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Mystere 03

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Vorwort

Der Mond Mystère ist zu meiner eigenen Überraschung eine harschere Welt geworden, als ich es bei meinen ersten Ideen hierzu gedacht habe. Für empfindliche Leser ist das Weiterlesen nicht zu empfehlen.

Für diejenigen, die weiterlesen wollen, ist es zu empfehlen, die beiden vorhergehenden Geschichten zu lesen, um die handelnden Personen besser zu verstehen.

Prolog

Es gilt für alle Neuankömmlinge die Überraschungen zu verdauen, die sich ihnen auf Mystère präsentieren.

Pierre lernt Neues

Lee betrachtete ihn abschätzend. Pierre fühlte sich unbehaglich unter dem prüfenden Blick. Er hatte das Waffentraining ohne Probleme absolviert. Bogenschießen war sein Hobby auf der Erde gewesen. Mao hatte sich viel schwerer damit getan und war zum weiteren Training abkommandiert. Lee hatte seine Entscheidung nun getroffen:

„Pierre, du kannst heute Abend mit Emma und Tsun zum Sammeln gehen.

Mit dem Bogen kannst du so gut umgehen, dass wir dir in der Handhabung nichts beibringen können. Tsun ist mit acht Jahren Aufenthalt hier sehr erfahren und kann dir hingegen gute Tips geben, was die Abwehr von wilden Tieren betrifft. Emma ist erst ein Jahr hier und braucht noch mehr Erfahrung. „

Pierre musste wohl so fragend dreingeschaut haben, dass Lee ihm die unausgesprochene Frage sofort beantwortete.

„Am Abend ist es weniger gefährlich und gut für einen Anfänger wie dich.

Es ist beinahe Vollmasa, und damit hell genug für euch zum Sammeln. Wir hängen alle von der gemeinsamen Nahrungsbeschaffung ab, so kannst du den Ratschlägen von Tsun Vertrauen schenken. Er ist auch insgesamt sehr kooperativ, was man nicht von allen sagen kann. Der Wettbewerb mit anderen um das Verlassen dieser Welt ist hoch, so dass nicht jedem zu trauen ist. Wir brauchen den Wettbewerb aber, denn nur so können wir die Drogen in ausreichendem Masse liefern — und das ist meine Aufgabe.

Ohne Drogen würde die Raumstation nicht von Raumschiffen angeflogen werden. Aber das wirst du alles noch lernen. Gehe beim Untergang von Marad zur Krankenstation, dort ist Treffpunkt. Vorher kannst du noch im Markt Früchte holen und dich stärken. Kein voller Magen!“

Pierre bekam allmählich einen Eindruck von dem Mann. Anscheinend tat Lee skrupellos alles, um eine zureichende Drogenbeschaffung zu garantieren, ausdrücklich mit der Akzeptanz eines anscheinend gnadenlosen Wettbewerbs. Andererseits war er behilflich mit Ratschlägen und wachte auch auf die Einhaltung von Grundsätzen, die für das Überleben aller nötig waren.

Die Früchte waren im Aussehen mehr als eigenartig, aber besonders die blauen mit den orangeroten Punkten waren aromatischer als die süßesten Feigen seiner Heimat. Er fand es eigenartig, nicht mehr auf einem Raumschiff sondern auf einer Welt zu sein und in einem Markt nichts bezahlen zu müssen. Es war auch niemand anwesend, der überwachte wie viel er von den Früchten nahm. Als er ausreichend gesättigt war, genehmigte er sich eine kleine Siesta.

Am Abend nahm er Kurs auf die Krankenstation.

Er kam an und sah dort zwei Frauen vor dem Haus stehen. Es waren ein junges, zierliches Mädchen mit weizenblondem Haar und eine sehr hochgewachsene dralle, vollbusige Frau mit brünettem Haar, die er so um die dreißig Jahre schätzte. Sie waren in eine Unterhaltung vertieft, und er hörte nur Fetzen der Unterhaltung über einen aktuellen Unfall in den Höhlen, weil er höflich auf Distanz blieb.

Dann er konnte nicht mehr an sich halten und sprach die jüngere von beiden an:

„Sind Sie vielleicht Emma Schnyder? Lee hat mir gesagt, dass ich zusammen mit einem erfahrenen Bogenschützen, einem gewissen Tsun, zum Sammeln mit Emma eingeteilt wäre. Ich heiße Pierre und bin neu hier, wie wohl bekannt ist. „

Die angesprochene nickte und bestätigte es: „Ja, ich bin Emma und neben mir steht Tsun. Wir duzen uns hier alle.

Schön dich kennen zu lernen, Pierre. Wir können also gleich los. „

Pierre hätte sich beinahe die Augen gerieben und das Erstaunen musste ihm wohl anzusehen gewesen sein, denn jetzt reagierte auch Tsun.

„Pierre, offensichtlich hat Lee sich nicht sehr klar ausgedrückt. Ja, ich bin ein erfahrener Bogenschütze und ja, ich bin einer der wenigen überlebenden Hermaphroditen. Offensichtlich hast du mit mir deinen ersten Vertreter meiner Art gesprochen.

Ich war bei meiner Ankunft noch ein Mann und habe es sogar geschafft, zwei ‚Vogeleier‘ zu stehlen. Ich war nahe dran, die Ausreise per Dreijahresschnitt zu erreichen. Dann habe ich zu viel an meine Möglichkeiten gedacht und zu wenig an den Schutz anderer. Seitdem bin ich das hier. “ Tsun deutete auf sich selbst mit einem ironischen Lächeln.

Pierre war geschockt, denn bei Lee hatte sich das mit Tsun doch eher positiv angehört.

„Es tut mir leid. „

„Pierre, das braucht dir nicht leid zu tun. Von den Herms bin ich einer der glücklichen, die bisher alles überlebt haben. Meine Chancen sind groß, in zwei bis sechs Jahren das größte angesammelte Punktkapital aller erreicht zu haben, und dann kann ich ‚hoch‘ auf die Raumstation. Ich habe nur noch vier Frauen mit einem größeren Kapital vor mir und kann vielleicht noch eine oder zwei davon überholen.

