Downtown No. 01
Veröffentlicht am 09.10.2023 in der Kategorie AllgemeinGeschätzte Lesezeit: 32 Minuten, 59 Sekunden
Downtown – Teil Eins
1
Zwei dunkle Gestalten schleichen durch die Schatten der Nacht. Nahe am Ufer des unsichtbaren Flusses umhüllt zäher Nebel ihre linkischen Bewegungen.
Der Nebel verschlingt beinahe sämtliche Geräusche in seiner drückenden Konsistenz. Hier und da hört man ein leises Gluckern und Plätschern vom Wasser her kommend. Ansonsten herrscht lediglich ein kaum wahrnehmbares Dröhnen vor. Es ist die schnarchende Elektrizität, die zu dieser Stunde in ihrem Bette liegt, einem gigantischen Netz aus Millionen Meilen Kabel und Drähte, welche in abstraktesten Winkeln wie die Blutbahnen eines riesigen Ungeheuers jede einzelne Zelle der modernen Zivilisation mit künstlichem Leben versorgt.
Der Lärm ruht sich aus. Der sonst so krankmachende Brei aus ratternden Motoren, ungeduldigen Hupen, Baumaschinendonner, dem viertelstündlichen Läuten der Kirchenglocken, dem hektischen Trappeln von Schuhsohlen unzähliger Passanten, die scheinbar ziellos umher irren, wie die ahnungslosen Versuchskaninchen in dem gigantischen Labor irgendeines übergeschnappten Titanen.
Dies ist die Nacht. In ihr haben die letzten der Geheimnisvollen überlebt und immer, wenn die Sonne sich abwendet, kommen sie hervor, um über alte Zeiten zu plaudern.
Entschließt man sich ein paar Minuten in der Dunkelheit zu verweilen, mit ruhigem Atem und gespitzten Ohren, so spürt man sie und hört die vielen verschiedenen Quellen des nächtlichen Klangorchesters miteinander kommunizieren. Die feinen Härchen unserer Unterarme und eben solche, die unseren Nacken mit zartestem Flaum bedecken, erheben sich, um in den wogenden Wellen akustischer Schwingungen wie berauscht zu tanzen, während diese Geheimnisse ihres Wesens offenbaren, die drängenden alten Fragen mit der Weisheit aus Urzeiten diskutieren.
Der Nebel spielt dabei den multilingualen Übersetzer zwischen den einzelnen Diskutanten. Und wenn man nun so dasteht, mit geschlossenen Lidern, den Sternen zugewandter Stirn, als wolle man die Nacht atmen, das Gesicht kalt, mit zartem Tau bedeckt, gefühllose Beine aus Beton von der angespannten Haltung, klamme Füße in billigen Sportschuhen, beginnt man allmähliche diese schreiende Stille wahrzunehmen. Erst ganz leicht, noch fühlt man sich erhaben, auf dem Gipfel des Seins von einem mentalen Orgasmus berauscht, doch verharrt man weiterhin in dieser Position, schleicht sich eine bedrohliche Kälte in die Glieder, welche die Muskeln erzittern lässt, und all die Erhabenheit in einen metallischen Strick verwandelt, der sich langsam um deine Brust schnürt.
Es gibt jedoch Orte, wo der Mensch nicht nur in der Nacht verspottet wird. Abgelegene Orte wie dem Wald. Hier ist die Nacht zu Hause, und die großen Geheimnisvollen der Urzeit sprechen hier lauter als irgendwo anders. So befreiend und romantisch es sein kann, allein durch den Wald zu spazieren, seinen Duft aufzunehmen, die frische Luft zu atmen oder mit den Augen nur dessen natürliche Schönheit zu genießen, so sicher ist es auch, dass die Wenigsten dem Drang widerstehen können, sich nach diesem merkwürdigen Geräusch, welches man immer erst auf dem Heimweg bemerkt, umzudrehen, um mit wachsender Lähmung zu untersuchen, was sich da hinten im Gebüsch auf so geheimnisvolle Weise bewegt hat.
Wer schaut nicht mindestens einmal über die Schulter und erhöht sein Schritttempo, wenn die Bäume nur noch alt und verbittert aus Ihren Astnarben gaffen, als hätten sie lange kein frisches Fleisch mehr gesehen, der Wind allmählich zunimmt, und halb verweste Blätter versuchen dir den Weg zu versperren.
Sind dies vor Urzeiten entwickelte und dann schließlich angeborene Instinkte, die uns vor diesen Orten warnen wollen? Und wenn ja, welche Kreatur ist diesen unseren Vorfahren auf deren Jäger- und Sammlerausflügen begegnet, dass diese sich eine solche Ehrfurcht aneigneten.
Ist die Freiheit in Wahrheit gar kein Segen, sondern eine verführerische Schlange, welche erst ihr wahres Wesen preisgibt, wenn sie uns mit festem Griff umschlungen hält? Oder war es die Zivilisation, die uns entwöhnte, verweichlichte, Hasenfüße aus uns machte? Nun, sicherlich gibt es tausende Antworten in tausend Büchern zu diesen Fragen, auf die wir hier und heute aber gar nicht eingehen wollen.
Für uns ist es viel wichtiger, dass nicht jeder Nachkomme des Urmenschen ein solches Unbehagen fühlt.
Ein gewisser Schlag Menschen begrüßt sogar den schützenden Mantel der Nacht, hat er doch gerade dann die Möglichkeit, seine unmoralischen Machenschaften gekonnt zu verbergen. Unsichtbar für die wachsamen Augen des Gesetzes geht er unbehindert seinen Geschäften nach.
Doch wir wollen hier nicht über den vermummten Einbrecher reden, der gerade ein paar Blocks weiter das kitschig umrahmte Stillleben beiseite schiebt, um besseren Zugang zu dem dahinter verborgenen Wandsafe zu erhalten. Oder über den schmierigen Zuhälter, der ebenfalls in diesem Moment unter Zuhilfenahme seiner reich beringten Fäuste einer billig angezogenen und dazu noch schlecht geschminkten Angestellten auf unkonventionelle Weise zu verdeutlichen versucht, dass spontane Reiseabsichten ohne vorherige Urlaubsgenehmigung unangenehme Folgen mit sich ziehen können.
Nein, wir fokussieren uns fürs Erste auf die schon angesprochenen Gestalten, die im schützenden Ufernebel geheimnisvoll flüsternd umherwandeln. Es ist schwer zu erkennen, was die beiden da treiben. Ich denke wir können es wagen uns ihnen ein wenig zu nähern. Denn der Nebel ist dicht und die Straßenlaternen haben schon genug zu kämpfen, ihren träge schimmernden Heiligenschein aufrecht zu erhalten.
Also schleichen wir katzengleich ein wenig gebückt über den taunassen zum Ufer hin abfallenden Rasen.
Und je näher wir unseren zwei Ganoven entgegen huschen, desto lauter werden die Stimmen, schärfer deren Konturen und klarer ihre Absichten.
„Scheiße Rob, pass doch auf! Kannst du nicht aufpassen, Mann?“
„Halts Maul! Der Rasen ist nass du Penner! Außerdem habe ich das schwerere Ende. Scheiße, hier ist überall Blut. Ich weiß echt nicht was das Ganze hier soll, der Kerl machts doch eh nicht mehr lange.
