Projekt Ewa 1v4
Veröffentlicht am 28.11.2024 in der Kategorie AllgemeinGeschätzte Lesezeit: 33 Minuten, 17 Sekunden
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Vorwort _ Es ist an der Zeit, meinen Nachlaß zu ordnen. Aus den verschiedensten Gründen standen meine Geschichten auf unterschiedlichen Seiten mit wechselnden Pseudonymen. Nun möchte ich die Arbeit von Jahren bündeln. Eine Nachbearbeitung findet nur rudimentär statt.
Alle Personen in dieser Geschichte sind über 18 Jahre alt.
© 2008
Zum ersten Mal vollständig.
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Kapitel 1: Ontario / Kanada
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Wann immer die alte Frau den Kopf neigt und aus dem Fenster schaut, sieht sie dieses kleine Wunder.
Nicht, daß sie an Wunder glauben würde. Das hat sie nie getan. Als Naturwissenschaftlerin, Ex-Marine und Ex-Agentin hat sie mit dem Übernatürlichen nichts zu schaffen. Für die alte Frau zählt immer nur das Greifbare, das Erklärbare. Aber jetzt, mit 92 Jahren, durch einen Schlaganfall vom Hals an halbseitig gelähmt, kommen ihr die ersten Zweifel. Vielleicht …
Im Nordwesten der kanadischen Provinz Ontario, umgeben von dichten Wäldern, liegt das wohl am besten bewachte Seniorenheim der Welt.
Oberirdisch zeigt es sich als schmuckloser Betonquader. Die Gäste, niemand wird hier als Patient bezeichnet, genießen den Blick aus dem dritten Stock. Jedem Gast steht ein Team aus Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern zur Seite.
Vor dem Zimmer der alten Dame steht ein Ahorn. Ein mächtiger Baum. Einer, der viel erzählen könnte. An der Spitze eines Astes ein einsames Blatt. Nicht braun, nicht verwelkt, trotzt es der eiskalten Jahreszeit in frischem Grün.
Eine Laune der Natur? Oder vielleicht doch ein Wunder? Die alte Dame weiß es nicht. Ein schwerer Hustenanfall schüttelt ihren Körper, während draußen der Eiswind am letzten, dem Baum verbliebenen Blatt, zerrt.
Es gibt nicht viele Menschen, die über das wahre Ausmaß der Anlage informiert sind. Neben den Aufzügen für die drei Obergeschosse, gibt es separate Aufzüge. Sie führen bis tief in die Eingeweide des Komplexes hinab. Farblich voneinander getrennt fünf Zonen: A1, A2, A3 bis A10.
B1, B2, B3 bis B10. … Nur das E steht ohne zusätzliche Zahlen da. Hinter vorgehaltener Hand hört man es manchmal tuscheln:
„Kennst du einen, der schon mal auf E gedrückt hat?“ Aber niemand kennt so einen Menschen, oder hat gar einen dabei beobachtet.
Langsam taucht die Sonne am Horizont auf. Wirft ihre Strahlen gegen die Fenster, die sich automatisch verdunkeln. Die alte Frau hat schlecht geschlafen.
Immer wieder ist sie aufgewacht, von Krämpfen geschüttelt. Eine Schwester hat an ihrer Seite gewacht und ihre Hand gehalten. Der erste Blick der alten Dame gilt dem letzten verbliebenen Blatt. Wild um die eigene Achse flatternd, trotzt es dem eiskalten Wind. ‚Sei stark‘, fleht die Liegende stumm. ‚Dann kann auch ich stark sein. ‚
Das Schneemobil frißt sich mit seinen Ketten mühelos durch die vom Wind aufgeworfenen Verwehungen. Ein Spezialfahrzeug, konstruiert für extreme Bedingungen.
Der Fahrer kontrolliert die Klimaanlage für den hinteren Bereich. Normalerweise ist ihm der ziemlich egal. Die heutige Fracht aber will gut behütet sein. Acht Menschen, sechs Männer und zwei Frauen. Wissenschaftler, so vermutet der Fahrer. Arrogantes Pack, wie er weiß. Grimmig steuert er auf eine Gruppe armdicker Bäume zu. Das Rumpeln des Kettenfahrzeuges und die entsetzten Aufschreie der Zicken befriedigen ihn für einen kurzen Augenblick.
„Hoffentlich nicht schon wieder ein falscher Alarm“, quetscht einer der Männer hervor.
„Die Alte ist zäh. Verdammt zäh“, antwortet ein anderer.
Mittagszeit. Der Pfleger, ein dunkelhäutiger Hüne von gut und gerne zwei Meter Größe, breit wie ein Kleiderschrank, schiebt ein Wägelchen vor sich her. Ein Rad kreiselt quietschend um sich selbst. Er zieht Blicke auf sich. Die alte Dame haßt den Brei, der ihr den Mund verklebt und sie zu Hustenanfällen nötigt. Aber noch mehr haßt sie es, wenn das Essen durch die Nadel kommt.
Bevor sie den Mund öffnet, schaut sie noch einmal zum Fenster hinaus. Der grüne Flecken beruhigt sie.
Kein Mensch beobachtet, wie die acht Frauen und Männer in den Aufzug steigen. Und niemand sieht, wie ihr Anführer eine Chipkarte in den Schlitz des Lesegerätes schiebt, einen Moment verharrt und dann die Taste mit dem eingravierten E drückt. Gemeinsam ziehen sie sich in einem schmucklosen Raum aus. Hier gibt es nichts Privates.
Nichts Intimes ist ihnen aneinander fremd. Dafür arbeiten sie schon zu lange miteinander. Nach mehreren Dekontaminationsschleusen steigen sie in ihre papierenen Overalls. Diesmal ist es kein falscher Alarm, das spüren sie.
Der Pfleger taucht den Löffel in den grünen Brei. Die Liegende öffnet ihre Lippen. Aus dem Augenwinkel heraus sieht sie wie das Blatt losreißt. Einem Surfer gleich reitet es im Wind. Schlägt Purzelbäume, dreht sich um die eigene Achse, verharrt für den Bruchteil einer Sekunde, bevor es eine neue Welle findet und aus ihrem Blickfeld verschwindet.
Die alte Dame seufzt. Schließt die Augen. Frieden liegt auf ihrem Gesicht.
Der Arzt nickt. Der Pfleger zieht die Bettdecke über den Kopf der Greisin. Währenddessen greift der Arzt in die Tasche seines Kittels und holt einen kleinen Karton hervor. Am spitzen Ende ist ein Bindfaden befestigt.
„Rufen Sie unten an. Aber schnell. Jetzt geht es um jede Minute. „
Der Pfleger nickt und hastet hinaus.
Vier Minuten später befindet sich das Bett mit der alten Dame im Fahrstuhl. Der Mann drückt auf E. In der Hektik ist das Betttuch verrutscht. Am Fuß der Liegenden baumelt ein kleiner Zettel. Vivian Holland, geb. 12. Januar 1952, gest. 11. Januar 2042, 12 Uhr 31. Die Tinte schimmert noch ein wenig feucht.
*
Rückblick
Frankfurt Airport. 2010. Im Minutentakt landen die Maschinen mit den wichtigsten Köpfen der Welt.
Politiker, Generäle, Wissenschaftler. Gepanzerte Limousinen fahren vor. Sofort bildet sich ein Kokon von Elitesoldaten um sie herum. Dunkle Schatten verschwinden hastig hinter schnell zugeschlagenen Autotüren. Dann rast der Konvoi quer übers gesperrte Rollfeld und verschwindet in einem leeren Hangar am Rand des Flughafens. Wie auf einer Wendeltreppe schrauben sich die Limousinen in die Tiefe, bis sie in einer mit edlen Hölzern getäfelten Tiefgarage anhalten. Diesmal fehlt der Pulk der Beschützer. Gut fünfzig Meter unter der Oberfläche fühlen sich die Staatsvertreter in Sicherheit.