Es gibt bestenfalls zwei, die mich überholen können, wenn ich meine Punkte weiter so auf diesem Niveau sammele. Ich bin inzwischen erfahren genug, um die Risiken zu kennen, sie gut einschätzen zu können und sie auszunutzen. Ich bin auch gut genug mit dem Bogen, um mir und anderen die normalen Vogelwesen sicher vom Leibe zu halten. Die beiden anderen Herms sind wesentlich kleiner als ich, sie haben weniger Chancen und müssen auch beschützt werden.

Pierre verstand das nicht so ganz: „Wieso? Die haben doch auch vorher als Männer keinen Schutz gebraucht?“

Tsun lachte auf und antwortete mit einer dunklen Altstimme leicht amüsiert, aber auch leicht entschuldigend: „Ich habe nicht daran gedacht, dass du neu hier bist und das alles noch gar nicht wissen kannst. Die Vogelwesen, die hier vorbei kommen, sind männlich und sie greifen keine männlichen Wesen an. Ihre Intelligenz ist auch nicht die größte, aber sie schaffen es koordiniert zu zweit anzugreifen.

Ihr Ziel ist die Entführung von den weiblichen Mitgliedern unserer Gemeinschaft. Zu zweit können sie eine Person von nicht mehr als 50 bis 60 kg krallen und entführen. Es reicht also aus, einen von den beiden Vogelmenschen zu verletzen, dann ist es aus mit der möglichen Entführung. Wenn sie aber von hinten lautlos im Gleitflug ankommen, hat man als einzelnes weibliches Wesen keine Chance. Es sei denn, man wiegt wie ich mehr als 75 kg, dann kommen sie nicht hoch.

Regel Nummer eins ist also, beim Schutz den Rücken der Sammlerin zu decken. Ist das klar?“

Pierre nickte und war verblüfft. „Wieso machen die das mit der Entführung?“

Tsun drückte sich zurückhaltend aus: „Das ist eine spezielle Art der Brautwerbung, wenn man das so nennen darf. Deren Weibchen haben nur Rumpfflügel, mit denen sie bestenfalls gleiten können. Also nehmen wir an, dass sie schlicht einer Verwechselung unterliegen, allerdings einer fatalen.

Der Weg zu ihren Horsten ist von hier aus sehr weit, aber für eine derartige Planung reichen die Spatzenhirne der meisten Vogelwesen wohl nicht immer aus, obwohl sie in einer Art Sprache miteinander kommunizieren können. Es hat schon leider mit dem tödlichen Absturz der Frau aus großer Höhe oder tödlichen Verwundungen durch die Krallen geendet. Bei den intelligenteren Exemplaren gibt es Zwangspausen unterwegs und keine wesentliche Verwundung durch die Krallen. Das ist aber für die Frau kein viel besseres Schicksal, denn sie werden schon auf dem Wege brutal genommen als ob eines ihrer Weibchen wären und nach mehreren Pausen in den eigenen Horst einer der zahlreichen Vogelwesen-Kolonien auf der Ruinenhalbinsel verbracht.

In Sehweite des Horstes kann das erst recht passieren, da dann keine Pause nötig ist und es viele Angreifer geben kann, nicht nur zwei. Jedes weiblich aussehende Wesen ist gefährdet– auch Hermaphroditen – und von all den im Horst angekommenen ist noch keine wieder jemals lebend zurückgekehrt. Von daher ist es für weiblich aussehende von uns Selbstmord, sich allein oder auch begleitet in diese Gegend zu begeben. Denn in diesem Fall wird auch die männliche Begleitung angegriffen, obwohl sonst einzelne männliche Wesen nicht angegriffen werden.

Eine Befreiungsaktion ist daher unmöglich. Wir wissen auch nichts über das Schicksal der Entführten im Horst. „

Pierre begriff langsam die harsche Realität und den Bedarf an Schutz.

„In der fernen Vergangenheit sind durch schieres Glück zwei Frauen auf dem Weg dorthin befreit worden während der ersten Pause, aber es war schon zu spät. Sie waren trotz Gegenwehr schon begattet worden und haben nach einer Schwangerschaft ähnliche Eier ‚geboren‘, die auch unsere Männer in den Horsten suchen und stehlen.

Es enthält genau wie diese die Substanzen, die zur Lebensverlängerung wichtig sind und wir haben diese genutzt. Das Ei ist ungefähr so groß wie ein Straußenei. Nur eine von beiden hat die ‚Geburt‘ des jeweiligen Eies überlebt. Sie hat dann auch die Punkte bekommen. „

Pierre war geschockt: „Aber das ist doch nicht möglich – Menschen sind doch Säugetiere und legen doch keine Eier! Und die Wesen sind doch keine Menschen, die sie….

ich meine…. “

„Vielleicht hängt das mit dem dreifachen Chromosomensatz zusammen? Ich weiß es nicht. Nach Lee nimmt man an, dass die normalen Vogelwesen, wir nennen sie Maafs nach Masanier-Adler-Affe, die degenerierten Nachfahren der fremden Rasse der Masanier sind, die wohl eine ausreichend enge Verwandtschaft mit Homo Sapiens haben müssen. Biologische Beweise für die Artenähnlichkeit haben wir nicht, außer der erfolgreichen ‚Schwängerung‘. Wir wissen aber auch, dass es keine Schwängerung im eigentlichen Sinne ist, vielleicht ist es auch nur eine Reaktion des weiblichen Körpers auf das fremde Eiweiß.

Die Eier aus dieser ‚Kreuzung‘ sind ohne Ausnahme nicht bebrütbar – jedenfalls nach den überlieferten Erzählungen von ehemaligen Jägern, die solche Horste beobachtet haben. Das trifft allerdings auch auf viele von den Maaf-Eiern zu, nur aus ganz wenigen schlüpfen Junge. Das ist vielleicht der Grund, weshalb sie die Entführungen machen. “

Pierre war fassungslos: „Aber das darf doch nicht wahr sein — so etwas muss man doch wissen!“

Tsun starrte ihn streng an: „Genaue Untersuchungen wollen wir als Gilde bestimmt nicht anstoßen und Wissenschaftler holen, die zu viel fragen.