“
„Ist mir egal! Ok, hast du ihn? … Los weiter. Du kannst ja glauben was du willst, aber ich für meinen Teil halte das alles hier für einen verdammt glücklichen Zufall. Oder nenn es Schicksal wenn du willst. Du weißt doch, was Haferland gesagt hat. Ein Einzelgänger. Am besten wäre ein Einzelgänger. „
„Tja, so wie es aussieht geht der hier nirgendwo mehr hin. „
„Nicht mein Problem.
Und deins auch nicht. Haferland wird das schon machen. Hauptsache wir kriegen endlich die Kohle. „
„Und wenn er sich weigert. Schau dir den Kerl hier doch mal an. Das ist ein Halbtoter, soviel Blut wie der verloren hat. Der machts nicht mehr lange. „
„Na ja, so schnell geht das auch nicht. Eine Bauchwunde ist zwar mit das Beschissenste was dir an einem schönen sonnigen Tag passieren kann, bis du dann aber wirklich den Löffel abgibst, kann noch ne ganze Weile vergehen.
Ich hab da mal nen Film gesehen, wo so ein Typ –
„Ok, ok, ich glaube ich hab´s kapiert. Würdest du jetzt bitte wieder seine Beine nehmen und diese verdammte Zigarette weg schmeißen? Selbst wenn es Tage dauert, bis man von einer Bauchwunde stirbt, so hat der hier ganz sicher nicht mehr viele vor sich. Ich brauche dem Jungen nur ins Gesicht zu schauen, um zu wissen, dass der es nicht mehr lange macht.
Verdammtes Pech hat er gehabt, abgestochen wie ein Schwein. Und selbst wenn Haferland es schafft den Penner wieder aufzupäppeln, am Ende wird aus dem doch eh Fischfutter, oder hast du geglaubt der Haferland entführt Penner, um sie nach ein paar Lehrstunden in gutem Benehmen als Assistenzarzt einzustellen?“
„Keine Ahnung was der mit denen macht. Ist mir auch egal. Aber wenn du es unbedingt so sehen willst, konnte uns doch gar nichts Besseres passieren, als über den Kerl hier zu stolpern.
Besser die Halbleiche als irgendein armes Schwein. „
„Ein kluges Wort. Wir bringen ihn jetzt zu Haferland, kassieren ab und verpissen uns. Die Sache wird mir langsam zu heiß. Ok. Scheiße, wo ist Fred. Ich sehe hier überhaupt nichts. Verfluchter Nebel. „
„Ich glaub der ist schon vorgegangen. Lässt den Motor warm laufen oder so. „
„Aha, und warum höre ich dann keinen Motor?“
„Was weiß ich.
Vielleicht sitzt er auch nur im Wagen und holt sich einen runter. Außerdem hab ich mal gelesen, dass ganz dichter Nebel sogar Geräusche schlucken kann. „
„Soll lieber mal kurz Licht machen. Ich will nämlich echt nicht stundenlang durch diese Mondlandschaft waten. Irgendwie gruselig, findest du nicht?“
Die Stimmen entfernen sich. Auch die schlurfenden Gehgeräusche der beiden Männer werden immer schwächer. Wir warten noch ein wenig in unserer geduckten Haltung bis wir stark gedämpft die ratternden Laute eines PKW-Motors hören, die zwei senkrechten Lichtkegeln folgend ebenfalls rasch in der Dunkelheit verschwinden.
Doch was mussten unsere Augen gerade beobachten? Unsere Ohren an unheilschwangeren Botschaften vernehmen? War das Objekt, welches die beiden Nachtschwärmer so angestrengt stemmten, eben noch irgendein unförmiger Körper, so kennen wir nun die schreckliche Wahrheit.
Und während wir wie gelähmt versuchen, das Vorgefallene zu verdauen, plappern die Geräusche der Nacht, die Großen Geheimnisvollen, völlig unberührt von solch unwichtigem Menschengetue, heiter drauflos.
2
Keine Träume.
Keine Träume.
Keine Tr-
Ein Stoß. Gleißendes Licht. Ich werde hoch gerissen. Verlasse den Raum, zerreiße, während Sterne auf mich einschlagen und Nägel mein Hirn durchbohren. Dann Stille. Und ich falle.
„…zwei, drei, jetzt…“
Ich schlage auf.
Im Wald. Der Nebel verzieht sich. Gebettet auf braunrotem Herbstlaub. Vollkommene Stille. Entspannung, Bewegung nicht notwendig.
Die Ewigkeit spüren, sie ist nah, ich will sie greifen. Kann mich nicht bewegen, hänge fest. Der Körper wiegt Tonnen.
Will den Himmel betrachten, doch meine Augen sind geschlossen, verklebt mit süßem Harz. Besser so, draußen ist es hell. Sie würden verbrennen. Frischer Nebel kommt auf –
„…kommt zu sich…“
Bleierne Hämmer in meinen Ohren reißen mich auf die Beine. Das Gehirn poltert gegen den Schädel, um ihn zu sprengen.
Ein Laser aus konzentriertem Licht spaltet meine Augenlider.
Kurzes Aufblitzen.
Eine Gestalt. Dicht neben mir. Flimmern.
Schmerzen. Dumpfes Pochen in meinem Kopf. Großer Gott, er wird explodieren. Flimmern.
Aufblitzen.
Ein Gesicht, direkt vor mir. Ein Geräusch aus einer anderen Welt-
„Wachen sie auf!“
Wie ein Faustschlag aufs Ohr.
Starkes Flimmern. Die Lider sprengen auseinander. Stechendes Licht. Die Kopfschmerzen sind unerträglich. Feuchtigkeit, Mein eigener Schweiß. Ich liege in ihm. Ich zittere. Will schreien. Kann nicht. Etwas steckt in meinem Mund. Kann nicht mehr atmen. Ich ersticke. Winde mich. Zittere stärker. Mein Arm. Jemand sticht mir in den Arm. Da sind Holzbalken. Eine alte Frau. Ihre Augen, ihre Augen. Will hier weg. Kriege keine Luft. Bin angekettet. Schmerzen, diese Schmerzen…
Zurück in den Nebel, ins Nichts.
Ein schwaches Licht. Ich trete hinaus. Hinaus in die Lichtung.
3
Downtown.
Die Einkaufsstraße. Später Nachmittag. Hektisch vorbei hastende Gestalten werfen lange, hektisch vorbei hastende Schatten auf den grauen Straßenbelag. Duftende Frauen mit Täschchen und kleinen Einkaufstütchen. Duftende Frauen mit Täschchen und Mobiltelefonen. Duftende Frauen, deren Hochhackige auf den Pflastersteinen widerhallen. Und alle haben Täschchen. Banker mit Mobiltelefonen und gegeltem Haar verbergen ihre durchtrainierten Waschbrettbäuche unter dunklen Anzügen.
Ihre Schuhe aus schwarzem Nappa-Leder sind zurückhaltender als die der Frauen, aber immer noch gut zu hören. Gesichter ohne Ausdruck. Eile ist geboten. Ihre Augen fixieren einen Punkt im bunten Nichts. Der Körper folgt. Einige tragen Aktentaschen.
Da. Zwei Burschen. 9Sie tragen abgewetzte Skateboards unter den Armen, jeweils ein Bier in der Hand. Sie trinken die teuren Marken. Ihre Schuhe machen keinen Laut, dafür ihre Hosen, die schlürfend den Staub vom Boden aufwischen.
