Assassins‘ Sins Ch. 01
Veröffentlicht am 26.11.2024 in der Kategorie AllgemeinGeschätzte Lesezeit: 31 Minuten, 18 Sekunden
Credan spuckte missmutig vor sich auf den Boden. Konnte denn irgendwann einmal ein Auftrag so einfach sein wie er sich anhörte? Nun, dafür hatte er wohl den falschen Beruf, wenn man das, was er tat, überhaupt so nennen konnte. Theoretisch war er gar nicht existent, es gab weder ein Zeugnis seiner Geburt noch war er auf der Liste der Einwohner der Stadt zu finden.
Dies brachte durchaus einige Vorteile mit sich, er konnte unbesorgt seinen Namen benutzen, ohne dass jemand falsches Informationen über ihn bekäme.
Dennoch, von Zeit zu Zeit überkam ihn ein Gefühl der Leere und Bedeutungslosigkeit. Es gab nur sehr wenige Leute, die überhaupt von seiner Existenz wussten, noch deutlich weniger davon interessierte auch nur im Geringsten sein Schicksal. Falls er in einer Ecke tot aufgefunden würde, gäbe es niemanden, der sich darum kümmern würde.
Er stieß sich von der Wand, an der er die letzten 20 Minuten gewartet hatte, ab und ging ein paar Schritte in Richtung Straße.
Wie automatisch wanderte seine Hand in seine rechte Hosentasche, kramte dort ein wenig herum, bis er endlich gefunden hatte, was er gesucht hatte. Er förderte eine Silbermünze zu Tage und betrachtete sie etwas melancholisch. Mit ein wenig Glück würde er damit zwei volle Mahlzeiten bekommen, mehr als er erwartet hatte.
Ein Blick zum Himmel verriet, dass das Tageslicht nicht mehr lange bleiben würde, die Dämmerung verging hier ziemlich schnell. Er sollte sich also beeilen, wollte er noch einen Happen abbekommen.
Aus Gewohnheit lief er mit lautlosen Schritten die schon recht leere Straße entlang, in Richtung Marktplatz. Dennoch trug dies bei Tageslicht eher dazu bei, dass er stärker auffiel, seine Erscheinung war bereits ungewöhnlich genug. Er war für diese Gegend ungewöhnlich groß gewachsen, die meisten Männer überragte er eine ganze handbreit. Trotzdem war seine Gestalt extrem schmal, so dass die meisten Menschen ihn wohl eher als gespenstisch beschreiben würden. Er war stets komplett ein schwarz gekleidet, selbst seinen Kopf überdeckte eine schwarze Kapuze.
Darunter verbarg sich ein mit Narben übersätes Gesicht, welches man wohl auf knapp 30 Jahre schätzen würde, ein trügerischer Schluss. Nur der Griff eines Dolches am Gürtel schimmerte silbern aus der Scheide hervor.
Mit langen Schritten näherte er sich einem Stand, der einige Brotlaibe in der Auslage hatte. Ohne, dass ein Wort über seine Lippen kam hielt er dem stämmigen Mann dahinter die Silbermünze in seiner rechten Hand hin. Dieser nahm sie an sich und gab ihm 6 Bronzestücke und eines seiner Brote.
Mit einem Nicken bedankte Credan sich und verschwand ebenso lautlos, wie er gekommen war.
An einer dunklen Stelle am Rand blieb er stehen und würdigte dem soeben erstandenen Brot zum ersten Mal mehr als nur einen kurzen Blick. Es sah genießbar aus, also kniete er sich hin und begann damit, sein Abendmahl zu essen.
Langsam schob er sich den letzten Bissen in den Mund. Es war nicht viel gewesen, aber er kam damit zurecht.
Gerade als er aufgestanden war, spürte er etwas Kühles an seinem Kehlkopf, ein von hinter ihm auf ihn gerichteter Dolch. Er musste aufpassen sich nicht zu viel zu bewegen, sonst würde eine unschöne Narbe an seinem Hals entstehen. Nicht, dass er noch keine hatte, aber eine blutende Wunde war immer etwas unpraktisch.
Er spürte, wie der zugehörige Arm auf seiner Schulter abgelegt wurde, jedoch so, dass deutlich wurde, dass die zugehörige Person etwas mehr als einen halben Kopf kleiner als er sein musste.
Ein Kopf wurde leicht seitlich gegen seinen Hinterkopf gelegt, so dass zwischen dem Mund des Anderen und seinem Ohr nur noch eine Daumenbreite lag.
Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, vorsichtig und soweit es möglich war, ohne dem Dolch zu nahe zu kommen. „Wie lange bist du schon hier?“ fragte er, deutlich entspannter als es die Situation eigentlich hergab. Er hörte ein unterdrücktes Lachen hinter sich, der Dolch vor seinem Hals entfernte sich ein wenig.
„Seitdem du das Brot gekauft hast. Ich wusste, dass du hierher kommen würdest. „
Währenddessen entspannte sich der Griff um ihn, der Kopf an seinem Ohr entfernte sich ein wenig.
„Warum bist du hier?“ fragte er. Er bekam eine etwas belustigt klingende Antwort: „Ich kann dich doch nicht einfach den Lohn alleine einstreichen lassen. Und da ich noch ein wenig Ehre im Leib habe, melde ich meinen Anspruch, bevor du angefangen hast und biete dir meine Hilfe an.
Der Lohn wird so oder so geteilt. “ Währenddessen hörte er, wie der Dolch in die Scheide geschoben wurde.
Ohne, dass das Lächeln auf seine Lippen verschwunden wäre, drehte er sich um. Mit leicht schief gelegtem Kopf entgegnete er: „Ich tippe mal, ich habe keine Wahl?“
Er sah in ein helles Gesicht, mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen. Eine schmale Nase erhob sich zwischen zwei hellgrün funkelnden Augen.
Unter der dunkeln Kapuze erkannte er kupferbraune, offen über die Schulter fallende Haare. Es kam keine Antwort auf seine Frage.
Mit einem dankbaren Nicken ging Credan einen Schritt vor und überbrückte so die Distanz, die die andere Person zurückgewichen war, als sie ihn losgelassen hatte. „Ich bin froh, dass du gekommen bist, Cora. “ Er ließ eine kurze Pause. „Es wäre jedoch nett, wenn du mich nicht jedes Mal beinahe umbringen würdest, wenn du auftauchst.
Es ist etwas … unangenehm. „
Das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde breiter, er sah sie leise in sich hinein lachen. Eigentlich sah sie dabei wunderschön aus, wie er fand. Wenn sie dieses Lächeln zeigte, hatte er irgendwie das Gefühl, sie beschützen zu müssen, sie vor der Umgebung verstecken zu müssen, nur um ihr Lächeln ein wenig länger betrachten zu können. Sie war durchaus selbst in der Lage, sich zu verteidigen und auf sich aufzupassen, doch es gab ihm einen Grund, bei ihr zu sein.