Die Erkundung einer Welt mit einer halbintelligenten Spezies ist eigentlich strikt verboten und daher zumindest die Nutzung dieser beiden Eier erst recht. Aber wo kein Kläger, da kein Richter. Die Macht unserer Gilde hängt davon ab, dass wir die lebensverlängernde Essenz und andere Drogen liefern können. Wenn nötig, auch durch Ausnutzen dieser beiden Unfälle weit in der Vergangenheit. Solange ich hier bin, hat es keine Entführung durch Maafs gegeben, weil alle Schützer ihre Pflicht erfüllt haben.

Ich würde mir wünschen, ich könnte dies auch für Angriffe durch Skreber und Skais sagen. „

Pierre war bei diesen abgebrühten Worten mehr als unwohl zumute. Es klang skrupellos, aber es klang auch schlüssig im Rahmen der Interessen, die die Machthaber an der Lebensverlängerung hatten und die Gilde an der Macht, diese zu gewähren. Ihm wurde klar, dass die Lebensverlängerung auch letzten Endes auf der Opferung von Leben hier auf Mystère beruhte, zumindest auf dem der entführten und befreiten Frau, die trotz der Befreiung bei der ‚Geburt‘ des Eies gestorben war.

Er selber war gleichzeitig potentielles Opfer, und wenn er es überlebte, auch Nutznießer dieses Konzeptes.

Tsun blickte entschlossen drein und reichte jedem einen großen Korb: „Heute Abend werden wir dafür sorgen, dass Emma nichts geschieht. Also lasst uns losgehen. Wir sammeln Pilze in Wald und Wiese. “

Inzwischen war Marad gerade eben unter dem Horizont verschwunden und der Himmel sah an dieser Stelle dunkelrot glühend aus.

An der entgegengesetzten Seite des Himmels ging Masa auf und hüllte den Himmel dort in ein fahleres, türkisgrünes Licht. Es war ein grandioser Anblick!

Das Dorf war durch eine dichte Hecke von einem stacheligen Gehölz geschützt, das Pierre nicht identifizieren konnte. Das wunderte ihn aber nicht. Er kam aus Nordafrika und war die für ihn üppige Vegetation nicht gewöhnt. Sie gingen durch ein Tor, das von Tsun geöffnet und sorgfältig wieder geschlossen wurde.

Auf dem von Bäumen gerodeten Gelände befanden sich ‚Gräser‘ in einer unglaublichen Vielfalt von Formen und Farbtönen. Tsun deutete auf einen gelblichweißen, runden Fleck in der bunten Vielfalt. Emma ging hin und schnupperte an dem handtellergroßen Pilz und nickte. Pierre drehte ihn aus dem Boden heraus und legte ihn in seinen Korb.

Maria lernt Respekt

Maria stand vor Lee in der großen Halle, die als Gemeinschaftsraum diente.

Sie war nervös, denn die Mienen seiner drei Begleiter, eines knapp dreißigjährigen Mannes, eines zierlichen, jungen Mädchens und einer vollschlanken Frau Mitte zwanzig waren ernst, sehr ernst. Sie standen neben und hinter ihm, als er sich machtbewusst in eine Art Sessel setzte. In ihren Augen sah der schon bald wie eine Art Thron aus. Weit hinter ihr saßen Mao und Joan sowie eine Reihe von Alteingesessenen.

„Maria, wir haben hier nur wenige Regeln in unserer kleinen Gemeinschaft, aber die werden ausnahmslos durchgesetzt.

Regel Nummer EINS ist die wichtigste. Vielleicht, weil sie die Basis unseres Lebens hier sichert. Nahrungsbeschaffung ist so wichtig, dass jede Gefährdung der Sammlerinnen durch nachlässige Beschützer oder der Gemeinschaft durch leichtsinnig urteilende Sammlerinnen gnadenlos mit drakonischen Strafen geahndet wird. Es zählt nicht die Absicht, sondern das Ergebnis. Dagegen hast du nicht verstoßen, weil weder Duk noch Joan auf Nahrungssuche waren.

Regel Nummer zwei ist die pflichtgemäße Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten, wie unter anderem Nahrungsbeschaffung.

Sie wird jährlich von dem Rat, der hier in Form von Diane, Timothy und Hans bei mir steht, sorgfältig überprüft. Wer keinen ausreichenden Nachweis hat, verliert die in diesem Jahr erworbenen Punkte und bekommt eine Verwarnung. Trifft auf dich auch nicht zu. „

Regel Nummer drei betrifft die Sicherheit in unserem Dorf und in dem gerodeten Umkreis von 500 Metern darum herum. Waffen im Dorf dürfen nur durch den Wachdienst getragen werden.

Jeder Streit oder sonstige Konflikt wird unbedingt durch sie geschlichtet und durch sonst niemanden. Im Umkehrschluss werden nicht-tödliche Vorfälle außerhalb dieses Perimeters nicht untersucht und auch nicht geahndet, selbst wenn der Kläger oder die Klägerin Indizienbeweise für das Stoßen in eine Falle oder sogar zum Beispiel Zeugen für eine Vergewaltigung hat. Der Unfall mit Duk Rie Rhee würde unter diese Kategorie fallen, da sie nicht gestorben ist. Wäre sie gestorben, dann wird bei aufgefundenen Körper und oder Zeugen eine Untersuchung durchgeführt.

Wir wissen, was der harte Wettbewerb auslösen kann. Verstoß gegen diese Regel trifft hier nicht zu. „

Maria war sich nicht bewusst gewesen, wie hart der Wettbewerb wohl war. Sie hatte immer nur mit den Überlebenden gesprochen, die natürlich über gewisse Maßnahmen nie gesprochen hatten. Ihr wurde schlagartig bewusst, dass ihre Kenntnisse aus den Gesprächen wohl doch nicht so viel wert waren, wie sie gedacht hatte. Ihr kam sein gestriger Ausspruch in den Sinn über das Ausschalten von Konkurrenz durch Schwangerschaft, das Männer ausübten.

Ihr wurde erschreckend klar, dass selbst Vergewaltigung durch einen Mann keine negativen Konsequenzen für den Täter hatte, soweit es außerhalb des Dorfes geschah.

Sie war empört: „So ist doch kein Vertrauen möglich, und vor allen Dingen nicht zu den Männern!“

Er zuckte mit den Schultern: „Für das Vertrauen bei der Nahrungssuche und der Sicherheit im Dorf gibt es mich. Wer nur im Dorf bleibt, kann auf die relative Sicherheit bauen, wird allerdings auch nie von dieser Welt weggehen können.

