Deja Vu
Veröffentlicht am 20.12.2023 in der Kategorie AllgemeinGeschätzte Lesezeit: 4 Minuten, 10 Sekunden
Es muss bestimmt schon 5 Uhr morgens sein.
Ich wische mir den Schweiß von der Stirn, mein Schädel brummt, kann keinen klaren Gedanken fassen. Der Alptraum der mich aus dem Schlaf hochfahren ließ, ist schon wieder meinem Gedächtnis entschwunden, doch das Gefühl ist noch da:
„Es war kein Zufall, du musst es jetzt tun, steh auf und geh, geh gleich denn du hast keine andere Wahl. „
Ich versuchte mich zu erinnern was der Auslöser für diese qualvolle Angst, die mich im Traum plagte war – doch vergebens.
Meine Konzentration auf die letzten Tage, brachte keine klaren Ergebnisse. Gedankenbilder treffen mich und ziehen doch ungesehen vor meinem inneren Auge vorbei. Wie lange habe ich geschlafen? Habe ich überhaupt geschlafen? Mir wird übel, und ich stehe auf, wanke. Wie werde ich dieses verfolgende Gefühl bloß los? Auf der Toilette kann ich mich erleichtern, der Schwindel sinkt kaum spürbar. Wie ich die Säure im Mund, die Krämpfe im Magen und am ganzen Leib hasse.
Und doch gibt es einen Grund weswegen ich so ein leidiges Leben führe. Die einzige Droge die mich am Leben hält ist das Leben selbst, das Gefühl zu fühlen, die absolut erfahrbare Realität. Ich friere. Mein nackter Körper, zäh und dünn, die Lippen schmal, ja jede einzelne Faser meines verfluchten Körpers krampft und brennt vor Hitze, und dennoch werde ich von einer Kälte geschüttelt, die meine Sinne fast übersteigt. Ich kann mich kaum mehr erinnern wann ich mich dazu entschieden hatte, mein früheres Leben so aufzugeben, um ein neues zu beginnen.
Ich hätte die Möglichkeiten gehabt in der Arbeit und im Privatleben den großen Coup zu machen. Mehrmals boten sich die Chancen an, gab mir das Glück die Hand und bereitwillig nahm ich sie, um jedesmal eine Stufe höher und weiter zu gehen. Um mich jedesmal zu Fragen wo ist der Haken? Doch es gab keinen. Ein Lächeln umspielt meine bebenden Lippen, wenn ich an die Zeit zurückdenke. Wie in einem Film sehe ich mich Entscheidungen treffen, Menschen die meine Wege kreuzten, fliegen wie Fetzen zerissenen Papiers an mir vorrüber, keiner von ihnen mit einem bestimmten Gesicht, ausdruckslos und unbedeutend.
Im Vergleich zu meinem jetzigem Leben hat sich dahingehend nichts mehr geändert, denn ich sehe die Menschen nicht mehr auf der Straße, sie passieren mich ungesehen, und ich selbst werde kaum von ihnen wahrgenommen. Wie Regentropfen, die in stetem Takt schlagen. Nie war ich so lebendig wie in diesem Moment auf dem Klo, doch ich war wie gelähmt, die Schlaflosigkeit hatte mir die Kraft genommen, oder war es der Schlaf selbst?
Ich will schreien, kein Laut zu vernehmen, außer dem surren der Energiesparlampe die ihr blaukaltes Licht auf die Metallfliesen wirft.
Ich blicke aus dem Fenster, am unteren Rand hat sich der Schnee zu einer kleinen Mauer aufgeworfen. Es schneit in dicken schweren Flocken, hypnotisch wirbeln sie und die Zeit bleibt stehen. Ruhe – meine Gedanken sind still, das Leben hat mich wieder, und die berauschende Realität nimmt mich mit wohin mich das andere Leben nie getragen hätte. Die Welt der Momente, in der jeder erlebte Moment wie eine Geburt ist, frei von Verantwortung, Angst und Sorgen.
Ich schließe meine Augen, ich fühle nichts. Keine Kälte, keine Zeit, keinen Raum. Und doch weiß ich wenn ich die Augen wieder aufmache, erlebe ich jeden Gegenstand, jedes Detail meine ganze Umwelt in einem einzigartigen System, wie eine unendlich große Zahl zusammengesetzt aus einzelnen Ziffern.
Meine Augenlider schlagen hoch, kein Focus, streng saurer Geruch in der Nase, surren einer 40 Watt Glühbirne, helles Licht.
Kontrast passt sich an, Schatten eines kauernden Körpers an der Wand.
Ich stehe auf, blick zum Fenster. Eiskristalle fallen herab, unterschiedliche Größe. Blick zur Tür. Bewegungen laufen wieder fließend ab, angenehm warmes Gefühl am Körper.
Ich mache erste Schritte aus der Toilette, der dunkel gefließte Parkettboden irritiert mich. Irgendetwas ist anders als sonst.
Flur runter, Esszimmer, Küche, Kühlschrank. Ein schmaler Lichtkegel, kühle Luft strömt aus, ich greife eine Banane. Irgendetwas stimmt nicht. Ich sehe auf meine Haut, sie ist grau. Die Banane: hellgrau.
Ich atme schneller, was ist hier los?
Ich renne zur Haustür, meine Augen können nur hell und dunkel unterscheiden. Fliehe die Treppen runter, auf die verschneite Straße, alles schwarz, weiss und grau. Autos, Straßenlaternen, Briefkästen, Telefonzelle: grau.
Mein Herz rast, ich laufe los. Weg hier bloss weg, ich muss das Grauen abschütteln. Der weiße Schnee knirscht unter meinen nackten Füßen. Blitzartig erinner ich mich an meinen Alptraum, er ist diese jetzt erlebte Realtiät.
Ich renne intuitiv ins Dickicht beim Park, Schmerzen durchdringen meine Haut, die Dornen der Büsche zerreissen meine graue Haut, und schwarzes Blut läuft aus den Wunden. Jeder Schritt ist jetzt wie ein Deja Vu, im Alptraum erlebt, und jetzt wahrgeworden. Ich versuche intuitiv meine Umwelt zu verändern, dem Deja vu zu entkommen, es auszutricksen. Springe, schreie, lache – auch diese Schritte, erlebte ich schon im Deja vu. Dann plötzlich eine hoffnungsvolle Stimme in meinem Kopf, keine animalische Intuition.
„Bleib stehen. „
Ich stehe. Geschafft, das Deja vu hält an, es wartet auf meinen nächsten Schritt. Ich bin zuerst stehen geblieben, dann darauf folgte das Deja vu – ich habe es gezwungen meine Erinnerung zu werden. Meine Erinnerung wieder gefunden.
Erst jetzt bemerke ich spürbar, dass ich nackt, und blutend im Park stehe. Alles um mich ist noch schwarzweiß, zu dunkel meinen eigenen Körper zu betrachten, doch das Blut klebt und schmeckt wie immer.
Sollte der Alptraum vorrüber sein?
Ich falle in den Schnee, weich und sanft fängt er mich auf. Die Luft ist herrlich klar, ich fühle mich leicht und gut.
Mir ist warm, ich blicke in den dämmernden Himmel und sehe dass alles wieder in Ordnung ist. Weiße Schneeflocken fallen aus den grauen Wolken.
Ich hoffe die kleine Geschichte gefällt euch.
Vielleicht fällt mir auch was erotisches ein, ansonsten würd mich eure Meinung interessieren, vielleicht gibts auch mehr so Zeug.
Danke !.
Fetische dieser Sexgeschichte: Schmerzen, Schnee, Toilette, TreffenAlle Fetische von A-Z »
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