Sie schenkte ihm ein gutes Gefühl, eine Art loderndes Feuer, tief in seinem Herzen.
Cora – Sie war wahrscheinlich die einzige Person in seinem Leben, die es würde wissen wollen, wenn er umkommen würde. In anderen Berufen hätte man sie vielleicht als Kollegin oder Konkurrentin angesehen, je nach Stand, sie selbst bezeichneten sich einfach als Gleichgesinnte. Nicht mehr und nicht weniger, auch wenn er diesen Umstand durchaus bedauerte.
Es gab Zeiten, in denen sie wie der letzte Halt in seinem Leben erschien.
In den meist einsamen Nächten, wenn es keinen Auftrag gab, dachte er oft an sie. Als würde sie wie in Kindertagen neben ihm liegen, allein ihre Gegenwart hatte damals seine Angst vor der Dunkelheit verschwinden lassen. Nicht selten hatte er sich gewünscht, sie beide könnten ein normales Leben führen, vielleicht als eine Familie.
Doch Gefühle waren für sie beide stets ein Thema gewesen, über das man nicht redete. Wenn man das tat, was sie taten, waren diese einfach fehl am Platz.
Zeigte man eine Empfindung, könnte dies bereits tödlich enden früher oder später. Man lernte relativ schnell sich aus diesem Grund einen geistigen Schutzwall aufzubauen, der nichts nach außen dringen lässt. Dieser erzeugte aber auch eine unendliche, mit nichts zu füllende Leere. Die eigenen Gefühle waren sozusagen in einem gefangen und da sie nicht nach außen konnten, begannen sie die Seele Stück für Stück zu zerstören.
Oft wünschte er sich, er könne dies alles mit jemandem teilen, er brauchte jemanden der ihn beschützte.
Nicht mit Waffengewalt, sondern von innen heraus. Doch er kannte niemanden der ihm nahe stand. Bis auf Cora.
Niemandem würde er je so blind vertrauen wie ihr, doch die Chance ein normales Leben zu führen war vor langer Zeit vertan, vielleicht sogar schon bei seiner Geburt. War es Schicksal, oder hätte er an einem Punkt in seinem Leben eine Wahl gehabt?
Sie waren beide Straßenkinder gewesen, seitdem sie sich erinnern konnten hatten sie ohne die Nähe eines anderen auf der Straße gelebt.
Mit acht Jahren hatten sie sich das erste Mal getroffen, der Anfang von ihrem späteren Leben. Ein Mann hatte sie beide bei sich aufgenommen, gab ihnen Essen und ein Bett, welches sie beide sich geteilt hatten. Es war eigentlich unüblich, dass sich jemand um das Schicksal der Armen sorgte, aber aus Dankbarkeit war ihnen anfangs nie der Gedanke gekommen, dass ihre Rettung, als welche sie es bezeichneten, noch andere Gründe außer Barmherzigkeit haben könnte.
Am Anfang hatten sie ihm dabei geholfen Holz zum Heizen hereinzutragen und ähnliche Tätigkeiten, schon bald jedoch begann er damit sie zuerst noch spielerisch mit Stöcken gegeneinander kämpfen zu lassen. Er brachte ihnen bei wie man sich lautlos bewegte, wie man während der Nacht scheinbar unsichtbar blieb. Über die Zeit in der sie, wie er nun wusste, zu Assassinen ausgebildet wurden, war Cora für Credan wie eine Schwester gewesen, auch wenn sie seine Gefühle nie erwidert hatte.
Sie hatte ihm einmal gesagt, dass sie sich zwar um den jeweils anderen zu kümmern hatten, jedoch wären sie nichts weiter als zwei Waisen die aus Zufall zusammen ausgebildet wurden. Sie war stets diejenige gewesen, die eine schier unglaubliche Willensstärke an den Tag gelegt hatte, die jegliche Probleme stets alleine lösen wollte.
So waren die ersten Jahre verstrichen, noch waren sie nichts weiter als Kinder, die nichts davon verstanden, wie die Welt wirklich lief.
Dennoch, mit der Zeit wurden er und Cora immer vertrauter. Mit der Zeit begann sie, trotz der anfänglichen direkten Ablehnung, immer mehr Aufgaben mit ihm zusammen zu erfüllen, solange es dadurch einfacher ging oder ein Vorteil für sie heraussprang. Sie war die geborene Anführerin, willensstark und selbstsicher.
Während der Nacht hatte er sie manchmal weinen gehört, wenn sie glaubte, dass er schlief. Er hatte sie nie darauf angesprochen, sie verdammte jegliche Form von Schwäche.
Tagsüber war sie stark, nachts weinte sie.
Eines Nachts schließlich, er lag wie sonst auch immer neben ihr im Bett und stellte sich schlafend, hatte er sich zu ihr gedreht, sie wie zufällig mit einem Arm zu sich gezogen. Sie zuckte kurz zusammen, entspannte sich jedoch bald wieder, als sie ihn vermeintlich schlafend sah. Sie hatte ihre Tränen getrocknet und war dicht an ihn geschmiegt eingeschlafen.
Beinahe die ganze Nacht hatte er wach gelegen und über sie gewacht.
Er spürte ihre Wärme, sie tat ihm unendlich gut. Ihre Nähe war die Heilsalbe für seine Wunden, es tat ihm dafür jedoch weh, wenn er sie weinen sah. Ohne es zu wollen fühlte er ihren Schmerz beinahe so heftig wie sie, auch wenn er damals noch nicht hatte verstehen können, woher dieser rührte. Er hatte diese Nacht anstatt ihr gelitten, ihr die Traurigkeit abgenommen.
Damals waren sie 14 gewesen, sechs lange Jahre wohnten sie nun bei Alwen, ihrem Lehrmeister.
Obwohl er nie ein Wort über diese Nacht verloren hatte, weder zu Cora noch zu Alwen, war sie in sein Gedächtnis eingebrannt worden, er meinte sich beinahe an jeden ihrer Atemzüge erinnern zu können.
Seit dieser Nacht hatte sich etwas verändert. Nichts was nach außen hin sichtbar oder bemerkbar gewesen wäre, er spürte dass sich in ihm etwas verändert hatte. Cora war tagsüber stets so reserviert wie auch davor, doch nun spürte er, wie er sich darüber freute, wenn sie eine Übung gemeinsam erledigen mussten, wenn es Zeit wurde schlafen zu gehen.
