And The Signs Along The Highway…
Veröffentlicht am 29.02.2024 in der Kategorie AllgemeinGeschätzte Lesezeit: 9 Minuten, 46 Sekunden
objects in the rear view mirror may appear closer than they are © by meat loaf & jim steinman.
diese geschichte enthält keine ausführlichen horizontalen szenen. aber ich dachte, vielleicht mögt ihr sie trotzdem.
And the signs along the highway all said…
There was a beauty living at the edge of town and she taught me everything i ever know about the mystery and the muscle of love
Uns war nur dieser eine Sommer vergönnt.
Ich kann mich an jedes Detail erinnern, als wäre es erst gestern gewesen… als würde sich mein Herz immer noch an jede einzelne Kleinigkeit klammern, von der ich damals Abschied genommen habe.
Ich hab am Stadtrand gewohnt. Ich war 18 und gerade von zuhause rausgeflogen. Ich hatte die Schule geschmissen, um für meine Musik zu leben. Ich liebte meine Gitarre und meinen Gesang. Ich war Musikerin mit Herz und Liebe und Seele.
Ich hatte mehr Ecken und Kanten als *gute Eigenschaften*… aber das hat mich damals nicht interessiert.
Vielleicht war es ja auch genau das, womit ich ihm damals aufgefallen bin.
~
Es war Juli und unglaublich heiß. Mein Shirt klebte mir nass am Oberkörper. Ich glaube, es war mehr ersichtlich als erahnbar, was sich darunter verbarg. Von BH’s hielt ich nichts. Die schnürten nur ein und störten beim Atmen.
Brauchen tat ich eh keinen. Wozu auch? Ich hatte keinen, der ihn mir vom Leib reißen und mir dabei zuraunen würde, wie sehr ich ihn anmachte.
Ich wollte auch gar keinen. Bis zu dem Augenblick, als ich den Fehler gemacht und von meiner Gitarre aufgesehen hatte. Nur aus Neugierde, wer da die dumme Idee hatte, mir zwei Dollar vor die Füße zu werfen.
Mit meiner Gitarre bewaffnet hockte ich vor dem Brunnen im Herzen der kleinen Stadt und gab mehr schlecht als recht mein Repertoire zum Besten.
Aus Spaß. Nicht weil ich dafür Geld wollte. Ich setzte ohnehin mehr auf Sympathie als auf Können. Mir hatte nie jemand Gitarre spielen beigebracht. Alles, was ich konnte, hatte ich von Musikern geklaut, die ich bewunderte. Pink Floyd. Queen. Meat Loaf.
Und plötzlich kam doch tatsächlich jemand auf die absurde Idee, ich wäre auf Almosen angewiesen. Gut, meinetwegen, dann trug ich eben abgewetzte Jeans und verschlissene Shirts. Aber nur weil mir mein Aussehen egal war, hieß das noch lange nicht…
Weiter kam ich nicht mit meinen Gedanken.
Fassungslos starrte ich in tiefbraune Augen, die mir belustigt entgegenblinzelten. „Damit du mal Unterricht nehmen kannst. “
Und schon war der unverschämte Typ verschwunden. Ließ mich einfach so zurück. Ich schnappte empört nach Luft. Während sich in mir das untrügliche Gefühl ausbreitete, dass ich ihn wiedersehen würde. Viel eher, als mir lieb sein würde.
~
Im strömenden Regen hechtete ich zwei Tage später rüber zu meinen Nachbarn.
Der Strom war ausgefallen und das tobende Gewitter sorgte dafür, dass sich daran so schnell auch nichts ändern würde. Dummerweise war ich weder im Besitz von Kerzen noch Taschenlampen… und ich hatte eh schon länger vor, meine Nachbarn mal kennen zu lernen. Warum also nicht jetzt?
Gedacht, beschlossen und umgesetzt, klopfte ich also um 23. 05 Uhr an die Tür des zweiten Appartments im zweiten Stock. Im Untergeschoss war niemand anwesend, im ersten Stock hatte man mich schon dreimal abgewiesen.
Macht nix, hab ich gedacht, irgendwo wohnen hier auch nette Menschen. Oder welche, denen mein Aussehen — wilde brünette Locken bis auf die Hüften, immer noch verschlissene Jeans, diesmal allerdings ein sauberes, wenn auch dank Regen reichlich nasses Shirt — egal war.