Sie werden in ihre Quartiere geleitet, wo sie sich frisch machen. Die Zeit drängt. Das Pensum, das vor ihnen liegt ist enorm. Noch am Abend werden sie von der deutschen Bundeskanzlerin empfangen. Dies ist die Geburtsstunde der PO. Der PoliceOne.
Während die Politik die ultimative Antwort auf Terrorismus, Kriminalität und Korruption gebiert, gibt Wolfgang, kopfüber seinen ersten Schrei von sich. Wenig später, gebadet und in ein flauschiges Tuch gehüllt, wird er auf den Bauch seiner Mutter gelegt.
Goldig sieht er aus. Krauses Blondhaar, rote Bäckchen. Seine großen Augen rollen neugierig hin und her. Ein Lächeln umschmeichelt seine vollen Lippen. Maria Sawatzky spürt es überdeutlich. Ihr Sohn wird einmal etwas ganz Besonderes werden.
*
Das Jahr 2045 beschert der Provinz Ontario einen Sommer, wie es ihn noch nie gegeben hat. Der Klimawandel, zu Anfang des Jahrhunderts noch immer belächelt, hat mit aller Macht zugeschlagen. Extreme Wetterlagen sind an der Tagesordnung.
Das globale Klima ist endgültig aus den Fugen geraten.
Wolfgang Sawatzky ist der einzige Passagier an Bord des Kampfjets neuester Generation. Dem Fliegen sonst sehr angetan — in einem seiner wenigen Urlaube hat er aus einer Laune heraus selbst den kleinen Flugschein gemacht — lenken ihn heute seine Gedanken von der Schönheit der Landschaft ab. Es ist keine vierundzwanzig Stunden her, da wurde er zur Forschungsabteilung der PO zitiert. Und zitiert werden hat immer einen faden Beigeschmack.
Das weiß Wolfgang aus Erfahrung.
Man empfängt Wolfgang formlos. Ein junger Mann in der schlichten Uniform der PO, ohne Rangabzeichen, ohne Lametta, führt Wolfgang in einen fensterlosen Raum. Seine Iris wird gescannt, ebenso beide Handflächen. Ein DNA-Sequenzer braucht für das Ergebnis keine zwei Minuten. Im Fahrstuhl drückt der junge Mann die Taste A7.
Der Mann, Wolfgang schätzt ihn auf Ende Sechzig, trägt schwarze Jeans und einen schwarzen Pullover.
Seine Haare schimmern silbern, das Gestell seiner Brille leuchtet in knalligem Rot. Sein Händedruck ist fest, sein Blick offen. Auch er trägt keine Rangabzeichen, aber seine Körperhaltung verrät Wolfgang einiges.
„Schön, daß Sie kommen konnten. „
„Hatte ich denn eine Wahl?“
„Hat man nicht immer eine Wahl?“
„Meiner Erfahrung nach: Nein. „
Der Ältere lacht. „Sagen Sie Karl zu mir.
“ Wolfgang zieht eine Augenbraue hoch, was Karl nicht entgeht. „Zweihundert Meter unter der Oberfläche sind Hierarchien nicht mehr wirklich wichtig. “
„Natürlich. „
„Darf ich Ihnen etwas anbieten?“, fragt Karl und zeigt auf einen Beistelltisch, auf dem mehrere Flaschen stehen.
„Ein Wasser. Bitte. „
Karl wartet bis Wolfgang einen Schluck genommen hat, dann sieht er sein Gegenüber mit undefinierbarem Blick an.
„Wissen Sie, warum man sie hergebeten hat?“
„Nein. In dem Schreiben stand nichts darüber. Und bis jetzt hat niemand mit mir geredet. „
„Das ist gut so“, nickt Karl bedächtig. Sein Blick ruht eine Weile auf Wolfgang. „Wir haben Sie für ein ganz spezielles Projekt ausgesucht. Sie erfüllen alle Voraussetzungen dafür. „
Wolfgang ist klug genug nichts darauf zu antworten.
„Sie wurden uns von ihren Vorgesetzen wärmstens empfohlen“, fährt Karl unbeeindruckt fort.
„Ich habe gehört, Sie beherrschen die meisten Kampfsportarten?“ Die Frage hängt für eine Sekunde in der Luft.
Wolfgang nickt bedächtig. Noch immer ist ihm nicht klar, was man von ihm will.
„Ihr Kampftrainer hat mir erzählt, Sie haben sogar eine eigene Kampfsporttechnik entwickelt?“
„An diesem Punkt übertreibt er ein wenig“, stapelt Wolfgang tief.
„Wie auch immer. Zusammen mit Ihren anderen Fähigkeiten scheinen Sie der richtige Mann für uns zu sein.
“ Karl bestätigt das Gesagte mit einem Kopfnicken. Er steht auf. „Haben Sie Lust auf ein bißchen Spaß?“
Das Dojo ist eine Halle von fünfzehn mal dreißig Metern. Auf dem Holzfußboden unterteilen breite Linien den Raum in mehrere Zonen. Die Galerie ist mit einer Glasscheibe gesichert.
„Panzerglas“, lächelt Karl und klopft mit dem Knöchel dagegen. Wolfgangs Blick schweift über die Ausstattung. An den Wänden hängen alle erdenklichen Kampfsportgeräte.
Silbern funkeln Samuraischwerter, schwarz glänzen die Ebenholzstöcke, wie sie für Tescao, einer alten tibetischen Kriegskunst verwendet werden. Profan dagegen die Boxhandschuhe.
„Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. “ Aus dem Augenwinkel sieht Wolfgang, wie Karl einen Signalgeber aus der Tasche zieht und eine Taste drückt. Eine vorher verborgene Tür öffnet sich und eine Frau betritt das Dojo.
„Ich möchte, daß Sie hinuntergehen und mit ihr kämpfen.
Versuchen Sie ihr meinetwegen eine Ohrfeige zu geben. Oder etwas in der Art. „
Wolfgang stockt der Atem. „Sie erlauben sich einen Scherz mit mir. Nicht wahr?“
„Sehe ich aus, als ob ich scherze?“ Karls Blick hat plötzlich etwas Eisiges.
„Nein. Natürlich nicht. „
Wolfgang hat sich umgezogen und instinktiv eine weite Hose und ein knapp sitzendes T-Shirt gewählt. Er hält das Ganze immer noch für einen schlechten Scherz, will aber, wenn es denn wirklich ernst wird, seine Kampftechnik nicht durch seine gewählte Kleidung verraten.
Täuschung ist Wolfgangs zweiter Vorname.
Je näher Wolfgang der Fremden kommt, um so hübscher wird sie. Er schätzt ihr Alter auf Anfang Zwanzig. Ihre aschblonden Haare hat sie im nostalgischen Stil der Siebziger hochgesteckt. Ihr Gesicht hat eine leichte V-Form, die Augen sind leicht schräg gestellt. Die Lippen voll, der Mund sinnlich. Mittelgroß. Schlank. Ihre Kleidung besteht aus einer pinkfarbenen Hose aus weichem Plüsch. Das Oberteil aus dem gleichen Material verbirgt trotz seiner Weite ihre üppigen Formen nur mangelhaft.
Ihre Füße stecken in pinkfarbenen Plüschpantoffeln mit schwarzen Hasenohren. Wolfgang weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll. Sein Blick geht hoch zur Galerie. Lässig lehnt Karl gegen die Panzerglasscheibe. Genüßlich saugt er an seiner Zigarette.
„Weißt du, was das hier soll?“
Der Plüschhase überkreuzt im Stehen die Beine, neigt den Kopf zur Seite. Ein Lächeln, aber kein einziges Wort verläßt ihre wundervoll geschwungenen Lippen. In Wolfgangs Kopf überschlagen sich die Gedanken.
‚Ein Test? Sicherlich. Aktion — Reaktion. Oder: Reaktion — Aktion? Wie soll ich mich verhalten?‘ Wolfgang geht einen weiteren Schritt auf den pinkfarbenen Engel zu. ‚Sie ist so verdammt schön‘, denkt er und streckt seine Hand zum Gruß aus. Wieder keine Reaktion. ‚Scheiß drauf‘, denkt Wolfgang. Ohne sie aus den Augen zu verlieren deutet er den typischen Gruß aller Kampfsportler an. Langsam geht er in Kampfstellung. Ihre Augen blitzen für einen Sekundenbruchteil. Ihr verführerisches Lächeln weicht einem spöttischen.