Und da draußen geht es nicht um Vertrauen zwischen den Personen, sondern um Wettbewerb. An deiner Stelle würde ich auch anderen Frauen nicht blind vertrauen – du wärest nicht die erste, die eine unangenehme Überraschung erlebt. Die Asiatin hat dir auch vertraut…. “

Maria zuckte zusammen, als sie die Wahrheit in dieser Aussage erkannte.

„Regel Nummer vier betrifft den Schutz der Mystère-Schwangerschaft. Jede Gefährdung derselben durch andere wird ausnahmslos untersucht, darunter fallen auch jedwede Versuche einer ‚Abtreibung‘ durch dritte oder die Schwangere selber.

Ein Kaiserschnitt ist auch nicht akzeptierbar, da viele wertvolle Substanzen im Ei erst durch die Geburt aktiviert werden. Duk Rie wird voraussichtlich in der Zukunft unter den Schutz dieser Regel fallen und sie darf sich dann nicht mehr außerhalb des Dorfes bewegen, es sei denn zur Nahrungssuche. Ebenso ist jegliche aktive Verhinderung einer Schwangerschaft ein Verstoß, ausgenommen sind hier nur die Entführung durch Vogelwesen und die erlaubte Gegenwehr des weiblichen Wesens. Hier handelt es sich um die Grundlage dessen, weshalb die Gilde uns unter immensen Kosten hierher bringt.

Der Schutz betrifft alle Schwangeren, auch eine normale Schwangerschaft wird geschützt, weil eine Differenzierung nicht sicher möglich ist. Verstoß gegen diese Regel trifft hier nicht zu, da Frau Rhee zum Zeitpunkt des Vorfalles weder schwanger war noch meiner Kenntnis nach Versuche Verhinderung der Schwangerschaft stattfanden. „

Auch das war Maria nicht in der Bestimmtheit bewusst gewesen. Die lebensverlängernde Droge war die absolute Priorität auf dieser Welt, egal auf welche Art und Weise diese gewonnen wurde.

Eigentlich war es kein Schutz der ‚Schwangeren‘, sondern eher einer der ‚Leibesfrucht‘, wie man wohl Jahrhunderte vorher gesagt hätte. Selbst der Tod der Schwangeren wurde billigend in Kauf genommen, da ein eventuell lebensrettender Kaiserschnitt ausdrücklich verboten war, nur um sicher an die wertvollen Drogensubstanzen zu kommen.

„Regel Nummer fünf betrifft den Schutz des Lebens von Neuankömmlingen für den ersten Monat. Jedwede Gefährdung derselben durch andere wird ausnahmslos untersucht, ein Anfangsverdacht reicht aus.

In dieser Hinsicht ist es ähnlich wie bei Regel Nummer eins. Jede und Jeder, der Neuankömmlinge mitnimmt, hat im ersten Monat automatisch den Status eines Beschützers für Sammler mit allen darunter fallenden Pflichten und Strafen. Für den zweiten und dritten Monat gilt das nur noch eingeschränkt und die Strafen wären dann demgemäß vom Rat festzusetzen in Anlehnung an Regel Nummer sechs. Duk Rie und Joan sind Newcomer im Sinne dieser Regel, die du mitgenommen hast.

Sie fallen eindeutig unter den Schutz derselben. Durch die Mitnahme hast du alle in die Notsituation des möglichen Ertrinkens gebracht. Das kann passieren, aber dann hast du es ohne jedwede eigene Initiative zugelassen, dass wertvolle Zeit mit Warten vergeudet wurde. Damit hast du die sich opfernde Duk Rie der Gefahr des Ertrinkens ausgesetzt, obwohl sie zweifelsfrei ein Neuankömmling ist. Ob du selber als solche zu betrachten bist angesichts deiner zahllosen Unterhaltungen mit den Rückkehrern auf der Station, ist zu diskutieren.

Im Status einer Beschützerin hättest du dich selber opfern müssen und die Zeit hätte ausgereicht, um für dich die Gefahr des Ertrinkens bei schnellem Handeln zu vermeiden. „

Er sah Maria streng an. Sie wurde abwechselnd blass und rot, als sie begriff, was er meinte. Nach seiner Ansicht hätte sie das Schicksal der Asiatin erleiden sollen. Dabei war sie schon heilfroh gewesen, dass sie nicht gezwungen gewesen war, das ganze Drama mit ansehen zu müssen.

Sie schauderte, als sie an den monströsen Penis dachte, der sich in die zierliche Person gebohrt haben musste. Sie wurde ganz klein, als sie sich mit einer Anklage konfrontiert sah, die sogar die drakonischen Maßnahmen nach Regel eins nicht mehr ausschlossen und damit auch dasselbe Schicksal. Sie war deswegen sehr erleichtert, als er versöhnlicher fortfuhr:
„Persönlich würde ich also die Anwendbarkeit der letzten drei Regeln sehen, weil dies in meinen Augen eine Ermessensentscheidung des Rates sein könnte.

Regel Nummer sechs betrifft mangelnde Unterstützung für Rettungsaktionen oder bei der Verteidigung des Dorfes gegen wilde Tiere, Gefahren wie Hochwasser und so weiter, sofern der Rat von der betreffenden Person Einsatz erwarten konnte. Hier steht es im Belieben des Rates körperliche Züchtigungen, Verwarnungen oder im Extremfall den Punktentzug für das laufende Jahr anzuordnen. “

„Verwarnungen werden in Regel Nummer sieben betrachtet. Sie sind heutzutage meistens ohne Konsequenzen. Dieses Statut kommt nur noch sehr selten zur Anwendung.

Sollte es im ersten Quartal eine Jahres nicht absehbar sein, dass ein ausreichender Vorrat an lebensverlängernden Drogen zum Jahresende verfügbar sein wird, dann kann der Rat drei Kandidaten aus den jeweiligen Gruppen Männer, Frauen und Hermaphroditen bestimmen, die als ‚Freiwilligenteam‘ innerhalb einer Woche entsprechende Schritte zur Sicherstellung unternehmen müssen. Die Personen mit den meisten Verwarnungen in ihrer Gruppe werden automatisch Kandidaten, bei Gleichstand in den Verwarnungen entscheidet der Rat. Wenn das Team nicht innerhalb von sechs Wochen erfolgreich ist, wird dies als Zuwiderhandlung betrachtet.

