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Verbotenes Verlangen – Anna

Dies ist meine dritte Geschichte, die in der Schweiz entstanden ist. Nach „Kaffee und Clinch“ und „Therese“ schrieb ich in einer romantischen und sentimentalen Phase vor fast 3 Jahren „Anna – verbotenes Verlangen“. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende und ich weiß nicht, ob ich sie fertig schreiben werde.

Sonnenuntergang.

Ich sitze vor meinem Häuschen auf der Bank und betrachte mir die Berge. Von der untergehenden Sonne beschienen, leuchten sie rot am südlichen Horizont.

Ich bin in der Schweiz, im Kanton Uri und genieße den freien Blick auf Gotthard und Furka. Endlich weg von meiner Verwandtschaft, meiner „Familie“ und weg von den Freunden, die immer nur Forderungen an mich haben.

Endlich etwas Ruhe. Ina und die Kinder nehmen mich seit dem Tod von Klaus sehr in Anspruch, meine Mutter möchte mich ständig um sich haben und auch der Rest der Familie verlangt, dass ich mich ein wenig um sie kümmere.

Wenn sie wenigstens in meiner Nähe wohnen würden.

Aber nein, meine älteste Tochter lebt in Dänemark, die zweite in Bremen, meine Mutter an der Donau in der Nähe von Passau und meine Schwester in der Oberpfalz in der Nähe der tschechischen Grenze. Also alle mindestens 500 km entfernt.

Außerdem bin ich seit meinem Motorradunfall vor 4 Jahren Rentner und habe schließlich auch noch einige Hobbies und Interessen.

Am liebsten bin ich momentan sowieso alleine. So komme ich endlich dazu, meine Gedanken zu ordnen, meine guten Freunde zu besuchen und vor allem bei Edith im Hotel ab und zu den Kochlöffel zu schwingen, damit ich nicht ganz aus der Übung komme.

*

Das Telefon reißt mich aus meinen Gedanken und ich sehe mit Erstaunen „Renate“ auf dem Display. Meine kleine Nichte, die älteste Tochter meiner Schwester Lisa, meldet sich auch mal wieder.

Sie und ihre Mann sind Ärzte in einer großen Klinik und immer im Stress.

„Hallo, meine Lieblingsonkel“, tönt es aus der Muschel.

Oha, sie will etwas von mir. Diesen Tonfall kenne ich nur zu gut.

„Was kann ich für dich tun, meine Kleine?“

Naja, Kleine. Für eine Frau ist sie schon ziemlich groß und mit ihren 38 Jahren sieht sie auch ziemlich flott aus.

„Nenn mich nicht Kleine, du Zwerg“, lästert sie und lacht. „Wie lange bist du noch zuhause in der Schweiz?“

„Noch einige Wochen. Ich habe mir zwei Monate Auszeit genommen, um wieder zur Ruhe zu kommen. Du kennst ja meine Situation. Also, was liegt an?“

„Nun, Christoph und ich wollen in der Vorsaison noch einmal zum Skifahren bei euch gehen und Anna hat jetzt vor dem Abitur zwei Wochen Schulferien, da würde es gerade so passen.

„Also, Reni, die Schneelage bei uns ist bescheiden, um es einmal taktvoll auszudrücken. Sogar oben in Andermatt auf dem Oberalpgletscher kannst du es momentan noch vergessen. Es ist einfach zu warm diesen Winter. Und seit wann geht Anna zum Skilaufen? Das wäre ja was ganz Neues. „

„Tja, Lieblingsonkel, das ist das Problem“, meint Renate.

Jetzt kommt es.

„Zu Oma Lu will sie nicht, zu deiner Mutter schon gar nicht, Beate und Mike sind auch nicht da und da haben wir gedacht, ob sie nicht vielleicht eine Woche bei dir bleiben kann?“

Sauber, denke ich mir.