Wolfgang will dem Spiel ein Ende setzen. Ohne erkennbaren Ansatz prescht er einen Schritt nach vorne, sein Arm schießt nach oben. Seine Absicht ist dem zarten Geschöpf eine leichte Backpfeife zu verpassen. Damit die Farce ein Ende hat.
Blondchen duckt sich und Wolfgangs Attacke läuft ins Leere. Während er versucht zu begreifen, sieht er den gelangweilten Blick der jungen Frau zur Galerie schweifen. ‚In Ordnung‘, denkt Wolfgang. ‚Du hast es nicht anders gewollt.
‚ Er läßt sich fallen, nutzt die dadurch entstehende Energie für einen Beinfeger. Eine seiner stärksten Techniken. Der Plüschhase hüpft über sein Bein wie ein kleines Mädchen beim Gummitwist. Wolfgang ist schnell wieder auf den Beinen, reißt ein Bein hoch, versucht ihren Kopf zu treffen. Die Blonde taucht unter seinem Bein weg. Fassungslos sieht Wolfgang, wie sie mit Engelsgeduld ihre Fingernägel betrachtet. Mit gespitzten Lippen pustet sie über die gefächerten Nägel. Als ob sie den Lack trocken pusten würde.
Wolfgang ist nun endgültig mit seiner Geduld am Ende. Mit einem Kampfschrei stürmt er auf das Mädchen zu, feuert mehrere Salven von Armstößen und Hieben ab. Die Blonde wehrt sie alle ab. Und das mit einer Hand. Die andere hat sie in der Tasche ihrer Plüschhose vergraben. Fünf Minuten rackert sich Wolfgang ab. Versucht alle Tricks, auch die fiesen. Aber er kommt dem pinkfarbenen Teufel nicht bei. Inzwischen ist sein Körper schweißnaß. Blondchen dagegen atmet noch nicht einmal schwer.
Eine Weile stehen sie sich gegenüber. Belauern sich. Wolfgang fühlt sich vorgeführt. In seinem Ego zeigen sich erste Risse. Und dann geht auf einmal alles sehr schnell. Der blonde Plüschknäuel springt in die Luft, nimmt Wolfgangs Oberkörper in die Beinschere und reißt ihn zu Boden. Sofort sitzt sie breitbeinig auf seiner Brust. Wolfgang weiß, daß er geschlagen ist. Mit einem breiten Grinsen rutscht die junge Frau ein Stück höher. Ihr Schoß berührt sein Kinn und Wolfgang atmet ihren süßen Duft.
Das Klackern von Schuhen auf dem Holzboden läßt Wolfgang zur Seite schauen. Karl steht neben ihnen. Seine Mimik ist ausdruckslos.
„Gib den armen Mann wieder frei“, sagt Karl und berührt die Blonde vorsichtig an der Schulter. „Ich habe gesehen, was ich sehen wollte. „
Blondchen nickt unmerklich, beugt sich tief zu Wolfgang hinunter. „Du bist süß“, haucht sie in sein Ohr. Als sie sich wieder aufrichtet, fällt Wolfgangs Blick auf das Namensschildchen, welches am Plüsch haftet.
Vivian Holland steht darauf.
Die junge Frau ist plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Karl hat die Hände hinter dem Rücken verschränkt und schaut Wolfgang an.
„Wer ist sie? WAS ist sie?“
„Haben Sie bitte Verständnis dafür, daß wir erst noch ein paar Daten auswerten müssen“, lächelt Karl. „Aber Sie bekommen Antworten auf alle Ihre Fragen. Versprochen. “ Er geht eine paar Schritte und schaut sich dann auffordernd nach Wolfgang um.
„Wir haben ein Zimmer für Sie vorbereitet. Ruhen Sie sich erst einmal aus. „
Im Umkleideraum nimmt Wolfgang seine Sachen und folgt Karl hinaus auf den Flur. Links, rechts, wieder links und dann lange geradeaus. A7 gleicht einem Labyrinth. Sein Zimmer entpuppt sich als ausgewachsene Suite mit allem erdenklichen Komfort.
„Bitte erschrecken Sie nicht wenn sich die Tür hinter Ihnen verriegelt. Eine Sicherheitsmaßnahme. Sie verstehen?“
„Vor dem pinkfarbenen Hasenteufel?“, versucht Wolfgang seinem Frust Luft zu machen.
„Wieso kommen Sie darauf? Vivian mag sie. „
„Ach ja?“, klingt es spöttisch. „Wie kommen Sie darauf?“
„Nun. Sie leben noch. Oder etwa nicht?“
Die Minibar entpuppt sich als ausgewachsener Kühlschrank. Voll gestopft mit allem was das Herz begehrt. Wolfgang reißt sich eine Dose Bier auf, trinkt sie in einem Zug leer. Dann geht er ins Badezimmer, kickt seine verschwitzten Sachen achtlos in eine Ecke.
Der Frust über seine Schmach läßt seine Halsschlagadern pochen. Die Dusche ist ein Mehrstrahler und schnell hat Wolfgang die richtige Temperatur eingestellt. Vor dem mannshohen Spiegel sucht er seinen durchtrainierten Körper nach Spuren des Kampfes ab. Dutzende blaue Blutergüsse findet er. Außerdem schmerzen ihn die unteren Rippen. Wolfgang macht einen Schritt nach vorne und tritt unter den warmen Regen.
Vivians Erscheinen trifft Wolfgang völlig unvorbereitet. Auf einmal steht sie in seinem Badezimmer.
Zu jeglicher Reaktion unfähig, schaut er sprachlos zu, wie sie sich aus ihren pinkfarbenen Sachen schält. Ihr Körper ist nahtlos braun. Die fein gezeichnete Furche ihres Geschlechts teilt das aufgeworfene Dreieck ihres haarlosen Schoßes. Mit niedergeschlagenen Augen wartet sie seine Reaktion. Wolfgang ist ein gesunder Mann und natürlich reagiert er. Mit einem Lächeln auf den Lippen tritt sie zu ihm in die Kabine.
„Wie bist du hereingekommen? Karl deutete an, die Türe würde sich automatisch verriegeln.
„
Auf Vivians Gesicht erscheint wieder dieser spöttische Zug, den Wolfgang schon kennt. Sie legt den Zeigefinger über seine Lippen. „Pst!“ Dann geht sie langsam vor ihm auf die Knie. Ihre Fingernägel graben sich schmerzhaft in seine Backen. Wolfgang schließt die Augen, um sich kurze Zeit später am Wasserhahn festzuhalten. Er hat ja schon das eine oder andere erlebt. Aber nun eröffnet sich ihm eine neue Dimension.
Einige Etagen tiefer.
Vor einer Wand aus Monitoren stehen eine Handvoll Menschen.
„Wenn die kleine Nymphomanin ihm den Schwanz nicht abbeißt, dann ist das unser Mann“, sagt Karl mit fester Stimme. Und mit einem spöttischen Seitenblick auf die Wissenschaftler um ihn herum: „Egal was eure Daten sagen. Verstanden?“
*
Wolfgang erwacht aus einem tiefen Schlaf. Sein erster Blick gilt seinem besten Freund. Der reckt sich einem Fahnenmast gleich zur Decke.
Letzte Zweifel am Vorgefallenen zerstreuen sich, als er die Spuren spitzer Zähne an seiner Schwanzwurzel sieht. Dabei ist Wolfgang ein von Gott reichlich beschenkter Mann. Schwerfällig rollt er zur Seite und steht auf.
Wolfgang tritt er aus dem Bad, geht in das angrenzende Zimmer. Seine Lebensgeister sind zurückgekehrt. Frisch rasiert, trägt er nichts als ein herbes Aftershave am Körper. Als er Vivian an dem kleinen Tischchen sitzen sieht, begibt sich sein bester Freund erwartungsfroh in Habt–Acht-Stellung.
