

Es gibt eine … Nein, es wäre unfair, wenn irgendjemand es vorher wüsste“, gab ich zurück.

„Ich bin beleidigt“, murrte sie. „Aber wenn er dann zu gut ist, dann fällt es womöglich auf mich zurück. “ Es sind kluge Mädchen.

Der Don fühlte sich bei unserer Cocktailstunde gleich wohl. Es gefiel ihm vor allem, dass er nicht mit blöden Fragen oder Wünschen gelöchert wurde, sondern nur ein Gast war.

Ich hatte ihm vorsichtshalber Saya als Betreuerin verpasst. Sie weiß ganz einfach, wie man mit hochedlen Gästen umgeht. Es brauchte auch keinerlei zusätzliche Erklärung für sie, man sah dem Don seine Wichtigkeit an.

Das Thema ging zuerst darum, wer denn alles mitkommt. Lis entschied, dass sie zwei Babysitter vom Hotel besorgen würde, die könnten sich ja gegenseitig wachhalten, dann könne heute, endlich mal, die ganze Mannschaft losziehen. Sie hätte es sich verdient, vor allem Sara und Saya, sie kämen ja meist zu kurz.

„Es geht noch viel besser“, sagte Kikki. „Abbi bringt ihren Sohn und die Negermami mit. Das ist zuverlässiger als unbekanntes Personal. Ich habe veranlasst, dass ins Gästezimmer ein Kinderbett reinkommt, dann können die Fünf es bis morgen Früh aushalten. “

„Typisch Kikki“, freute ich mich. „Auch außer Dienst, unsere tüchtige Reiseleiterin. “

Wir kamen etwas zu spät zum Luau. Ein Problem war das aber nicht, das Fest würde noch viele Stunden dauern.

Zuerst kam die Pflicht: Nach dem Begrüßungsdrink hetzte ich die Seminaristen los um Bademode zu fotografieren; dann Schnappschüsse einer Party, sie hatten freies Schussfeld und jeder zwei nummerierte Filme. Als die Muscheltrompete zum Essen rief, lieferten alle brav ihre Filme ab, von Doris genau überwacht und ins Filmbuch eingetragen. Meine Eulen halten da unbestechlich auf sehr strenge Ordnung.

Mom und Pop fanden das Luau toll. Hier kommt halt so ganz die hawaiianische Lebensfreude raus.

Sara und Saya ließen sich keine Minute des Vergnügens entgehen, zusammen mit den Eulen waren sie die fleißigsten Tänzerinnen auf der kleinen Bühne. Die Hawaiigitarren schmalzen gar noch schlimmer als die Mandolinen in Italien.

Der Don saß bei Mom und Pop. Kikki saß auch dabei. „Es sind halt unsere Alten“, kommentierte es Lis. Doris wurde von Eugenio angebaggert. Er hatte aber keine Chance mehr, sie hatte sich ihren Urlaubsfreund auserkoren und damit war es gut für sie.

Sie schien es mehr mit der Treue zu halten, als Schmetterling spielen zu wollen.

Viertel vor Elf kam sie zu mir. Es wurde Zeit für die Sonderaufgabe. Ich ließ die Muschel erneut blasen. Alles scharte sich fragend um mich und Doris. Wir waren dran:

„Meine Damen und Herren Seminaristen. Unsere Doris wird euch jetzt, wieder einen, der nummerierte Filme gebe. Prüft euere Kamera, Batterien stehen zur Verfügung.

In wenigen Minuten steht auf Wunsch unseres Sponsors eine Zwischenprüfung an. Es hat keinen Sinn sich dagegen aufzulehnen, sie wird euch fordern aber auch Spaß machen. Die genaue Aufgabe stelle ich euch Punkt Elf. „

Das erwartete Buhrufen blieb aus. Ich erfuhr später, dass solch ein Schreck in der Abendstunde erwartet wurde. Nicht, dass jemand tratschte; es war den Seminaristen suspekt, einfach so zu einem teueren Luau eingeladen zu werden. Dabei war genau das, der ursprüngliche Sinn gewesen.

Es war einmal ein naiver junger Mann …

Dreiundzwanzig Uhr. Um mich scharten sich gut ein Dutzend unserer Models in T-Shirts, Wasserkrüge in den Händen und grinsend.