Und ich hatte wirklich Glück. Statt eines verschlafenen ewigen Junggesellen oder einer alten Lady mit falschen Zähnen im Mund, die mich ankeifte und mir dann die Tür vor der Nase zuschlug, riss ein brünetter Wuschelkopf die Tür auf.
„Hast du dir das mit dem Gitarrenunterricht anders überlegt?“, grinste er mich an. Mich durchzuckte es wie ein Blitz, der draußen gerade irgendwo einschlug, dem lauten Knall nach zu schließen.
„Oder“, der Wuschelkopf lehnte sich locker in den Türrahmen, „brauchst du wen, der sich um dein bh-loses Shirt kümmert?“
Also… das war doch… Empört verschränkte ich meine Arme vor meinen Brüsten. Natürlich.
Wieso trug ich auch immer Shirts, die bei jeder minimalen Berührung mit Wasser durchsichtig wurden?! Das hatte ich jetzt davon. Memo an mich selbst: Nächstes Mal blickdichte Omawollstrickpullis anziehen, wenn es regnet!!
„Oder vielleicht möchtest du auch erstmal reinkommen und ’n Glas Wasser trinken? Ich hab auch Tee, aber ich glaube, den biete ich dir lieber nicht an. “
„Und warum nicht? Traust du mir nicht zu, dass ich ’nem Schwarztee standhalte?!“ Jawohl, ich konnte auch schlagfertig sein.
Meistens in meinen wilden Rock’n’Roll-Träumen.
„Das nicht“, lenkte er ein. Ich folgte ihm durch eine verwüstete Küche in einen Raum, der wohl sowas wie ein Wohnzimmer darstellte. Jedenfalls gab es ein Sofa. Und einen Fernseher. Im Miniformat, auf vier Metallbeinchen und mit Antenne obendrauf. Drumherum lagen wild verstreut Klamotten, leere Flaschen, Kronkorken…
„Du brauchst ’ne Freundin“, stellte ich fest, als ich fertig war mit umgucken.
„War das ein Angebot?“, wollte er wissen und hielt mir ein Glas hin.
Ich roch misstrauisch daran. Was ihn wieder zum Grinsen veranlasste.
„Ich hab da nix reingeschmissen“, versicherte er. Dann, als er meinen Blick sah, fügte er hinzu: „Jedenfalls nichts, das dich umbringen oder willenlos machen würde. Oder high. Es sei denn, du willst unbedingt ’ne Tasse Tee…“
Mhm. Okay. Wenn er das sagte… ich nahm vorsichtig einen Schluck. Komisch. Merkwürdig. Es war wirklich nur Leitungswasser.
Sein Grinsen wurde breiter.
Er ließ sich auf das Sofa fallen, breitete beide Arme quer über die Lehne aus und sah mich auffordernd an. „Wenn du nicht mit mir schlafen willst, kein Bock drauf hast meine Freundin zu werden und nicht an Drogen oder Gitarrenstunden interessiert bist… nur so aus Neugierde: warum guckst du dir dann um halb zwölf nachts meine Wohnung von innen an?“
„Ich brauche Kerzen. Meinetwegen auch ’ne Taschenlampe oder sonstwas, das Licht macht.
Bei mir gibt’s nämlich wie in hunderttausend anderen Haushalten hier auch keinen Strom mehr. “ Ich deutete auf das Kerzenmeer auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa. Kitschig.
Aber immerhin war es hier nicht so zappenduster wie in meinen drei Räumen… und ich wollte wenigstens mein Lied zu Ende schreiben, bevor ich schlafen ging.
Lieder zu beenden machte immer so gute Laune… und wenn ich morgen früh aufwachen würde und mir als erstes mein fertiges Lied einfallen würde, dann hatte der Tag schonmal gut angefangen.
Klar, er konnte dann immer noch scheiße werden, aber wenigstens das Aufstehen war mal zur Abwechslung kein „Och nee, kein Bock“.
„Du willst Kerzen haben“, wiederholte er langsam und nickte. „Wie viel?“
„Ich dachte so an fünf oder sechs Teelichter. Das sollte bis morgen früh reichen. “
Er lachte. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein, nein. Das meine ich nicht. Wie viel gibst du mir für eine Kerze?“
Ehm, was?! „Du…willst dafür Geld haben?!“ Ich war in dem Moment wirklich davon überzeugt, dass ich mich verhört hatte.