Vivian fährt sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Im Gegensatz zum Abend zuvor ist sie heute geschminkt. Dezent. Verführerisch.
Vor ihr ein reich gedecktes Frühstückstablett. Aufreizend langsam nimmt sie einen Schluck vom dampfenden Kaffee, bevor sie den Becher an Wolfgang weiterreicht. Der hat inzwischen seine Hose angezogen. Ihre lüsterne Mine ist verschwunden. Mit nacktem Oberkörper geht er zur Tür. Verriegelt.
„Wie …?“ Wolfgang ist sichtlich abgelenkt von der üppigen Busenfurche in ihrem Dekollete.
„Die Dummköpfe glauben immer noch, sie könnten mich einsperren. “ Ihre Stimme ist glockenhell. Kindlich und doch erwachsen. Eine Mischung, die aus gestandenen Männern Idioten machen kann. Wieder befeuchtet sie ihre Lippen. Wolfgang schluckt. Greift zum Croissant um sich abzulenken.
„Kannst du mir erklären, was hier abgeht?“
„Klar könnte ich das. “ Lässig schlägt Vivian ein Bein über das andere. „Aber ich will Karl den Spaß nicht verderben.
“ Sie streicht sich eine Locke aus der Stirn. Wolfgang beugt sich vor, greift nach dem zweiten süßen Gebäck. Für einen Sekundenbruchteil ist sein Gesicht schmerzverzerrt. „Hoffentlich habe ich es nicht übertrieben. Ich habe mich gestern Abend ziemlich zurückgenommen. „
Wolfgang bleibt der Bissen im Hals stecken. ‚Die Kleine hat es drauf einen Kerl fertig zu machen‘, denkt er. „Nicht der Rede wert. War ein Mordsspaß“, erwidert er um Selbstvertrauen ringend.
Vivian steht auf, bleibt einen Moment vor ihm stehen. Sie trägt eine hautfarbene Stretchleggins. Wolfgang erkennt jede Falte ihres Schosses.
„Wenn du schlau bist, kann das alles dir gehören. “ Ihr Lächeln ist zärtlich und verheißungsvoll. An der Tür dreht sie sich noch einmal um. „Ich glaube, ich werde dich Wolf nennen. “
*
Karl trägt schwarze Jeans und ein ausgewaschenes T-Shirt der Lakers.
Auf dem Weg zu seinem Büro wird er von Entgegenkommenden respektvoll gegrüßt. Wolfgang ist sich inzwischen sicher: Nur wer hier das große Sagen hat, gibt sich derart leger. Im Vorzimmer seines Büros sitzt eine Sekretärin, die das Faltblatt jedes Männermagazins zieren würde.
„Keine Störungen, bitte. “ Der Hardbody nickt abwesend, während schwarz lackierte Fingernägel über ein Keyboard huschen.
„Sie haben Sicherheitsstufe vier?“, fragt Karl, als sie sich gesetzt haben.
„Das ist richtig. Ja. „
„Ich stufe sie ab sofort in sechs ein. Ihren neuen Ausweis bekommen Sie, wenn unser Gespräch zu Ende ist. „
Wolfgang ist sprachlos. Sicherheitsstufe Sechs? Damit befände er sich eine Stufe höher als sein direkter Vorgesetzter in der Heimat. ‚Was ist hier bloß los‘, fragt er sich im Stillen.
„Egal wie Sie sich nach unserem Gespräch entscheiden.
Ihnen ist bewußt, daß Sie niemals ein Wort davon verlauten lassen?“
„Selbstverständlich. Sir. „
„Hören Sie auf mit dem ‚Sir‘ – Quatsch“, sagt Karl nicht wirklich erzürnt. Er fährt fort: „Ihr Frage gestern zielte übrigens in die richtige Richtung: WAS ist sie?“ Ein schalkhaftes Lächeln legt sich auf Karls Gesicht. „Was ich Ihnen jetzt mitteile, wird Ihnen den Boden unter den Füßen wegziehen. Trinken Sie lieber noch einen Schluck.
„
Wolfgangs Nerven sind zum Zerreißen gespannt, als er sein Glas abstellt und Karl neugierig betrachtet. Er scheint Spaß am Kommenden zu haben. Wolfgang sieht es ihm förmlich an.
„Es wäre nicht ganz richtig, Vivian als Klon zu bezeichnen. Aber diese Beschreibung streift für uns Laien die Wahrheit am nächsten. Unsere Wissenschaftler haben eine Menge an ihr herumgebastelt. „
Wolfgangs Augen sind weit aufgerissen.
Ein Stöhnen dringt aus seinem gewaltigen Brustkorb.
„Geil. Nicht?“ Für einen kurzen Augenblick ist Karl das Kind unterm Weihnachtsbaum. Dann wird er schlagartig wieder sachlich. „Ihre Knochen wurden verdichtet, sind praktisch unzerstörbar. Die Leistungsfähigkeit ihrer Muskulatur wurde um dreihundert Prozent gesteigert. Den größten Fortschritt aber haben wir bei ihrem Gehirn gemacht. Vom Ursprung her immer noch humanoid, haben die Schrauber es mit neuester Elektronik ein wenig aufgepeppt. Die Speicherkapazität ist gigantisch.
“ Karl beugt sich verschwörerisch nach vorne. „Die Zahl hat so viele Nullen, daß ich sie mir nicht mal merken kann. “ Wieder lächelt er.
Wolfgang hat es für den Moment die Sprache verschlagen. Fieberhaft überlegt er, ob dies ein weiterer Test ist. Seines Urteilsvermögens? Innerlich in heller Aufruhr, streicht er mit der Hand lässig eine Falte aus dem Hosenstoff. „Und sonst? Sonst noch etwas was ich wissen müßte?“
Mit dieser Frage hat Wolfgang Karl kalt erwischt.
Es dauert eine Sekunde, dann lacht Karl aus voller Brust und klatscht sich auf die Schenkel. „Sie sind mir ja einer“, prustet er los. Als Karl sich wieder beruhigt hat, nickt er. „Ja. Etwas kann ich Ihnen noch verraten: Vivian altert nicht. Sie ist jetzt fast drei Jahre bei uns, aber noch keinen Tag gealtert. “ Nach einem Schluck Kaffee fügt er hinzu: „Dafür wird sie mit jedem Tag schlauer. „
Wolfgang hat die Worte gehört, ihre wahre Bedeutung aber noch nicht realisiert.
„Und was hat das jetzt alles mit mir zu tun?“, wagt er die entscheidende Frage.
„Das ist ganz einfach. Wir wollen Vivian im Feld erproben. Vivian und sie werden ein Team bilden. Für uns kleinere Aufgaben erledigen. Sozusagen. „
„Sie suchen also einen Babysitter?“
„Wenn Sie es so nennen wollen. Ja. „
„Und wie sähe das im Einzelnen aus?“
Karl weiß inzwischen, daß er Wolfgang am Haken hat.
Zufrieden lehnt er sich zurück, schlägt die Beine übereinander. „Wir brauchen noch eine Woche um bei Vivian gewisse Feineinstellungen vorzunehmen. Sie werden in dieser Zeit ebenfalls ein Spezialprogramm durchlaufen. “ Als Karl Wolfgangs nervösen Blick sieht, beruhigt er ihn sofort. „Keine Angst. Niemand wird an Ihnen herumbasteln. “
Wolfgang atmet erleichtert auf.
„Nach dieser Woche haben wir für Sie ein sicheres Haus reserviert. Dort können Sie beide sich dann richtig kennen lernen und aufeinander abstimmen.
Es ist wichtig, daß Sie hundertprozentig harmonieren. „
Wolfgang ahnt, daß der weitere Fahrplan schon bis ins Kleinste festgelegt ist. Er vermutet, daß man ihm die Details absichtlich vorenthält, damit er sich davon unbelastet mit der neuen Situation auseinandersetzen kann.