Wie zuvor teilten sie sich ein Bett, doch nun schien es, als wäre sie ihm näher als nie zuvor. Sie hatte ihn oft in Schutz genommen, falls er einen Fehler gemacht hatte und Alwen ihn wieder einmal lautstark ausschimpfte. Er fühlte sich als könne er ihr etwas zurückgeben, wenn er ihr die Traurigkeit abnahm.
Zwei Wochen später hatte Alwen sie morgens aufgesucht, etwas was er zu diesem Zeitpunkt bereits seit über drei Jahren nicht mehr getan hatte, sie kamen einigermaßen gut alleine zurecht.
Tagsüber und auch immer häufiger nachts wurden sie von ihm ausgebildet, er kümmerte sich jedoch nicht mehr um ihre täglichen Aufgaben.
Er hatte ihnen gesagt, dass sie beide immer mehr der endgültigen Reife entgegen strebten, und für Männer und Frauen in diesem Alter ziemte es sich nicht in einem Bett zu schlafen, solange sie nicht verheiratet waren.
Credan war in ein anderes Zimmer umgezogen, ein Umstand über den er sich nicht beschwerte, schließlich stellte Alwen ihm das Zimmer ohne Aufwand und ohne etwas dafür zu verlangen zur Verfügung.
Es hieß nur leider auch, dass er Cora nur noch sehr selten alleine antreffen würde.
Eine tiefe Sehnsucht entwickelte sich langsam in seinem Herzen. Anfangs hatte er sie ignoriert, doch sie war immer stärker geworden, bis dies schlicht unmöglich wurde. Sie wurde zu einem Teil von ihm, ein Schmerz, den er stets bei sich trug. Bis heute.
Sie beide hatten über die Zeit eine sehr enge Freundschaft aufgebaut, jeder konnte sich blind auf den anderen verlassen.
Es half außerdem, die harten Übungen zu meistern, mit der Zeit hatten sie gelernt, wie man diese am besten zu zweit erledigte. Diese Beziehung wollte er unter keinen Umständen riskieren, er hatte niemandem außer ihr und Meister Alwen.
Dennoch, der tiefe Schmerz in seiner Brust wurde immer stärker. Die Sehnsucht danach, sie wie früher einfach in den Arm nehmen zu können, ihre Nähe spüren zu können, das alles wurde nie erfüllt.
Immer häufiger hatte er sich dabei erwischt, wie er sie einfach nur ansah, jeden ihrer Muskeln studierte. Mehr als einmal hatte Cora ihn gefragt, ob alles in Ordnung sei, wenn er sie wieder einmal einen Moment zu lange ohne eine Regung betrachtet hatte. Er hatte immer nur genickt, hatte sich nie getraut, ihr seine wahren Gefühle zu offenbaren.
Zwei ganze Jahre hatte dieser Zustand angehalten. Ihre Zusammenarbeit hatten sie zur Perfektion getrieben, nun standen schließlich das Ende der Ausbildung und die Aufnahme in die Gilde bevor.
In einem intensiven Gespräch mit ihm hatte Alwen diesen Moment vorbereitet.
Obwohl es üblich war, dass ein Assassine, zu denen er in wenigen Tagen gehören würde, stets völlig auf sich allein gestellt arbeitete, hatte Alwen es arrangiert, dass er gemeinsam mit Cora aufgenommen wurde. Wohlwissend darum, dass sie die Übungen, die sie von ihm bekommen hatten immer häufiger als Team erledigt hatten, auch wenn dies nicht ganz der gestellten Aufgabe entsprach, war dies seine letzte Gefälligkeit.
Er warnte sie jedoch beide ausdrücklich, dass, egal wie gut man den anderen zu kennen glaubte, dieser einen immer hintergehen könne. Obwohl sie beide eine ganz besondere Freundschaft aufgebaut hatten, sollten sie diese stets mit Vorsicht betrachten. Ihre kleinen Zimmer würden sie als Geschenke der Gilden behalten können, vorausgesetzt sie zeigten sich dieser gegenüber ergeben.
Die Aufnahmezeremonie war deutlich einfacher gewesen, als er es erwartet hatte. In einem großen Raum eines von außen wie ein normales Adligenhaus aussehendem Haus bekamen sie von Alwen und drei Männern, die sie noch nie zuvor gesehen hatten eine Kette mit einem silbernen Stern ausgehändigt.
Der war aus unzähligen kleinen Dreiecken zusammengesetzt, mal größer mal kleiner, so dass diese eine Art Inschrift in der Mitte erkennen ließen. Diese war jedoch in einer alten Sprache, sodass sie nicht lesen konnten, was diese besagte. Dann waren sie zu einer Art Altar geführt worden, an dem sie einen Treueschwur abgelegt hatten. Mit den Worten, man würde sie finden, falls man ihre Dienste benötigte, war schließlich alles vorüber. Der Stern war das Erkennungszeichen, falls sie mit einem Auftraggeber in Kontakt kamen, würde dieser es sehen wollen.
Zweieinhalb Jahre waren seit damals vergangen. Alwen hatte er nie wieder gesehen, manchmal wurde er von einem groß gewachsenen Mann angesprochen, wenn dieser einen Auftrag für ihn hatte. Diese wurden von der Gilde verwaltet, einen Teil des Lohnes behielt sie ein, den anderen Teil bekam er zum Leben. Dafür sorgte die Gilde für eine warme Unterkunft und, falls jemand keine anderen Möglichkeiten hatte, auch für das Notwendigste zu Leben.
Das Einzige, was sich seitdem nicht verändert hatte, war seine Freundschaft zu Cora.
Die Gilde akzeptierte es, wenn sie einen Auftrag zusammen erledigten, dafür war ihre Erfolgsrate überdurchschnittlich gut. Es gab Zeiten, da hatten sie beinahe jede Nacht einen Auftrag und dementsprechend viele Einkünfte, doch manchmal reichte es kaum zum Überleben. Die Hilfe der Gilde beschränkte sich, was das betraf, wirklich nur auf das absolut notwendige, falls es darum ging, dass ein Assassine nicht genug Lohn erhalten hatte, um sich etwas zu Essen zu kaufen.
Das Leben war hart und hinter jeder Ecke konnte der Tod lauern, doch es war deutlich besser, als bettelnd und frierend seinen Tod langsam abwarten zu müssen.
„Credan? Du hast den Auftrag diesmal bekommen, du musst mir den Auftrag erklären. Wenn du einfach schweigst, hilft mir das nicht viel. “ Er hatte wohl einfach dagestanden, als wäre er nicht von dieser Welt. Mit den Gedanken in der Vergangenheit, um den pochenden Schmerz in seinem inneren zu unterdrücken, in dem Versuch sich abzulenken. „Ja, natürlich. Tut mir leid…“, antwortete er noch etwas abwesend, schaffte es jedoch einigermaßen schnell wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
„Es hat noch Zeit, bevor wir uns auf den Weg machen müssen, es geht um den Sohn eines der Adligenhäuser hier, Theobald von Kriwen. Er ist einer derjenigen, die versuchen aus der Tradition auszubrechen, und die Zünfte aufzulösen, hauptsächlich die Handwerker-Zünfte, aber er hat es sich auch zum Ziel gemacht, die Assassinengilde zu zerschlagen. Zuerst war er keine Gefahr, doch mittlerweile scheint er zu viel zu wissen.
