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Vorwärts in die Vergangenheit!

Wieder drei ganz kurze Kurzgeschichten zu verschiedenen Themen aus den Kurzgeschichtenwettbewerben des Romane-Forums, wobei — wie üblich — die Wörteranzahl auf 600 begrenzt war. Im März 2013 lautete das Thema „Zeitreise“(KG 1 und 2). Viele Teilnehmer ließen einfach ihre Gedanken reisen, ich machte — eigentlich untypisch — einen Ausflug ins Sci-Fi-Metier. Naturgemäß darf man es da mit der Logik nicht so genau nehmen:

POPPI UND DER ZWERG

© Helios53 III/2013

Sie war dreiundzwanzig und eine Traumfrau.

Ihre opernverrückten Eltern hatten ihr einen Namen verpasst, den sie hasste: Poppea. Natürlich wurde sie ‚Poppi‘ gerufen. ‚Wie passend!‘, dachte sie nun, denn sie poppte unheimlich gern. Auch heute, wo sie mit Tom am Waldsee vögelte.

Guter alter Tom! Sein Schwanz war wirklich eine Offenbarung. Er drehte sie in die Doggy-Stellung und schob ihr seinen Riemen in die klatschnasse Spalte. Nur kurz hielt er inne, dann arbeitete er wie ein Dampfhammer, immer fester, immer schneller, schon bald brachen ihre Dämme und ein Orgasmus nach dem anderen überrollte sie in immer kürzeren Abständen, ehe sie mit einem lauten ununterdrückbaren Schrei zusammenbrach.

Alles wurde schwarz um sie.

Als sie wieder zu sich kam, lag sie immer noch nackt am Seeufer. Verwundert blickte sie um sich. Ihre Kleider, Tom und alles andere waren verschwunden. ‚So ein Scheißkerl!‘, dachte Poppi, ‚und was jetzt?‘ Alles sah ganz anders aus. Der Sand, das Gras, die Büsche, alles war aus Kunststoff. Das flache kiesige Ufer war einer geschwungenen Plastikkante gewichen. Wohin war sie bloß verschleppt worden und von wem? Tom? Trotz aller Veränderungen erkannte sie ihren See dennoch, auch wenn die Fichtenwälder plötzlich zu Palmenhainen geworden waren.

Ihr Herz klopfte wie verrückt. War sie übergeschnappt? Träumte sie?

Poppi kniff sich. Nein, sie war wach. Ihr analytischer Verstand begriff das Unmögliche. Wenn der Ort gleich war, aber die Umgebung vollkommen anders, musste sich die Zeit geändert haben. Wie lange war sie weggetreten gewesen? Wie lange, dass all die Änderungen inzwischen stattgefunden haben konnten? Und wieso lag sie trotzdem noch immer nackt da?

Es dauerte etliche Zeit, bis sie begriff, was unbegreiflich war.

Sie hatte eine Zeitreise hinter sich, wahrscheinlich weit in die Zukunft, denn als hierzulande noch Palmen gewachsen waren, gab es eher Dinosaurier und keine Menschen. Solche sah sie aber etliche, teilweise nackt, teilweise mit pastellfarbenen Umhängen. Woher sie die Gewissheit schöpfte, konnte sie nicht sagen, aber ihr war sonnenklar: Ein galaktischer Orgasmus hatte sie hierher katapultiert, also brauchte sie einen weiteren, um wieder nach Hause zu kommen. Und dorthin wollte sie. Nach Hause. Wie ET.

Sie brauchte einen Mann!

Die nächsten Stunden frustrierten sie. Kein einziger Mann reagierte normal. Niemand zeigte auch nur das geringste Interesse, doch plötzlich saß da einer in einem weiten Umhang auf der Erde. Sein markanter Kopf hob sich zu ihr.

„Wo kommst du denn her, Mädchen?“ Er hob einen Finger an die Lippen. „Schschscht! Ich habe beobachtet, wie du aus dem Nichts materialisiert bist. Du bist nicht aus dieser Welt.