Auch sie haben es eilig. Die Bierdosen hängen wie Pflastersteine in ihren Händen. Alle paar Meter nippen sie einen Schluck. Ihre Körper nehmen das Gift noch nicht an. Sie spucken mehr als zu trinken. Dicke Speichelfäden braten hier und da auf den erhitzten Pflastersteinen.
Ein kleiner Tumult macht sich auf zu meiner Rechten. Mehrere Passanten begutachten das Werk eines Straßenmalers. Ein dümmliches Lächeln umspielt die Münder der Mehrzahl. Sie erleben wohl eine Abwechslung.
Der gemeine Mensch der Masse neigt nicht dazu ehrgeizig Museumsbesuche auf den Tagesplan zu setzen. Kunst ist ihm scheißegal. Außer er wird extra auf sie hingewiesen, z. B. während des Wochenendshoppings mit dem Partner oder eben mal schnell beim Tamponkaufen.
Der Künstler, klein, untersetzt, mit Halbglatze und grauem Zopf setzt gerade seine Signatur. Gleich wird er seinen Hut kreisen lassen. Nicht das erste Mal, dass ich ihn sehe.
Ich betrachte das Bild.
Eine Winterlandschaft auf 2 Quadratmetern. Kleine Kinder spielen im Schnee. Sie tanzen. Ein Schneemann grinst schief unter seinem schwarzen Zylinder. Im Hintergrund warten düstere Bäume auf die erlösenden Strahlen des Frühlings. Für einen Augenblick fährt mir ein kalter Schauer über den Rücken. Interessant, was ein Bild alles bewirken kann. Interessant auch die Wahl des Motivs für einen Sommertag. Es ist schön. Das Motiv kenne ich nicht. Ich bin einer dieser gemeinen Menschen. Kunst ist mir fremd.
Ein großer junger Mann mit dichtem Haar und Brille redet enthusiastisch auf seine Begleiterin ein, die erstaunt den Bewegungen seines ausgestreckten Zeigefingers folgt. Er fährt vage den Konturen des Gemalten nach. Vielleicht weiß er wirklich von was er spricht. Die Frau trägt einen leichten Mantel, der locker auf ihren Schultern liegt. Darunter schimmert ein rotes Kleid. Er trägt einen schwarzen Anzug mit Fliege. Wahrscheinlich geht es in die Oper.
Der Maler bewegt sich auf das Paar zu.
In der Hand, ein abgewetzter Zylinder. Sie unterhalten sich kurz und lachen. Der junge Mann in dem eleganten Anzug greift in seine Hosentasche. Mehrere Geldscheine erscheinen, einer landet im Zylinder. Der Maler bedankt sich mit ausladenden Gesten und setzt seine Runde fort. Ich blicke dem Pärchen nach. Die Frau drückt sich fest an ihren Partner und stellt sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. Er legt seinen Arm um ihre Hüften und erwidert ihren Kuss.
Dann entfernen sie sich eng umschlungen. Meine Kehle schnürt sich zusammen. Der Durst meldet sich zurück. Schon wieder. Die Abstände werden geringer.
Dicht neben mir ertönt ein schwaches Klimpern. Der Maler schüttelt seinen Hut und bittet mich um eine Kleinigkeit. Für einen Moment betrachte ich die Münzen und Scheine. Wie viel Macht sie verkörpern. Selbst die abgegriffenen unter ihnen scheinen mehr Existenzrechte zu besitzen als ein Ausgestoßener wie ich. Nicht dass ich das beklage, ich liebe Geld und weiß, dass selbst der kleinste Cent mehr Wert ist als ich.
Dann drehe ich mich um und gehe.
Der Maler schaut mir nach. Neben ihm steht eine kleine dicke Frau mit Kinderwagen und redet begeistert auf eine weitere Frau mit Täschchen ein. Das Baby schreit. Während die Frau sich hinunterbeugt und nach dem Nuckel des Kindes tastet, bleiben ihre Augen auf denen der Gesprächspartnerin gerichtet. Sie unterhalten sich über wichtige Dinge wie es scheint. Der Nuckel liegt neben dem Kinderwagen auf dem Boden.
Ein Banker hastet vorbei. Seine glänzenden Nappa-Leder Schuhe erfassen den Nuckel und schleudern ihn in den Rinnstein. Er konzentriert sich auf den Punkt im Nichts und bemerkt es daher nicht. Die Frau lacht und tastet weiter. Das Baby ist hässlich, ich habe kein Mitleid.
Ich habe einen Plan. Von langer Hand vorbereitet. Wenn ich keinen Scheiß baue, kann er mir ne Menge Geld einbringen, wenn doch ne Menge Knast. Das Risiko werde ich eingehen, wie gesagt, ich habe Durst, und der vergeht nicht so einfach.
Ich weiß gar nicht mehr, wie das alles so richtig angefangen hat. Ist auf jeden Fall schon ne Weile her. Damals hatte ich noch Arbeit, ein Haus, ein paar Kinder und ne Frau. Damals hatte ich ein Leben. Dann gab es Probleme mit der letztgenannten, und eh ich mich versah, hatte ich gar nichts mehr, saß am Ufer des Flusses mit einer Flasche Klarem und ging einfach nicht mehr zurück.
Wessen Schuld das war weiß ich nicht mehr, auf jeden Fall ging es mir schon mal besser.
Natürlich gab es Zeiten, Zeiten des Durstes, wo ich zurück in mein Haus gehen wollte, um mir ein paar Scheine zu borgen, doch meine Frau die alte Schlampe hatte sich kurz nach unserer Trennung irgend so einen braun gebrannten Schrank aus dem Fitnessstudio angeschafft, der mir blöde kommen wollte, als ich dauerläutend vor der Tür stand.
Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als die Schwuchtel in den Vorgartenteich zu schmeißen. Dabei muss der wohl irgendwie falsch gefallen sein, er regte sich auf jeden Fall nicht und das Wasser um ihn herum nahm eine stark rötliche Farbe an. Da bekam ich es mit der Angst zu tun, eine Reaktion, die ich heute nicht mehr ganz nachvollziehen kann, und flitzte.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber der Verdacht lässt mich nicht los, dass meine Frau nur gedroht hatte, die Bullen zu rufen, als ihr jugendlicher Stecher meinen Teich voll blutete.
Es ist gut möglich, dass der sich lediglich am Kopf eine mittelgroße Platzwunde zugezogen hatte, die zwar zuerst wie doof blutet, aber nach einer leichten Behandlung nicht einmal ne Narbe hinterlassen muss. Man kann zwar nicht sagen, dass sie die Weisheit mit Löffeln gefressen hatte, aber dumm war sie nicht. Auf jeden Fall hörte ich nichts mehr von ihr, oder las etwas von der glorreichen Tat in der Zeitung. Selbst bei einer späteren Personenkontrolle interessierten sich die Beamten nicht besonders für mich.
Das war wiederum ne ganz andere Geschichte.
Ich saß gerade an meiner Lieblingsstelle in der Nähe der alten Brücke, irgendwo am Ufer, wo das Gras im Sommer fast die Höhe von Schilf erreicht. Der Boden besteht aus dunklem weichem Sand, und wenn man ein wenig Zeit und Geduld mitbringt, kann man den Möwen beim Nestbau zuschauen. Einigen habe ich schon Namen gegeben und ich glaube sie unterscheiden zu können. Ein wunderbarer Ort inmitten diesem ganzen Wahnsinn.