Jedenfalls kommt er normalerweise erst sehr spät nach Hause, er ist oft noch bis spät abends in einer der Tavernen.
Ein Toter dort wäre zu auffällig, wir müssen warten. Ich denke der beste Zeitpunkt wäre ein bis zwei Stunden, bevor die Sonne wieder aufgeht. Dann schlafen die meisten im Haushalt, und er liegt völlig alleine in seinem Zimmer. Dort ist er am ungeschütztesten und es fällt nicht zu schnell auf, wenn er die Welt der Lebenden verlassen hat. „
Cora nickte. Sie wussten beide, dass es nicht einfach werden würde, in eines der Adligenhäuser ungesehen hinein und wieder hinaus zu gelangen, die Effektivität ihrer Zusammenarbeit begann langsam sich herumzusprechen.
Sie bekamen immer häufiger hoch bezahlte Aufträge, die damit auch von äußerster Wichtigkeit aber auch von zunehmender Schwierigkeit waren.
„Nun gut. „, sagte sie schließlich, „Dann treffen wir uns drei Stunden vor Sonnenaufgang am Gildenhaus?“ Er senkte leicht den Kopf, der Versuch eines zustimmenden Nickens. Er hatte gehofft, ein wenig Zeit mit ihr verbringen zu können, aber seine Erwartungen waren wahrscheinlich wieder einmal zu hoch gewesen.
Er konnte seine Enttäuschung jedoch nicht schnell genug verbergen, sodass Cora etwas bemerkt hatte.
Es wäre jedoch auch naiv gewesen, er könne etwas vor ihr verbergen, sie kannte ihn viel zu gut, als dass dies möglich gewesen wäre. „Was ist los?“, fragte sie. „Ich sehe, wenn etwas nicht stimmt, also versuch gar nicht, es vor mir zu verstecken. “ Wie immer, wenn er seine Gefühle nicht effektiv genug hatte verbergen können, beeilte er sich ihr Nachhaken mit einem Kopfschütteln abzuweisen. „Schon gut, es ist nichts Ungewöhnliches…“
Obwohl er sich bemüht hatte, möglichst sicher zu klingen, war ihm das nicht mal ansatzweise gelungen.
Innerlich verfluchte er sich dafür, überhaupt geantwortet zu haben. Er durfte, konnte sie nicht mit seinen Problemen belasten, erst recht nicht kurz vor einem so wichtigen Auftrag. Es war eines der ersten Lektionen, die ihnen in ihrer Ausbildung beigebracht worden war: Sprich niemals mit einem anderen über deine Gefühle, früher oder später würde es dir den Tod bringen.
Sie legte kaum merklich den Kopf schief, und sah ihm direkt in die Augen.
Seit sie sich kennengelernt hatten, beherrschte sie diesen Blick, es schien ihm, als würde dieser ihn durchbohren. Ihre Augen waren wie zwei wissende Pfeile, die völlig ungehindert seine Gedanken lesen konnten.
Credan konnte nicht umhin, sie noch einmal ausgiebig zu betrachten, sie glich für ihn einem guten Engel. Er redete sich ein, dass sie die einzige Frau war, die er je über einen längeren Zeitraum als ein paar Tage regelmäßig gesehen hatte, die einzige, mit der er reden konnte, ohne, dass es dabei um einen Auftrag ging.
Da war es ganz natürlich, dass sie eine besondere Rolle in seinem Leben einnahm. Dennoch, sie war für ihn mehr geworden als nur eine Freundin. Er wusste, dass er das Leben in der Gilde ohne sie nicht mehr ertragen würde, überall herrschte kühle Geschäftsmäßigkeit, nirgendwo gab es einen Platz, an dem er sich wirklich wohlfühlte. Nur Cora schaffte es, ihm ein wenig Wärme und Geborgenheit zu schenken, bei ihr fühlte er sich sicher, wie behütet von der Mutter, die er nie hatte.
Sie war etwas kleiner als er, jedoch längst nicht so drahtig. Unter ihrer stets dunklen Kleidung ließ sich eine enorme Kraft vermuten, jedoch so, dass sie dabei äußerst wendig und flink wirkte. Jede einzelne ihrer Bewegung war das perfekte Zusammenspiel von Anmutigkeit, Kraft und Schnelligkeit. Ihre Taille hatte eine deutlich weibliche Form, die sie jedoch oft unter einem weiten Umhang so verdeckte, dass man sie auf einen schnellen Blick für einen stämmigen Mann halten würde.
Passend dazu hatte sie verhältnismäßig kleine Brüste, so dass er sie problemlos mit einer Hand hätte umfassen können.
Dennoch, diese Kombination ließ sie äußerst attraktiv erscheinen, ein Sinnbild für Stärke und für ihn zugleich Einfühlvermögen und einer tiefen Freundschaft. Unter ihrer Kapuze ließ sich meistens ein freundlich lächelndes und fröhlich wirkendes Gesicht erkennen, welches von kupferfarbenen Haaren eingerahmt wurde.
Ihr schmaler Mund war oft zu einem belustigt wirkenden Ausdruck verzogen, doch dahinter versteckte sich die kühle Berechnung einer ausgebildeten Assassinin, kühl und überaus genau.
Sie würde jeden ihrer Gesprächspartner umbringen können, bevor dieser überhaupt einen erschreckten Schrei ausstoßen könnte, doch die daraus resultierende Leiche war normalerweise so auffällig, dass man danach hätte sofort die Stadt verlassen müssen.
Ihre grünen Augen konnten ihren Gegenüber allein durch Blicke scheinbar im Boden versinken lassen, meistens jedoch passten sie zu ihrem fröhlichem Gesichtsausdruck: Scheinbar wie eine eigene Lichtquelle wirkend, sprühend vor Intelligenz und extrem schneller Auffassungsgabe.
Ihre Stimme schien von weit her zu kommen, als käme sie aus einer anderen Welt.
Sie war sanft, ein fester Unterton ließ sich jedoch nicht leugnen. „Credan… Wenn du fertig mit deinen anatomischen Betrachtungen bist, würde ich vorschlagen, du kommst mit zu meinem Zimmer, da kannst du mir erzählen was passiert ist, wenn du das hier schon nicht tun willst. Wir sollten konzentriert an unsere Aufgabe heute Nacht herangehen, da kann ich dich nicht mit den Gedanken woanders gebrauchen…“. Es dauerte einen kurzen Moment, bis er den Sinn ihrer Worte verstanden hatte, sie war wie immer äußerst direkt.