Ich, Rolo, werde dir helfen. “ Erleichtert erzählte ihm Poppi alles.

„Hm, hm, ein Orgasmus? Mit unseren Männern kannst du leider nicht rechnen. Um die Überbevölkerung in den Griff zu bekommen, hat die Weltregierung schon vor siebenhundertachtzig Jahren angeordnet, dass allen Männern und Frauen der Sexualtrieb auf operativem Weg annulliert werden muss. Fortpflanzung findet seither nur noch in speziellen Brutanlagen statt. Ich denke, ich bin der einzige, der dir helfen kann.

Bei uns Zwergen hat man gedacht, dass wir sowieso niemand finden, mit dem wir es treiben könnten. „

Tatsächlich bewegt sich Rolo fort, ohne aufzustehen, denn er war die ganze Zeit auf seinen kurzen Beinen gestanden, führte sie beiseite, sprach: „Nun denn, möge die Lust mit uns sein!“, und präsentierte einen gewaltigen Schwanz, bei dessen Anblick Poppi tatsächlich Lust verspürte. Was hatte sie für eine Wahl? Sie ging auf alle viere, Rolo begann umgehend sein mildtätiges Werk im Stehen.

Er war fantastisch, besser noch als Tom! Und wieder wurde alles schwarz.

Poppi erwachte neuerlich und Tom lag erschöpft daneben. „Ich habe mich an deinen Arsch geklammert“, sagte Rolo grinsend und zog seinen Schwanz aus ihr.

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URKNALL

© Helios53, III/2013

„Verdammte Scheiße!“, fluchte Dr. Mubase.

„Wieso, was ist passiert?“ Sein Assistent und Kumpel, Dipl.

Ing. Stein-Franken blickte irritiert von seinem Monitor auf.

„Ein verdammter Eingabefehler auf der Zeitmaschine. Das ist passiert!“

„Was genau? Können wir es austarieren?“

„Das nicht, aber unser Freund Michael Fuchs ist jetzt ganz woanders gelandet! Er wird ganz normal nach sechshundertsechsundsechzig Sekunden wieder erscheinen. Fragt sich nur, in welchem Zustand!“

„Wie meinst du das?“

„Wir haben uns ausgerechnet, dass er mit dem Koeffizienten 1,001 über die dreizehnte Potenz einen Zeitzugewinn von abgerundet 0,01409 eines Sonnenjahres erlebt und damit von heute an in fünf Tagen und rund drei Stunden landen wird, sich die Lottozahlen besorgt und mit denen zurückkommt.

Dafür hat er in der Zukunft genau acht Stunden und sechsundvierzig Minuten Zeit. Das müsste reichen. Hätte reichen müssen!“

„Und jetzt?“

„Leider ist der Koeffizient statt mit plus 1,001 mit minus 10,01 eingespeist worden, was bedeutet, dass er statt in die Zukunft in die Vergangenheit gereist ist. Und zwar gut zehn Billionen Jahre!“

„Aber damals hat noch nicht einmal das Universum existiert!“

„Genau! Er landet zehn Billionen Jahre vor dem Urknall.

Den sehen wir nie wieder. Und die Lottozahlen können wir auch vergessen. „

„Und wie erklären wir sein spurloses Verschwinden der Personalabteilung? Die zahlen womöglich ewig sein Gehalt weiter. Das geht doch nicht!“

„Das ist nun wirklich meine geringste Sorge …“ Er wird von einem dreifachen ‚Pling-pling‘ unterbrochen. Die beiden Wissenschaftler stürzen zur Kapsel der Zeitmaschine und befreien ihren Kumpel Michael Andreas Fuchs, der zwar etwas benommen wirkt, aber ansonsten unbeschädigt zu sein scheint.

Er trägt einen seltsamen Umhang aus geheimnisvollem Material.