„Gefällt Ihnen Ihre Bleibe?“, wechselt Karl abrupt das Thema. „Wir hätten durchaus noch Komfortableres anzubieten. „
„Das ist schon in Ordnung so. Danke. „
Karl steht auf und reicht Wolfgang die Hand.
„Wir werden uns noch öfters sehen. “ Die Tür öffnet sich. Hardbody geleitet Wolfgang hinaus.
Seinen neuen Ausweis wirft Wolfgang achtlos auf das Nachttischchen. Auf dem Bett streckt er sich aus und denkt nach. Wolfgang hat viel nachzudenken.
*
Seit zwei Tagen sitzt Wolfgang mehrmals am Tag in einem für ihn reservierten Büro. Eine Wand wird von einem riesigen Bildschirm fast völlig verdeckt.
Der Datenhelm hilft ihm, die gigantische Flut an Informationen zu verarbeiten. Man hat ihm das erklärt. Die Rede war von Informationsfeedback, Wahrnehmungsschleifen, progressiver Rückkopplungsstrategie und so weiter. Wolfgang nickt, versteht aber nur die Hälfte. Um so erstaunter ist er, als er sich mit einem Fachmann über die Materie unterhält. Die richtigen Antworten sprudeln nur so aus Wolfgang heraus.
„Die Fakten haben Sie intus. Unser Gespräch dient jetzt nur noch dazu, die losen Enden zu verknüpfen“, erläutert der Wissenschaftler.
Wolfgang nickt. Anscheinend weiß der Mann wovon er spricht. Auf die Frage, warum er sich so intensiv mit der Materie der globalen Finanzströme auseinandersetzen soll, zuckt der gemütlich wirkende Experte mit den Schultern.
„Ich mache hier nur meinen Job. „
*
Es ist später Abend. Jedenfalls sagt das die Uhr an der Wand. Wolfgang hat weder Lust zu lesen noch einen Film anzuschauen.
Seit zwei Tagen hat er den Code, der seine Tür öffnet. Bei seinen gelegentlichen Streifzügen hat er herausgefunden, daß er sich in der Zone A ungehindert bewegen kann. Natürlich hat er keinen Zugang zu den Büros oder Wohnungen. Zu der Kantine, dem lauschigen Bistro, dem Kino oder den Sportstätten dagegen schon. Wolfgang bestellt sich ein Bier und flirtet ein wenig mit der Bedienung hinterm Tresen. Aber er ist mit seinen Gedanken nicht bei der Sache.
Als er ausgetrunken hat, verabschiedet er sich von der Brünetten mit einem lauen Scherz. Er hätte auch kein zweites Bier bekommen. Eines der vielen ungeschriebenen Gesetze in Zone A. Wolfgang macht sich auf den Heimweg.
Stutzig wird er, als er seine Zimmertüre öffnet. Das Licht ist nun herunter gedimmt, auf seinem Nachttisch flackern mehrere Teelichter im Luftstrom der Klimaanlage. Die Beine übereinander geschlagen, sitzt Vivian auf seinem Bett und strahlt ihn an.
Angezogen mit einem seiner Hemden, reicht das Licht gerade aus, um ihre Nacktheit darunter zu erkennen.
„Wo warst du?“
„Wo warst DU?“, fragt Wolfgang freudig erregt. „Ich habe dich seit zwei Tagen nicht gesehen. „
„Sie stopfen meinen Kopf mit Informationen voll. Deinen aber auch, wie ich gehört habe. „
„Ich weiß nicht warum, aber es funktioniert“, grinst Wolfgang und sieht sich satt an Vivians jugendlichem Körper.
„Inzwischen könnte ich eine eigene Bank leiten. Ich weiß nur nicht, wofür das alles gut sein soll. „
„Wirst du schon noch erfahren“, antwortet Vivian geheimnisvoll.
„Weißt du mehr darüber?“, fragt Wolfgang neugierig.
„Ich verrate dir etwas, wenn du dich zu mir legst. „
Wolfgang macht Anstalten sich neben sie zu legen.
„Doch nicht so“, entrüstet sich Vivian mit einem kessen Lachen.
„Mit Klamotten ins Bett. Tz, tz, tz. “ Sie schüttelt energisch den Kopf. Die hochgesteckte Frisur löst sich in Wohlgefallen auf.
„Ich steige doch nicht nackt zu einer angezogenen Dame ins Bett. “ Gespieltes Entsetzen liegt in seiner Stimme.
„DAME“, kichert Vivian belustigt. Sie packt mit beiden Händen die Revers des Hemdes, reißt es sich mit einem Ruck vom Körper. Die abspringenden Knöpfe pfeifen Schrapnellen gleich um seinen Kopf.
Wolfgang starrt gebannt auf ihre Brüste. Sie sind einfach nur perfekt. In jeder Hinsicht. Völlig symmetrisch, hängen sie aufgrund ihrer Schwere ein wenig. Der Ring um die Höfe ist auffallend dunkler, zwei harte Warzen verführen Wolfgang dazu mit der Zunge zu schnalzen. Achtlos reißt er sich die Kleider vom Leib.
Vivian hat die Bettdecke über ihre Köpfe gezogen. Ohne den optischen Reiz konzentriert sich Wolfgang auf ihren Duft.
Ihre Hand liegt auf seiner Brust. Wolfgang spürt ihren Atem am Hals.
„Du wolltest mir etwas erzählen?“
Vivian zupft an seinem Brusthaar. Kichert mädchenhaft, erforscht mit der Zungenspitze seine Ohrmuschel. „Willst du das jetzt wirklich hören? Wir könnten … „
Hin und her gerissen zwischen Neugier und Geilheit siegt seine Neugier. Im Augenblick will er nur ihre Nähe genießen. Die Kombination aus nüchternem Dialog und verführerischer Intimität reizt Wolfgang.
Mit masochistisch anmutender Gelassenheit will er diesen Zustand auskosten.
„Im Gegensatz zu dir, du bekommst ja deine Informationen über optische Reize und ein bioelektrisches Feedback, werden bei mir die Informationen direkt ins Gehirn eingespielt. „
„Wie …?“
„Unterbrich mich nicht“, meckert Vivian und reißt ihm ein paar Brusthaare aus.
„Aua!“
„Stell dich nicht so an“, wird Wolfgang mit einem Kuß ruhig gestellt.
„Stell dir einfach vor, du kopierst Daten von einer Festplatte auf eine andere. „
„Und das zwei Tage lang?“
„Das geht schon seit zwei Jahren so. “ Vivians Hand wandert unmerklich tiefer. Liegt jetzt über seinem Bauchnabel.
„Wahnsinn! Dir muß doch bald der Kopf platzen. “ Wolfgang spürt wie sie an seiner Seite mit den Schultern zuckt.
„Nö. Eigentlich nicht.
Ich bekomme davon ehrlich gesagt so gut wie nichts mit. „
„Wie das?“
„Kann ich dir auch nicht genau erklären. Hm. Ein Beispiel: Irgendwann habe ich mich mal fürchterlich über ein versalzenes Essen geärgert. Ich habe mir überlegt, daß es ganz praktisch wäre selbst kochen zu können. Und auf einmal wußte ich wie es geht. Innerhalb einer Sekunde. Karl hat einmal gesagt, draußen bekäme ich für meine Kochkünste einen Stern, oder sogar zwei.
„
„Whow. „
„Ja. Die Informationen und das Können waren schon lange in meinem Kopf. Aber sie wurden mir erst in dem Moment bewußt, als ich sie brauchte. „
„Cool. So lernst du also das Leben?“
„Es gibt noch eine zweite Variante“, fährt Vivian unbeeindruckt seiner Begeisterung fort. „Das war vor einem Test. Sie machen viele Tests mit mir. Na jedenfalls hatte ich Null Ahnung von dem, was von mir verlangt wurde.
Ich wartete auf den Geistesblitz, der sonst immer in solchen Momenten kommt. Nichts! Nada! Ich war kurz davor alles zu vermasseln, als mir ein Zettel gereicht wurde. Als ich den zwanzigstelligen, aus Ziffern und Buchstaben bestehenden Code memorierte, machte es da oben Klick. Ich bestand den Test mit Bravour. “ Mit der flachen Hand drückt sie seinen Steifen gegen seine Bauchdecke.