Dann werden per Zwang Maßnahmen durch den Rat durchgeführt, die für alle drei Kandidaten einen Beitrag sicherstellen. Dies ist natürlich heute für dich nicht anwendbar, aber du solltest es für den Fall einer Verwarnung wissen. „

Maria wollte sich das lieber nicht vorstellen. Sie hörte wie sich Lee räusperte und er die drei bisher still gebliebenen ansah:

„Meine Lieben, ich überlasse euch die Entscheidung, ob Regel fünf bzw.

sechs anwendbar sind oder Maria straffrei ausgeht. „

Maria klopfte das Herz bis zum Hals, als sie sah wie sich die drei unschlüssig anschauten und dann untereinander zu flüstern begannen. Dass sie überhaupt diskutieren mussten, erfüllte sie mit Furcht. Sie hatte doch nicht mit Absicht gehandelt. Es war doch nicht ihr Fehler, dass das Wasser in der Höhle den Fluchtweg versperrt hatte!

Mao lernt Mitleid

Er tat sich viel schwerer mit dem Bogen als Waffe, als er angenommen hatte.

Das Spannen des Bogens war schon nicht ganz leicht und erforderte einige Kraft. Er verstand jetzt, weshalb viele der zierlicheren Frauen grundsätzlich keine Bogen, sondern Blasrohre als Waffe angeboten bekamen. In der Nachmittagssonne begann er leicht zu schwitzen. Eigentlich war es nicht heiß, aber die körperliche Anstrengung machte sich bemerkbar.

Sein Lehrer – oder war es seine Lehrerin? — war ziemlich fordernd. Tsun hatte sich als umgeformter Hermaphrodit vorgestellt und nach den Erläuterungen von Lee vom vorherigen Abend hatte Mao keine Fragen gestellt.

Er hatte diskret sein wollen, aber manche Blicke konnte er sich nicht verkneifen. Der so offensichtlich weibliche Körper von Tsun kontrastierte mit der Leichtigkeit, mit der dieser den Bogen spannte. Mao hatte sich auf dem Mars immer für ziemlich stark gehalten und das auch durch Training in einer höheren Schwerkraft in einem exklusiven Fitnessclub entsprechend kultiviert, aber gegenüber Tsun fühlte er sich im Bogenschießen klar unterlegen und murrte etwas:

„Warum muss ich den verdammten Bogen bis zum Anschlag spannen? Etwas weniger wäre doch auch noch ausreichend, oder?“

Tsun gab keine Antwort, sondern spannte drei verschiedene Gewebestücke im Abstand von ca.

5 cm von der Zielscheibe entfernt auf, die wie cognacfarbenes, rotbraunes und dunkelgraues Leder aussahen. Er nahm einen kleineren Bogen, spannte ihn maximal und schoss mit seinen Pfeilen auf die drei aus einer Distanz von 20 Metern. Im hellen Leder blieb der Pfeil tief stecken, im rotbraunen zitternd stecken und in dem dunklen blieb er nicht stecken, sondern fiel nach einigen Sekunden ab. Dann nahm er seinen normalen Bogen und wiederholte die Übung. Im hellen Leder durchbohrte die Spitze es komplett, und blieb erst in der Zielscheibe stecken.

Im rotbraunen durchbohrte die Spitze es komplett, aber erreichte die Zielscheibe nicht ganz und im dunkelgrauen blieb es nur tief stecken. Erst jetzt erläuterte er:

„Die helle Haut entspricht der Flügelhaut eines Maafs, eines Vogelwesens — die dunkelgraue dem Rückenfell eines Skrebers. Beim Maaf reicht es zur Abschreckung. Ein wütender Skreber würde den Treffer eines leichteren Bogens bestenfalls als lästigen Kratzer spüren. Ein vergifteter Pfeil aus einem Blasrohr hat dagegen auf kurze Distanz wenigstens den Hauch einer Chance, aber nur wenn man nahe an der Nase trifft, weil die Tiere den Geruch extrem hassen und davor flüchten.

Selbst mit dem schweren Bogen kann man Skreber nur dann sicher abschrecken, wenn man die weicheren, rotbraunen Bauchseiten oder den Hals trifft und zumindest zwei wirkungsvolle Treffer erzielt. Deshalb sind zumindest zwei männliche Wachen immer im Dorf gleichzeitig im Dienst und daher werden auch nur Männer für Mystère im Aufnahmetest akzeptiert, wenn sie genügend Kraft im Arm haben. Deswegen existiert auch die undurchdringliche Dornenhecke um das Dorf. “

Mao begriff die Argumentation und er begann die Frauen zu bemitleiden, die außerhalb des Dorfes auf so ein fragwürdiges Blasrohr als Abwehr angewiesen waren.

„Ein Skreber kann bis zu einer halben Tonne wiegen und er hat große Reißzähne. Am besten lässt er sich als Mischung aus Wildschwein und Wolf beschreiben. Ein junges Exemplar liefert eine große Menge an hervorragendem Fleisch, aber die Jagd auf ihn ist gelinde gesagt bei unseren Männern unpopulär. Sicher erlegen kann man ihn nur mit mindestens drei Jägern und etwas Glück, aber selbst mit drei Jägern ist das Risiko einer schweren oder tödlichen Verletzung für einen der Jäger nicht unbeträchtlich.

Tsun ging auf eine Box zu und öffnete die Tür. Ein ziegenähnliches Wesen mit kleinen Hörnern und gelborangem Fell stieß quiekende Laute wie ein Hamster aus. Tsun nahm die lange Leine, befestigte sie an einem Pflock und ließ das Tier frei.

„Du musst lernen, ein Tier im Lauf zu treffen. Ich werde einen Stein zum „Ziegenbock“ werfen – wir nennen das Tier so, obwohl es nur entfernt so aussieht – so dass er wegrennt.

Versuche ihn im Lauf an Hals oder Brust zu treffen!“

Mao tat das ängstlich quiekende Tier leid und das sagte er auch so, aber Tsun sah ihn strafend an.