Jetzt wo ich etwas Ruhe und Zeit für mich haben will, wollen Renate und Christoph mir ihren spätpubertären siebzehnzehnjährigen Fratz aufs Auge drücken. Eine verzogene Göre, die nur zwei Freunde hat. Ihr Smartphone, das sie den ganzen Tag streichelt und den Spiegel, in dem sie sich ständig bewundert und kontrolliert.

„Aber am Montblanc, da könnt ihr Skifahren und da könnt ihr sie ja auch mitnehmen. „

„Ja, aber sie hat gemeint, wenn du zuhause bist, dann will sie viel lieber bei dir bleiben, als mit uns in den Bergen rumzuturnen.

Als ich ihr gesagt habe, dass du ja auch in die Berge gehst, hat sie nur gemeint, dass es ihr egal wäre. Hauptsache keine Skier an den Füßen und mit den Brettern hast du ja schon seit mehr als 20 Jahren nichts mehr im Sinn. Bitte, Onkel Arne, bitte, sag ja. „

„Also gut, wann kommt ihr?“

„Danke, prima, wir kommen am Samstag, übernachten einmal bei dir und fahren am Sonntagmorgen nach Chamonix weiter.

Christoph muss nur noch gleich die Zimmer buchen. „

„Also dann bis Samstag. Ich wünsche euch eine gute Fahrt. „

Toll, das war es jetzt mit der Ruhe und Entspannung. Anna habe ich vor zwei Jahren das letzte Mal gesehen und schon da war sie eine Nervensäge. Hübsch zwar, aber kaum zu ertragen. Altklug, eingebildet und eitel wie ein Pfau. Himmel, tu dich auf, wird das eine „Gaudi“.

*

Samstagnachmittag.

Laut hupend hält ein großer Wagen in meiner Einfahrt. Sie sind da.

Renate stürmt auf mich zu, fällt mir um den Hals und busselt mich ab.

„Danke Onkelchen, dass Anna für ein paar Tage bei dir bleiben darf. So können Christoph und ich ungestört Ski fahren und auch sonst wieder etwas Schwung und Pep in unseren Alltag bringen.

Mit dem Kind wäre das schwerlich gegangen. Da kann man sich nicht so frei und ungezwungen geben, wie man es gerne möchte. „

Das Kind. Gerade steigt es aus und mir bleibt fast die Luft weg. Von wegen Kind.

Anna ist eine junge Frau geworden.

Sie ist fast so groß wie ich, hat lange blonde Haare und ein ausgesprochen hübsches Gesicht. Große graugrüne Augen blicken mich zurückhaltend an.

Eine kleine Stupsnase und ein Mund mit roten vollen Lippen ergeben eine wirkliche Schönheit.

Eine enge Jeans verhüllt zwei schlanke lange Beine und nicht einmal der weite und schlabbrige Pullover kann ihre für ihr Alter schon recht vollen Brüste verbergen.

Vorsicht, Vorsicht, alter Mann, sie ist die Tochter deiner Nichte. Außerdem kenne ich sie aus der Zeit vor zwei Jahren, als ich sie das letzte Mal gesehen habe, nur als kleinen Kotzbrocken.

Anna gibt mir schüchtern die Hand und murmelt etwas vor sich hin.

„Hallo, Arne, altes Haus, schön hast du es hier. Da könnte ich mich auch wohlfühlen nach einem stressigen Tag in der Klinik. Wie geht es dir?“

Christoph. Groß, breit und jovial. Ein netter Kerl, der über 2m misst, stets gutgelaunt ist und vor allen Dingen bei den Kindern im Krankenhaus Zutrauen erweckt.

Er ist ein sehr guter Arzt und ein fürsorglicher Ehemann und Vater.

„Schön dass ihr da seid. Gehen wir erst mal rein und machen es uns gemütlich. „

Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, brechen Renate und Christoph nach Chamonix auf. Beim Abschied flüstert mir meine Nichte noch ins Ohr: „Du hast doch hoffentlich nicht vergessen, dass Anna morgen Geburtstag hat, oder? Unser Geschenk für sie liegt oben in unserem Zimmer.