„Geil! Was wohl noch alles in deinem Kopf schlummert?“ Wieder spürt er ihr Schulterzucken.
Abrupter hätte ihr Stimmungsumschwung nicht sein können. Von der nüchternen Analytikerin zum schmachtenden Schulmädchen in Nullzeit. „Ach Wolfi“, kuschelt sie sich näher an ihn heran. Selbst ihre Stimme hat sich verändert. Warm und weich schmeichelt sie seinen Ohren. „Ach Wolfi. “
Für einen Moment zuckt Wolfgang zusammen. Ihre Hand umschließt seine Hoden. Er denkt an die Kraft, die in dieser schmalen Hand steckt. Ein Schweißtropfen rinnt seine Schläfen hinab.
Plötzlich wird ihm der Altersunterschied bewußt. Er fünfunddreißig. Sie einundzwanzig, wie er inzwischen weiß. Eigentlich kein Problem beruhigt er sich sofort wieder. Inzwischen liegt ihr Kopf in seiner Achselhöhle. Mit nasser Zunge leckte sie sie aus.
„Ich möchte mit dir schlafen. “ Seine Stimme ist brüchig. Heiser vor Verlangen.
„Ich muß dir noch etwas beichten“. Vivian macht sich klein an seiner Seite. Wolfgang schnürt es die Kehle zu.
„Ich bin noch … Ich habe noch nie … Äh … Du verstehst?“, stammelt Vivian.
Wolfgang ist verwirrt. Ungläubig dreht er ihr den Kopf zu. Ohne sie zu sehen legt er seinen Arm um sie. Drückt Vivian zärtlich an sich. „Entschuldige. Ich wußte nicht, daß … „
„Du wirst es mir zeigen. Ja?“, flüstert sie. Ihre Fingernägel kratzen die empfindliche Haut seines Hodensacks. „Versprich es mir!“
Wolfgang weiß was er zu tun hat.
Aber nicht heute. Heute ist nicht der Tag dafür. Statt dessen nimmt er ihren Busen in die Hand. Drückt das weiche Fleisch und entlockt ihr ein Stöhnen. „Wenn die Zeit gekommen ist“, schmeichelt er mit zärtlicher Stimme. „Ich will, daß es ein ganz besonderer Tag wird. “
„Du bist nicht böse?“
„Warum solle ich? Ich freue mich über dein Geschenk. Aber laß es uns in vollen Zügen genießen.
An einem schöneren Ort, zu einer schöneren Zeit. „
„Du kennst dich damit besser aus“, flüstert sie kaum hörbar.
Wolfgang hört zum ersten Mal so etwas wie Demut in ihrer Stimme. Er fühlt sich stark. Und wird noch stärker. „Aber vielleicht könnte ich dir einen kleinen Vorgeschmack geben?“
„So wie ich dir auch schon einen Vorgeschmack zuteil habe werden lassen?“ Ihre Sachlichkeit zerreißt für einen Sekundenbruchteil den Zauber der über ihnen liegt.
„Ja. So in etwa. „
„Was muß ich tun?“ Vivians Stimme vibriert vor Erwartung.
„Erinnerst du dich noch an unser erstes Treffen im Dojo? Als du mich so hinterlistig aufs Kreuz gelegt hast?“
Natürlich weiß Vivian wovon er spricht. Mit einem kräftigen Armschwung reißt sie das Bettdeck weg. Es fliegt durch den halben Raum, reißt krachend einen Stuhl um und bleibt an der Kante des Sideboards hängen.
Vivian schwingt sich über Wolfgang. Kommt auf seiner Brust zu sitzen. Das Flackern der Kerzen erzeugt bizarre Schlangenmuster auf ihrem flachen Bauch.
Durch die gespreizten Schenkel hat sich Vivians Geschlecht ein wenig geöffnet. Mit geschlossenen Augen atmet Wolfgang ihren Duft. Glaubt inmitten einer blühenden Wildwiese zu liegen. Seine Hände legen sich auf ihre festen Backen. Langsam zieht er das Mädchen näher an sich heran. Der Geruch von Blumen wird intensiver, mischt sich mit anderen Gerüchen, die er nicht wirklich benennen kann.
Vanille? Zimt? Noch weiter zieht er Vivian an sich heran. Seine Zungenspitze schnellt hervor, berührt den Saum ihrer Schamlippen. Kitzelt, neckt sie. Vivian seufzt. Versucht sich noch weiter für ihren Geliebten zu öffnen. Wolfgangs Zunge taucht ein in einen Topf aus Honig. Er saugt, schmatzt, lutscht an der empfindlichen Perle, bis sie kleine, spitze Schreie ausstößt. Wolfgang sieht, wie Vivian ihre Brüste massiert. Die Warzen zwischen den Fingerspitzen hin und her zwirbelt. Sie beugt sich nach vorne.
Stützt sich mit den Händen am Kopfteil des Bettes ab. Rutscht dabei mit ihrem Schoß weiter nach vorne. Beabsichtig? Wolfgangs Mund ist nun völlig von Vivians Geschlecht bedeckt. Seine Nasenspitze drückt sich gegen ihre Klitoris. Wolfgang braucht nur den Kopf zu schütteln, um den Engel über ihm weiter aufzuheizen. Vivian lernt schnell. Vorsichtig schiebt sie ihren Unterleib vor und zurück. Verhindert so ein ums andere Mal seine Atmung. In diesem Augenblick weiß Wolfgang, daß er gegen Vivian immer den Kürzeren ziehen wird.
Er ist ihr verfallen. Keine Frage. Und eigenartigerweise mißfällt ihm diese Vorstellung kein bißchen.
Instinktiv registriert Vivian seinen Gemütszustand. Sie nimmt immer weniger Rücksicht auf Wolfgang und bald lastet ihr ganzes Gesicht auf seinem Kopf. Allein die Geräuschkulisse spornt beide immer weiter an. Mit einem Schrei, der so gewaltig ist, daß Vivian erschrocken ihren Mund mit der Hand verschließt, entladen sich ihre lustvollen Krämpfe in einem gewaltigen Orgasmus. Wolfgangs Schwanz zuckt ohne weitere Stimulans immer heftiger.
Als sein Gesicht von ihrer klebrigen Lust überschwemmt wird, zieht sich sein Hodensack ein letztes Mal lustvoll zusammen. In mehreren Schüben spritzt sein Samen gegen ihren Rücken.
Ein fester Klaps auf ihren Po signalisiert Vivian seine Luftnot. Sie spielt mit ihm, läßt ihn noch drei, vier Sekunden zappeln, bis sie ihn endlich freigibt.
„Du bist der Teufel in Person“, stöhnt Wolfgang. „Du machst mich fertig. „
„Ach Wolfi.
“ Alle Zärtlichkeit dieser Welt liegt in ihren Augen.
*
Vivian wartet, bis Wolfgang eingeschlafen ist. Während dieser zwei Minuten schaut sie ihn liebevoll an.
Geschmeidig rollt sie sich zur Bettkante, steht auf und greift nach ihrem Plüschoverall. Wie erwartet sind um diese Uhrzeit die Gänge ausgestorben. Auf dem Weg zum zentralen Kern — hier befinden sich die Aufzüge — begegnet sie drei Putzfrauen, die sich in ihrer Pause am Kühlschrank des Bistros zu schaffen machen.
Vivians Zugangsberechtigung beschränkt sich auf die Zonen A und B. Vor einigen Wochen aber ist es ihr gelungen, im Zentralcomputer einen Zugang für Zone C zu installieren. An den unteren Zonen arbeitet sie noch.
C3 ist die abgeschlossene Welt der Programmierer. Hier geht es zu wie in einem Bienenstock. Und jedes Klischee, das über diese eigene Spezies in Umlauf ist, wird hier bedient. Kein Büro ohne einen Tisch mit angebrochenen Pizzaschachteln.