„Wenn du es nicht lernst, ein bewegliches Ziel zu treffen, wird dir das noch viel mehr Leid tun. Ich habe mit ansehen müssen, wie ein Skreber die Frau in seinen Fängen davontrug, die ich zu schützen hatte und ich habe keinen einzigen wirksamen Treffer erzielt.

Noch heute habe ich ihre entsetzlichen Schreie in den Ohren, als er sie zerfleischte. Es ist etwas, was ich keinem wünsche zu erleben. Also lerne zu treffen!“

Mao zögerte immer noch, obwohl es ihn bei den Worten von Tsun schauderte. Dann feuerte er halbherzig einen Pfeil in Richtung des unruhig hin und her hüpfenden Tieres und verfehlte es weit. Tsun runzelte die Stirn und zog eine farbige Zeichnung aus seinem Köcher.

„Wenn dir das als Motivation nicht ausreicht, dann sieh‘ dir diese Darstellungen an! Sie zeigen ihre Entführung und meine Bestrafung. Aber ich lebe noch, während sie einen entsetzlichen Tod erleben musste. Ich habe diese Zeichnung immer bei mir, damit ich das nie vergesse. “

Der obere Teil zeigte ein davontrabendes, riesiges Tier mit einer blutenden Frau in seinen Fängen und den Mann, der den beiden fassungslos nachstarrte.

Der Mann hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Tsun. Das untere Bild zeigte eine nackte Frau, deren Gesichtszüge eindeutig die von Tsun darstellten. Sie baumelte mit gespreizten Armen und Beinen über einer Vogelwesen-Statue mit einem enormen Phallus. Mao schluckte, als er begriff, dass Tsun diese barbarische Strafe noch als Barmherzigkeit auffasste, weil er anscheinend nie die Schreie der Frau vergessen konnte. Er fühlte wie groß das Mitleid und die gefühlte Schuld sein mussten, wenn Tsun davon derart angetrieben wurde.

Entschlossen hob er seinen Bogen und spannte den Pfeil.

Johanna lernt Vorsicht

Johanna war nach der Rettungsaktion emotional erschöpft und ausgebrannt. Sie war froh dass Di jetzt in der Krankenstation schlief. Auch die Art und Weise wie Maria so behandelt wurde, als ob sie unter Anklage stehen würde, hatte sie erstaunt. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass Lee in der Gemeinschaft eine derartige Machtstellung hatte, als ob er ein Diktator sei.

Sie hatte sich den Aufenthalt hier so ganz anders vorgestellt. Das Leben auf Mystère war viel lebensgefährlicher als gedacht und es drohten nicht nur Gefahren von der Umwelt. Ihr Ausflug auf das Hochland hatte so unbeschwert und vergnügt begonnen. Und jetzt war ihre Laune ganz in Moll umgeschlagen.

Dabei wäre doch in den Höhlen beinahe alles gut gegangen. Sie beide hatten Maria zwischen sich genommen und Johanna ging voran. Sie hatte sich mit Duk Rie flüsternd abgestimmt, dass sie die Gefahr als erste riskieren würde.

Es war ihr bewusst, dass dies heißen konnte, das sie das Opfer wurde, aber das gurgelnde Wasser hinter ihnen war ein überzeugendes Argument, um die Flucht aus dem Raum anzugehen. Wenn sie nichts taten, dann würden sie alle drei zum Spielball der Wassermassen werden und vermutlich elendiglich ersaufen. Eine von ihnen musste die erste sein.

Dann waren sie langsam und soweit wie möglich in Richtung auf den Ausgang geschlichen. Sie hatten beide Seiten des Raumes ausführlich erkundet.

Der rote Kreis berührte an der linken Wand an zwei Stellen die Wand, weil sich ein Felsvorsprung dort befand, hingegen berührte er nur an einer Stelle die rechte Felswand. Johanna schätzte im fahlblauen Licht der leuchten Kristalle an der Felsdecke, dass es drei schneller Schritte bedurfte, um den roten Bogen an diesem Ort zu durchqueren. Sie hatte Angst vor diesen Schritten. Sie nahm all ihren Mut zusammen und jagte mit raschen Bewegungen nahe an der Wand durch den Raum.

Sie war unendlich erleichtert, als nichts passierte. Sie winkte Maria eifrig zu, um sie zum Kommen aufzufordern, aber diese war vor Angst wie gelähmt.

Johanna sah den nervösen Gesichtsausdruck auf Duk Ries Gesicht, als diese das Zögern von Maria wahrnahm, dann schob die zierliche Asiatin die stämmigere Maria in Richtung auf sie zu. Sie begriff und streckte ihren Arm aus, um Marias rechte Hand zu ergreifen und sie herüberzuziehen. Dann erschrak sie, als sie ein surrendes Geräusch hörte.

Ein dünner, weißer Faden schoss aus der linken Hand der Statue: Er klebte sich am linken Handgelenk von Maria fest. Energisch zog sie Maria zu sich hin, aber diese schrie in Panik auf und versuchte in frenetischer Hast den Faden zu lösen, anstatt den Kreis zu verlassen. Der zweite eher rötliche Faden war schon so dick wie ein Schnürsenkel und kam schneller angeschossen, verfehlte aber sein Ziel und bewegte sich auf dem Boden. Sie schrie Maria an:

„Komm sofort her zu mir, wir können den Faden außerhalb des Kreises abreißen!“

Als diese nicht darauf reagierte, sprang Duk Rie entschlossen in den Kreis und schubste das stämmige Mädchen mit aller Kraft auf Johanna zu, während sie gleichzeitig den dünnen Faden in Zwirnstärke von Marias Haut abriss.

An der Stelle zeigte sich ein kleiner roter Blutstropfen. Johanna fing Maria auf und schubste sie vom Kreis weg auf den Ausgang zu. Duk Rie schwankte, als sie es schaffte den klebrigen Faden von ihrer Hand durch eine ruckartige Bewegung abzureißen. Eine Blutspur zeigte sich an der Abrissstelle und die Asiatin biss ihre Zähne zusammen. Sie zögerte aber nicht und hatte schon den rechten Fuß außerhalb des Kreises und dann auch den linken. Johanna war erleichtert — sie hatten es geschafft! Sie hatte sich jedoch viel zu früh gefreut, denn ihre Hoffnung wurde hart gedämpft.