Au Backe, das habe ich vergessen. Mist, was mach ich da nur? Stimmt, Mademoiselle wird morgen Achtzehn und habe nichts besorgt. Eine Idee fährt wie ein Blitz durch meine Gedanken. Ich wohne direkt neben dem Bahnhof und mitten in der Schweiz. Das wird eine Überraschung geben, ha!

„Aber Renate, wie kannst du nur glauben, dass ich so etwas vergesse. Keine Angst, Anna bekommt ihr Geschenk“, heuchle ich scheinheilig.

„Ich wünsche euch einen schönen Skiurlaub und fahrt vorsichtig. „

*

An Nachmittag bummeln wir durch das Dorf und ich besorge heimlich am Bahnhof zwei Fahrkarten, während Anna sich ein Eis einverleibt. Danach geht es zu Edith ins Hotel auf ein Käsefondue. Anna sieht mit Erstaunen, dass ich mir eine Schürze umbinde und in der Küche verschwinde, um unser Abendessen eigenhändig zu bereiten.

„Weißt du, Anna, ich war lange genug Gastwirt und Koch um so etwas zu können und Edith ist eine langjährige gute Freundin von mir.

Sie hat mit mir zusammen und Gerit in unserem Restaurant im Schwarzwald gekocht und jetzt, wo ich genug Zeit habe, da helfe ich manchmal bei ihr aus. Heute Abend geht es etwas früher ins Bett, da wir morgen sehr zeitig aufstehen müssen. „

Anna sieht mich fragend an.

„Wieso, Onkel? Ich hab doch Ferien, oder?“

„Lass dich überraschen. Morgen wird ein langer Tag. „

Anna errötet leicht und drückt mir die Hand.

Meine Güte, was hat sie sich verändert.

Nicht einmal den ganzen Tag hat sie ihr Smartphone malträtiert und vor dem Spiegel ist sie auch nur kurz gestanden, bevor wir das Haus verließen.

Beim Abendessen frage ich sie ein wenig über ihre Interessen und Hobbies aus. Sie erzählt mir, dass ihr die Schule Spaß macht und sie sich mit dem Lernen leicht tut.

Allerdings möchte sie nicht Ärztin wie ihre Eltern werden, sondern Pädagogin für Kinder.

Sie weiß schon sehr genau was sie will. Als Hobbies hat sie Malen und Photographieren und möchte gerne mit mir auf den Rhonegletscher gehen, um einige schöne Fotos zu schießen. Das wird ein Problem werden, denn um diese Zeit sind die Pässe immer noch gesperrt und unpassierbar.

*

Am nächsten Morgen geht es nach einem schnellen Frühstück zum Bahnhof. Zwar habe ich Anna zum Geburtstag gratuliert, aber ihr Geschenk hat sie noch nicht und sie weiß auch nicht, was ich vorhabe.

Wir steigen in den Regionalexpress nach Lugano ein und als wir sitzen, überreiche ich Anna einen Umschlag.

„Dein Geburtstagsgeschenk, schöne junge Frau und noch einmal herzlichen Glückwunsch. „

Anna öffnet gespannt den Umschlag und als sie den Einkaufsgutschein für Mailand erkennt, stößt sie einen lauten Schrei voller Freude aus und fällt mir um den Hals.

„Danke Onkel, tausend Dank.

Was für ein tolles Geschenk. „

„Schon in Ordnung, deine letzten beiden Freudentage habe ich ja zu meinem Bedauern verpennt. Und bitte sage Arne zu mir. Onkel klingt einfach zu alt. „

Anna lacht, verstummt aber, als sie die Summe in dem Umschlag auf dem Gutschein entdeckt.

„Ach, du meine Güte, Arne, das ist doch viel zu viel. Das hab ich doch gar nicht verdient.

„Doch, hast du und jetzt will ich nichts mehr hören. „

In Lugano steigen wir in den Schnelltriebwagen der italienischen Staatsbahn um und eine Stunde später empfängt uns der Mailänder Hauptbahnhof.

Wir stürzen uns ins Getümmel und starten unsere Einkaufsrallye.