„Nun eure einfache Aufgabe. Wir veranstalten einen wet T-Shirt Wettbewerb. Hier kommt es nicht nur auf das beste Model an, sondern auch um die besten Fotos. Eure Fotos werden nach Originalität, Schönheit und Technik bewertet. Sie könnten Geld bringen, da der Verlag vielleicht einen Bericht darüber druckt.

Die besten Fotos werden zur Endprüfung herangezogen. Sie können sehr wohl entscheidend bei der Endbewertung sein. Gebt euch also Mühe … ab jetzt!“
Die Fotografen legten ohne zu zögern los, als die Models Wasser über ihre Shirts gossen, und die Zuschauer johlten vergnügt. Pop, Gerlinde und ich kontrollierten, ob alles prüfungsmäßig seine Ordnung hatte. Wie vorausgesagt hatten alle ihren Spaß.

Eine Jury, zusammengesetzt aus Eugenio und ein paar Mitarbeiter des Studios, kürten die ihrer Meinung nach am besten herausgekommenen Models.

Die Siegerin, eine drallere Hawaiianerin, die ihr T-Shirt bereits sehr weit oben abgeschnitten hatte, bekam eine Flasche Champagner und 100 Dollar, die nächsten Zwei jeweils 50 Dollar, der Rest immerhin noch 20 Dollar. Ich war mir sicher, alle waren mehr aus Spaß an der Freude dabei, als des Geldes wegen.

Für die Seminaristen war es Arbeit, sicher. Doch auch hier bin ich völlig sicher, sie hatten ebenfalls ihren Spaß dabei; genau wie alle anderen, unbeteiligten, Zuschauer.

*** Das Fest ging gnadenlos weiter. Pop hatte sich ordentlich satt gegessen, das Schwein aus dem Erdofen hatte es ihm angetan. Nun jammerte er, dass kein Cognac da war. Whisky sei so gar nicht sein Geschmack. Ich kenne ihn nun schon lange und war darauf gefasst; in meiner Fototasche hatte ich welchen, extra für heute Abend beim ABC gekauft. Pop ist ein lieber Kerl, auf einer Party ohne Cognac kann er aber leicht nörgelig werden.

Da gleichen ihm die Zwillinge irgendwie. Nicht wegen des Cognacs natürlich, aber wenn sie etwas nicht bekommen, dann gibt es schnell Geschrei. Lis und Kim schwenkten ebenfalls das Tanzbein, es dauerte nicht lange da wurde ich auch aufgefordert. Wieder einmal hatte ich plötzlich eine unbekannte Verehrerin am Hals, die unweigerlich, leicht angetrunken wie sie war, mit mir nur zu gerne in die Büsche wollte. Ich ging mit ihr zum Baden. Abkühlen. Gefolgt von den Eulen mit ihren Freunden.

Meine Verehrerin verschwand bald darauf und es dauerte nicht lange, da sah ich sie mit einem Anderen den Strand entlang wandern. Ins Dunkle hinaus.

Es war lange nach Mitternacht, als uns ein Bus nach Hause brachte. Pop brauchte meine Assistenz. Er hatte die Cognacflasche fast alleine geschafft. Seine Magenschmerzen vom Essen waren jedoch auf alle Fälle weg, sagte er wenigstens.

Am Morgen war Pop als Erster wach.

Er schimpfte mit den Vögeln, die ihm in Gemeinschaftsarbeit ein Hörnchen klauten. Er hatte sein Sandsieb vergessen, um den Teller zu schützen. Ich dachte, er wolle nur pünktlich zur Arbeit ins Studio und hätte vergessen, dass es Samstag war und damit frei. Weit gefehlt, um Acht klopfte er vehement an unser Fenster:

„Hallo Paul. Willst du nicht aufstehen? Um Neun kommt Don Eusebio. Hast du das vergessen?“

Ich schoss hoch und ging zum Fenster.