Dort bin ich ganz für mich allein, niemand sieht mich, niemand belästigt mich, niemand will „mal einen Schluck“. Nur ich, das Gras, das sanfte Plätschern des Wassers, die salzige Brise und ne Flasche schwarzer Jack.
Eines Tages, ich überlegte gerade, ob da Peewee oder Schwarzmaul den Strand mit Kot bombardierte, standen zwei Polizisten hinter mir. Ich hatte sie gar nicht kommen hören, da fuchtelte mir einer von den beiden schon mit seiner Hand vor den Augen rum, so als wäre ich ein Psycho oder so was und schrie mir Sachen wie „HEH SIE, HÖREN SIE MICH?“ oder „WISSEN SIE WO SIE HIER SIND?“ ins Gesicht.
Dabei verlor ich Peewee (oder Schwarzmaul) aus den Augen, der Kerl, irgend so ein ehrgeiziger Jüngling, wie ich die hasse, musste ja auch direkt vor mir stehen und mir seinen Pornobalken unter die Nase halten.
Na ja, ich hatte mich vorher bereits ne ganze Weile mit Jack unterhalten, wenn ich mich richtig erinnere, lag da nur noch ein letzter Schluck in seiner gläsernen Hülle, ich war also schon ganz gut dabei.
Ich sprach irgendetwas von Scheiße, die vom Himmel flog und beglückwünschte die Beamten zu ihren breitkrempigen Mützen, als der Kerl, der hinter mir stand mich packte und in seinen Dienstwagen zerrte.
Nach einem kleinen Blackout wachte ich dann in einer kleinen gemütlichen Zelle auf. Mein Schädel hämmerte wie wild und die Nackenmuskeln hatten sich ziemlich verkrampft. Nachdem ich mich ein wenig umgesehen hatte, stand ich auf und entleerte meinen Magen auf dem bitteren Weg in die Edelstahltoilette.
Danach ging es mir schon etwas besser, trotzdem spürte ich noch immer die ungewöhnliche Schwere meines Kopfes. Nach einer kleinen Untersuchung stellte ich fest, dass da eine verdammt große Beule an meiner Stirn gewachsen war. Ich machte mir erst gar nicht die Mühe darüber nachzudenken, wie ich an die gekommen war, das gibt man spätestens nach einem dutzend längerer Unterhaltungen mit dem alten Jack von ganz allein auf. Also ging ich zurück zu der schmalen Pritsche und schlief innerhalb einer Minute von neuem ein.
Die beiden Bullen waren wohl ein wenig rabiat bei meiner Verhaftung vorgegangen, denn als sie mich aus der Zelle führten, konnte ich sofort meine Sachen an mich nehmen (ein Rasierspiegel, ein defekter Kugelschreiber, ein paar Münzen, ein Stück Draht und das kleine Taschenradio) und mich davon machen. Obwohl ich keinen Ausweis vorzeigen konnte, den hatte ich schon vor zwei Jahren hinter einem losen Stein unter der alten Brücke versteckt, aus Angst man könne mich mit dem möglichen Mord an einem menschlichen Kleiderschrank in Verbindung bringen, schien es sehr wichtig für die Beamten zu sein, mich so schnell wie möglich los zu werden.
Wahrscheinlich waren die der Grund für die riesige Wölbung an meiner Stirn.
Mir war das egal. Ich war sogar froh darüber, denn jetzt konnte ich mir einige Hoffnungen machen, dass die Suche nach mir aufgegeben wurde, wenn überhaupt jemals so etwas stattgefunden hatte. Wie gesagt, meine Frau diese Schlampe konnte sich nach der Sache im Teich sicher sein, dass ich nie wieder auftauchen würde. Aber was rede ich? Diese Dinge sind schon lange Geschichte.
Soll sie doch mit ihm glücklich werden. Die Kinder sind auch schon fast erwachsen und brauchen mich nicht mehr. Warum also nicht ein Leben in Freiheit leben?
4
Ein Hinterhof.
Hier gibt es keine Sonne. Ich warte gebückt in einem der dunkleren Schatten. Es riecht nach Katzen und Pisse. Die grauen Häuserwände sind sichtbar mit Feuchtigkeit durchzogen. Der Putz ist brüchig und an einigen Stellen ist das nackte Mauerwerk zu sehen.
Die schmalen hohen Fenster sind verschmiert. Überall stehen Fahrräder. Verrostete Metallpfosten tragen die Überreste einer verschimmelten Wäscheleine. Darunter liegen alte Bretter. Ein blauer Sandkasten aus Kunststoff lehnt an eine Mauer. Ein unförmiges Loch klafft aus seinem Boden. Der Sand liegt überall verstreut in dunklen Klumpen. Irgendwo sitzt eine Katze und leckt ihre Pfoten.
Aus einer der Wohnungen ertönt leise orientalische Musik. Ansonsten herrscht Stille.
Meine Füße tun weh.
Ich habe Löcher in den Schuhen. Sie sind alt und haben eine lange Strecke hinter sich, daher nehme ich es ihnen nicht übel. Ich will eine rauchen. Immer wieder greife ich in meine Jackentasche und fummele an den übrigen Zigaretten herum. Doch sie würden meinen Durst verschlimmern, daher lasse ich es sein. Außerdem, wenn alles gut läuft, werden diese Probleme bald vergessen sein.
Endlich höre ich Schritte. Erst entfernt, dann immer näher kommend.
Obwohl ich die Richtung, aus der das Geräusch kommt nicht einsehen kann, bin ich mir ziemlich sicher zu wissen, wer da meinen Weg auf so schicksalhafte Weise kreuzen wird. Es ist der Straßenmaler. Ich habe ihn die letzten Tage beobachtet. Er wohnt in der Nähe des Hafens, ein paar Blocks südlich der Einkaufstraße. Wenn es Abend wird und das Licht zum Malen schwindet, geht er immer zuerst in seine Wohnung, um seine Kreide und Wachsstifte zu deponieren.
Dabei meidet er die großen Straßen und versucht mit Abkürzungen wie diesem Innenhof so schnell wie möglich sein Ziel zu erreichen.
Er ist ein entfernter Verwandter. Auch er spürt den Durst, besucht aber die Kneipen und Pubs. Durch das Malen kann er sich das leisten.
Die Schritte werden lauter. Ein gesundes, hölzernes Klacken. Seine Schuhe sind in guter Verfassung. Jetzt sehe ich ihn. Er geht an mir vorbei, nur zwei Meter entfernt, bemerkt mich aber nicht.
Auf seinem erhobenen Haupt thront der abgewetzte Zylinder, mit dem er eben noch seine Gage eingesammelt hat. Unter seinem linken Arm hat er seine Malutensilien eingeklemmt. Obwohl er nichts weiter als ein weiterer Saufbruder – mit einigen zugegebenermaßen recht passablen Talenten ausgestattet – ist, hat er eine besonders arrogante Art sich fortzubewegen. Leicht, fast geschmeidig gleitet er über den schmutzigen Beton, als würde er auf einem roten Teppich dahin schreiten, als gern gesehener Gast irgendeiner High-Society-Gala.