Wir schlendern die Einkaufsmeile Mailands entlang, den Corso Buenos Aires. Anna bestaunt die vielfältigen Auslagen der Boutiquen und Geschäfte, kann sich aber der horrenden Preise wegen nicht zum Kauf entschließen.

Ich tröste sie damit, dass ich sie zu einem Eis einlade und ihr mit dem Besuch des größten Einkaufszentrums den Mund wässerig mache. Dort kann sie sich dann zu angemessenen Preisen ihre Wünsche erfüllen.

Endlich kommen wir im Corti di Bayres an und schon hat Anna ein Sommerkleid entdeckt, das sie unbedingt anprobieren will.

Du liebe Güte, was schaut sie toll darin aus. Das Kleid betont ihre figürlichen Attribute, modelliert ihr hübschen Brüste heraus und der Anblick ihrer langen, schlanken Beine treibt mir den Schweiß auf die Stirn.

Sie bemerkt meine bewundernde Blicke und wird ganz verlegen.

Anschließend beginnt eine Modeschau mit Jeans, verschiedenen Blusen und T-Shirts und am Schluss kommen noch ein Paar hellbraune Wildlederstiefel dazu. Als es ans Zahlen geht ist Anna überrascht, dass es doch nicht so viel kostet, wie sie befürchtet hat. Sie hat noch einen ordentlichen Betrag zum Ausgeben übrig.

*

„Arne?“

Anna reißt mich aus meinen Gedanken.

„Ja, mein Schatz?“ gebe ich ihr zur Antwort. Da sind meine Worte mal wieder schneller wie mein Verstand.

Anna errötet leicht.

„Ich möchte noch etwas Unterwäsche kaufen. Gehst du mit?“

„Selbstverständlich, ich lasse dich doch nicht alleine. Was denkst du denn? Da müssen wir aber ein Stockwerk tiefer. „

Anna schaut mich nachdenklich an.

„Machst du dir vielleicht Sorgen um mich?“ fragt sie stirnrunzelnd.

„Sorgen nicht, aber ich habe die Verantwortung für dich und in einer so großen Stadt kann einem so hübschen Mädchen leicht etwas passieren. Ich würde mir ein Leben lang Vorwürfe machen, sollte dir etwas zustoßen. „

„Findest du, dass ich hübsch bin, Onkel?“

„Mehr als das. Du bist eine Schönheit, mein Engel. „

Anna fällt mir um den Hals und umarmt mich, was uns befremdliche bis neidische Blicke der anderen Kaufhausbesucher einbringt.

„Danke, Arne, dass du mir das sagst. Sonst traut sich ja keiner, mir so etwas zu sagen. Und wenn sich einer traut, dann hat er bestimmte Absichten. Darauf lege ich aber keinen Wert und auch meine Eltern sind ein gewisser Hemmschuh, weil sie sehr auf mich achtgeben. „

„Wieso denn das? Was stimmt, das soll man doch auch sagen. Außerdem lieben es Frauen, wenn man ihnen Komplimente macht und wenn sie auch noch stimmen, dann finde ich es ganz normal.

Aber jetzt abwärts zu den Dessous, avec nous. „

Anna sucht und wühlt in den Tischen und Regalen, prüft, schüttelt den Kopf, legt wieder zurück und nimmt sich ein paar andere Teile. Ich sitze vor den Ankleidekabinen in einem bequemen Sessel, trinke einen Cappuccino und verfolge lächelnd Annas Suchaktionen. Mit einem vollgepackten Einkaufskorb kommt sie zu mir und meint: „Ich geh jetzt mal die Sachen anprobieren, Onkel, ist es recht?“

„Nur zu Engelchen, lass dich nicht aufhalten.

Nicht nur ich, auch zwei ältere Italiener, die mit ihren Mamas ( Ehefrauen ) hier sind, schauen ihr anerkennend hinterher.