Der Duft von still vor sich hinblubbernden Kaffeeautomaten erinnert an eine Rösterei unter Volllast. Übernächtigte, unrasierte Männer in zu großen Shirts hasten von einem Büro zum nächsten. Die Türen stehen offen, wenn sie nicht ausgehängt in irgendwelchen Abstellkammern stehen. Jegliche Disziplinierungsversuche seitens der Obrigkeit wurden bis jetzt erfolgreich abgeblockt.
Louis Harfuch, ein Franzose von gut und gerne zwei Meter Größe, dabei schlank und schlaksig in seinen Bewegungen, sitzt mit dem Rücken zur Tür.
Der dreißigjährige Programmierer gilt unter den Besten als der Beste. Eine von ihm entwickelte Programmiersprache brachte den Durchbruch beim Projekt Ewa. Ein sehr spezielles Programm, vor Jahren für Ewa4 geschrieben, verlieh ihm den Spitznamen ‚der Schlüpfrige‘. Darüber glücklich ist Louis nicht gerade.
Vivian geht auf den Mann zu, der vor einem Bildschirm sitzt und sich auf Codezeilen konzentriert, die in irrsinniger Geschwindigkeit über den Schirm huschen. Vivian packt Louis an den Schultern und dreht ihn mitsamt Stuhl um einhundertachtzig Grad.
Ein erschrockener Aufschrei, dann entspannt sich der Programmierer und grinste Vivian an. „Ewa7! Daß ich dich hier sehe. „
„Vivian! Du Ignorant. “ Vivian knufft Louis an die Schulter. „Vivian! Merk es dir endlich. “
„Klar, Ewa. Was führt dich in die Abgründe der Zivilisation. „
„Du weißt doch noch nicht einmal, wie das geschrieben wird“, lästert Vivian und setzt sich breitbeinig auf seinen Schoß.
Louis starrt in ihre Busenfurche und bekommt einen knallroten Kopf. Was das Zwischenmenschliche, besonders der Umgang mit dem weiblichen Geschlecht betrifft, befindet sich Louis auf dem Stand eines Pennälers. Wenn überhaupt.
Vivian zieht den Reißverschluß ihres Overalls ein Stück weiter auf. „Du mußt mir einen Gefallen tun“, schnurrt sie. „Das ist jetzt sehr wichtig für mich. „
„Für dich tue ich doch alles. Ewa. Das weißt du doch“, grinste Louis und starrt mit hochrotem Kopf weiter auf die nackten Brüste, die vor seinen Augen blitzen.
Ein weiterer Knuff trifft seine Schulter.
„Du hast doch das Programm geschrieben, für die Vierer-Ewas. Kannst du mir das einspielen?“
„Das Sexprogramm? Bist du verrückt geworden?“
„Louis! Schätzchen!“
„Kommt nicht in Frage. Wenn das rauskommt, bin ich ein toter Mann. „
„Ich wäre auch bereit, dir dafür einen Gefallen zu tun“, flüstert Vivian verschwörerisch.
Louis‘ Fassade beginnt zu bröckeln.
„Alles?“, keucht er.
„Alles“, nickt Vivian und bekräftigt ihre Worte, indem sie mit ihrer Hand über seinen Hosenschlitz fährt. Gleichzeitig formen sich ihre Lippen zu einem großen O.
„Wann willst du das Programm haben?“
„Sofort!“
„Unmöglich! Gib mir eine Stunde. „
„Fünfzehn Minuten. „
„In Ordnung. „
Vivian liegt entspannt in einem Kippstuhl.
Louis tritt an sie heran und reicht ihr ein Kabel. Vivian ertastet mit dem gut zehn Zentimeter langen Klinkenstecker ihre Ohrmuschel. Ein kräftiger Stoß. Vivian und der Computer sind verbunden.
„Du bist jetzt Online“, sagt Louis nüchtern. Für einen Moment hat er ihre Brüste vergessen. Wieselflink tippen seine Finger über den Touchscreen. Zuerst gilt es seinen Arbeitsplatz gegen die allgegenwärtigen Spionageprogramme abzuschotten. Kein Problem für Louis, hat er die kleinen Teufel doch selbst erschaffen.
Nach zehn Minuten wischt sich Louis den Schweiß von der Stirn. „Geschafft. Ich beginne sofort mit dem Upload. „
Die Serie Ewa2 war körperlich überlebensfähig, verfügte aber nur über den IQ von Plankton. Die Ewas3 bekam als erste das neue, aufgemotzte Gehirn. Das Zusammenspiel von eigenen Erfahrungen und implementierten Dateninhalten führte aber zu gelegentlichen Kurzschlüssen. Ewa4 war ein Zwischenschritt. Ihnen wurden ausschließlich Fremddaten eingespielt. Den ursprünglichen Gedächtnisspeicher hatte man vorher restlos gelöscht.
Warum wurde niemals restlos geklärt, aber die Ewas4 waren durchweg hemmungslos. Zeitweise machten sie regelrecht Jagd auf die männlichen Wissenschaftler. Oder besser: auf jeden männlichen Vertreter der Spezies Homo Sapiens. Noch heute kursieren darüber die wildesten Geschichten. PoliceOne machte aus der Not eine Tugend, stopfte die halbsynthetischen Gehirne voll mit allem was über Sexualität jemals erforscht, geschrieben oder sonst wie veröffentlicht wurde. An eben dieser Stelle bekleckerte sich Louis Harfuch mit dem Ruhm, der ihm bis heute anhaftet wie Klebstoff.
Nach drei Minuten ist der Download abgeschlossen. Vivian entfernt das Kabel, braucht einen kurzen Moment zur Orientierung. Innerhalb Sekundenbruchteile sind ihr alle Informationen zugänglich. Jede nur erdenkliche Stellung, unzählige Verführungstaktiken, jeder Fetisch. Jede Schweinerei, die man sich nur vorstellen kann.
Louis sitzt schweißnaß vor seinem Terminal. Schaut Vivian an. Als diese aufsteht und Louis aufreizend die Hand entgegenstreckt, legt sich ein gequältes Lächeln auf sein Gesicht.
„Ehrlich? Du hast mich nicht verarscht?“
Vivian wartet einen günstigen Moment ab, dann zieht sie Louis hinter sich her ins Damenklo.
*
Seit einer halben Stunde befindet sich Wolfgang im Dojo. Er hat seine Muskeln gelockert, einen Sandsack arg zugerichtet. Immer wieder schaut er auf die große Wanduhr. Er wartet auf Vivian.
Vivian kommt weitere zehn Minuten später. „Hallo mein großer, starker Hengst“, begrüßt sie ihn.
„Alles senkrecht?“
Wolfgang zieht die Stirn kraus. „Äh. Ja. Alles in Ordnung. Und selbst?“
Vivian greift sich mit einer obszönen Geste zwischen die Beine. „Dicke Eier. Weihnachtsfeier. Wie?“ Sie strahlt übers ganze Gesicht.
„Was ist denn los mit dir? Ist dir nicht gut?“
Vivian wechselt in Sekundenbruchteilen in einen anderen Modus. Das Anmachszenario AZ1517 bekommt einen Vermerk: Funktioniert nicht bei Wolfgang Sawatzky.
„T’schuldigung. Wollte nur mal was ausprobieren. „
Die beiden erweisen sich mit einem leichten Kopfnicken den nötigen Respekt. Dann gehen sie aufeinander los, daß die Funken fliegen. Nach einer knappen Stunde ist Wolfgangs Vermutung zur Gewißheit geworden. Er hat keine Technik auf Lager, die Vivian auch nur annähernd in Bedrängnis bringt. Sein mentales Gleichgewicht nimmt deswegen aber keinen Schaden. Im Gegenteil. Wißbegierig saugt er ihre teilweise arg unorthodoxen Techniken auf, versucht sie gegen sie einzusetzen.
Auf diese Weise lernt er, der kampferprobte Spezialagent, von der jungen Frau. Bald übersteigt die Anzahl der neuen blauen Flecken die Zahl der alten. Wolfgang bleibt kurzerhand auf dem Holzboden sitzen. „Ich hab‘ fertig“, zitiert er einen Spruch, den er vor kurzem irgendwo aufgeschnappt hat.