Er ließ sich von ihr an der Schulter in Richtung ihrer Unterkunft ziehen.
Dort angekommen setzte er sich, mangels einer anderen Möglichkeit, neben ihr auf das Bett, neben einem kleinen Schrank das einzige Möbelstück im Raum. Es war das Zimmer, in das sie vor über 10 Jahren von Meister Alwen gebracht worden waren, dasselbe Bett in dem sie in Kindertagen gemeinsam gelegen hatten.
Die Erinnerung versetze ihm einen schmerzhaften Stich, nur schwer schaffte er es, sie zu verdrängen.
Cora würde keine Ruhe geben, bis er ihr sein Problem erzählt hatte, wieder einmal würde er sich einen Vorwand ausdenken, um nicht über seine Gefühle reden zu müssen. Diesmal jedoch schien der Schmerz in seinem inneren noch stärker als sonst, tief in seinem Herzen wusste er, dass er es diesmal nicht schaffen würde, eine glaubhafte Geschichte zu erzählen.
Wie immer umarmte sie ihn sanft, es half den ersten Stich zu überwinden, sein Herz mit ihrer Wärme füllen zu können.
Doch es hielt nie lange an, nach einem kurzen Moment der Geborgenheit kam der Schmerz umso heftiger zurück. Ohne es zu wollen, spürte er, wie er versuchte ihre Brüste unter ihrem Gewand fühlen zu können, die kleinen Erhebungen an sich spüren zu können. Doch durch ihrer beider Kleidung hindurch war dies unmöglich, er spürte zwar wohl ihre weiche, behütende Brust, konnte jedoch nicht mehr ausmachen.
„Cora, ich…“ Er brach ab, schaffte es nicht, die Worte zu sprechen, die er sich schon tausendmal überlegt hatte.
Sie hielt die Umarmung weiter ohne eine Reaktion fest, es war unglaublich wohltuend, beruhigend. Dennoch, er wusste, sobald sie endete, würde die pochende Wunde in seinem Herzen beinahe unerträglich werden.
Er versuchte, sich innerlich zu beruhigen, seine völlig aufgewühlten Gedanken zu ordnen, doch er schaffte es nicht. Erneut begann er mit dem Anfang einer Erklärung, doch sie legte ihm vorsichtig einen Finger auf den Mund. Einen Augenblick, in dem die Zeit still zu stehen schien, hielt sie diesen Moment.
Dies war anders als sonst, so etwas hatte sie noch nie getan. Ganz leise, so dass er es gerade verstehen konnte, begann sie:
„Ich weiß, warum du heute ein wenig abgelenkt warst, ich weiß auch um deine unzähligen Geschichten, die du mir schon deswegen erzählt hast. Sie waren ausnahmslos außerordentlich gut erzählt, dennoch entsprachen sie nicht mal im Entferntesten der Wahrheit.
Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, warum uns Meister Alwen so eindringlich davor gewarnt hat, so oft zusammen Aufträge auszuführen.
Es hat Jahre gedauert, bis ich gemerkt habe, wie stark die Abhängigkeit wird, die man entwickelt.
Versteh mich nicht falsch, ich möchte unsere Freundschaft unter keinen Umständen aufgeben, denn dies wäre etwas, womit ich nur noch sehr schwer zurecht kommen würde. Doch genau das ist unsere Schwäche. Wir haben von Anfang an auf unsere gemeinsame Stärke vertraut, doch was ist, wenn wir dies auch nur für einen Moment verlieren? Wir sind angreifbar, verletzlich geworden.
Erinnerst du dich noch, wie uns immer wieder gesagt wurde, dass die eigenen Gefühle, wenn man sie zulässt, den Tod bedeuten können? Man stirbt nicht durch einen Dolch, sondern man verfällt langsam in sich selbst. Es ist kein Tod durch Waffen, nach außen hin scheint man wie ein lebender Mensch. Doch innerlich ist man tot, nur noch ein Aschehaufen, als letzter Rest seiner selbst.
Wir haben beide einen Fehler gemacht, größer als wir uns vorstellen können.
Er ist nicht umkehrbar, mit keinen Mitteln wieder auszugleichen und dennoch etwas, indem wir Glück, Geborgenheit sehen.
Ich spreche bereits von einem wir, obwohl es dieses wir überhaupt nicht geben sollte. Es gibt nur dich und mich, nichts, was wir teilen sollten. Trotzdem gab es dieses wir seit unserer Kindheit. Seit damals waren wir stets ein Team, eine Einheit und dennoch, das, was tief in uns passiert, haben wir stets ignoriert, es war schlecht, gefährlich.
Gibt es irgendetwas, irgendjemanden dem wir je wirklich vertraut haben? Noch nicht mal uns selbst konnten wir trauen, haben uns immerzu vor unserer eigenen Seele versteckt. „
Sie ließ eine Pause, während der sich Credan kaum zu atmen traute. Er wusste nicht, ob diese Worte bewusst an ihn gerichtet waren, oder ob sie an irgendeinen dort draußen gingen, jemanden, der bereit war ihnen zuzuhören, dem sie sich öffnen konnten.
Es schien ihm, als kämen diese Worte zu gleichen Teilen von ihm wie von ihr, als eine Einheit, wie sie es genannt hatte. Es fühlte sich gut an, bei ihr sein zu dürfen.
Ganz leicht zog er sie ein wenig fester an sich, zum ersten Mal ließ er den Gedanken an Liebe zu, ohne ihn sofort wieder zu verbannen. Er liebte sie, hatte sie schon immer geliebt. Immer wieder hatte er gesagt bekommen, wie gefährlich die Liebe war, hatte dabei jedoch verschwiegen, wie erfüllend und beschützend sie war.
Niemals hatte er geglaubt, er könne den Panzer um sich selbst ablegen, könnte jemandem sein Herz offenlegen, ohne den Schmerz der Einsamkeit fühlen zu müssen. Sie hatte es geschafft, den Panzer zu brechen, zum ersten Mal seit Jahren fühlte er sich befreit, frei von erdrückender Leere.
Fast noch leiser als vorher fuhr Cora fort. Er spürte, wie sie gegen sich selbst ankämpfen musste, nicht einfach in seinen Armen zusammenzufallen. Sie sprach das aus, was er sich über Jahre vorgenommen hatte und sich nie getraut hatte zu sagen.
Sie bemühte sich hörbar um Selbstsicherheit, zum ersten Mal jedoch, seitdem er sie kannte, gelang ihr dies nicht einmal ansatzweise.