“ Ma si ha una bellissima figlia, Signore ( Sie haben aber eine sehr schöne Tochter, mein Herr ). „

„Grazie, Signore“, gebe ich zurück und platze fast vor Stolz. Soll ich den Irrtum aufklären. Mein Lebtag nicht und ich entschuldige es für mich damit, dass mein Italienisch nicht sehr gut ist.

Da wo ich in der Schweiz wohne, spricht man schon auch italienisch, aber damit muss ich ja nicht hausieren gehen.

*

Der Vorhang von Annas Kabine geht auf und der Signore neben mir bekommt eine Schnappatmung, während sein Kollege auf der anderen Seite ferrarirot anläuft und einen Schweißausbruch bekommt. Er steht auf und eilt murmelnd davon.

Ich blicke auf und das Herz bleibt mir fast stehen.

Anna steht vor mir in einem Hauch aus schwarzer Seide und Spitze. Sehr wenig Stoff für sehr viel Phantasie.

„Meinst du, dass mir das steht?“ fragt sie mit unschuldigem Gesichtsausdruck und dreht sich einmal um die eigene Achse. Scheinbar arglos blickt sie mich an, aber ich kann den Schalk und ein leichtes Lächeln in ihren Augenwinkeln erkennen.

Dieses kleine Luder. Natürlich steht ihr so etwas, aber auch bei mir steht schlagartig etwas.

Ich springe auf, nehme sie an den Schultern herum und schiebe sie wieder in die Kabine. Ich drehe sie zu mir her und schaue ihr in die Augen.

„Anna, das kannst du doch nicht machen. In dieser Aufmachung aus der Kabine zu kommen. Meinem Nachbarn ist fast das Herz stehen geblieben und der andere hat die Panik gekriegt. Denk doch an die Gesundheit der älteren Herrn.

„Und dein Herz? Hat es auch einen Sprung gemacht?“ will sie neugierig wissen.

„Nöööö, weißt du, ich bin so einen Anblick gewohnt. Das ist nichts Neues für mich. „

„Ach? Und bei wem bist du diesen Anblick gewöhnt, hä? Sag schon, wer ist es?“, fragt sie schnippisch.

„Das geht dich nichts an, meine Kleine. So was regt mich auf jeden Fall nicht auf.

„Sag nicht Kleine zu mir“, faucht mich Anna mit blitzenden Augen an. „Regt dich das vielleicht auf?“

Sie schlingt ihre Arme um meinen Hals und küsst mich auf den Mund. Und ich bin so perplex, dass ich instinktiv zurückküsse. Himmel, was schmeckt sie gut. Mit aller Gewalt und völlig gegen meine Überzeugung schiebe ich sie von mir.

„Anna, lass das bitte. Für so was bist du noch zu jung und ich zu alt.

Du bringst uns damit in Teufels Küche. Mach, dass du dich anziehst und dann gehen wir. „

Hastig verlasse ich die Umkleidekabine und gehe unruhig und völlig aufgewühlt hin und her.

„Ruhig, Arne, beherrsche dich. Rede mit ihr. Gelassen und ruhig. Schimpfen und rumbrüllen bringt nichts. Rede mit ihr wie mit einer Erwachsenen. Sie ist kein kleines Kind mehr. LEIDER!“

Anna kommt mit gesenktem Kopf aus der Kabine und legt die Dessous wieder zurück.

Zwei kleine Tränen stehen in ihren Augen.

„Was ist los, Anna? Willst du nichts mitnehmen?“

Sie schüttelt trotzig den Kopf, dass ihre langen Haare nur so fliegen.

„Nee, sie gefallen dir ja nicht. Also will ich sie auch nicht. „

Ach, du meine Güte. Arne, da bist du wieder in ein Fettnäpfchen gehopst und zwar bis an die Hüften.

Ich nehme Anna, ziehe sie zu einem Ledersessel und drücke sie hinein.

Ich gehe vor ihr auf die Knie und umfasse ihre Hände.

