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Handelsware

Handelsgüter

©rokoerber

Mika und Porgy saßen völlig gelassen eine lange Reisezeit ab. Sie waren auf ihrer dritten Weltraumreise, ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben, was dieses Mal so auf sie zukommen würde. Das Ziel jeder Reise, die von der WTO finanziert wurde, war es, neue Handelsplätze zu finden. Bei den ersten beiden Reisen hatte es ja geklappt, sie fanden Planeten, die recht gute Handelsware als Gegenleistung für ihre Güter anbieten konnten.

Auf Deneb 3, ihrem ersten Ziel, wurden recht nette Schmuckgegenstände gegen solide irdische Werkzeuge eingetauscht. Auf Pergamon, dem zweiten Ziel, bekamen sie gar lang haltende Lebensmittel – die Pergamonen waren halt ein reines Agrarvolk.

Die beiden mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit durch den Hyperraum düsenden jungen Männer waren für diese lange Reise voll prädestiniert. Es waren völlig ruhige Zeitgenossen, die sich in der langen Wartezeit gerne mit einem Buch beschäftigen. Da sie die Einzigen in ihrem Raumschiff waren, mussten sie zudem gut miteinander auskommen.

Sicherheitshalber, die WTO hatte früher manchen Schiffbruch deswegen zu beklagen, waren beide Männer streng hetero in ihrem sexuellen Gehabe. Gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen interessierten sie also überhaupt nicht. Das war Bedingung, dass sie diesen Auftrag überhaupt bekamen.

„Du Porgy“, begann Mika nach stundenlangem Schweigen, eine Unterhaltung anzukurbeln. „Was denkst du, was für eine Art Menschen wir dieses Mal finden?“

„Ach weißt du“, ließ Porgy sich auf eine Unterhaltung ein, „von mir aus alle Möglichen, nur keine Pergamonen mehr.

„Warum das denn?“, staunte Mika.

„Die waren ja ganz nett. Vor allem die Frauen“, fügte Porgy grinsend hinzu.

„Nett schon. Die waren sogar Spitzenklasse, aber …“, blieb Mika dabei.

„Keine hat dich an sie rangelassen“, lachte jetzt Porgy. „Nun ja, das war schon ein wenig blöd, dass die eben 100 Prozent auf Treue ausgerichtet waren. Auf Pergamon gibt es kein Fremdgehen.

„Und wieso konntest du dir doch so ’ne Schnecke angeln?“, murrte Mika.

„Das war reines Glück, das hab ich dir doch erzählt“, erinnerte sich Porgy.

„Das uns wenigstens unser Geschäft gut abwickeln ließ und dir zudem viel persönliche Freude brachte, während ich mich mit mir selbst beschäftigen durfte …“

„Stell dich nicht so an“, grinste Porgy. „Wenn du an diesem Tag nicht noch so müde gewesen wärst, von deinen nächtlichen — ahm — Freiübungen, dann hättest du das Glück gehabt, Tonsilla kennenzulernen.

„Ob ich da überhaupt zum Zuge gekommen wäre, sei mal dahingestellt“, brummte Mika. „Ich hab‘ es einfach nicht so raus wie du, zu erkennen, was einer Frau fehlt. „

„Das lernst du auch noch“, tröstete ihn Porgy. „Im Falle von Tonsilla hättest selbst du es auf Anhieb bemerkt, die Frau suchte einen Mann. Das war eindeutig. „

„Ich hätte nicht mal den Nerv gehabt, die Handelsbeauftragte Tonsilla zu fragen, ob es in Pergamon City ein Bordell gibt.

Schon gar nicht, ihr genau zu erklären, was genau ein Freudenhaus ist. „

„Dafür musste ich mir auch erst einmal anhören, dass alle Frauen auf Pergamon nur ihrem Mann treu sind. Vor der Ehe gibt es da nichts“, erläuterte Porgy zum wiederholten Male.

„Und wieso konntest du diese Tonsilla …“, versuchte es Mika erneut, denn dies hatte Porgy bisher auch vor ihm absolut geheim gehalten.