Natürlich überfallen sie ihn sofort mit einer Lawine von Fragen, doch er lächelt nur still vor sich hin. Nach einer Weile fragt er leise: „Wie komme ich auf schnellstem Wege nach Rom?“

„Nach Rom? Was willst du in Rom?“

„Ich muss dem Papst eine Botschaft überbringen!“

„Dem Papst? Wir haben keinen Papst, der ist auf einmal zurückgetreten …“

„Ich weiß, ich weiß! Ich war ja dabei als ER mit ihm telefoniert hat.

ER hat gesagt, das laufe alles irgendwie falsch und der Ratzinger hat drauf gemeint — ER hatte auf laut geschaltet — das werde ihm zu viel und da mache er nicht mehr mit …“

„Ach! Deswegen ist er zurückgetreten? Um was genau ging es denn?“

„Allerheiligste Geheimhaltungsstufe! Darüber darf ich nicht einmal nachdenken, geschweige denn, darüber reden!“

„Von wem redest du eigentlich die ganze Zeit?“, fragte Stein-Franken, der stolzer Agnostiker war, „welcher ER hat mit dem Papst telefoniert? Wie kommt überhaupt ein Telefon vor den Urknall?“

Fuchs bekreuzigte sich.

„Ich rede von Gott! Vom Allmächtigen. Nachdem ich genug Zeit hatte, gut zehn Jahre, wie ihr ja wohl inzwischen wisst, habe ich oft und gern mit ihm und seinen Alter Egi gemütlich geplaudert. ER war nicht ganz im Bilde, was hier so abgeht. Schließlich hat er noch eine Menge anderer Welten zu betreuen. Aber letztlich musste ER doch eingreifen. Also hat er seinen Stellvertreter angerufen. Nachdem der sich aus dem Staub gemacht hatte, funktionierte die Telefonverbindung nicht mehr.

Daher muss ich jetzt mit den genauen Instruktionen nach Rom. „

„Wie willst du denn zu ihm vordringen, wenn wir einen neuen endlich haben?“

„Dafür hat ER schon gesorgt“, sagte Fuchs und verschwand durch die Wand. Wenige Minuten später kam er durch die Decke zurück. „Sorry, musste nur schnell austreten. „

Mubase und Stein-Franken gafften mit offenem Mund. „Was soll der neue Papst denn tun?“, fragten sie unisono.

„Allerheiligste Geheimhaltungsstufe! Ich erwähnte es doch! Aber es ist wirklich dringender Handlungsbedarf gegeben. „

„Was, wenn er es nicht tut, was auch immer?“

„Dann, daran hat ER keinen Zweifel gelassen, wird ER den nächsten Urknall vorziehen müssen.

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Dann wollen wir doch hoffen, dass Franziskus die Botschaft richtig verstanden hat. Ein bisschen was geändert hat er ja schon.

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Die dritte Geschichte war zum Thema „Unterwegs“:

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ZWEITER VERSUCH

© Helios53 / IX 2014

Als er nach langer Reise endlich ankam, öffnete ihm ein alter Vertrauter das Tor. „Simon!“, begrüßte er ihn freudig. „Simon Stein, du bist schon hier?“

Simon in seiner eleganten Portieruniform lächelte etwas säuerlich. „Ich bin ja auch auf direktem Weg hierher gereist, während du alle möglichen Umwege gegangen bist, um da und dort zu erscheinen und damit Aufsehen zu erregen.

Das braucht Zeit, Zeit und nochmals Zeit. Und jetzt sollst du sofort zum Boss. Er hat ein ernstes Wort mit dir zu reden. „

„Was ist denn los? Ist er nicht zufrieden mit unserer Leistung?“

„Was glaubst du wohl, warum ich hier den Portier spielen muss? Das bleibt mir bis zu meiner Pensionierung erhalten, was gefühlt noch eine Million Jahre dauern kann!“ Simon schloss krachend die schwere Tür und wies schweigend den Weg zum Chefbüro.