„Es tut mir leid, Anna. Ich wollte nicht so heftig werden, bitte verzeih mir. Natürlich gefallen mir die Dessous an dir, denn du bist wunderschön und die pure Versuchung für jeden Mann. Du ahnst gar nicht, was für Gedanken durch meinen Kopf gegangen sind, als du so vor mir gestanden bist. Gedanken, die ich nicht denken darf. Auf keinen Fall, denn du bist die Tochter meiner Nichte, nicht meine Geliebte.

Ich bitte dich, nimm die Dessous, die dir gefallen, denn sie sind wie für dich gemacht. Du siehst phantastisch darin aus, also nimm, was mir gefällt, äääähhh, was dir gefällt. „

Annas Unmut verschwindet bei meinem Versprecher und sie beginnt herzhaft zu lachen. Sie steht auf, küsst mich auf beide Wangen und belädt erneut den Einkaufskorb. Sie bezahlt und wir verlassen das Einkaufszentrum. Mittags essen wir nur eine Kleinigkeit, denn ich werde Anna am frühen Abend in das „Antico Ristorante Boeucc“ ausführen, wo ich einen Tisch bestellt habe.

Am Nachmittag bummeln wir noch durch die Stadt, ich zeige ihr einige Sehenswürdigkeiten Mailands ( den Dom, die Scala, die Piazza del Duomo ) und Anna erwirbt noch ein paar Kleinigkeiten für ihre Eltern. Sie tut sehr geheimnisvoll und will mir nicht alles zeigen. Naja, das ist ihre Sache.

Außerdem sagt sie, dass sie den Rest des Geldes nicht verprassen, sondern sparen will. Sehr vernünftig.

*

Zufrieden und satt gehen wir gut gelaunt mit Tüten und Taschen bepackt nach einem exquisiten Abendessen zum Milano Centrale, dem Hauptbahnhof.

Ein neuer, moderner Pendolino bringt uns in schneller Fahrt nach Lugano, wo wir in den Regionalzug nach Zürich umsteigen. Als wir nach mehr als einer Stunde Fahrt den Gottharttunnel verlassen und in das Reußtal kommen, schüttet es wie aus Eimern. Für Anfang April ist es viel zu mild, aber wenn die ganze Feuchtigkeit als Schnee herunterkäme, wäre ich die nächsten Tage nur mit schippen beschäftigt. Dann lieber so.

Als wir im Dörfli aus dem Zug steigen, hat sich das Wetter nicht gebessert.

In dichten Schleiern fällt der Regen und der starke Wind treibt regelrechte Wasserwände über den Bahnsteig. Wir flüchten uns in den kleinen Wartesaal. Vom Bahnhof aus sehen wir mein Häuschen, aber trocken werden wir dort auf keinen Fall ankommen.

Ich schaue Anna an.

„Jetzt heißt es rennen, mein Schatz. Ich habe keine Lust hier zu übernachten. Wenn wir ordentlich Dampf geben, wird es vielleicht nicht so schlimm.

„Also gut“, meint Anna. „Einen Versuch haben wir ja. „

Wir nehmen unser Gepäck, dann öffne ich die Bahnhofstür und ab geht es im Schweinsgalopp. Gerade mal eine halbe Minute brauchen wir, bis wir vor meiner Haustüre stehen, sind aber von Kopf bis Fuß durchnässt und sehen aus wie „getaufte Mäuse“.

Rein ins Trockene, die Tüten abgestellt und das Licht angemacht.

Ich fange an zu lachen.

Anna sieht einfach zu komisch aus. Ihre sonst so vollen blonden Haare hängen strähnig herunter und das Wasser tropft aus ihnen wie aus einem Vorhang. Ihre leichte Jacke ist vom Regen schwer geworden und zieht sich nach unten, als wäre sie einige Nummern zu groß. Ich helfe ihr aus dem nassen Teil und bekomme große Augen.

*

Das grüne T-Shirt, das sie trägt ist ebenfalls klatschnass und liegt wie eine zweite Haut auf ihrem Körper.

Ihre wundervollen Brüste heben sich deutlich ab und lassen erkennen, dass sie keinen BH trägt. Ihre Brustwarzen haben sich wegen der Kälte und Nässe verhärtet und drücken sich an den dünnen Stoff.