„Credan, ich… Es tut mir leid, ich hätte nicht…“ Sie brach ab. Er spürte, wie sich ihre Finger in seinen Rücken gruben und dort schmerzhafte Druckstellen hinterließen. Unfähig, sie von sich zu lösen, tat er das, was er bereits vor sehr langer Zeit hätte tun sollen. Seine Stimme brach, und dennoch nahm es eine zenterschwere Last von seinen Schultern.
„Ich liebe dich, Cora…“
Er hätte nicht sagen können wie, dennoch fanden sich ihre Lippen zu einem beinahe magischen Kuss. Es schien als hätten sich zwei vor langer Zeit getrennte Teile endlich gefunden, als hätten sie schon immer zusammen gehört. Vorsichtig fanden sich ihre Zungen, berührten sich tastend an den Spitzen. Er konnte ihre Gefühle schmecken, sie waren so behütend, schenkten ihm eine Art von Wärme, die er nie für möglich gehalten hätte.
Die Zeit schien still zu stehen, keiner wagte es, sich zu bewegen, während sich ihre Zungen in die Umarmung einfügten. Sie war das Feuer in seinem Herzen, das es zum ersten Mal seit langer Zeit schaffte, ihn zu wärmen. Sie war die schützende Hand, die ihn vor Unheil schützte, das Licht, welches die dunkle Leere in ihm vertrieb.
Nach einem ewig scheinenden Moment begannen sie langsam, sich voneinander zu lösen, doch diesmal versetzte es ihm keinen unmittelbaren Schmerz, wie bei all den flüchtigen Umarmungen zuvor.
Diesmal schien es, als hätte er in dieser Nacht bereits mehr gewonnen, als in seinem ganzen bisherigen Leben, er hatte sie gewonnen. Die Wärme, die sie ausgesendet hatte, blieb zurück, wie ein glänzender Diamant, den nur er sehen konnte. Wertvoll, wie nichts anderes auf der Welt, funkelnd und strahlend wie die Sonne selbst.
Aus dem einzigen Fenster in dem Raum beobachtete er die letzten Lichtstrahlen des Tages, ein malerischer Rahmen für die Gefühle, die in diesem Moment zwei Menschen für sich entdeckt hatten.
Gab es etwas schöneres, was ein Mensch in seinem Leben fühlen konnte?
Minutenlang saßen sie sich gegenüber, die Hände mit denen des anderen eng verbunden. Es schien beinahe unmenschlich, sich wieder loslassen zu müssen, sie sanfte Berührung des anderen als Erinnerung abtun zu müssen. Coras grüne Augen blitzten zum ersten Mal seit langer Zeit ehrlich auf, woher er das wusste, konnte er nicht beschreiben. Er fühlte es einfach, als könne er durch ihre Augen sehen, an ihren Empfindungen teilhaben.
Niemals würde er es zulassen, dass diese Augen etwas anderes zeigen könnten, sie schien so wundervoll lebendig.
„Warum hast du nie etwas gesagt, nicht einmal angedeutet?“, fragte sie. Ganz sanft, damit der Moment nicht seine Magie verlor, vorsichtig wie ein scheues Tier. Er antwortete eben so sanft, ihr dabei direkt in die wie Edelsteine funkelnden Augen blickend.
„Ich habe es versucht… Aber,… ich wollte unsere Freundschaft unter keinen Umständen verlieren, ich wollte DICH nicht verlieren.
Du bist die einzige, der ich wirklich vertrauen kann, ich habe niemand anderen. „ „Du wusstest, das du mir alles hättest erzählen können, ich hätte dir zugehört, egal, was es gewesen wäre. Ich habe immer geschwiegen, weil ich Angst hatte, dass wir uns nicht mehr würden so oft sehen können. Was wäre gewesen, wenn du den Vorfall der Gilde gemeldet hättest, ich wäre für immer ausgeschlossen worden. “
Er nickte, ihn hatte genau dieselben Ängste geplagt, wusste, dass, so schön ihre eben entdeckten Gefühle waren, diese von der Gilde niemals geduldet würden.
Sie hielt beide wachsamen Augen geschlossen, wenn ein Assassine über die Nacht mit einer Frau wegblieb, doch sollte diese Beziehung länger währen, oder war sie sogar mit einer anderen Person der Gilde, wurden Vorfälle dieser Art hart bestraft.
Sie beide hatten stets den Eindruck von rein professioneller Zusammenarbeit aufrecht erhalten, waren jedoch eindringlich vor weiter gehenden Beziehungen gewarnt worden. Doch wer war die Gilde, dass sie ihnen etwas so wunderbares verbieten konnte? Er wischte die logischen Argumente, wie Beeinflussbarkeit, Manipulierbarkeit, Abhängigkeit und Gebundenheit aus seinen Gedanken und entschied sich, dass er Cora niemals würde verlassen können, danach wäre er nur noch ein unbedeutender Schatten seiner selbst.
Sie hatte ein loderndes Feuer in ihm entfacht, sollte es erlöschen, bliebe nur noch ein Häufchen Asche zurück.
Seine zweifelnden Gedanken wurden von einem Kuss unterbrochen, Cora hatte sich wieder zu ihm gebeugt und drückte ihn leidenschaftlich an sich. Er zwang sich dazu, ihr endlich vollends zu vertrauen und gab sich ganz ihrer Umarmung hin. Viel zu lange hatte er sich mit Zweifeln aufgehalten, viel zu spät hatte er den Weg zum Glück entdeckt.
Mit jedem einzelnen Teil seines Körpers nahm er ihre Wärme auf, spürte den Schutz, den sie ihm verlieh, Schutz vor der Wirklichkeit. Mit ihr konnte er daraus entkommen, und sei es nur für einen kurzen Augenblick, er war bereit jeden Preis dafür zu bezahlen.
Langsam ließ er sich auf das Bett fallen, sie dabei mit sich ziehend. Ihr heißer Atem strich über sein Gesicht, gab ihm ein Gefühl von Nähe.
Er ließ alle geistigen Blockaden fallen, der Schutzschild, den er sich gegen jeglichen Einfluss von außen aufgebaut hatte, verschwand, als wäre er durch ihre Zuneigung einfach davon geweht, leicht wie eine Feder im Wind.
Er spürte, wie ihre Hände begannen, noch etwas zurückhaltend, über seine Brust zu streicheln. Langsam, aber zielgerichtet fanden sie seine ausgeprägten Muskeln. Mit jedem Atemzug kam sie seiner Mitte immer näher, ließ ihre Hände jedoch kurz davor seitlich abgleiten und strich über seine Oberschenkel.