„Weil du es bist“, kicherte Porgy.

Ja, der gut aussehende Mann kicherte wirklich, wohl an sein damaliges Abenteuer zurückdenkend. „Nachdem Tonsilla mich über die ewige Treue pergamonischer Frauen aufgeklärt hatte, fragte ich sie, ob es für Männer wie mich, Reisende eben, denn keinerlei Chance gäbe. „

„Und?“, keuchte Mika erwartungsvoll.

„Doch, wurde mir erklärt“, grinste Porgy wieder. „Auf Pergamon gäbe es natürlich auch Tod durch Unfälle und Krankheit. In diesen Fällen, und nur in diesen Fällen, sei es für leidgeprüften Frauen zugelassen, einen Monat auf Männersuche zu gehen.

Dann, und nur dann, könne sie probeweise auch mit einem Mann schlafen, ohne ihn gleich ehelichen zu müssen. Es sei da ja ein gewisses Wunschdenken vorhanden. Leider gibt es nicht sehr viele solche Frauen – und wenn, sind sie meist danach aus, schnellstens wieder zu heiraten. „

„Und wie sieht das mit alten Witwen aus, nicht dass ich darauf scharf gewesen wäre …“, murmelte Mika.

„Die werden von ihrer Familie versorgt oder kommen ins Altersheim.

Sexuelle Wünsche haben sie dann jedoch nicht mehr zu haben, wurde mir gesagt. Denn natürlich fragte ich danach. Zudem, so erfuhr ich, Frauen würden noch bis siebzig heiraten …“

„Brr“, gab Mika von sich, „mit ’ner Oma von siebzig vögeln, ich weiß nicht. Aber in der Not … Aber diese Tonsilla …“

„Die war dreißig und in der ersten Trauerwoche“, lachte der Kollege Porgy.

„Und das sagte sie dir?“, wollte Mika wissen.

„Erst nachdem ich ihr erklärte, welche Ware wir anboten und ich ihr Muster zeigte. „

„Kein Wunder, da muss ja jeder darauf reagieren“, kicherte Mika.

„Nun ja, die Reaktion kam nur sehr langsam, sie hüpfte keinesfalls sofort darauf an. Wohl deswegen, da sie unsere Ware gar nicht kannte. Ich redete mir fasst den Mund fusselig, um ihr wenigstens die Grundanwendungen beizubringen. Dann hatte sie allerdings einen Vorschlag, der mich doch sehr überraschte …“

„Welchen, doch nicht den?“, keuchte jetzt Mika.

„Doch, genau den. Sie zeigte plötzlich keinerlei Scheu, sagte, ich soll den Koffer zusammenpacken, das weitere Gespräch würde in ihrer Wohnung stattfinden. „

„Und?“, fragte Mika weiter.

„Was und?“, lächelte Porgy verträumt, offensichtlich wieder in Erinnerungen schwelgend. „Ich führte ihr einige unsere Handelsgüter vor, Praxis ist halt immer am eindeutigsten. Du kannst es dir wohl denken …“

„Dass genau das, zielsicher ins Bett führte …“, war nun Mika am Keckern.

„Und?“

„Was will ich sagen. Zum Glück war ich nach der vier Wochen langen Reise voll ausgehungert. Diese Tonsilla war kein zartes Windchen, nicht einmal ein Sturm – es war ein Tornado, der da über mich herbrach. Ich versuchte auf der Heimfahrt zu rekapitulieren, es waren gut sechs Stunden, die wir da aktiv verbrachten …“

„Oh, oh, du Ärmster“, lachte jetzt Mika lauthals. „Daher warst du so kaputt, du … ich dachte …“

„Immerhin habe ich unsere ganze Ladung eingetauscht“, rechtfertigte sich Porgy.

„Ja, Sexspielzeuge für Erwachsene gegen Trockenobst“, grölte Mika. „Nicht einmal eine Fleshlight für die Rückfahrt blieb übrig. So kann man sich irren. „.

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