Im nächsten Moment schrie die grazile Frau nämlich auf, als der zweite Faden sie über den roten Kreis hinaus verfolgte und sich wie ein roter Wurm schlängelnd und die Haut einschnürend um ihren linken Knöchel legte. Bevor die Asiatin reagieren konnte, begann das Ding ihren Fuß in Richtung Kreis zu ziehen. Johanna packte sofort den linken Arm von Duk Rie und begann sie weg vom Kreis zu ziehen. Endlich wachte auch Maria aus ihrer Starre auf und ergriff behänd den rechten Arm.

Aber der Zug auf den Fuß von Duk Rie erwies sich als beachtlich hoch. Ihr linkes Bein wurde sichtlich gestreckt und wieder in den Kreis hinein gezogen. Als Johanna versuchte, den Schnürgriff zu lösen, begann es an dieser Stelle heftig zu bluten, als sich der ‚Wurm‘ in einer heftigen Reaktion tiefer in das Fleisch einschnitt. Duk Rie schrie vor Schmerz auf. Johanna ließ erschrocken los und der linke Fuß wurde deutlich in den Kreis hereingezogen.

Auch Maria nahm ihre Hände von dem Arm weg. Sofort schoss ein zweiter roter Faden aus der rechten Hand der Figur heran und wand sich zunächst um die rechte Ferse von der fernöstlichen Frau, dann straff um ihre Wade oberhalb des Knöchels.

„Oh, neinn — tut das weh! Rettet euch selber, Joan!“

Der Zug der beiden Fäden ließ Di sofort auf den Bauch fallen, sie konnte sich gerade eben noch mit ihren Händen abstützen.

Sie wurde mit den Beinen zuerst näher an die Statue heran befördert, bevor Johanna reagieren konnte. Dann kamen fingerbreite, blaue Schnüre aus den Händen der Statue. Sie wickelten sich mehrfach um die Handgelenke und zogen Di in eine aufrechte Position. Johanna lief es kalt über den Rücken, als sie das sah und sie schaute Maria hilfesuchend an.

„Gibt es denn gar nichts was wir tun können, um sie zu befreien, Maria?“

„Nachdem was ich weiß, könnten allenfalls Männer ihr helfen.

Die werden von dieser Statue nicht gefangen. Alle Frauen würden bei einem Befreiungsversuch bestenfalls gefangen werden ohne ihr helfen zu können und schlimmstenfalls das nächste Opfer sein. Ich werde versuchen, Männer zu Hilfe zu holen, aber ich weiß nicht, wie schnell ich wieder zurück bin. „

Dann neigte sich Maria zu ihr herüber und flüsterte betroffen in ihr Ohr: „Egal wie schnell ich bin, ich werde den nächsten Schritt nicht verhindern können und ich kann nur hoffen, dass das Wasser langsamer steigt.

Ich, ich kann das nicht mitansehen. Bleib bitte hier bei ihr. Da, ich habe drei Darts für dich. Die mit dem weißen Band sind zur Betäubung. Du kannst sie bewusstlos machen, wenn…..“ sie sprach es nicht aus. Johanna nickte langsam, ja das konnten sie Duk Rie ersparen.

Dann wurde sie blass, als Maria mit bebenden Lippen weiterflüsterte: „Der rote ist tödlich. Wenn sie am Ertrinken ist, um ihr Leid abzukürzen, verstehst du?“

Maria wandte sich schroff ab und verschwand ohne ein weiteres Wort in dem nach oben führenden Gang.

Inzwischen hatte das Monument die zarte Frau an den ausgestreckten Armen auf den Zehenspitzen zum Stehen gebracht, wobei der Rücken der Asiatin zur Statue gewandt war. Ihre Beine waren nur leicht gespreizt, während ihre Arme in einem perfekten 45°-Winkel nach oben gespreizt waren. Duk Rie blickte sich gehetzt um. Sie starrte abwechselnd auf das stetig ansteigende Wasserniveau und das Vogelwesen sowie auf den feinen, dünnen Faden der an ihrem rechten Bein sich langsam hochwand.

Ihre feine Stimme klang rauh:

„Joan, nimm‘ dein Blasrohr und töte mich schnell, bitte. Dann rette dich selber. Wenn ich schon nicht überleben kann, dann will ich nicht auf diese Art sterben!“

„Nein! Solange noch eine Aussicht besteht, dass ich dich hier lebend heraus bekomme, werde ich hier bleiben und hoffen, dass ich doch irgendwann helfen kann. “ Johanna hörte selber, wie ihre Stimme alles andere als mutig klang, aber sie war entschlossen die arme Frau nicht allein in dieser fürchterlichen Situation zu lassen.

Sie platzierte sich nahe beim Ausgang und konnte die Asiatin jetzt von der Seite und ganz leicht von Vorne sehen. Es war alles andere als ermutigend, als gleichzeitig die Augen der Skulptur dunkelviolett aufleuchteten.

„Das ist doch Wahnsinn, Ohhhhhhhhhhh ——Neinnnnnn!“

Der dünne weiße Faden hatte sich am rechten Oberschenkel unter ihre Shorts gezwängt und war dann am linken Oberschenkel wieder sichtbar geworden, um sich mit dem rechten Strang in einem kleinen Knoten zu treffen – dann plötzlich im Schritt ruckartig nach unten gezogen.

Die beigen Shorts waren plötzlich keine Shorts mehr, sondern eher ein knapper Minirock mit einem zerfransten Saum, unter dem ein weißes Baumwollhöschen sichtbar wurde. Johanna beobachtete wie die dreißigjährige Frau mit einem ohnmächtigen Gesichtsausdruck an sich herunterschaute.

Der helle Faden löste sich vom Stoff und wanderte vom rechten Oberschenkel unter dem ‚Rock‘ in Richtung auf den Oberkörper. Sekunden später waren die ehemaligen Shorts weder Shorts noch Minirock, sondern nur noch ein großer Stoffrest, der an den Beinen herabflatterte.