„Oder was auch immer du mir als Gegenwert dafür geben möchtest. “ Er verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. Sah mich abwartend an. Seine Augen leuchteten amüsiert. Ich spürte Widerwillen in mir aufwallen. Ich konnte ihn nicht ausstehen!
„Ich habe kein Geld, falls es dir entgangen sein sollte. Ich hatte eigentlich gehofft, du überlässt mir die Kerzen, und ich hätte mich dann bei Gelegenheit revanchiert. “
„Und womit? Mit deinem Gejaule vorm Brunnen?“ Seine Lippen entblößten makellos gepflegte Zähne.
Ich ballte meine Finger zu Fäusten. Er lehnte sich vor, stützte seine Arme auf seinen Knien ab. „Angebot und Nachfrage“, sagte er. „Du willst Kerzen, ich hab Kerzen. Da ich davon ausgehe, dass du um diese Uhrzeit keinen einzigen offenen Supermarkt mehr findest — und auch keinen anderen Idioten, der dich bereitwillig in seine vier Wände lässt –, kann ich mir vorbehalten, so viel für die Kerzen zu verlangen, wie ich will.
„
„Das ist gemeine Erpressung. „
„Nein, Wirtschaft. Rate mal, wie es in der Welt abläuft. “
Ich biss mir auf die Lippen. Er hatte ja irgendwo recht… aber trotzdem! Ich war öko, ich war ein Hippiekind, ich war gegen diese kommerzielle Ausbeutung! Und gegen den Krieg. Aber dafür interessierten sich die Herrn Politiker nicht.
Aber gut, wenn ich dann wenigstens mein Lied fertig schreiben konnte…
„Wie viel willst du?“, fragte ich durch zusammengebissene Zähne.
Er tat, als dachte er nach. „Was wärst du denn bereit zu zahlen?“, kam er mir dann vermeindlich entgegen. Meine Alarmglocken schrillten auf Alarmstufe dunkelrot.
Ich drängte mich gegen die Wand, als er aufstand und mir näher kam. „Eine“, sagte er und sah mir tief in meine Augen. „Eine was?“, presste ich über die Lippen.
„Eine Nacht…“
Those were the rights of spring And we did everything There was salvation every night We got our dreams reborn and our upholstery torn BUT EVERYTHING WE TRIED WAS RIGHT!
~
Verschlafen drehte ich mich auf der Matratze auf die andere Seite.
Wollte nach der Wasserflasche tasten, die immer neben meinem Bett stand. Stattdessen griff ich in etwas weiches Wuscheliges.
Kurz darauf weckte mein Schrei das ganze Haus. Ich war sicher, sogar die Lady aus dem ersten Stock war aus ihrem Bett gefallen. Geschah ihr recht. Unfreundliche alte Schachtel!
Entsetzt starrte ich auf den nackten Mann neben mir, der mich aus halboffenen Augen müde anblinzelte. Meine Hand lag in seinen Haaren.
Ich wusste sogar seinen Namen. Ich glaub ich hab mit ihm letzte Nacht schon mal alles aus dem Schlaf gerissen…
Oh nein. Erinnerungen. Alle gleichzeitig. Mein Gehirn war damit gerade komplett überfordert.
Hektisch sprang ich aus dem Bett, raufte meine wild verstreuten Klamotten zusammen und floh. Hals über Kopf.
Nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein.
Ich holte tief Luft. Und schrie: „NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!!!“
Ich hatte letzte Nacht meine Unschuld verloren!!!
~
Von da ab an waren wir irgendwie sowas wie *zusammen*.
Wie zufällig begegneten wir uns immer wieder.
Einmal riss er mir mitten auf dem Marktplatz die Gitarre aus der Hand, um mir ohne Vorwarnung einen Kuss auf die Lippen zu drücken.
Ein andernmal legte er einen Hut vor meinem Lieblingsplatz am Brunnen ab mit den Worten: „du solltest wirklich anfangen mit Gitarrenstunden, bevor es jemandem einfällt, dich zu verklagen. Wegen Körperverletzung. Oder Psychosen. “
Er schleppte mich ungefragt mit zu Uriah Heep. Wir standen inmitten einer nicht enden wollenden Menschenmasse, die Musik prasselte auf uns ein, die Menschen um uns herum flippten völlig aus und mitten im Gitarrensolo meines Lieblingslieds legte er von hinten seine Arme um mich und flüsterte mir ins Ohr: „Ich liebe dich.