„Das hat aber gedauert!“, brummte der Seniorchef. „Setz dich, Junior!“

Sohnemann ließ sich vorsichtig in einen weichen Fauteuil sinken. Sein Rücken schmerzte immer noch. „Papa, ich …“, fing er leise an, doch der unterbrach ihn energisch.

„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Ich schicke dich da hin, damit du für Ordnung in dem Chaos sorgst, und was kommt dabei heraus? Schau dir an, was du angerichtet hast!“

„Ich habe doch nur versucht, den Leuten den Unterschied zwischen Gut und Böse aufzuzeigen, dafür habe ich alles gegeben, alles!“

„Ja, alles! Umbringen hast du dich lassen von diesen Schmocks! Dabei habe ich dir alle Vollmachten gegeben und wozu hast du die verwendet? Für Showeffekte und billigen Zauber!“, bellte der Alte ungnädig.

„Aber die Leute waren echt begeistert!. Tausende und Abertausende beim großen Sit-In am Berg, die an meinen Lippen hingen und mir zujubelten! Ist das nichts“

„Papperlapapp! Bei einem gratis All-You-Can-Eat hast du immer viel Zulauf. Schau dir lieber McDonalds an. Deren Kunden sind auch begeistert und zahlen sogar dafür! Oder die Sache mit dem Wein! Der war so gut, dass sich alle zuerst restlos besoffen und dann randaliert haben.

Aufgehetzt von diesem Märchenerzähler Ouderkos, der Geschichten über wildgewordenen Gallier verbreitet hat, wollten sie eine römische Patrouille aufmischen! Wir hatten alle Mühe, das medial unter den Teppich zu kehren, um weiteres Unheil zu vermeiden!“

„Aber ich habe jede Menge Fans, und es werden immer mehr!“

„Ja, Fans! Haha! Was war dein Auftrag? Das Chaos zu beenden, das diese Bande von missratenen Geschöpfen täglich anrichtet! Aber du …“

Nun fiel aufgeregt der Juniorchef dem Alten ins Wort: „Und wer hat sie denn so missraten geschaffen? Häh?“

„Das war schon mein Fehler, das gebe ich ja zu, aber nach fünf Millionen Jahren Arbeit war ich eben schon etwas unkonzentriert.

Darum habe ich ja dich, meinen vermeintlich besten Mann losgeschickt, um das wieder grad zu biegen! Und was machst du stattdessen? Stiftest eine Religion! Jetzt schlachten sich die Dämlacks nicht mehr nur wegen Gold, Land und Weibern ab, sondern nun zusätzlich auch noch wegen den Zugehörigkeiten zu verschiedenen Fangruppen. Es ist zum Haareraufen!“

Gott Vater strich verzweifelt über seine beginnende Glatze. Er trat an die große Panoramascheibe und schaute grübelnd hinaus und hinunter.

Krawall und Pulverdampf! Angewidert wandte er sich um zu seinem nun zerknirscht blickenden Sohn.

„Okay, okay, Paps! Gib mir noch eine Chance!“

„Später vielleicht, jetzt habe ich schon einen anderen Agenten präpariert. Er ist schon fast weg. „

In diesem Moment drang kächzend eine Lautsprecherdurchsage ins Chefbüro. „Achtung, Achtung, Rampe eins-neun-drei-null, Transfer nach Terra mit Zwischenlandung auf… Krrrchchzch! Bitte anschnallen. Start in zehn krrrchccchzchh, neun, acht, sieben, sechs, krrrcchzchch …ei, zwei, eins.

Go!“ Ein leiser Knall erschütterte auch den bequemen Fauteuil. Der Boss schaute dem wabernden Feuerschweif hinterher.

„Mach’s gut, Kal-El!“

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Auch ER versucht, zu retten, was noch zu retten ist“!

😉

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Für die, die es nicht wissen und nicht gerne googeln: Kal-El ist der Geburtsname von Superman.

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