Ich kauere dicht an die Wand gepresst im dunklen Schatten, ohne zu atmen. Der beißende Duft seines Aftershaves überdeckt für einen kurzen Moment den ätzenden Gestank des Hinterhofs. Ich muss mich beeilen, den Überraschungsmoment ausnutzen. Und das wichtigste: alles muss lautlos über die Bühne gehen. Hinter den schmierigen Fenstern könnten Menschen wohnen, denen noch nicht alles egal ist, und Alarm schlagen.
Zu lange habe ich diesen Moment herbei gesehnt, beobachtet, Pläne geschmiedet.
Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Lautlos trete ich einen Schritt aus dem Schatten. Meine Rechte wandert zu der Innentasche meiner Jacke und umgreift den Griff des Gummihammers, den ich vor zwei Tagen von einer Baustelle gestohlen habe. Schwer liegt er in meiner Hand. Für einen Moment kann ich mich nicht entscheiden, ob ich die ganze Sache nicht doch sein lassen soll. Ich habe im Grunde ja gar nichts gegen den alten Künstler. Ich zögere.
Schweiß macht sich auf meiner Stirn breit und ein kalter Schauer schleicht über meinen Rücken. Oh nein, ich werde es verpatzen. All die Zeit des Beobachtens, vertan. Schnell, gleich hat er den Hinterhof verlassen. Entscheide dich. Ich schließe kurz die Augen und schalte alles Denken aus. Meine rechte Faust verstärkt den Druck auf den harten Stiel des Hammers. Ich habe mich entschieden. Ich gehe zwei Schritte, hole aus und öffne die Augen.
Der Maler bleibt auf einmal stehen und blickt ruckartig zu einem der Fenster hinauf.
Ich erstarre. Verkrampft, mit dem Hammer hoch über meinem Kopf, stehe ich keinen Meter hinter ihm und will am liebsten schreien. Zum Glück habe ich schon lange nichts mehr getrunken, sonst hätte ich mir ohne Zweifel in die Hose gepisst. Mein Herz pocht wie wild. Steht da etwa jemand am Fenster und beobachtet, wie ich gerade diesem Kerl eins über den Schädel geben will? Ich schaue nach oben, in die gleiche Richtung, die der Maler anvisiert.
Da oben ist es nicht so dunkel wie hier, trotzdem kann man nur wenig erkennen. Ein paar schmale Fenster, eingelassen in eine rissige graue Wand, sonst nichts.
Ich habe Probleme mein Gleichgewicht zu halten. Mich durchströmt ein Gefühl ertappt worden zu sein, so als übertritt man im Traum zwei Stufen einer Treppe gleichzeitig, um erschrocken davon aufzuwachen.
Ein merkwürdiges Bild muss das sein. Da stehen nun zwei Kerle, zuerst ein kleiner alter Mann mit übergroßem Zylinder auf dem Kopf und einer Tasche mit Malzeug unterm Arm und dann ein verwahrloster Penner, der direkt hinter dem Alten steht und einen schweren Hammer in die Höhe hält.
Und beide schauen den feuchten Putz einer Hinterhofwand an.
In dem Moment vernehme ich wieder diese leise orientalische Musik. Ich bin mir nicht sicher, ob es das gleiche Stück ist wie zuvor, aber es scheint aus der genannten Richtung zu kommen. Es hört sich an, als würde eine alte Türkin um das Leben eines geliebten verschiedenen Menschen trauern. Nicht dass ich da aus Erfahrung sprechen kann.
Ich entspanne mich ein wenig.
Glück gehabt. Ich konzentriere mich wieder auf den Maler, lockere meinen Arm ein wenig, hole noch weiter aus und-
Der Maler nimmt den übergroßen Zylinder von seinem Kopf, so dass ich den streng gebundenen Zopf am Hinterkopf erblicke. Dann beginnt er zu summen und seinen Oberkörper zu der traurigen Melodie zu wiegen. Er scheint das Stück zu kennen.
So wie er dasteht, ganz in den sanften Wogen der Musik verschlungen, wirkt er wie ein kleines Kind, so lebensfroh, liebenswert und so verletzlich.
Das war es also. Sofort entkrampfen sich meine Muskeln. Ich kann es nicht. Mein Arm sinkt nach unten. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Gut, ich wollte ihn von Vornherein nicht umbringen, nur bewusstlos schlagen, seine Schlüssel und sein Portemonnaie klauen, in die Wohnung rennen, seinen Sparstrumpf finden und die Stadt mit dem nächsten Zug nach Süden verlassen, wo ich nicht frierend unter irgendeiner Brücke sitzen muss, den nächsten Tag abwartend, auf sonnige Wärme hoffend.
Aber was für eine abscheuliche Tat es trotzdem wäre. Woher sollte ich denn wissen, wie ich den Schlag mit dem Hammer genau dosieren muss, dass er narkotisierend aber nicht tödlich ausfällt? Wie hätte ich mit einem möglichen Mord leben können?
Nein, schämen sollte ich mich. Es tut mir Leid, mein lieber alter Maler, dass ich derart schlimme Gedanken gegen dich führte. Schwelge du nur in deiner Musik, ich werde dich nicht stören und lasse dich am Leben.
Der Hammer sinkt langsam nach unten. Während der Maler immer noch tief in seinen von orientalischer Musik begleiteten Träumen versunken ist, trete ich leise zwei Schritte zurück, zurück in den Schatten. Mit dem Rücken zur Mauer, gleite ich langsam hinab. Ich erlebe einen Moment wahrer Schönheit. Die Musik erklingt jetzt viel lauter als zuvor, sie ist wunderschön. Meine Augen sind geschlossen, der Durst ist verschwunden und ich erlebe hier etwas altes, etwas dass ich schon so lange nicht mehr in mir, meinem verrosteten Herzen spürte, und es durchfließt mich von Kopf bis Fuß, Hitze steigt in mir in die Wangen und als ich wieder die Augen öffne und den alten Mann keine drei Schritte vor mir stehen sehe, wie er sich immer noch zu den Klängen wiegt, verlässt eine einzige Träne meine Augen.
So wie man die vernachlässigten Seiten eines alten Klaviers nach Jahren in dunklen Lagerhallen entstaubt und erneut stimmt, fühle ich etwas zurückkehren, das Glück, das Leben? Wer weiß, es ist fantastisch.
Ich schließe erneut meine Augen, nichts soll dieses Gefühl unterbrechen, keine Schatten, kein Dreck, nichts Bekanntes. Vollkommenheit, ja, die Ewigkeit, in diesem einen Moment.
So verharre ich noch lange nachdem der Maler gegangen ist, unwissend, vielleicht eben so glücklich wie ich es bin.
Und dann kommt der Schlaf.
5
Das alte Spiel, zurück in meiner Welt. Ich stehe vor dem Regal und es ist voll von Träumen, weniger schönen Träumen, nicht zu vergleichen mit dem, welcher mich erst kurz zuvor noch umspülte, aber immerhin sind es Träume.
Eine Flasche ist bereits in meinem Mantel verschwunden. Ein teurer Wein, heute ist ein besonderer Tag. Noch immer stehe ich da und spiele den Unentschlossenen, während mich die Kassiererin in dem halbkreisförmigen Spiegel auffällig beobachtet.