„Weichei“, neckt ihn Vivian. Diesmal aber so liebevoll, daß Wolfgang in ein befreites Lachen ausbricht.
Wie selbstverständlich folgt Vivian Wolfgang in sein Zimmer.
Verführungsszenario VZ0130 besagt, daß manche Männer Frauen gerne beim Wasserlassen zuschauen. Während Wolfgang die Temperatur der Dusche einstellt, flötet Vivian: „Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich vorher noch einmal für kleine Mädchen bin?“ Ohne seine Reaktion abzuwarten, setzt sie sich mit geöffneten Schenkeln auf die Toilette. Während Wolfgang verschämt zwischen ihre Beine schielt, betrachtet Vivian interessiert seine Körpermitte. Vermerkt: Volltreffer!
Vivian hat in ihrem Gedächtnisspeicher ein passendes Lied gefunden.
Leise summt sie: I’m singing in the rain, I’m singing in the rain … “
Wolfgang genießt den Augenblick. Ihre seifigen Hände, die über seinen Körper wandern. Ihren verführerischen Blick, der alles und noch einiges mehr verspricht. Als sie seine Hoden in der Hand hält, schaut sie zu ihm auf. „Wir haben übrigens morgen einen Termin bei Karl. Ich bin mal gespannt, was er uns zu sagen hat. „
„Beim Big Boss?“
Vivian lacht.
„Karl ist nicht der Big Boss. Allerdings sitzt er ziemlich weit unten. „
„Woher weißt du das alles?“
„Ich habe da so meine Quellen“, grinst Vivian und beschäftigt sich weiter mit seinem Hodensack. „Fühlt sich gut an“, schmeichelt sie ihm.
„Kann ich nur zurückgeben, das Kompliment. „
„Weißt du, was ich mir wünsche?“
„Nein. Was denn?“
„Können wir heute Abend zusammen einschlafen.
So ganz eng aneinandergekuschelt?“
Wolfgang nickt, während er die Shampooflasche über ihrem Kopf ausdrückt. „Natürlich können wir das. Aber wird man dich nicht vermissen? Wo auch immer?“
„Wenn sie mich brauchen, werden sie mich finden. „
„Wie das?“
„Hast du etwa geglaubt, es gäbe in dem ganzen Komplex auch nur einen Raum, der nicht kameraüberwacht ist?“
„Willst du damit sagen, daß wir ständig beobachtet werden?“
„Natürlich werden wir das.
“ Vivian zuckt gelangweilt mit den Schultern. „Und du und ich natürlich ganz besonders intensiv. „
„Dann gibt’s heute aber keine Kerzen“, stellt Wolfgang im Brustton der Überzeugung klar.
„Au ja. Das machen wir. “ Vivian kann die Naivität, die Wolfgang manchmal an den Tag legt, nicht fassen. Die Infrarotkameras mit Restlichtverstärker erwähnt sie deshalb auch mit keinem Wort.
*
Karls Gesicht spricht Bände.
Wolfgang läßt sich sein Unwohlsein nicht anmerken. Schauspielert, wie er es gelernt hat.
„Vivian muß jeden Moment eintreffen“, lächelt Karl und bietet Wolfgang einen Platz an. „Unser bestes Pferd im Stall ist noch in der Maske. “ In seinem Blick liegt etwas Kumpelhaftes, als er seinem Gegenüber eine Zigarette anbietet. „Im Vertrauen: Ich würde gerne mit Ihnen tauschen. Noch einmal raus, einen richtigen Einsatz. Hach … “
‚Du Lüstling‘, denkt Wolfgang.
‚Ich weiß genau, warum du gerne an meiner Stelle wärest. ‚
Die Tür geht auf, für einen kurzen Moment sieht Wolfgang die Silhouette von Hardbody. Dann betritt Vivian den Raum. Wolfgang erkennt sie im ersten Augenblick kaum wieder.
Vivian trägt ein Busineßkostüm. Grau, mit dezenten Nadelstreifen. Der Rock ist schmal geschnitten, endet knapp über dem Knie. Ein kaum wahrnehmbarer Schimmer liegt auf ihren Beinen. ‚Lieber Gott‘, schwärmt Wolfgang, ‚laß es Strapse sein.
‚ Graue Pumps. Die Höhe der Absätze schätzt Wolfgang auf neun Zentimeter. Unter dem Jäckchen eine weiße Bluse. Ihre Brüste wohlgeformt in festen Körbchen. Die Haare silbergrau gefärbt. Die Frisur ein wenig hochgesteckt, über die Stirn fällt wie zufällig eine honigblonde Strähne. Ein perfektes Make-up lenkt den Blick auf eine randlose Brille, die keck ihre Stupsnase ziert. Die Farbe der Fingernägel harmoniert mit dem Lippenstift. An ihren Ohrläppchen baumeln kleine Silberplättchen. Ungefragt setzt sie sich, schlägt die Beine übereinander.
Strapse! Die Männer schlucken trocken.
„Ja. So habe ich mir das vorgestellt“, bricht Karl das Schweigen. „Einfach perfekt. Was denken Sie, Vivian?“
„Wenn ich noch ein wenig am Make-up arbeite, dann wird’s noch besser. “ Geschäftsmäßig legt sie ihre Hand auf Wolfgangs Arm. „Was meinst du? Gehe ich so als fünfundzwanzigjährige Universalerbin durch?“
„Natürlich. “ Wolfgang ist über Vivians Verwandlungskünste wieder einmal überrascht.
Selbst ihre Stimme hat eine andere Klangfarbe. Unter einer Oberfläche von Coolness ein Ozean aus Leidenschaft. Wolfgang verändert seine Körperhaltung. Vivian hat den Grund dafür gesehen, lächelt.
„Also gut. Dann mal Schluß mit lustig. “ Karl steht auf, nimmt ein dickes Kuvert vom Schreibtisch und kehrt zu den beiden zurück. „Nachdem ihr euch kennen gelernt habt, geht der Spaß jetzt in die zweite Runde. “ Er schaut Vivian und Wolfgang der Reihe nach an.
„Ich denke ihr habt nichts dagegen, wenn wir zu einem etwas vertraulicheren Umgangston übergehen. Wir werden in Zukunft viel miteinander zu tun haben, und das vertrauliche Du entschärft die eine oder andere, äh, sagen wir mal delikate Situation. “ Vivian und Wolfgang nicken etwas überrascht. „Ich bin übrigens Karl. Aber wem sage ich das?“
‚Er hat mich noch nicht einmal gefragt, ob ich überhaupt mit an Bord bin‘, denkt Wolfgang. Sein Blick fällt auf Vivian, die gerade eine unsichtbare Falte aus dem Nylon streicht.
„In dieser Akte“, Karl deutet auf den Umschlag, der zwischen ihnen auf dem Tisch liegt, „sind alle Unterlagen, die ihr fürs Erste benötigt. Ich habe für euch ein sicheres Haus in Nevada reserviert. “ Ein breites Grinsen legt sich über sein Gesicht. „Genau das Richtige für euch. Kein Mensch im Umkreis von 100 Meilen. “ Karls Blick bleibt an Wolfgang hängen. Mit einem leisen Aufstöhnen flüstert er kaum hörbar: „Ach, ich beneide dich wirklich!“ Zwei, drei Sekunden scheint Karl der Welt entrückt, dann geht ein Ruck durch seinen Körper.
Er greift nach einem Zettel in der Brusttasche seines Hemdes und reicht ihn an Vivian weiter.
Wolfgang erkennt aus dem Augenwinkel eine endlose Kolonne von wild gemischten Ziffern und Buchstaben.
Vivian überfliegt das Geschriebene. Sie läßt den Zettel sinken, schaut erst Wolfgang, dann Karl an. „Ach du heilige Scheiße!“, flucht sie wie ein Hafenarbeiter.
Wolfgang sieht zum ersten Mal, wie sich Vivians Gesicht mit einer leichten Röte überzieht.
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