“
Wir sorgten dafür, dass die alte Lady aus dem ersten Stock uns regelmäßig mit finsteren Blicken maß und dass die junge Familie aus dem Apartment nebenan auszog. Wir waren hemmungslos. Wir liebten uns heftig und laut. Manchmal mehrmals in einer Nacht.
Einmal wachte ich nachts neben ihm auf und wusste nicht, wieso. Ich hatte keine Alpträume und auf Klo musste ich auch nicht. Es war irgendwas anderes.
Ein Luftzug vielleicht. Oder ein leises Geräusch.
Ich drehte mich vorsichtig zu ihm um.
Er weinte lautlos.
~
Es wurde August und die Hitze unerträglich. Bei 35°C im Schatten verstummten meine Gitarre und meine Stimme. Kinder tauchten ihre nackten Füße ins Brunnenwasser. Pärchen turtelten verliebt in der Eisdiele am Marktplatz.
Wegen irgendetwas war er seit Tagen gereizt.
Wenn wir uns über den Weg liefen, nickte er mir nur zu.
Er küsste mich nicht mehr. Er umarmte mich nicht mehr. Nachts lag ich allein im Bett, in meiner kleinen Wohnung. Die Fenster weit aufgerissen. Kühle Nachtluft, die wenigstens etwas von der nachklingenden Hitze des Tages mit sich nahm. Schlafen konnte ich trotzdem nicht.
Und dann war er wie ausgewechselt.
Wir gingen aufs Pink Floyd Konzert.
Er spielte Gitarre und ich sang dazu. Wir liefen barfuß durch die Stadt und schmierten uns abends gegenseitig Brandsalbe auf unsere Fußsohlen. Er brachte mir einfache Riffs und Tricks bei. Ich brachte ihm bei, Sushi zu machen. Neben ihm zogen zwei Hippies ein. Wir hatten verdammt viel Spaß zusammen.
Zu der Zeit entdeckte ich mein Faible für überbackenes Essen. Und für Stummfilme. Ich hatte auf dem Trödelmarkt einen Videorekorder ergattert, der sogar noch halbwegs funktionierte.
Nur ab und an leierte die Kassette. Aber das war mir egal.
She used her body just like a bandage She used my body just like a wound
~
In der letzten Augustnacht war alles vorbei.
Ich stand am weit aufgerissenen Fenster, starrte in die Nacht und spürte. Den Wind, die Hitze, die Nacht. Ich konnte noch gar nicht richtig begreifen, was geschehen war.
Seine Laune war wieder umgeschwungen. Er hatte geweint. Doch diesmal hatte er sich nicht verschlossen. Diesmal hatte ich es geschafft, an ihn heranzukommen. Ich hatte ihn in meinen Armen gehalten und wie ein Kind gewiegt. Dann war alles aus ihm herausgesprudelt.
Plötzlich machte alles einen schrecklichen Sinn.
„Ich bin von zuhause ausgerissen, schon vor Jahren“, hatte er gesagt.
„Mein Vater hatte Probleme mit Alkohol“, hatte er gesagt.
„Er hat mich im Suff geschlagen“, hatte er gesagt.
„In einer Nacht ist alles eskaliert“, hatte er gesagt.
„In einer Nacht habe ich ihn mit seinem Messer erstochen“, hatte er gesagt.
„Ich wollte nie, dass du das weißt“, hatte er gesagt.
„Aber jetzt ist es ohnehin vorbei“, hatte er gesagt.
„Ich hab nicht mehr lange“, hatte er gesagt.
„Deswegen will ich nicht in den Knast“, hatte er gesagt.
„Ich will dir diese Last nicht zumuten“, hatte er gesagt.
„Deswegen werde ich aus deinem Leben verschwinden“, hatte er gesagt.
Dann hatte er mir gesagt, warum er ständig so launisch war. Es gibt dafür keine Heilung. Das Endstadium verläuft bei jedem anders.
Aber umbringen wird es jeden, bei dem es zu spät festgestellt wird.
~
Er ist fort. Der Mörder, den ich liebte, ist in der Nacht verschwunden.
Er hat mir nie gesagt, wohin er geht. Damit ich nicht unter seiner Vergangenheit leide. Damit ich da nicht mit reingezogen werde. Er starb in einer Septembernacht.
Er hat nie erfahren, dass ich ihm in der Nacht noch sagen wollte, dass ich seit zwei Stunden wusste, dass ich seine Tochter in meinem Bauch habe.
Ende.
in memoriam.
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