Sie weiß nicht, dass ich mich bereits entschieden habe und die Ware längst verstaut ist. Selbst sie muss hin und wieder arbeiten. Doch ganz so unrecht hat sich gar nicht mit meiner Unentschlossenheit. Nur geht es nicht um ein Getränk, welches ich erwerben will sondern um die Frage, ob ich das Risiko eingehen soll, die von ihr behütete Kasse zu entleeren? Ich besitze weder einen Revolver noch sonst irgendwelche treffenden Argumente für ein solches Unternehmen.
Nun ja, da wäre ja noch der Hammer. Hat jemals wer seine Beute mit der Drohung eines Hammerschlags erobert?
Gespielt entschließe ich mich keine der akribisch einsortierten Flaschen zu kaufen. Doch während ich der Kasse und ihrer Kaugummi kauenden Benutzerin näher komme, nimmt die Verkrampfung in meiner linken Hand immer stärker zu. Es ist die Hand, welche den Hammer hält.
Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf, ich bin vollkommen durcheinander.
Meine Augen brennen sich durch die dünnen Wände des Kassierautomaten. Sie erfassen dicke Bündel verschieden farbiger Scheine, Berge von Münzen, Synonyme für die Fahrkarte in südlichere Gefilde. Mein Blick zieht mich förmlich zu diesem möglichen neuen Leben hin, doch meine Beine weichen keinen Zentimeter von ihrer festgelegten Route „durch die Tür und nichts wie weg“ ab. Mein Verstand versucht in diesem Moment durchzudringen, der Schlichter zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Er entscheidet sich für die Wirklichkeit und löst den Krampf in meinen Fingern.
„Stop!“ Die Kassiererin verlässt ihren Arbeitsplatz und stellt sich mir in den Weg. Das Kaugummi gekonnt in der Wangentasche verstaut.
„Dürfte ich mal sehen, was sie da in der Tasche haben?“ Sie weist auf meine linke Manteltasche. Die Verkrampfung kehrt zurück und obwohl ich lange nichts mehr getrunken habe, spüre ich einen frischen Druck auf meiner Blase.
„Das ist ein Hammer. Ich habe einen Hammer in der Tasche.
“ In diesem Moment fühle ich mich ertappter als vorher. Das ist ja nicht irgendein Hammer, beinahe wäre er eine Mordwaffe oder so was gewesen. Ich trete einen Schritt zurück.
„Hören Sie, ich will hier keinen Ärger. Ich will nur sehen, was sie da in der Tasche haben. Das ist mein Job, ok?“ Das Kaugummi wandert in die gegenüberliegende Wange. Auch sie ist alles andere als entspannt.
„Ich verstehe.
“ Ich ertappe mich bei einer Lüge.
Langsam ziehe ich den Hammer hervor.
„Das Geld. Geben sie mir das Geld!“ Mit einer kurzen Kopfbewegung deute ich auf die Kasse, während mein Verstand vorübergehend ausgeschaltet ist. Pures Adrenalin Schießt mir in den Kopf.
„Sofort!“
Sie ist erstarrt. Ihr Blick haftet an dem klobigen Werkzeug.
„Was…?“
„Bitte.
Ich habe nicht viel Zeit. Das Geld, gehen sie zur Kasse und geben sie mir das Geld. Schnell“
Mein Arm macht eine drohende Bewegung, wie von selbst. Wie sie bin ich nur Zuschauer meiner Vorstellung.
Ihre Erstarrung löst sich. Jetzt bewegt sie sich zurück, zurück zur Tür.
„Bitte. Ich will ihnen nicht wehtun. Geben sie mir einfach nur das Geld. „
Ich ergreife ihren Arm mit meiner Rechten und ziehe sie zurück Richtung Kasse.
„Beeilen sie sich. “ Ich finde eine Tüte.
„Hier, schnell. Alles da rein. “
Ich spüre wie das Blut meinen linken Arm verlässt, der noch immer den Hammer drohend in der Höhe hält.
„Bitte tun sie mir nichts!“ Erste Tränen rinnen ihr übers Gesicht. Hastig füllt sie die Tüte. Ich achte nicht auf die Höhe meiner Beute. Die Tür ist mir viel wichtiger.
Was wenn jetzt irgendein Kunde den Laden betritt?
„Bitte, tun sie mir nichts. “ Kurze Pause. „Auch die Münzen?“
Sie bringt mich völlig durcheinander.
„Scheiße, ich – alles in die Tüte. “ Die Tür. Sie soll sich beeilen.
Ich erlaube mir einen kurzen Blick in die Kasse.
„OK, gib mir die Tüte!“ Ich entreiße sie ihren Händen.
Sie sinkt auf ihre Knie. Sie weint. Sie hat Angst. Mein linker Arm ist eingeschlafen. Ich senke den Hammer. Ein kribbelndes Gefühl breitet sich aus, während das Blut durch meine Adern fließt. Obwohl ich so aufgeregt bin, kann ich meine Augen nicht von ihrem weinenden Gesicht wenden. Ein Teil meines Verstandes rät mir zur sofortigen Flucht, doch irgendwie tut sie mir leid. Ich beuge mich hinunter, sie ist auf den Boden geglitten, ihre Knie dicht an die Brust gezogen.
„Hör zu – Susanne!“ Sie trägt ein Namensschild.
„Ich gehe jetzt da raus und du wirst die Tür schließen, ok? Dann versteckst du dich da hinten, hinter irgendeinem Regal, so dass man dich nicht von der Straße aus sehen kann. Hast du verstanden?“
„Ja…“
„Sieh mich an! Öffne deine Augen und sieh mich an!“
Es dauert, doch sie öffnet ihre Augen.
Ängstlich schaut sie mich an.
„Ich werde dir nichts tun, wenn du tust was ich dir sage. Ich verstehe, dass du Angst hast. Scheiße, hättest du mich nicht angesprochen wäre ich schon längst weg. Ist jetzt wohl zu spät. Wo sind die Schlüssel?“
„In meiner Tasche. “ Sie schluchzt, ich höre sie kaum.
„Her damit. Ich habe es mir anders überlegt. Ich werde jetzt die Tür abschließen und durch die Hintertür verschwinden.
Du bleibst hier ne Weile sitzen. „
Während ich den Schlüsselbund nach dem Gesuchten durchstöbere, nehme ich eine kurze gleitende Bewegung im Augenwinkel wahr. Es ist eine Keksdose aus dünnem Blech, welche dumpf und mit einem kleinen Stich an meiner Schläfe aufschlägt. Susanne hatte in der Eile wohl nichts Besseres gefunden. Sie versucht sich los zu reißen, hat aber leider nicht bedacht, dass mein Schädel etwas mehr als den Schlag mit einer Blechdose aushält.
Susanne ist klein und schlank, es macht mir nicht viel Mühe, sie wieder in ihre ehemalige Sitzposition zu befördern.
Ich bin nicht wirklich böse auf sie, halte es jetzt aber für erforderlich ihr klar zu machen, dass ich es ernst meine. Außerdem hat sie mein Gesicht gesehen, mir bleibt nichts anderes übrig als ihr zu drohen.
„OK. Was da gerade vorgefallen ist, vergessen wir jetzt mal ganz schnell.
Ich habe nämlich nicht viel Zeit. Ist das der richtige Schlüssel?“
Ich halte ihr einen der vielen Sicherheitsschlüssel mit einer schwarzen Markierung vor die Nase.