Schlagartig bekomme ich einen rapiden Zuwachs in meiner unteren Körperregion. Ihr Anblick im Einkaufszentrum steht noch einmal leibhaftig vor meinem inneren Auge. Grenzenloses Verlangen ergreift mich und nur mit einiger Mühe kann ich mich davon abhalten, ihr an die Wäsche zu gehen.

Verlegen drehe ich mich um und ziehe meine nasse Jacke aus. In Gedanken zähle ich bis Zehn, bevor ich mich wieder Anna zuwende.
Ach, du meine Güte. Die steht da, zittert vor Kälte am ganzen Leib und klappert mit den Zähnen. In Mailand hatte es noch 16 Grad und war sehr angenehm. Aber bei uns hier in einer Höhe von 1100m ist es doch schon nahe am Gefrierpunkt.

Ich ziehe Anna zu mir und nehme sie in den Arm. Ich kann fühlen, wie sie bebt und zittert.

„Komm, kleine Maus“, sage ich und schleppe sie hinter mir her ins Badezimmer. Ich hole frische Handtücher und ein großes Badetuch aus dem Schrank und lasse warmes Wasser in die Wanne ein.

„Leg dich erst mal in die Wanne und wärme dich auf.

Ich heize inzwischen den Kachelofen ein und mache uns noch eine warme Suppe und einen Jagertee. Deine nassen Klamotten kannst du in den Trockner tun. Da kommen meine nachher auch noch rein. „

Ich streiche ihr sanft über die Stirn. Jetzt muss ich aber raus aus dem Bad, bevor ich romantisch, sentimental oder liebestoll werde.

„Onkel!“

Anna kommt auf mich zu und umarmt mich.

Das „Onkel“ holt mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Das bin ich nämlich und mehr nicht.

„Danke für alles. „

Anna umarmt und drückt mich.

„Schon gut, schon gut. Ab in die Wanne und ich geh einheizen, damit wir es nachher schön warm haben. „

Irre ich mich, oder ist da so etwas wie Enttäuschung in Annas Blick?

Nein, nein, Arne.

Du hattest einen schönen Tag mit ihr, mehr als schön, aber das muss genügen. Mehr darf nicht sein.

*

Das Feuer bollert im Ofen, die Holzscheite knistern und krachen und langsam macht sich eine behagliche Wärme breit. Ich habe meine nassen Sachen ausgezogen, auf die Ofenbank gelegt und mir ein großes Badetuch um die Hüften geschlungen. Schon beginnen die nassen Kleidungsstücke wegen der großen Hitze leicht zu qualmen.

Ich klemme mir das klamme Zeug unter den Arm, gehe zur Badezimmertüre und klopfe an.

„Anna, darf ich kurz reinkommen? Ich muss die nassen Sachen in den Trockner werfen. „

„Ja, komm herein“, schallt es zurück.

Ein kurzer Blick. Anna liegt in einer Wanne voll Schaum.

Puh, Gott sei Dank kann ich nichts von ihr sehen.

Ich stopfe das nasse Zeug in den Trockner, stelle das Programm an und schalte ein.

`Schau bloß nicht zu ihr hin`, ermahne ich mich.

„Ich geh dann mal wieder“, sage ich und wende mich zur Türe.

Hinter mir plätschert es.

„Arne?“

Ich erstarre.

„Jaaaa, Anna?“

„Schau mich an, Arne.

Oh Gott, sie will, dass ich mich umdrehe.

Ich schließe die Augen und wende mich zu ihr.

„Arne! Bitte mach die Augen auf,“ höre ich sie flüstern.

„Nein, Anna, das darf ich nicht. Wenn ich jetzt die Augen aufmache und dich ansehe, dann ist es um mich geschehen. Das darf ich nicht zulassen. „

„Ich möchte aber, dass du mich ansiehst.

Schau mich so an, wie ein Mann seine Liebste anschaut. „

Ich mache die Augen auf und schon bin ich mit Haut und Haaren verloren.

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