Johanna sah, wie der dünne Zwirn sich im Schritt unter den hellen Schlüpfer zwängte — und im nächsten Moment hörte sie nur einen leisen Aufschrei, als dieser nur noch ein Superminirock war. Gleichzeitig zogen die blauen Bänder Duk Rie langsam einen guten halben Meter hoch, bis der Kopf der jungen Frau in Augenhöhe der männlichen Attribute des Vogelwesens war. Dann zogen die roten Schnüre an den Waden und Knöcheln die Beine auseinander, bis sie auch wie die Arme in einem Winkel von 45 Grad gespreizt waren Johanna wollte eigentlich nicht hinschauen, aber die Bewegung fing automatisch ihre Aufmerksamkeit ein.

Sie konnte nicht umhin, die leichte Öffnung der von dunklen Locken umsäumten Schamlippen unter dem unzureichenden Vorhang des ehemaligen Höschens wahrzunehmen und fand dieses pechschwarze, glatte Schamhaar irgendwie sexy.

Schnell fokussierte sie ihre Augen auf das Gesicht des Opfers. Diese hatte sehr wohl gemerkt, wohin Johanna geschaut hatte und sie zeigte einen beschämten und gequälten Gesichtsausdruck. Johanna fühlte sich noch mehr beschämt angesichts der Gefahr auch nur so einen Gedanken gehabt zu haben.

Es surrte leise und in dem gewaltigen Penis zeigte sich plötzlich eine winzige Öffnung an der Spitze. Johanna konnte erkennen, wie Di nervös schluckte. Natürlich hatte auch sie die Aussage von Maria noch gut im Kopf über die Überlebenschancen nach einer ‚Befruchtung‘. Gott, tat sie Johanna leid. Selbst wenn sie heute nicht ertrinken sollte, dann waren ihre Überlebenschancen immer noch unsicher. Das Wasser stand jetzt bis zum Sockel und der rote Kreis war nur noch zur Hälfte sichtbar.

Die Schnüre bugsierten die grazile Frau mit den gespreizten Schenkeln über den aufragenden Phallus der unheimlichen Skulptur. In den Zügen von der grazilen Asiatin zeigte sich jetzt offene Panik, die sie nur zu gut verstehen konnte bei dem Anblick, der sich ihr jetzt von nahem bieten musste. Johanna wäre am liebsten in diesem Moment einfach nur weggelaufen, aber sie durfte das arme weiblichen Wesen doch nicht im Stich lassen. Insbesondere, wo sich ein langsamerer Anstieg des Wassers abzuzeichnen begann und es eine Hoffnung gab, dass die zierliche Frau dies überleben konnte.

Sie zwang sich stehen zu bleiben und möglichst wenig von ihrem eigenen Grausen zu zeigen.

Duk Rie schrie leise auf, als die wohl kalte Spitze des marmornen Pfahles ihr weibliches Zentrum berührte, während die grünen Schnüre sich ganz langsam verlängerten. Nach einem Moment waren sie etwas weniger unter Spannung als vorher und Johanna beobachtete, wie sich der halbe Kopf der Penisspitze in die geöffneten Schamlippen eingegraben hatte. Di biß die Zähne zusammen, als sich die Spannung der Schnüre mehr und mehr verminderte.

Johanna konnte unschwer erraten, dass das Eigengewicht von Duk Rie jetzt anwachsend auf diesen kalten Phallus drückte.

Dann schrie sie grell auf, als sie sich in einer ruckartigen Bewegung um mehr als eine Handbreit auf dem sie aufspießenden Speer herabsenkte. Ihr liefen die Tränen über die Wangen, als ihre Schamlippen obszön um den marmorfarbenen Schaft gedehnt wurden. Sie weinte herzzerreißend, als ein dünner Blutfaden am Penis-Schaft herabtröpfelte und konnte nicht mehr aufhören.

Johanna hielt das einfach nicht aus. Sie rannte durch das aufspritzende Wasser zu ihr hin, ohne nachzudenken, sprang auf den Sockel und streichelte ihr Haar. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte die Tränen wegzuküssen, dann verschloss sie ihr den Mund mit einem Kuss und umarmte das arme Wesen seitlich von hinten, weil sie das unerträgliche Weinen einfach nicht aushielt.

Das entsetzliche Weinen wurde nach einigen Sekunden gedämpfter und klang nicht mehr ganz so verzweifelt.

Sie spürte, wie sich der Mund öffnete und ein dankbarer Kuss entstand. Sie konnte immer noch den grässlichen Schmerz in den dunklen Augen von Di sehen, aber sie konnte auch die erstaunte Dankbarkeit darin erkennen und eine Art von implizitem Versprechen eines Vertrauens. Johanna wiederholte einen Satz wie ein Mantra, weil sie daran glauben wollte: „Du wirst das überstehen, Di. Du wirst das überstehen. “

Di nickte nur ohne Worte, und hechelte gegen den Schmerz ankämpfend und küsste sie dann aktiv zurück.

Wer weiß was sie das an Kraft kosten musste? Aber Johanna spürte auch selbst durch ihre Kleidung hindurch, wie sich die Muskeln an dem Po und Oberschenkeln von Di nicht mehr ganz so verspannten wie noch Momente vorher. Sie fühlte wie ein Band ihre Füße fesselte, aber das war ihr in diesem Moment egal. Sie versuchte all ihre Kraft in den Kuss zu legen, um Di abzulenken und beglückt fühlte sie, wie die kleine Frau ruhiger atmete.

Selbst als der Schaft bald vollständig in dem extrem gedehnten Schlitz verschwunden sein musste, weil Di noch einmal ein Stück tiefer rutschte, löste das nicht die gleiche Krise wie vorhin aus, sondern nur ein schmerzliches Aufstöhnen von Di und einen gierigen Kuss, so als ob sie sich unbedingt ablenken wollte.

Dann spürte sie mittelbar durch den Körper von Di hindurch eine starke Vibration und ein eigenartiges niederfrequentes Summen. Keine zehn Sekunden später fielen alle Fesseln ab, auch von ihr, und sie schaffte es mit einer wilden Kraftanstrengung sich innerhalb von Sekunden mit Di in ihrem Arm in den Ausgang zu retten, weit vom roten Kreis entfernt.

Dann verlor sie die Besinnung, als die wahnsinnige Erleichterung ihren Kreislauf komplett durcheinander brachte. Sie wachte erst wieder in der Krankenstation auf.

Und jetzt hörte sie, dass der Rat einen Entschluss bezüglich Maria gefasst hatte.

Fortsetzung folgt .

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