Susanne blickt kurz auf. Ich sehe Scham und Enttäuschung.
„Ja. “ Trotzig.
„Gut. Wir sind fast durch, fehlt nur noch ihr Ausweis. „
Irritiert schaut sie mich an.
„Wozu…- den habe ich heute nicht bei mir.
“ Ihre Lüge schreit mich förmlich an.
„Ach wirklich? Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als den hier zu benutzen. “ Die kalte Schwere des Hammerkopfs berührt ihre Schläfe.
„Immerhin hast du mich gesehen. Ich meine, du musst mich verstehen, ich will nicht in den Knast. “ Sie beginnt zu weinen und obwohl sie mich angelogen hat und ich die Drohung nicht ernst meine, habe ich ein schlechtes Gewissen.
Es macht mir keinen Spaß sie so in Angst zu versetzen.
„Bitte… – lassen sie mich in Ruhe. “ Ihre Nase läuft. „Ich werde niemanden was sagen, bitte tun sie mir nichts. „
„Dann tu was ich dir sage. Der Ausweis?“ Sie zögert.
Der Aufschlag des Hammers dicht neben ihrem Kopf lässt sie aufschrecken. Mehrere Keksdosen explodieren. Sie schreit.
„WO IST ER?“ Erneutes Zögern, ich hole wieder aus-
„In meiner Handtasche – bitte – in meiner Handtasche – tun sie mir nichts!“
„Wo ist die Handtasche?“
„Unter der Kasse.
„
„OK, bleiben sie hier sitzen und alles wird in einer Minute vorbei sein. „
Falls Susanne eine Kämpfernatur ist, so hat sich dieser Charakterzug vorübergehend abgemeldet. Ihre Haltung entspricht der eines mutlosen Embryos, die Arme fest um die Knie geschlungen, mit ihren Händen den Kopf schützend.
Innerhalb weniger Augenblicke habe ich die Tür geschlossen und Susannes Ausweis gestohlen. Auf der Strasse ist niemand zu sehen.
„Alles klar. Susanne?“ Sie zittert, schaut nicht auf.
„Hör zu, ich bin kein schlechter Mensch. Es tut mir leid, dass ich dir gedroht habe, aber das Geld ist für mich vielleicht die Fahrkarte in ein neues Leben. Kannst du das verstehen. “ Keine Reaktion.
„Wenn die Bullen dich nach meinem Aussehen fragen, sag ihnen einfach, ich hätte eine Mütze getragen, mit der ich mich maskiert habe bevor du mein Gesicht sehen konntest.
Wenn du das für mich tust, wirst du mich nie wieder sehen. In Ordnung?“ Wieder dieses Zögern. Dann regt sie sich. Sie hält mir ihre Hand entgegen und ohne mich anzuschauen-
„Versprochen?“
Ich nehme ihre Hand.
„Ich schwöre es. „
6
Ein anderer Hinterhof.
Der Gestank nimmt zu. Überall Dreck, alte Kippen, leere Bierdosen und Einkaufstüten.
Die Gasse ist einen Meter breit und sehr dunkel. Hoch über mir kann man Reste vom Tag erkennen.
Hier, weitab der frisch verputzten Fassaden der Einkaufsstraße sieht alles anders aus. Sogar die Menschen. Alles ist mir vertraut. In diesen Vierteln leben viele Ausländer, deren Kinderscharen lautstark durch die Straßen rennen. Sie tragen billige Kleidung über mageren Körpern und aufgeschürften Knien. Alle haben dunkle Haare, die Väter dunkle Bärte. Ich fühle mich hier heimischer als downtown.
Willkommen bin ich aber auch hier nicht. Ein Penner ist ein Penner, egal wo. Aber das ist ok. Ich kann damit gut leben, solange man mich in Ruhe lässt.
Ich lasse weitere Gassen hinter mir. Langsam wird es dunkel. Die Flasche ist noch halbvoll und es geht mir bestens. Ich gehe am Fluss spazieren. Ich befinde mich auf einer Insel. Downtown liegt inmitten einer Bucht, die auf allen Seiten besiedelt ist.
Der Leuchtturm einer riesigen Stadt. Eine sehr alte Brücke verbindet Downtown auf dieser Seite mit dem nächsten Stadtteil. Ich stehe davor und betrachte sie. Dabei trinke ich. Betäube mein schlechtes Gewissen.
Unter der Brücke bewegen sich Leute. Sie tragen lange Mäntel und Sportjacken, fleckige Jeans und Joggingschuhe. Sie können nicht gerade stehen, sind immer am Taumeln. Die Flasche wird herum gereicht.
Ich warte bis die letzten Strahlen der Sonne es nicht mehr schaffen mein Gesicht zu wärmen.
Der Wein ist leer. Ich fühle mich besser.
Ich gehe zu den Menschen unter der Brücke. Obwohl ich keinen von ihnen persönlich kenne, sind sie mir sehr vertraut. Hier, in dieser meiner Welt, sind sie meine nächsten Verwandten. Und sind wir uns nicht alle ein wenig ähnlich? Die blutunterlaufenen Augen. Die dünnen blauen Äderchen auf der Nasenspitze. Fettige, mit Flusswasser zurückgekämmtes Haar. Der gleiche abgestandene Geruch vom täglichen Leben auf der Straße.
Sie sind gastfreundlich solange man ihren Schlafplatz respektiert.
Ich geselle mich zu ihnen. Ich zähle elf Brüder. Der Älteste ist um die Fünfzig, der Jüngste noch keine Zwanzig. Alles Repräsentanten verschiedener Nationen. Ein Gipfeltreffen der besonderen Art. Ohne große Worte werde ich in ihre Runde aufgenommen. Ein kurzes Nicken hier, ein sparsames Grunzen da. Niemand hat etwas zu sagen. Niemand hat mehr Geld. Niemand hat was zu trinken. Ich habe Geld, fühle mich gut.
Was soll´s? Ein paar Flaschen kann ich mir ohne Probleme leisten. Für das Ticket ist immer noch genug da. Ich vertraue Susanne.
Vladimir begleitet mich zur Tankstelle. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, kam er mit einem Containerschiff aus St. Petersburg. Dort lebt seine Frau mit dem gemeinsamen Sohn. Vladimir wollte hier Arbeit suchen und nach einer gewissen Zeit seine kleine Familie zu sich holen. Er musste wie so viele bald erkennen, dass die Wirklichkeit auf Träume scheißt und nur für die wenigsten ein Ticket in sonnigere Gefilde bereithält.
Nachdem er ohne Erfolg versucht hatte, als Hafenarbeiter unter zu kommen, dafür war er wohl zu schmächtig, verkaufte er sich an reiche alte Säcke. Er schickte seiner Frau Geld, das er mit seinem festen Hintern und dem Lutschen von Schwänzen verdiente. Um den aufschreienden Stolz zu betäuben, begann er zu saufen.
Mit der Zeit vergaß er immer öfter, den wöchentlichen Brief abzuschicken, bis er ganz damit aufhörte. Er war jetzt ein starker Trinker, was ihn für die meisten Freier unattraktiv werden ließ.
Die Einnahmen wurden immer geringer, schließlich landete er auf der Straße und begann seine Kunden auszurauben. Doch wie es kommen musste, geriet er dabei irgendwann an den Falschen. Er wurde schlimm zugerichtet. Als der Kerl Vladimir halb totgeschlagen hatte, ritzte er ihm als abschreckendes Zeichen ein X in die linke Wange.