Schon oft hatte er sich vorgestellt, wie sie ihn dort berührte, immer wieder hatte er ihr Bild vor seinen Augen gesehen, sich beinahe krampfhaft daran geklammert, wenn er allein in seinem Zimmer gesessen hatte. Nun waren seine Träume Wirklichkeit. Die Vorstellung in seinen Träumen war utopisch, beinahe kindlich naiv gewesen, doch dieses Gefühl wirklich erleben zu können übertraf alles, was er sich jemals ausgemalt hatte.
Die Freundschaft zu ihr war schon immer etwas Besonderes gewesen, sie ging in einigen Bereichen über das normale Maß hinaus.
Doch nun wusste er nicht nur um ihre Zuneigung, er fühlte sie mit jeder einzelnen Pore seines Körpers. Es schien keine Grenze mehr zu existieren, zum ersten Mal konnte er sich völlig hingeben, ohne dabei wie immer den wahren Kern zu verstecken. Sie war die erste und einzige Person, die ihn jemals wirklich kennen würde.
Noch immer konnte er seine Situation nicht wirklich überblicken, zu neu waren all die Empfindungen, die nun über ihn hineinstürzten.
Wie in Trance ließ er seine Instinkte für sich handeln, ausgehend davon, dass er ihr nie etwas antun würde.
Auch er strich vorsichtig mit seinen Fingerspitzen über ihre Brust, als sie keine Einwände zeigte, ließ er seine Handfläche sinken, so dass er ihre linke Brust nun vollständig umfasste. Er spürte einen kräftigen, schnellen Herzschlag darunter, fühlte bei jedem Atemzug das leichte Heben und Senken. Er spürte, wie ihre Atemzüge immer tiefer wurden, das Schlagen ihres Herzen wurde fühlbar schneller.
Wie von selbst bewegten sich seine Hände weiter, strichen über ihren Körper, als wäre er ein kostbarer Diamant. Er schien nicht selbst zu handeln, eine übernatürliche Kraft schien ihn zu lenken, er genoss die Flut von Gefühlen, die über ihn hineinstürzte.
Minuten reihten sich zu Stunden, sie beide erkundeten den Anderen mit allen Sinnen. Er hätte nicht mehr sagen können wann sie ihre Kleidung abgelegt hatten, oder woher er das Selbstvertrauen nahm, sie würde ihn so akzeptieren, wie er wirklich war, nicht versteckt unter dem Gewand der Dunkelheit.
Das einzige was er realisierte, war sie, anmutig wie ein edles Reh, stark wie ein Hirsch, leidenschaftlich, wie nur sie es sein konnte.
Sie presste ihre Brust auf seine, überdeutlich spürte er ihre steifen Nippel, wie zwei Rubine, die allein ihm gehörten. Ihre Atmung war ein ständiger Wechsel mit seinem, ihr rasender Herzschlag durchdrang seinen ganzen Körper wie Hammerschläge. Nichts außer ihr war noch wichtig, sie war das einzige, was in diesem Moment zählte.
Langsam kam er ihrem Heiligtum immer näher, er spürte ihre zarte Haut, so verletzlich wie die eines Neugeborenen und doch bot sie es ihm bereitwillig da. Vertrauen — tiefer und intensiver als alles, was er kannte wurde ihm dargeboten, er nahm das Angebot gerne an.
Je näher er kam, desto empfindlicher reagierte sie, quittierte jeden Lufthauch, den seine Hände verursachten mit einem erwartungsvollen Stöhnen. Vorsichtig strich er über ihren Venushügel, scheu wie ein kleiner Vogel, unter keinen Umständen wollte er etwas tun, was ihr nicht mindestens ebenso gefiel wie ihm.
Er sah er tief in die Augen, als er sich ihrer Spalte näherte, sanft strich er eng daran vorbei. Ihre Augen schienen Funken zu sprühen, Funken der Leidenschaft und der Erregung. Er fühlte ihre Nässe, sie war mehr als bereit für alles Kommende. Er strich mit einem Finger direkt über ihre Mitte, es entlockte ihr einen tief aus dem Herzen kommenden Seufzer.
Auch er konnte seine Erregung schon lange nicht mehr verbergen, beinahe schmerzhaft schien es größer anschwellen zu wollen, als es möglich war.
Geschickt hatte sie sich so positioniert, das eine Hand stets leicht über seine Eichel strich, nur ganz leicht, dass es mehr eine Ahnung von einer Berührung war, als tatsächlich, es steigerte seine Erregung jedoch ins Unermessliche. Mit jeder ihrer Bewegungen schien sie seine empfindlichsten Punkte zu treffen, sie schien ihn besser zu kennen als er sich selbst.
Als wären sie ferngesteuert, bewegten sie beide ihre Mitten aufeinander zu, Worte waren nicht mehr notwendig, um zu kommunizieren.
Die Magie der Blicke, die Leidenschaft der brennend heißen Küsse sagte mehr als alles andere.
Er spürte jede einzelne Bewegung ihre kräftigen Muskeln, als sie sich auf ich zu bewegte. Seine Spitze berührte leicht ihre Öffnung, alles in ihm schien vor Lust zu vergehen. Ein sanftes Zucken ihres Oberschenkels bedeute ihm, seine Hände wieder zu ihren Brüsten wandern zu lassen, auf dem Weg dorthin strich er vorsichtig über ihre Hüfte, bog leicht an ihre Seiten ab, bis er ihre Brustansätze erreichte.
Instinktiv zog er sie an sich, seine Hände wanderten zärtlich über ihre Rücken hoch zu ihrem Nacken. Sie ließ ihn gewähren und vereinigte sich mit ihm zu einem unendlich intensiven Kuss. Er spürte sie sengende Hitze ihre schnellen Atemzüge, schmeckte den benebelten Geschmack der Liebe.
Scheinbar zeitlupenartig ließ sie ihre Hüfte sinken und nahm ihn dabei in sich auf. Er teilte ihre Schamlippen, die ihn sofort wieder fest umschlossen, umschlang ihn mit ihrem gesamten Körper.
Er spürte ihre Wärme schien in ihren Säften zu baden. Ihr weiches Fleisch umschlang ihn und schenkte ihm ein Gefühl von unendlicher Zärtlichkeit. Er konnte sich nichts schöneres, nichts erfüllenderes auf der Welt mehr vorstellen als SIE so spüren zu können.
Sie begannen einen magischen Tanz, er erzählte von Zuneigung, Zärtlichkeit und unendlicher Liebe. Es gab keine Regung, die sie nicht bereits ahnte, keine Bewegung, die nicht noch weiter ihre Lust steigerte.
Immer schneller und intensiver wurde ihr Duett, das dumpfe Pochen ihrer Herzen schien zu einem ohrenbetäubenden Paukenkonzert anzuwachsen, unaufhaltsam und bis auf jeden Knochen durchdringend.