„Wenn du mir gestern gesagt hättest, du würdest ihn zum Frühstück einladen, dann wäre ich jetzt fertig. Ich komme aber gleich. “ Ich ging fluchend ins Bad, denn Lis gestand mir, sie hätte es gewusst, aber gedacht, Pop würde es mir auch noch selbst sagen. Nun ja, es war ja noch etwas Zeit. Ich jagte meine Frauen aus dem Bett. Unsere Sprösslinge wurden auch gerade zum Frühstück gebracht. Sie liebten es neuerdings, mit am Tisch zu sitzen.

Erstens war da was los und zweitens fanden sie die hohen Kinderstühle, die uns das Hotel hinstellte, offenbar gut. Da sie sich anständig benahmen (da walte Saya) sprach nichts dagegen.

Der Don kam um Punkt Neun, begleitet von seinem Sohn. Das Studio hatte bereits eine Sonderschicht eingelegt, die Filme von gestern waren entwickelt und vorführbereit. Doris und Uschi fühlten sich gefordert und holten den Projektor. Die Fenster des Esszimmers wurden etwas abgedunkelt, dann ging es los.

Der Don vergaß benahe, sich nebenbei sein Frühstück reinzuschieben. Sein Sohn machte ein glückliches Gesicht. Pop futterte wortlos sein viertes Hörnchen, seine Gedanken waren bei den vorgeführten Bildern. Sie waren durch die Bank weg gut. Die meisten sehr gut und einige waren hervorragend. Unsere Vorhersage traf zu. Gerlinde nickte erlöst, als die Bilder von James kamen; mit einem Bild von Ellen, bei dem alles passte, wurde er Sieger. George war kaum schlechter, Dean und Josie folgten dicht auf.

Zu meiner Freude war Kirk, der ursprünglich für die Drei nominiert war, zu einer Hochform aufgelaufen, die ihn in die Top Ten katapultierte. Ich fürchte, zwei der Einser Kandidaten waren allerdings dem Alkohol zum Opfer gefallen. Nun, so waren halt mal die Bedingungen, und sie galten für alle. Auch wenn sie zu viel getrunken hatten. Vor allem, nachdem ich erfuhr, dass mit einer Überraschung gerechnet wurde.

„Also Paul“, begann der Don, als wir nach einer knappen Stunde die Filme durchhatten.

„Das hätte ich nun nicht erwartet. Die Bildauswahl, die mir Eugenio noch letzte Woche schickte, sprach da eine ganz andere Sprache. Ich meine die Bilder aus den ersten beiden Tagen. Inzwischen haben die Jungs mächtig zugelernt. Eure Lehrmethode scheint wirklich gut und vor allem sehr effizient zu sein. „

„Nun, so sollte es ja wohl auch sein“, erwiderte ich. „Ich möchte aber unbedingt darauf hinweisen, dass die fünf jungen Damen, alle im oberen Mittelfeld sind.

Eine sogar unter den Top Five. Ich denke, diese Erwähnung ihrer Leistung sind sie sicher wert. „

„Aber ja. So habe ich das mit dem Ausdruck Jungs (Guys) auch nicht gemeint. Er umfasst die ganze Bande. Kann ich übrigens die Filme mitnehmen? Ich denke, das gibt einen netten Bericht. „

„Ich schicke sie morgen nach. Zuerst brauche ich Kopien für die Prüfung, die Arbeit muss ja dokumentiert sein, wenn sie bewertet werden soll.

Wir müssen sie auch noch einmal, im wahrsten Sinne des Wortes, unter die Lupe nehmen; nach den Prüfungsrichtlinien. Sonst dürfen sie nicht bewertet werden. „

„Dann bleibe ich einfach noch einen Tag“, entschied der Don.

„Unser Gästezimmer ist frei“, sagte Lis schlicht.

„Dann bin ich auch so frei“, lachte der Don.

Nach dem Mittagessen kam Miro, unsere Expertin für geeignete Strände.

Sie brachte wie üblich einen kleinen Bus mit. Unsere gesamte Mannschaft wollte dringend ins Wasser. Eusebio holte sich von Saya, die auch hier etwas Wäsche verwaltet, eine Badehose, dann kam er einfach auch mit. Ach ja, die Freunde der Eulen fuhren uns hinterher, weil der Bus voll war. James, der Freund von Gerlinde, passte noch bei uns mit rein. Er gehörte schon irgendwie dazu.

Fortsetzung folgt ….

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