Vladimir ist klein und mager. Durch die schlecht verheilte kreuzförmige Narbe auf seiner Wange ist er gebrandmarkt. Niemand wird sich mehr mit ihm einlassen.
Seine Zeit als Stricher ist vorbei. Er ist noch sehr jung, sein Bart wächst unregelmäßig.
Während wir den gleichen Weg zurückgehen, jetzt mit ein paar Flaschen Wein, bemerke ich, dass Vladimir sehr nervös ist. Vielleicht ist er wütend, dass ich die Flaschen erst unter der Brücke anbrechen will. Dauernd rollt er mit den Augen und schaut sich hastig nach allen Seiten um, als würde uns jemand folgen. Dabei versucht er mit mir Schritt zu halten.
Ich bin größer als er und mache lange Schritte. Er hechelt, doch ich sehe nicht ein langsamer zu gehen. Ich mag Vladimir nicht besonders. Ich habe bereits eine Menge solcher Typen kennen gelernt, sein Schicksal ist das vieler. In meinen Augen ist er kein Mann, er hat sich brechen lassen, hat sich gefügt, die Verantwortung in die Hände anderer gegeben. Ich habe mich bewusst für dieses Leben entschieden, er hingegen hat sich einfach ohne zu überlegen in den reißenden Strom fallen lassen, und lange wird er sich nicht mehr an der Oberfläche halten können.
Außerdem sieht er aus wie eine Ratte.
Während ich selbstzufrieden den aufkommenden Nebel am Ufer des Flusses betrachte, seinen feuchten Geruch tief in mich aufnehme und meine Sinne auf die sonnige Zukunft einstelle, hat Vladimir sein Taschenmesser gezogen, mit dem wir eigentlich den Wein öffnen wollten, und rammt es mir in die Seite. Ich verspüre sofort eine merkwürdige Mischung aus erfrischender Kälte und unheilschwangerer Hitze sich an dem Loch in meinem Körper ausbreiten.
Ich stoße einen überraschten Schrei aus und sinke auf die Knie. Mit der einen Hand stütze ich mich ab, mit der anderen halte ich meine blutende Wunde. Vladimir beugt sich über mich. Er zerrt hektisch an meiner Jacke, sucht das Portemonnaie des Alten. Warum habe ich ihm auch nur einen Blick hinein werfen lassen, als wir an der Kasse der Tankstelle standen? Ich sehe in die Augen des Jungen. In ihnen scheinen keinerlei Gefühle mehr vorhanden zu sein.
Sie wirken wie abgestorben. Das schiefe X verstärkt diese Wirkung. Er scheint mich gar nicht zu sehen. Hat nur sein Ziel vor Augen. Er hechelt. Dünne Speichelfäden bedecken mein Gesicht.
Er scheint gefunden zu haben was er suchte. Eine Art Lächeln umspielt seine Lippen. Er sieht wirklich aus wie eine Ratte. Dann verschwindet er aus meinem Blickfeld. Ich blicke gen Himmel. Der Mond ist schwach durch den Nebel zu sehen.
Er hat beinahe seine volle Größe erreicht. Wie betäubt starre ich in den schwindenden Himmel. Ist es nur der Nebel, der sich wie ein Schleier um mich legt, oder tauche ich bereits ein in die längste aller Nächte?
Unendliche Schwere lässt meine Glieder erschlaffen, eine nie gespürte Müdigkeit erfasst mein Bewusstsein und ich drifte hinfort, lasse mich treiben, der Nebel wird dichter, die Lichter gehen aus, so müde, so schwach-
Nein, noch nicht.
Noch lebe ich, noch kann ich mir selber helfen. So leicht soll es die alte Knochenfresse nicht mit mir haben. Ich richte mich auf, was einen rasenden Schmerz durch meinen Körper jagen lässt.
Immerhin hat mir der Junge das Messer hinterlassen. Die Klinge steckt bis zum Anschlag, am breiten Ende ist eine Art Widerhaken, ich habe keine Lust sie zu entfernen, trotzdem entschließe ich mich dafür, bevor sie noch mehr Schaden anrichtet.
Ich beginne zu weinen, zu schnaufen, um Hilfe zu krächzen. Der Fluss antwortet mir mit seinem monotonen Plätschern, sonst niemand. Meine Hand zittert. Sie umschließt den roten Plastikgriff des Messers. Dabei spüre ich den im Griff untergebrachten Korkenzieher und denke an Vladimir, wie der jetzt verzweifelt versucht, den Korken seiner (meiner) Weinflasche mit dem Finger einzudrücken.
Die Schmerzen werden jetzt stärker. Chirurgen zittern nicht, ich schon.
Bei jeder Bewegung könnte ich schreien. Ich versuche die Haut an meiner Seite ein wenig zu dehnen, damit das Loch groß genug ist und der Widerhaken keinen größeren Schaden anrichten kann. Mit lautem Lachen versuche ich einer Ohnmacht zu entgehen. Mit jedem Zittern zerstört die Klinge weitere Innereien. Ich muss mich beeilen. Ich ziehe. Sie hängt. Die Schmerzen bringen mich um den Verstand. Sachte drücke ich die Klinge noch einmal tiefer in meinen Körper.
Dabei pisse ich mir in die Hose. Ich kann nichts dagegen tun. Schweiß läuft mir in die Augen und vermischt sich mit meinen Tränen. Gott es ist so heiß. Ich werde verbrennen. Ich dehne noch einmal die Haut unter den Rippen mit meiner freien Hand um das Loch für den Austritt des Messers zu vergrößern. Ich rutsche ab. Verliere fast das Bewusstsein, beiße mir auf die Lippe. Alles ist voller Blut. Ein weiterer Versuch.
Ich ziehe. Augenblicklich sacke ich zusammen. Blut schießt aus der Wunde. Ich werde ohnmächtig. Wärme, nur noch Wärme. Der Schmerz ist meilenweit entfernt. Ich rieche meine Pisse und sterbe.
7
„Wachen Sie auf!“
Der Nebel lichtet sich und während ich hinaus trete, auf die gleißend helle Lichtung öffne ich meine Augen.
Eine alte Frau starrt mich an. In Ihren tiefen Augenhöhlen sehe ich das Aufblitzen Ihrer stahlblauen Augen.
Sie trägt schwarz, ein altmodischer Hut thront geneigt auf ihrem Haupt. Im Hintergrund erkenne ich die Umrisse eines alten Segelschiffes. Der schiefe Hauptmast neigt sich gen Ufer und droht das gesamte Schiff zu kippen. Die Segel hängen schlampig aufgerollt in der Luft. Sie sind starr, denn ich betrachte ein Bild, welches kitschig umrahmt an einer alten Backsteinmauer hängt. Oder einer Innenwand. Ich versuche mich ein wenig umzuschauen, doch irgendetwas hält mich davon ab. Ich kann mich nicht bewegen.
„John?“
Die Stimme einer Frau. Ein wenig gehetzt.
„John! Komm her! Ich glaube er ist wach.
Fortsetzung folgt…
Oder nicht? Ich bin gespannt auf eure Kommentare. Ach ja, falls ihr euch über die vielen Stilwechsel aufregt, das wird in Zukunft sicherlich besser.
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