Immer noch in dem anfänglichen Kuss eingebunden, erfuhr er in ihr den Himmel auf Erden, immer leidenschaftlicher nahm sie seine Bewegungen auf, ihre Muskeln gaben ihm ein magisch erscheinenden Augenblick des Glücks.
Er spürte wie sich der Höhepunkt in ihm aufbaute, versuchte ihn vergeblich zurückzuhalten.
Er wollte den Moment noch länger genießen, ihr als erstes das höchste aller Gefühle schenken. Es war unmöglich, ihre Bewegungen schienen so perfekt auf ihn angepasst, dass er es nicht konnte.
Mit einer letzten Bewegung gab er seinen Gefühlen nach und entleerte sich in ihr. Seine Säfte vermischten sich mit ihren und liefen an ihm herunter, das unverkennbare Zeugnis ihrer gegenseitigen Liebe. Durch seinen Höhepunkt hervorgerufen bäumte sie sich auf, eine Welle von unkontrollierbaren Bewegungen bestimmte ihren Körper.
Kurz darauf sank sie erschöpft in seine Arme, noch überwältigt vom eben Erlebten.
Ohne eine Bewegung ließ er sie auf sich liegen, völlig zufrieden damit, so nahe bei ihr sein zu dürfen. Er hielt sie einfach nur fest, hörte wie ihr Puls mit der Zeit sich wieder beruhigte. Es hätte nichts Schöneres für ihn gegeben, einfach bei ihr sein zu dürfen war das, was er sich immer gewünscht hatte.
Je länger sie so liegen blieben, es hätte beinahe ewig so bleiben können, machte sich jedoch auch die Wirklichkeit wieder bemerkbar.
Obwohl es tagsüber warm war, brachte die Nacht stets Kälte mit sich, die auch langsam sie beide empfing. Es gab keine Möglichkeit, das Zimmer zu heizen, normalerweise reichten ein paar Decken. Er versuchte jedoch, die Kälte zu ignorieren, zu intensiv war der Moment.
Erst als er spürte, wie Cora ganz leicht anfing zu zittern, schob er sie behutsam von sich herunter und reichte ihr die auf dem Boden verteilte Kleidung.
Sie bedankte sich mit einem ungewohnt schüchternen Kuss, welchen er trotzdem nur widerwillig beendete.
Während sie sich anzog, betrachtete er sie, ähnlich wie er es sonst auch oft getan hatte, doch es schien vollkommen anders. Sie war perfekt, es gab keine idealere Vorstellung mehr in seinem Gedächtnis. Früher hatte er sie mehr begehrt, nun wusste er, dass er sie aus seinem tiefsten Inneren heraus liebte. Es schien nicht mehr falsch, sie so zu betrachten, es war beinahe selbstverständlich.
„Wie lang ist es noch hin bis zur Dämmerung?“, fragte sie, als sie wieder vollständig bekleidet war. So war sie die vollkommene Assassinin, tödlich effektiv wie eine Raubkatze. Dennoch, nun wusste er, was sich unter ihrer äußeren Erscheinung verbarg, etwas, was sie allein ihm gewidmet hatte. Sie war nun auf alle Zeiten mit ihm verbunden, unumkehrbar, unleugbar.
Er zuckte die Achseln, er hatte das Zeitgefühl verloren, seitdem sie hier angekommen waren.
„Ich weiß es nicht…Wir sollten sowieso noch einmal am Gildenhaus vorbeisehen. „Erst als er fertig gesprochen hatte, fiel ihm wieder der Auftrag ein. Sie sollten sich beeilen, falls dieser Auftrag danebenging, hatten sie beide ein großes Problem, und das nicht nur aufgrund ihres Scheiterns. Man würde wissen wollen, warum sie es nicht geschafft hatten, weiteres Misstrauen konnten sie im Moment überhaupt nicht gebrauchen. Es würde schon so schwierig genug werden.
Er sah ihr an, dass sie dieselben Probleme auf sich zukommen sah, wie er.
Sie zeigte in zustimmendes Nicken, ließ dabei jedoch den Kopf einen Moment zu lange hängen. Ab hier hieß es, dass sie ihre Beziehung verborgen wie nur möglich ausleben würden müssen, andererseits holte der Tod sie schneller, als ihr lieb war.
Es würde weh tun, nichts von all den wunderbaren Gefühlen zeigen zu dürfen, sich jeden liebenden Blick verkneifen zu müssen. Doch das Verstecken ihrer Gefühle waren sie beide gewohnt, nun würde es nur noch ein wenig schwerer werden.
Kühle Nachtluft kam ihm entgegen, als sie die Tür öffnete. Ihre Haare wehten ihm in einer Windböe ins Gesicht, ein letztes Mal für diese Nacht würde er ihren Duft einatmen. Es gab kein Zurück mehr.
Für den Großteil des Volkes waren sie kaltblütige Mörder, bar jedes Gefühls, gottlos und sündiger als ihre schlimmsten Alpträume. Für den Rest, die Assassinen, waren sie von nun an eine Gefahr, zu oft hatte auch er schon miterleben müssen, wie jeder Beliebige durch das Gefühl von Liebe getäuscht werden konnte, zu groß war das Risiko, dass einer von ihnen unter manipulative Kontrolle geriet.
Beinahe mechanisch sah er sich um, niemand war zu sehen. Ein letzer flüchtiger Kuss verdrängte das eben geschehene in die Vergangenheit.
„Tage werden vergehen, Stunde um Stunde und wir werden uns fragen, was der andere wohl gerade tut, ob er noch am Leben ist. Doch mit jeder Umarmung, mit jedem Kuss wird die Erinnerung zurückkommen, in deinen Armen werde ich Ruhe finden. Die Zeit wird uns Prüfungen auferlegen, doch sie ist der Grund, warum wir kämpfen.
Du bist meine Unendlichkeit, zusammen werden wir stark sein und die Zeit überleben. „
Er wusste nicht, welcher Teil von ihm eben diese Worte gesprochen hatte oder woher er sie kannte. Sie waren wie ein Feuerwerk vor seinen Augen erschienen und sofort wieder verschwunden, doch jedes einzelne Wort hatte sich wie mit einem glühenden Eisen in sei Gedächtnis eingebrannt.
„Es ist wunderschön“ antwortete Cora mit einer unglaublich sanften Stimme, ihre Liebe schwang mit jeder einzelnen Silbe unverkennbar mit.
„Woher stammt es?“ „Ich weiß es nicht, es schien, als hätte ein Teil von mir gesprochen, den ich bisher ignoriert hatte. “ Ein wunderschönes, einfühlsames Lächeln huschte über Coras Lippen. „Ich glaube, man nennt es Seele. „.
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